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Hochklassiges Duell zwischen Kenia und Äthiopien

Selbst wenn der London Marathon der Damen nur teilweise gerechtfertigt im Schatten des Herren-Rennens stehen dürfte, gilt: Die Läuferinnen, die im Marathon-Frühling 2016 für die ganz großen Schlagzeilen sorgen wollen, sind allesamt bei der bedeutendsten Lauf-Veranstaltung Europas am Start. Die…

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© London Marathon / Mark Shearman
© London Marathon / Mark Shearman
Selbst wenn der London Marathon der Damen nur teilweise gerechtfertigt im Schatten des Herren-Rennens stehen dürfte, gilt: Die Läuferinnen, die im Marathon-Frühling 2016 für die ganz großen Schlagzeilen sorgen wollen, sind allesamt bei der bedeutendsten Lauf-Veranstaltung Europas am Start. Die Champions von 2015 des Dubai Marahton, London Marathon, Chicago Marathon, New York Marathon und des WM-Marathons von Peking reichen sich an der Startlinie die Klinke in die Hand.

Dauerbrenner auf Favoritenlisten

Als Schnellste der Meldeliste fällt die Favoritenrolle abermals auf die Kenianerin Mary Keitany, Gesamtsiegerin der abgelaufenen World Marathon Majors, Siegerin der letzten beiden Auflagen des New York Marathon und Siegerin in London 2011 und 2012. Beide Male lieferte sie sensationelle Leistungen ab: 2:19:19 Stunden 2011, im Jahr darauf dann die persönliche Bestleistung von 2:18:37 Stunden, gleichzeitig Afrikarekord. Nur Paula Radcliffe ist beim London Marathon jemals schneller gelaufen, bei ihren Siegen 2003 und 2005. Seit die 33-jährige Kenianerin aus ihrer Babypause zurück ist, stürmte sie von einem Sieg zum nächsten und erlitt lediglich eine bittere Niederlage. Beim London Marathon 2015, als sie als klare Favoritin das Duell gegen die äthiopische Überraschungssiegerin Tigist Tufa verlor. Aufgrund dieses Erlebnisses hat Keitany mit dem London Marathon auf jeden Fall noch eine Rechnung offen und hofft auf ein deutlich schnelleres Rennen: „Das ist besser für mich!“ Gewinnt sie am Sonntag zum dritten Mal in der britischen Hauptstadt, wäre sie nach Paula Radcliffe, der Deutschen Katrin Dörre-Heinig und der Norwegerin Ingrid Kristiansen die vierte Dreifachsiegerin. Letztere hat in den 80er Jahren sogar viermal in London triumphiert. „Das wäre fantastisch. Ich würde es lieben, am Sonntag zu gewinnen“, träumt Keitany längst vom Hattrick. Renndirektor David Bedford adelte Keitany als die „eleganteste Läuferin im Feld“.

Kiplagats Olympiatraum

Wer in Kenia für die Olympia-Nominierungen im Marathon zuständig ist, sollte beim London Marathon genau hinschauen. Denn neben Keitany sind weitere Bewerberinnen am Start, die um die begehrten drei Tickets nach Rio kämpfen. Florence Kiplagat, ihres Zeichens Weltrekordhalterin im Halbmarathon, zeigte mit dem Sieg beim Chicago Marathon im vergangenen Herbst einen aufsteigenden Trend – es war ihr bester Marathon seit Jahren. Auch in London, wo sie vor zwei Jahren ihrer Landsfrau Edna Kiplagat nur hauchdünn unterlegen war, möchte sie beweisen, dass sie zur absoluten Weltklasse im Marathon gehört. Allerdings hat eine hartnäckige Erkältung im Winter den Saisonstart 2016 erschwert, vielleicht hat sich aber der Zeitpunkt der Topform richtig für den London Marathon verzögert. Priscah Jeptoo braucht beim London Marathon wohl eine außergewöhnliche Leistung – und eine deutliche Steigerung zu den letzten Marathons – um im letzten Moment noch auf den Zug nach Rio aufzuspringen. Die Siegerin des London Marathon von 2013 gewann bei den letzten Olympischen Spielen – ebenfalls in London – die Silbermedaille. Laut eigener Aussage fühlt sich die hoch aufgeschossene Kenianerin deutlich stärker als bei ihren letzten Marathons. Die vierte starke Kenianerin im Feld ist Jemima Sumgong, die bereits mehrmals knapp vor einem großen Erfolg gestanden hat. Unter anderem beim New York Marathon 2014, als sie im Zielsprint Mary Keitany unterlag.

Äthiopierinnen im Frühjahr 2016 voran
© getty images
Tigist Tufa bei ihrem Vorjahrestriumph. © getty images
Der Marathon-Frühling 2016 geht bis dato klar auf das Konto der Äthiopierinnen: Ein überlegener Sweep beim Dubai Marathon, ein überzeugender Doppelsieg beim Boston Marathon, Melkamus Streckenrekord zuletzt beim Hamburg Marathon und der Sieg von Shuko Genemo beim Vienna City Marathon. Dem gegenüber stehen „nur“ die Erfolge von Helah Kiprop in Tokio und Visiline Jepkesho in Paris. Es deutet viel darauf hin, dass die Kenianerinnen beim London Marathon das Blatt wenden. Aber die Konkurrenz aus Äthiopien ist bärenstark.

