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Herzog siegt überlegen, Vojta doppelt

Das Aufeinander dreier starker österreichischer Marathonläufer unter außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, nämlich auf der Bahn bei den Staatsmeisterschaften im BSFZ Südstadt in Maria Enzersdorf über 5.000m, hat einen überraschend deutlichen Triumph von Peter Herzog (Union Salzburg LA) gebracht. Der Pinzgauer, der sich…

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Das Aufeinander dreier starker österreichischer Marathonläufer unter außergewöhnlichen Rahmenbedingungen, nämlich auf der Bahn bei den Staatsmeisterschaften im BSFZ Südstadt in Maria Enzersdorf über 5.000m, hat einen überraschend deutlichen Triumph von Peter Herzog (Union Salzburg LA) gebracht. Der Pinzgauer, der sich in den Wochen davor in der Höhe von St. Moritz im Trainingslager aufgehalten hatte, diktierte bei seinem ersten Wettkampf überhaupt im Stadion das Tempo von Beginn an. „Der Plan war, situationselastisch auf das Geschehen zu reagieren. Aber mir war das Angangstempo zu niedrig, also habe ich die Initiative ergriffen“, erzählte der 33-Jährige, warum er einen individuellen Tempolauf startete. Christian Steinhammer (ULC Riverside Mödling) ließ sofort abreißen, bereits nach rund einem Drittel der Distanz konnte auch Timon Theuer (DSG Wien) das Tempo des Salzburgers nicht mehr mitgehen. Herzog demonstrierte seine sehr gute Verfassung im Sommer 2020 und finalisierte sein Staatsmeisterschaftsdebpt auf der Bahn in einem beeindruckenden Stil – als Solist mit riesigem Vorsprung und recht ungestört durch die zahlreichen Überrundungen. „Auf der zweiten Hälfte war es schwieriger, die Rundenzeiten zu halten. Aber mit der Zeit bin ich mehr als zufrieden“, betonte er. In einer Zeit von 13:54,25 Minuten garnierte der Salzburger dieses wichtige Testrennen auf dem Weg zum langfristigen Herbst-Ziel, dem London Marathon mit einem neuen Salzburger Landesrekord und erzielte die schnellste 5.000m-Zeit bei österreichischen Meisterschaften seit 36 Jahren, als Dietmar Millonig Gold gewann. Damals war Herzog noch nicht geboren.
 

© SIP / Johannes Langer
 

Theuer und Steinhammer klar distanziert

Ohne Österreichs bestem 5.000m-Läufer, Andreas Vojta (team2012.at) am Start, der sich am vergangenen Wochenende auf die Mittelstrecken konzentrierte und das Rennen über seine Spezialdistanz am ÖLV-Livestream mitkommentierte, war Herzog letztendlich konkurrenzlos. Spätestens seit seinem überzeugenden nationalen 5km-Straßenlauf-Rekord in Berlin (siehe RunAustria-Bericht) war er als erster Anwärter auf die Goldmedaille in dieses Rennen gestartet, es war der dritte Staatsmeistertitel nach jenem im Crosslauf 2018, im Halbmarathon im Sommer 2019, auf den die erfolgreiche Olympia-Qualifikation in Berlin folgte. Die Deutlichkeit seiner Überlegenheit gegenüber Theuer und Steinhammer war dennoch überraschend. Satte 36,5 Sekunden Vorsprung hatte Herzog im Ziel, als Theuer die Silbermedaille sicherte. In einer Zeit von 14:30,86 Minuten blieb er rund 17 Sekunden über seiner frischen 5.000m-Bestleistung, Steinhammer erreichte eine Zeit von 14:37,27 Minuten. Die beiden sind in ihrem Trainingszyklus in Vorbereitung auf die nächsten Wettkampfziele möglicherweise nicht ganz soweit wie Herzog, der nun ein weiteres Mal für einige Wochen in die Schweizer Alpen reist.
 

