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Drei Tage nach dem Entschluss des Leichtathletik-Weltverbandes die Suspendierung des russischen Leichtathletikverbandes aufrecht zu halten, hat das Internationale Olympische Komitee die dringliche Empfehlung der IAAF, russische Leichtathleten, die strikt nachweisen können, dass sie sauber sind, als neutrale Athleten starten zu…
Zwar sind russische Leichtathleten in Rio nur unter besonderen Auflagen startberechtigt, sie dürfen allerdings unter russischer Flagge antreten. Damit werden der internationale Leichtathletik russische Starter in Rio gegen den Willen des Weltverbandes aufgedrängt. Russische Athleten müssen außerhalb des eigenen, nationalen Anti-Doping-Systems getestet werden oder geworden sein – also von internationalen Institutionen. Bei negativem Ergebnis dieser Probe ist eine Olympia-Teilnahme unter russischer Flagge möglich. Im Klartext heißt dies nun, zu den Spielen zeitnahe Dopingtests, die nun angekündigt sind, wodurch sich die Athleten auch auf sie einstellen können, und die etwaiges flächendeckendes Doping in den vergangenen Monaten – den trainingswissenschaftlich wichtigen zur Vorbereitung einer Saison – nicht mehr nachweisen können, entscheiden über das Startrecht. Eine wahrlich seltsame Entscheidung aus Lausanne. Denn auch wenn die Theorie einschränkend klingt, könnten in der Praxis alle russischen Leichtathleten, die nicht im Zuge der eigenen Aufraumarbeiten in Zusammenarbeit mit der britischen Anti Doping Agentur UKADA, aktuell in Russland für den Anti-Doping-Kampf zuständig, der WADA oder der IAAF belangt wurden – egal ob durch Nachtests alter Dopingkontrollen oder durch aktuelle – eine realistische Chance haben, in Rio für das russische Nationalteam zu starten.
Der Leichtathletik-Weltverband dürfte mit der Entscheidung des IOC nicht zufrieden sein, in einem ersten öffentlichen Statement aus dem IAAF-Sitz in Monaco bestimmte aber diplomatische Zurückhaltung. In einer betont kurzen Botschaft hieß es, die IAAF werde die Entscheidung des IOC in vollem Umfang akzeptieren und mit dem IOC zusammenarbeiten, um die beschlossenen Maßnahmen bestmöglich umgesetzen
Das IOC betonte am Rande des Gipfels in Lausanne, an dem auch ein niedergeschlagener Sebastian Coe teilnahm, der ja bekanntlich entgegen der Tradition als IAAF-Präsident nicht für als IOC-Mitglied aufgenommen wurde, hinter der Entscheidung der IAAF zu stehen. Allerdings hätte sich Coe sicherlich eine andere Art von Rückendeckung gewünscht.
„Wir werden alles machen, was sie uns sagen.“ Dieses Statement des russischen Sportministers Vitali Mutko gegenüber der russischen Nachrichtenagentur TASS sagt schon vieles aus. Die russische Sportspitze weiß, dass sie mit einem blauen Auge davon gekommen ist und sieht die Chance einer zahlenmäßig ordentlichen Teilnahme der Leichtathletik-Nationalmannschaft bei den Olympischen Spielen. „Unsere Sportler werden bereit sein, diese Tests abzulegen und damit ihren Einsatz für fairen und sauberen Sport demonstrieren“, posaunte Mutko gegenüber dem britischen TV-Sender BBC. Ein im Raum gestandener Boykott Russlands der Olympischen Spiele dürfte damit übrigens auch wieder vom Tisch sein.
Dennoch sind nicht alle Töne aus Russland versöhnlich, vor allem die IAAF-Entscheidung betreffend. Russlands Sport wappnet sich aktuell für den Gang vor den Oberste Internationale Sportgerichtshof CAS. „Russische Athleten, die niemals gegen Anti-Doping-Regeln verstoßen haben, werden sich wie der Leichtathletik-Verband an das CAS wenden – um die eigenen Interessen zu schützen und die Interessen von sauberen Athleten“, sagte Alexander Zhukov, Vorsitzender des ROC und wetterte, dass russische Athleten vor einer Diskriminierung geschützt werden müssen. Russland begrüße den Schritt zum Schutz der Rechte sauberer Athleten von Seiten des IOC.
Eine verbale Entgleisung passierte Zhukov am Rande des IOC-Gifpels doch noch, wie „The Guardian“ berichtet. Es wäre zynisch, wenn man Whistleblowerin Yulia Stepanova, eine ehemals des Dopings überführte Athleten, in Rio starten ließe. Unter russischer Flagge, so Zhukov, sei dies undenkbar.
Möglicherweise ist die russische Erleichterung aber eine verfrühte. Denn die Welt Anti Doping Agentur WADA kündigt für den 15. Juli – als rund drei Wochen vor dem Start der Spiele – die Präsentation eines Berichts über die vermeintlich sabotierten russischen Dopingproben bei den Olympischen Winterspielen 2014 in Sochi. Der ehemalige WADA-Präsident Richard Pound hat vor wenigen Tagen in diesem Kontext sogar einen Olympia-Ausschluss des russischen Sports von den Sommerspielen 2016 und Winterspielen 2018 nicht ausgeschlossen. Die WADA profitiert von einer Zusammenarbeit mit Grigory Rodchenkov, ehemalige Leiter des Anti-Doping-Labors in Moskau und nun in die USA ausgewanderter Kronzeuge.
Die Entscheidung des IOC betrifft übrigens nicht nur russische Leichtathleten, sondern alle russischen Sportler, die an den Olympischen Spielen teilnehmen möchten. Und es betrifft nicht nur die Sportnation Russland, sondern auch drei weitere Nationen, die aktuell unter Beobachtung der WADA aufgrund Verfehlungen im Anti-Doping-Kampf stehen. Kenia, Mexiko und Spanien, was aus Sicht des Laufsports nicht uninteressant ist. „Wir sind eine der am meisten getesteten Nationen. Wir unterstützen saubere Athleten, deswegen sind wir bereit für die zusätzlichen Dopingtests“, hieß es in einem von der BBC veröffentlichten Statement aus der kenianischen Regierung. Dass die großen kenianischen Laufstars in Rio fehlen könnte, diese Angst nahm Thomas Bach der Sportwelt gleich höchstpersönlich mit einer entsprechenden Stellungnahme.