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Der europäische Superstar im Laufsport präsentierte sich „beim besten Meeting der Welt, bei dem ich mich immer wohl fühle“ in absoluter Topform. Angeführt von den beiden Pacemakern nahm der Norweger unter dem Jubel Tausender seiner Landsleute auf den Tribünen Schwung auf und setzte bei auftrocknender Laufbahn, ausgebliebenem Regen und Temperaturen im niedrigen zweistelligen Bereich auf den letzten 600 Metern an der Spitze liegend zur großen Show an. Kraftvollen Schrittes erreichte er eine Siegerzeit von 3:46,46 Minuten und trug sich damit nicht nur in die Geschichte des Traditionsmeetings ein, weil er als erster Norweger das Meilenrennen gewonnen hat, sondern auch weil er seinen vergangenes Jahr in Eugene aufgestellten norwegischen Landesrekord um fast acht Zehntelsekunden brach. Der uralte Europarekord von Steve Cram, aufgestellt im Jahr 1985 in diesem Stadion, überstand die Attacke des 21-jährigen Norwegers um 0,14 Sekunden. Dafür brach Jakob Ingebrigtsen andere Rekorde: Seine eigene Weltjahresbestleistung steigerte er um über drei Sekunden. Die Zeit von 3:46,46 Minuten bedeutet die schnellste Meilen-Siegerzeit seit Start der Diamond League (bisher Ingebrigtsen in 3:47,24), der Meetingrekord in Oslo von Hicham El Guerrouj von 3:44,90 Minuten bleibt jedoch bestehen. „Ich fühle mich großartig. Ich war bereit, schnell zu laufen und das habe ich getan“, sagte Ingebrigtsen. Zuletzt war der US-Amerikaner Alan Webb vor 15 Jahren in einem Meilenrennen unter 3:47 Minuten geblieben, schneller als Ingebrigtsen in Oslo war zuletzt Weltrekordhalter El Guerrouj im Jahr 2001.
In Abwesenheit seiner größten Kontrahenten der letzten Jahre, Timothy Cheruiyot und der noch nicht fitte Australier Stewart McSweyn, sorgte der in seinem Rücken laufende Oliver Hoare dafür, dass die Dream Mile trotz eines auf den letzten Metern letztlich klaren Siegs keine One-Man-Show von Jakob Ingebrigtsen wurde. Der 25-jährige Australier steigerte seine Bestleistung um gut drei Sekunden auf eine Zeit von 3:47,48 Minuten und verbesserte damit den ozeanischen Kontinentalrekord von McSweyn um fast eine Sekunde. Dritter wurde der starke Brite Jake Wightman, der erst in der letzten Runde den Kontakt zu Hoare verlor und mit einer persönlichen Bestzeit von 3:50,30 Minuten Dritter vor seinem Landsmann Neil Gourley, ebenfalls in Bestleistung, und Charles Grethen wurde, der in 3:53,20 Minuten einen luxemburgischen Landesrekord aufstellte.
Die zweite geniale norwegische Laufleistung lieferte keiner der älteren Brüder von Jakob Ingebrigtsen, die im 5.000m-Lauf der Männer enttäuschten, sondern Karoline Bjerkeli Grövdal auf den zwölfeinhalb Runden der Frauen. In einer fantastischen Leistung von 14:31,07 Minuten verbesserte die 32-Jährige den 36 Jahre alten norwegischen Landesrekord von Ingrid Kristiansen um über sechs Sekunden und machte sich mit dieser Sonderleistung ein nachträgliches Geburtstagsgeschenk. „Es ist ein großer Tag für mich. Diesen Rekord habe ich schon so lange im Visier, es ist fantastisch. Die Zuschauer haben mir definitiv geholfen“, sagte die Lokalmatadorin, die sich in der Höhe von Flagstaff auf die Weltmeisterschaften vorbereiten möchte. Die amtierende Europameisterin im Crosslauf schob sich auf Rang acht der ewigen europäischen Bestenliste und war als Viertplatzierte im Wettkampf vor heimischem Publikum die beste Europäerin.
Nach einigen Abstimmungsproblemen zu Beginn klappte das Pacemaking einige Minuten lang, ehe Eilish McColgan bereits auf dem zweiten Kilometer die Führung übernahm. Gut eine Woche nach ihrem Husarenritt über 10.000m in Hengelo (siehe RunAustria-Bericht) stieg die Schottin in Oslo nach vier Fünftel der Distanz aus, nachdem sie überraschend früh Schwierigkeiten mit dem Tempo bekundete. Bei wieder einsetzendem Regen übernahm zu Rennmitte die Lokalmatadorin das Kommando, stets den norwegischen Rekord im Auge, da das Tempo zuvor etwas einbrach. Ihr folgte Almaz Ayana in ihrem ersten 5.000m-Rennen seit den Weltmeisterschaften 2017 in London. Die Äthiopierin belegte schlussendlich den sechsten Platz und demonstrierte damit aufsteigende Form.
