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Inoffizielle Jahresbestzeit über 10km für Sebastian Frey

Sebastian Frey ist bei der Corrida de Houilles in der Nähe von Paris erstmals in seiner Karriere einen 10km-Straßenlauf unter 30 Minuten gelaufen.
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Nach 29:15 Minuten erreichte Sebastian Frey das Ziel bei der Corrida de Houilles in der Nähe von Paris, eine Traditionsveranstaltung, die in Turbulenzen gekommen ist. Nach einem Streit zwischen Organisatoren und der Stadt war die 52. Auflage dieses Straßenlaufs nicht im Global Calendar von World Athletics eingetragen. Daher sind die erzielten Leistungen laut Standards des Weltverbandes nicht bestenlistentauglich, weshalb die offizielle ÖLV-Jahresbestzeit in dieser Disziplin in den Händen von Timo Hinterndorfer bleibt, der im September in Prievidza eine Zeit von 29:22 Minuten gelaufen ist.

Der 10km-Straßenlauf ist nicht die Spezialdisziplin von Sebastian Frey (DSG Wien), der sich auf den längeren Bahnstrecken zu Hause fühlt. Im Zuge der ausdauerlastigen Saisonvorbereitung inklusive Crosslauf-EM passte der Wettkampf aber gut ins Programm und der Österreicher lief diese Distanz erstmals in unter 30 Minuten. „Ich bin mit meiner Leistung nicht ganz zufrieden“, wird der Athlet auf der Website des Österreichischen Leichtathletik-Verband (ÖLV) zitiert. „Aber es war eine wertvolle Erfahrung. Der hügelige Kurs und der Nieselregen kurz vor dem Start haben den Wettkampf anspruchsvoll gemacht.“ Der 22-Jährige, der die Ziellinie auf Position 15 überquerte, nehme viel Positives mit in die gezielte Vorbereitung auf die Hallensaison. Wäre die Leistung von 29:15 Minuten für nationale und internationale Bestenlisten gültig, wären es die ÖLV-Jahresbestzeit 2024 und Platz neun in der ewigen ÖLV-Bestenliste im 10km-Lauf.

Heimsieg für Gressier

Exakt eineinhalb Minuten schneller gelaufen als Frey ist Sieger Jimmy Gressier, der zur ersten Garde der französischen Läufer gehört. Damit setzte sich der WM-Fünfte im Halbmarathon von 2023 knapp gegen den entthronten Crosslauf-Europameister Yann Schrub (27:48) und Valentin Gondouin (27:54) durch. Der 27-Jährige ist der zweitschnellste europäische 10km-Läufer aller Zeiten und hat sich in diesem Jahr überraschenderweise bewusst gegen eine Crosslauf-Saison und für Straßenläufe entschieden. Eine Woche nach seinem zweiten Platz bei der Course de l’Escalade in Genf untermauerte er neuerlich seine gute Form.

Gressiers Sieg ist der zweite französische in Folge nach Bastien Augusto im Vorjahr. Bis 2022 war der Straßenlauf vor den Toren von Paris auch Anziehungspunkt für ostafrikanische Eliteläufer*innen. So schmücken etwa die Namen von Halbmarathon-WM-Medaillengewinner Daniel Ebenyo, Marathon-Olympiasiegerin Peres Jepchirchir (Tokio 2020) oder der ehemaligen Hindernislauf-Weltmeister Norah Jeruto die Siegerlisten der letzten Jahren.

Doch auch ohne internationale Konkurrenz war das Männerrennen gut besetzt, weil viele starke französischen Läufer am Start waren. So standen auch Bastien Augusto (4.), der zuletzt einen Halbmarathon unter einer Stunde gelaufen ist, und Alexis Miellet (8.), Europameister im 3.000m-Hindernislauf von Rom 2024, in den Top-Ten. Auch bei den Frauen gab es einen französischen Sieg, allerdings in einem weit nicht so prominent besetzten Rennen: Die 25-jährige Célia Tabet überquerte die Ziellinie als Erste nach 32:58 Minuten. So waren letztlich nur 316 Teilnehmer*innen in den beiden Eliterennen am Start, davon nur 23 Läuferinnen. Im Volkslauf starteten laut „Le Parisien“ 1.370 Läufer*innen, davon gut 400 weibliche.

Folgenreicher Streit

Die Corrida de Houilles, die eigentlich „Corrida Pedestre Internationale de Houilles“ heißt und ihre Premiere bereits im Jahr 1972 erlebte, ist nicht mehr die Veranstaltung, die es einmal war. Die Traditionsveranstaltung geriet nach ihrer 50. Ausgabe im Jahr 2022 in Turbulenzen, weil sich ein Streit zwischen dem traditionell ausrichtenden „Comité des Fetes de Houilles“ unter der Leitung seiner Präsidentin Monique Abgrall und die Stadtverwaltung von Houilles entfachte und irreversible Folgen mit sich brachte. Seither sorgen ein Markenstreit und zwei Websites mit unterschiedlichen und polarisierenden Kommunikationsinhalten für reichlich Verwirrung.

2023 stand eine Absage im Raum: Im September gab das Veranstaltungskomitee die Absage des Laufs bekannt und argumentierte, dass der Bürgermeister von Houilles erforderliche Nutzungsgenehmigungen des öffentlichen Raums nicht freigegeben hätte. Der Bürgermeister Julien Chambon reagierte erbost und kündigte an, die Verwaltung der Kleinstadt würde die Organisation kurzfristig übernehmen.

So fand am 17. Dezember 2023 tatsächlich eine Laufveranstaltung statt. Auch die diesjährige Veranstaltung wurde von der Stadt organisiert. Die ursprünglichen Organisatoren richteten sich am 31. Oktober mit einer aggressiven Pressemitteilung an die Öffentlichkeit und distanzierten sich entschieden vom Event, dessen Qualität sie in deutlichen Worten kritisierten.

Autor: Thomas Kofler
Bild: © ÖLV / Evren Kalinbacak – Sebastian Frey bei der Crosslauf-EM 2024.

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