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„Ich war zu 100% überzeugt, dass mein Plan funktioniert!“

Julia Mayer lieferte beim Olympischen Marathon in Paris eine starke individuelle Leistung ab. Im RunUp.eu-Interview erzählt sie vom wichtigsten Tag ihrer bisherigen Karriere.
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Eine Herausforderung wie nie, ein euphorisches Publikum, der größte Rahmen. Jahrelang hat sich Julia Mayer (DSG Wien) mit ihrem Umfeld akribisch auf den gestrigen Tag vorbereitet, um den anspruchsvollen Olympischen Marathon, mit 436 Höhenmetern im An- und 438 im Abstieg, mit einer starken Leistung zu absolvieren. In einer Zeit von 2:35:14 Stunden erreichte sie Platz 55 und ließ einige starke Kontrahentinnen hinter sich. Ihr gelang ein Wettkampf, wie sie ihn sich vorgestellt hatte und der neue Motivation für den nächsten Olympischen Zyklus bedeutet.

RunUp.eu: Julia Mayer, herzliche Gratulation zu deiner gestrigen Leistung! Ein starker Auftritt inmitten eines Rennens auf höchstem Niveau.

Julia Mayer: „Vielen Dank! Wenn mir jemand vor dem Rennen Top-60 versprochen hätte, hätte ich unterschrieben und wär gar nicht gelaufen (lacht). Ich hatte großen Respekt vor dem enormen Leistungsniveau des Feldes. Meine Zeit ist irre. Nicht nur aufgrund der vielen Anstiege und Bergabpassagen, sondern man muss auch berücksichtigen, dass ich großteils alleine gelaufen bin.“

Du hast das Rennen gezeigt, dass du im Vorfeld gegenüber RunUp.eu vorhergesagt hast…

„Ich war zu 100% überzeugt, dass mein Plan aufgehen würde. Beim Valencia Marathon war ich nicht so überzeugt, damals habe ich noch nicht so genau gewusst, was ich kann. Aber hier war ich mir sicher, dass ich den Wettkampf richtig steuern kann, damit das Resultat herauskommt, das ich wollte. Ich war überzeugt, dass ich dank meiner mentalen und physischen Vorbereitung das umsetzen konnte. Ich kenne meinen Körper wie kaum eine andere und das war ein Schlüssel, Strecke, Rennverlauf und Leistungspotenzial gut einschätzen zu können.“

RunUp.eu-Lesetipp: Der Bericht des Marathonlaufs der Frauen

Du hast jahrelang akribisch auf Paris 2024 hingearbeitet. Mit welchen Emotionen blickst du jetzt einen Tag später auf dieses große Ziel?

„Seitdem ich mich in Valencia mit dem österreichischen Rekord für die Spiele qualifiziert habe, habe ich mich eigentlich nie wirklich gefreut. Es war immer die Anspannung da, in Paris auch eine gute Leistung zu bringen. In dieser langen Vorbereitung hab ich mir selbst viel Druck auferlegt. Ich wusste, dass es für die Motivation in meiner weitere Laufbahn extrem wichtig sein würde, hier gut zu laufen. Speziell seitdem ich in den Marathon gewechselt bin, habe ich enorm viel geopfert, habe kein normales Leben mehr. Das muss sich dann am Punkt X auszahlen. Daher ist das Resultat von gestern für mich enorm wertvoll – und endlich ist alles abgefallen.“

Paris 2024 ist nun Geschichte. Diese Olympischen Spiele werden aufgrund der grandiosen sportlichen Leistungen, aber auch aufgrund der genialen Atmosphäre mit vielen, vielen Fans aus aller Welt in Erinnerung bleiben. Wie hast du dieses unfassbar große Publikum gestern beim Marathon erlebt?

„So eine Stimmung habe ich noch nie erlebt. Es war ein überwältigendes Geschrei auf den ersten und letzten Kilometern. Und auch in den Anstiegen. Wahnsinn, wie viele Menschen da gestanden sind! Das war wirklich wie bei der Tour de France. Sie haben uns förmlich raufgeschrien! Ich habe auch viele österreichische Fans entdeckt, die mich unterstützt haben. Besonders die letzten zwei Kilometer waren unbeschreiblich. So viele Menschen, die uns alle laut angefeuert haben. Das war überwältigend!“

Dein Karriere-Plan hat früh die Olympischen Spiele von Los Angeles 2028 als großes Ziel in den Fokus gerückt. Mit welchen Erkenntnissen von deinem Olympia-Debüt gehst du jetzt in den nächsten Olympischen Zyklus?

„Mit viel Motivation. Und dem Wissen, dass ich schneller laufen kann, will und muss. Ich habe hier erreicht, wo ich hinwollte. Das ist eine gute Ausgangsposition für alles, was jetzt kommt. Ich kann auf die Fortschritte der letzten Jahre aufbauen. Ich nehme auch Inspiration mit, wie andere sich in den letzten Jahren verbessert haben. Zum Beispiel Hanne Verbrüggen, mit der ich regelmäßig trainiere. Die hatte ein schwieriges letztes Jahr mit Verletzungen und einer Operation. Sie hat trainiert bis zum Umfallen und war hier in Paris so fit wie noch nie. Sie ist unglaublich gut gelaufen.

Solche Beispiele demonstrieren mir, was in den kommenden vier Jahren möglich ist. Ich weiß, es geht nur über eine lange Zeit, über Konsequenz und Konsistenz. Ich bin bereit dafür, vier weitere Jahre gezielt, hart und intensiv zu arbeiten, gemeinsam mit meinem Trainer Vincent Vermeulen. Ich bin bereit, noch vier Jahre alles dem Spitzensport unterzuordnen. Dabei werden wir den vollen Fokus auf den Marathon legen.“

Vielen Dank für das Gespräch und Alles Gute dafür!

Interview: Thomas Kofler
Bild: © privat, Julia Mayer

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