Vojta gewinnt beide Mittelstrecken

Es ist längst keine Sensationsmeldung mehr, dass Andreas Vojta bei Österreichischen Staatsmeisterschaften zwei Titel gewinnt. Das diesjährige Doppel war aber ein besonderes, weil der 31-jährige Niederösterreicher sich erstmals seit 2011 in die Staatsmeisterliste im 800m-Lauf eintrug. Und der Gewinn dieses Rennens war auch eine große Herausforderung, denn mit Dominik Stadlmann (KUS ÖBV Pro Team) fand er einen hartnäckigen Gegner. Vojtas Taktik richtete sich nach der zu erwartenden Spurtüberlegenheit seines Rivalen, im Gegensatz zu ihm ein 800m-Spezialist: ein hohes Tempo von Beginn an. Nach rund 300 Metern war die Lücke des Duos an der Spitze zum von Paul Stüger (KSV alutechnik) angeführten Feld bereits beträchtlich. Vojta zog sein Tempo durch und verteidigte seine Spitzenposition auch auf der Zielgerade. „Auf der Gegengerade war es im Gegenwind sehr schwierig, da musste ich mich etwas zurücknehmen, sonst wäre ich wohl auf der Zielgerade überholt worden“, kommentierte der neue Staatsmeister nach dem Rennen. Die Zeit von 1:52,43 Minuten ist die schnellste Siegerzeit bei Staatsmeisterschaften seit sieben Jahren, Stadlmann folgte mit nur 0,15 Sekunden Verspätung. Im Kampf um Bronze hatte Stüger in einer Zeit von 1:54,82 Minuten haarscharf die Nase gegen den jungen Kevin Kamenschak (ATSV Linz) vorne, der erstmals unter 1:55 Minuten blieb.
Seinen 36. Staatsmeistertitel sicherte sich Vojta tags darauf im 1.500m-Lauf, wo er zum zehnten Mal ganz oben auf dem Stockerl stand. „Eine schöne Sache für mich!“, konnte der einzige Doppel-Staatsmeister diesen Jahres zufrieden bilanzieren. Wieder war Stadlmann der Hauptkontrahent, die beiden verständigten sich in der Mittagshitze des zweiten Wettkampftages auf ein für das Feld harmonisches Tempo. Vojta attackierte eingangs der Schlussrunde aus dem Windschatten und siegte in einer Zeit von 3:48,25 Minuten mit zwei Sekunden vor Stadlmann. Eine große Leistung gelang Kamenschak, Österreichs aktuell interessantestes Lauftalent aus dem Jahrgang 2004, der die Altersklasse U16 und U18 auf diversen Laufdistanzen mit einer beachtlichen Überlegenheit dominiert. In einer persönlichen Bestleistung von 3:51,15 Minuten gewann er erstmals eine Medaille bei Österreichischen Meisterschaften der Allgemeinen Klasse – und das mit großen Abstand auf den Viertplatzierten.
 

© ÖLV / Alfred Nevsimal
 

Julia Mayer bleibt ohne Titel

Ganz und gar nicht nach Wunsch verliefen die Titelkämpfe für Julia Mayer (DSG Wien), die sich bei einem Trainingslager in Livigno auf diesen Saisonhöhepunkt vorbereitet hat. Im 5.000m-Lauf am Samstagabend bei aufgrund von Wind nicht leichten Bedingungen erlebte sie als klare Favoritin eine große Enttäuschung und verpasste die Goldmedaille um 35 Sekunden. Immerhin blieb in einer Zeit von 16:52,07 Minuten noch die Bronzemedaille für die Titelverteidigerin übrig, aber die neue Staatsmeisterin Julia Hauser (SVS Leichtathletik) und Victoria Schenk (ULC Euratsfeld) agierten in einer anderen Liga. Beide freuten sich in 16:16,67 Minuten bzw. 16:20,60 Minuten über neue persönlichen Bestleistungen. Wie hochklassig diese beiden Leistungen waren, zeigt die Tatsache, dass Susanne Pumper im Jahr 2006 letztmals eine schnellere 5.000m-Zeit bei Staatsmeisterschaften erzielt hat.
Von Beginn an war ein gutes Tempo drin, aus einer anfänglichen Fünfergruppe mit Hindernislauf-Spezialistin Lena Millonig (ULC Riverside Mödling) kristallisierte sich bald eine Dreiergruppe an der Spitze heraus. Victoria Schenk, die vom Marathon kommt, machte ausschließlich die Tempoarbeit, Mayer und Hauser folgten. Sandrina Illes (Union St. Pölten), Staatsmeisterin von 2018 und zuletzt Fünfte bei den Österreichischen Meisterschaften im Bergzeitfahren mit dem Rad, war weit zurückgefallen. Zu Rennmitte war es längst ein Duell zwischen Schenk und Hauser, das im Finale kein wirkliches war, weil die Triathletin das erwartungsgemäß deutlich bessere Finish hatte.
Die spannendste Entscheidung im Sinne von Knappheit auf der Ziellinie bei den sechs Laufbewerben gab es im 1.500m-Lauf der Frauen, in dem sich die zweite Gold-Chance für Mayer bot. In einem faszinierenden Endspurt war die Wienerin augenscheinlich zeitgleich mit der jungen Steirerin Lotte Luise Seiler (KSV alutechnik) ins Ziel gelaufen. Das Fotofinish fand eine Hunderstelsekunde Unterschied zugunsten Seilers, die eine persönliche Bestleistung von 4:34,69 Minuten markiertee. Ebenfalls einen „Hausrekord“ erzielte die drittplatzierte Fiona Aschenbrenner (DSG Wien), 4:38,16 Minuten.
 