Unter dem Jubel des Publikums, das auch mit viel Interesse den parallel stattfindenden Stabhochsprung-Wettkampf der Männer mit zwei starken Lokalmatadoren verfolgte, führte Grövdal das hochkarätige Feld als Führende in die letzte Runde. Dann übernahm 1.500m-Star Gudaf Tsegay das Zepter in einem spannenden Finale. Weltrekordhalterin Letesenbet Gidey erwischte ihren Windschatten und ging als Führende in die letzte Kurve, doch Dawit Seyaum hatte den mit Abstand größten Speed und ließ ihre beiden Landsfrauen auf den letzten 150 Metern stehen. In einer persönlichen Bestleistung von 14:25,84 Minuten, angesichts des Rennverlaufs noch eine sehr schnelle Zeit, setzte sie sich deutlich vor Tsegay und Gidey durch. Für den äthiopischen Verband ist dieses Ergebnis eine schlechte Nachricht. Laut Informationen, die wenige Tage zuvor von äthiopischen Journalisten über Twitter verbreitet wurden, ist Seyaum nicht für eine WM-Teilnahme vorgesehen – das erscheint nun in einem sehr erstaunlichen Licht. Hinter Grövdal erzielte Alicia Monson eine persönliche Bestleistung von 14:31,11 Minuten und rangiert nun auf Rang drei der ewigen US-Bestenliste.
Gut verlief das Rennen für die beiden Deutschen Konstanze Klosterhalfen und Alina Reh, die beide das Limit für die Weltmeisterschaften in Eugene erfüllten. Klosterhalfen, vor der Türkin Can zweitbeste Europäerin im Rennen, lief während der ersten Rennhälfte aktiv vorne mit und erzielte in einer Zeit von 14:37,94 Minuten den achten Platz. Es ist die fünftschnellste 5.000m-Zeit ihrer Karriere. Reh verpasste in einer Zeit von 15:06,29 Minuten ihre persönliche Bestleistung lediglich um zwei Sekunden. Dass sie mit dieser Leistung nur 15. und Vorletzte wurde, lag an der hohen Qualität des Feldes, in dem die Holländerin Maureen Koster eine persönliche Bestleistung und Laura Galvan gar einen mexikanischen Rekord aufstellten.
Der 5.000m-Lauf der Männer konnte nicht an die Qualität der Diamond-League-Rennen in Eugene und Rom anknüpfen, die Siegerzeit lag über 13 Minuten. In einem spannenden Kampf um den Sieg mit acht Läufern auf einem Fleck zum Start der letzten Runde hatte Telahun Bekele die schnellsten Beine. In einer Zeit von 13:03,51 Minuten führte er einen äthiopischen Dreifachsieg mit dem zweifachen Hallen-Weltmeister über 1.500m, Samuel Tefera, und Getnet Wale an. Der US-Amerikaner Joe Klecker, der Australier Jack Rayner und der Spanier Adel Mechaal behaupteten sich auf den Rängen vier, sechs und sieben beachtlich, die beiden letzteren liefern persönliche Bestleistungen. Rayner ist mit einer Zeit von 13:06,00 Minuten die Nummer drei der ewigen australischen Bestenliste, Mechaal mit einer Zeit von 13:06,02 Minuten die Nummer fünf der ewigen spanischen Bestenliste.
Der Sieg im stark besetzten 800m-Lauf der Frauen ging erwartungsgemäß an Keely Hodgkinson, die sich trotz einer Saisonbestleistung von 1:57,71 Minuten nicht so deutlich vom Rest des Feldes absetzen konnte, wie vielleicht von manchem erwartet. Auch sie sagte im Interview, dass sie gerne eine etwas schnellere Zeit erzielt hätte. Das lag a) an einer offensiv laufenden Renelle Lamote, die am Ende in einer neuerlich starken Zeit von 1:58,50 Minuten Dritte wurde, und an der überraschend endschnellen Laura Muir, die nach einigen eher dürftigen Diamond-League-Auftritten auf ihrer Spezialdistanz, den 1.500m, in der Schlussphase auf Rang zwei spurtete und eine Zeit von 1:58,09 Minuten erreichte. „Auch wenn nicht alles nach Plan lief, bin ich sehr zufrieden mit dieser Zeit. Sie ist eine der schnellsten für mich auf dieser Distanz“, so Muir, die im Interview mit der Diamond League ankündigte, im Sommer bei allen drei großen Meisterschaften Medaillen gewinnen zu wollen. Acht Läuferinnen blieben unter zwei Minuten, darunter die viertplatzierte Weltmeisterin Halimah Nakaayi in einer Saisonbestleistung von 1:58,68 Minuten.
Dream Mile der Männer
800m-Lauf der Frauen
5.000m-Lauf der Männer
5.000m-Lauf der Frauen
* neue Weltjahresbestleistung
** neuer Diamond League Rekord
*** neuer norwegischer Landesrekord
**** neuer ozeanischer Kontinentalrekord
***** neue persönliche Bestleistung
****** neuer luxemburgischer Landesrekord
******* neuer mexikanischer Landesrekord