Ist intensiver Laufsport gut fürs Herz?

Immer wieder werden positive Berichterstattungen darüber dass Laufen gesund für das Herz sei, von negativen Studien durchkreuzt, die dem Laufsport Schädlichkeit für die Gesundheit bescheinigen.

Laufend werden Berichte und wissenschaftliche Studien veröffentlicht, die nachweisen, dass regelmäßiges Laufen einem gesunden Herz dienlich ist. Erst vor wenigen Tagen wurde im „American Heart Association Journal“ eine Studie von anerkannten Kardiologen des Boston Marathon veröffentlicht, welche besagt, dass Laufen gesundheitsfördernd für das menschliche Herz sei.

„Regelmäßiges Laufen bis hin zur entspannten Marathonvorbereitung ist absolut gesund und birgt keine Anzeichen, die Gesundheit eines Menschen zu gefährden“,

erklärt Kardiologe Aaron Baggish, Hauptautor der Studie, welche 49 männliche Freizeitläufer bei ihrer Vorbereitung auf den Boston Marathon 2013 unter die Lupe nahm. Dabei absolvierten die Probanden ein vorgegebenes 18-wöchiges Training, welches vom ehemaligen Sieger des Boston Marathon, Jack Fultz geplant wurde. Bei den Probanden wurde durchgehend eine Verbesserung der Leistung des Herzen festgestellt, in ähnlichen Dimensionen, wie man dies auch von Spitzensportlern kennt.

Dänische Studie warnt vor zu viel Laufen

Nur wenige Wochen zuvor warf eine an der Universität von Kopenhagen durchgeführte und im „Journal of the American College of Cardiology“ veröffentlichte Studie ein weit schlechteres Licht auf die Auswirkungen regelmäßigen Laufens auf die menschliche Gesundheit.

Die dänischen Forscher analysierten über 1.000 Hobbyläufer und Nicht-Läufer bei ihren sportlichen Aktivitäten über einen längeren Zeitraum. Dabei kamen sie zu folgendem Ergebnis: Laufen in einer gemütlichen Geschwindigkeit (ca. 8km/h) in einem Rahmen von zweieinhalb Stunden pro Woche habe die positivsten Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit. Je größer der Umfang an sportlicher Aktivität, desto größer könnten die nicht näher definierten negativen Auswirkungen auf die Gesundheit werden, insbesondere was die Belastung für das Herz betrifft. „Man muss nicht viel trainieren, um einen Benefit für die Gesundheit zu erhalten. Und vielleicht sollte man gar nicht zu viel trainieren“, so Jacob Louis Marott vom dänischen Forscherteam.

Negative Berichterstattung ist oft mit Vorsicht zu genießen

Negative Berichterstattung

Die Ergebnisse dieser dänischen Studie wurde in einigen Schlagzeilen extrem negativ dargestellt, zumal in der Conclusio folgender Satz zu lesen ist: „Zu anstrengendes Laufen ist genauso schlecht wie bewegungsarmer Lifestyle.“

Zwar nehmen Experten die durch diese Studie erhobenen Daten ernst, kritisieren aber die Zusammenstellung der verschiedenen Untersuchungsgruppen und weisen beispielsweise darauf hin, dass die Probanden der Gruppe der Nicht-Läufer im Gegensatz zur Kontrollgruppe bereits ein hohes Alter erreicht hatten. Zwei Probanden verstarben im Verlaufe des Untersuchungszeitraums, was ein Mitgrund für die eher negative Darstellung in der Conclusio sei.

Bewegung Voraussetzung für gesundes Herz

Trotz alldem sagt die Studie an keiner Stelle direkt aus, dass Laufen auch im hohem Umfang prinzipiell ungesund wäre. Vielmehr bietet sie einen Parameter an, wie viel Laufen ideal für ein gesundes Herz sei. „Diese Studie erklärt, dass man keinen Marathon laufen muss, um das Herz gesund zu haben. Auch mit leichtem Laufen in gemütlichem Tempo kann man sein Leben um ein paar Jahre verlängern“, erklärt die britische Kardiologie-Expertin Maureen Talbot gegenüber der BBC. Sie ist überzeugt davon, dass regelmäßige Bewegung Grundvoraussetzung für ein gesundes Herz ist: „Es klingt vielleicht für manchen übertrieben, aber auch flottes Walken ist gesundheitsfördernd.“

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © SIP / pexels.com