Tufa will Sensation wiederholen

Allen voran, die Startnummer 101, die für die Titelverteidigerin reserviert ist. „Der Sieg in London war der größte Moment meine bisherigen Karriere“, weiß die 28-Jährige. „Ich bin glücklich, nach London zurückzukehren, um meinen Titel zu verteidigen.“ Ob Tigist Tufa ein ähnliches Husarenstück wie im Vorjahr gelingt, ist allerdings fraglich. Sie geht bestenfalls als Außenseiterin ins Rennen. Beim London Marathon 2015 lief das Rennen exakt nach ihren Bedürfnissen ab: Kein Temporennen, sondern ein von Taktik dominiertes, bei dem sie aus der geschützten Rolle der Außenseiterin mit den größten Energiereserven im Finale reüssieren konnte. Einen Vorteil von damals hat sie heuer nicht mehr: Sie wird wohl keine der Spitzenläuferinnen mehr überraschen können, denn spätestens seit ihrem Vorjahressieg gehört sie selbst zur Weltspitze. „Nach dem New York Marathon habe ich eine Pause genommen und habe mich dann sehr gut vorbereitet“, zeigt sich die Titelverteidigerin zuversichtlich.

Mergia mit großem Optimismus

Aselefech Mergia, die eine Bestleistung von 2:19:31 Stunden aufweisen kann, ist die vierte Läuferin im Elitefeld, die bereits in London gewinnen konnte. 2010 führte sie einen äthiopischen Dreifachsieg an. „Ich habe mich sehr lange und sehr hart vorbereitet. Das Training lief wirklich gut. Mein Ziel ist, am Sonntag zu gewinnen“, spricht die 30-Jährige voller Selbstvertrauen. Dies ergründet sich auch in den Leistungen ihrer Trainingspartnerinnen Atsede Baysa und Tirfi Tsegaye beim Boston Marathon am Montag. Hochspannend wird auch der Auftritt der amtierenden Weltmeisterin Mare Dibaba, die vierte Läuferin im Feld mit einer Bestleistung von unter 2:20 Stunden. Dibaba hat in ihrer noch relativ jungen Karriere bereits beachtliche Erfolge gefeiert, derartig starker Konkurrenz war sie allerdings noch nie ausgesetzt. Ein ungewohntes Umfeld bringt neue Herausforderungen, denen sich die kleine Äthiopierin, die von der AIMS als Marathonläuferin des Jahres 2015 ausgezeichnet wurde, stellen wird. Die vierte Äthiopierin im Elitefeld ist Feyse Tadese.

Augusto um Spitzenresultat

Um den Sieg werden die europäischen Läuferinnen in London nicht kämpfen können, dennoch sind ein paar interessante Athletinnen am Start, die um gute Positionen kämpfen. Die Portugiesin Jessica Augusto hat schon einige Male bewiesen, auch auf größter Bühne für Überraschungen gut zu sein. Sie ist die einzige Nicht-Afrikanerin mit einer Bestleistung unter 2:25 Stunden. Volha Mazuronak aus Weißrussland, Katarzyna Kowalska sowie die Britinnen Sonia Samuels, Alyson Dixon, Susan Partridge und Debütantin Charlotte Purdue komplettieren das Feld der Europäerinnen. Purdue möchte es ihren Landsfrauen Samuels und Dixon gleichtun und das Ticket für die Olympischen Spiele lösen. Außerdem sind Rene Kalmer und Irvette van Zyl aus Südafrika, Sara Hall aus den USA, Natalia Romero aus Chile und Cassie Fien aus Australien am Start.

Comeback einer alten Bekannten

Zu ihrem 60. Geburtstag hat sich Veronique Marot mit einem Startplatz beim größten Marathon ihres Heimatlandes beschenkt. 1989 gewann sie den London Marathon und hielt den britischen Landesrekord, bis ihn ihr Weltrekordhalterin Paula Radcliffe wegnahm. „Damals hatte ich einen Blick auf den Weltrekord und den britischen Rekord inne. Heute unvorstellbar für mich“, lacht sie und nimmt sich das Ziel einer Zeit unter vier Stunden vor.

Verletzung verhindert Start von Cherono

Der einzige große Name, der von der Teilnehmerliste gestrichen werden musste, ist jener der Kenianerin Gladys Cherono, die im Vorjahr bei ihren beiden ersten Marathons glänzte: Dem Sensationsdebüt in Dubai mit Rang zwei folgte die Weltjahresbestleistung in Berlin. Damit wäre die 32-Jährige als eine der Topfavoritinnen auf den Sieg beim London Marathon ins Rennen gegangen. Eine Verletzung hat die Fortsetzung dieser beeindruckenden Serie vorerst unterbrochen.
London Marathon

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