© ÖLV / Alfred Nevsimal
 

Schrempf verlässt sich auf Endspurt

Im 800m-Lauf der Frauen agierte Carina Schrempf (Union St. Pölten) aus einer klaren Favoritenrolle heraus. Ihr ging es an diesem Samstagnachmittag nicht um eine möglichst schnelle Zeit, sondern die sichere, erste Position. Als Fünfte ging sie in die letzte Runde und arbeitete sich schnell auf Position drei vor. Bis 200 Meter vor dem Ziel diktierte Bronzemedaillengewinnerin Bianca Illmaier (KSV alutechnik) das Rennen, Schrempf beschleunigte und dominierte den Spurt auf der Zielgerade. In einer Endzeit von 2:13,43 Minuten lag sie gut eine Sekunde vor Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt), die sich neben Silber auch über eine persönliche Bestleistung von 2:14,64 Minuten freute. Es war Schrempfs dritter Staatsmeistertitel über die kürzeste Mittelstrecke in den letzten vier Jahren.
 
 

Ergebnisse Österreichische Staatsmeisterschaften 2020
800m-Lauf der Frauen

Gold: Carina Schrempf 2:13,43 Minuten
Silber: Caroline Bredlinger 2:14,64 Minuten *
Bronze: Bianca Illmaier 2:15,53 Minuten
4. Julia Millonig 2:15,587 Minuten
5. Amelie Brunner 2:16,56 Minuten
6. Cordula Lassacher 2:17,84 Minuten
 

800m-Lauf der Männer

Gold: Andreas Vojta 1:52,43 Minuten
Silber: Dominik Stadlmann 1:52,58 Minuten
Bronze: Paul Stüger 1:54,82 Minuten
4. Kevin Kamenschak 1:54,87 Minuten *
5. Nikolaus Franzmair 1:55,13 Minuten
6. Tobias Rattinger 1:56,52 Minuten
 
 

1.500m-Lauf der Frauen

Gold: Lotte Luise Seiler 4:34,69 Minuten *
Silber: Julia Mayer 3:34,70 Minuten
Bronze: Fiona Aschenbrenner 4:38,16 Minuten *
4. Bianca Illmaier 4:38,41 Minuten
5. Cordula Lassacher 4:41,07 Minuten
6. Julia Millonig 4:47,59 Minuten.
 

1.500m-Lauf der Männer

Gold: Andreas Vojta 3:48,25 Minuten
Silber: Dominik Stadlmann 3:50,22 Minuten
Bronze: Kevin Kamenschak 3:51,15 Minuten *
4. Tobias Rattinger 3:55,82 Minuten *
5. Morgan Schusser 3:56,88 Minuten *
6. Marcel Tobler 3:59,13 Minuten
7. Nikolaus Franzmair 3:59,88 Minuten
8. Bernhard Neumann 4:01,80 Minuten *
 
 

5.000m-Lauf der Frauen

Gold: Julia Hauser 16:67,67 Minuten *
Silber: Victoria Schenk 16:20,60 Minuten *
Bronze: Julia Mayer 16:52,07 Minuten
4. Julia Millonig 16:54,31 Minuten
5. Sandrina Illes 17:04,40 Minuten
6. Laura Croll 17:45,84 Minuten *

5.000m-Lauf der Männer

Gold: Peter Herzog 13:54,25 Minuten **
Silber: Timon Theuer 14:30,86 Minuten
Bronze: Christian Steinhammer 14:37,27 Minuten
4. Mario Bauernfeind 14:47,63 Minuten
5. Harkus Hartinger 14:52,21 Minuten
6. Michael Stulik 15:10,54 Minuten
7. Jürgen Aigner 15:13,03 Minuten
8. Patrick Krammer 15:15,91 Minuten
9. Isaac Kosgei 15:28,81 Minuten
10. Dominik Jandl 15:32,21 Minuten
 
*persönliche Bestleistung
** persönliche Bestleistung und Salzburger Landesrekord
 
 
Österreichischer Leichtathletik-Verband

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