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Knapp 1.800 Kilometer Luftlinie nordöstlich von London, wo der italienische Sport erst in Matteo Berrettini den ersten heimischen Wimbledon-Finalisten überhaupt bestaunte und anschließend den Triumph der italienischen Fußballnationalmannschaft bewunderte, war am Sonntag ebenfalls eine Welle des azurblauen Erfolgs zu spüren…
Knapp 1.800 Kilometer Luftlinie nordöstlich von London, wo der italienische Sport erst in Matteo Berrettini den ersten heimischen Wimbledon-Finalisten überhaupt bestaunte und anschließend den Triumph der italienischen Fußballnationalmannschaft bewunderte, war am Sonntag ebenfalls eine Welle des azurblauen Erfolgs zu spüren und zu erkennen. Vier Goldmedaillen am Schlusstag der U23-Europameisterschaften von Tallinn, davon drei aus dem Laufbereich, spülte die italienische Nationalmannschaft erstmals an die Spitze des Medaillenspiegels dieses Events. Womit die Leichtathletik auf die Euphoriewelle aufsprang. Italiens Premierminister Mario Draghi lud die erfolgreichen jungen Athletinnen und Athletinnen direkt zum offiziellen Empfang der London-Helden nach Rom ein, welcher live im italienischen TV-Sender Rai 1 übertragen wurde. „Gemeinsam mit der Nazionale und Berrettini habt ihr uns emotionalisiert und bewegt, Jubel und Umarmungen geschenkt. Ihr habt uns stolz gemacht!“, richtete der Regierungschef seine Worte an die Leichtathletik-Delegation.
Sechs Goldmedaillen, fünf Silbermedaillen und zwei Bronzemedaillen feierte Italien in Estlands Hauptstadt und damit exakt eine Silbermedaille mehr als das im Medaillenspiegel zweitplatzierte Deutschland. Frankreich und Spanien sammelten mehr Edelmetall als die Italiener, doch die standardisierte Zählweise priorisiert bekanntlich die EM-Titel. Und davon gab es im Laufbereich drei italienische, die nicht unerwartet eintrafen. Das Besondere: Sie ereigneten sich am Sonntagnachmittag alle binnen einer Stunde. Der Erfolgslauf startete mit einem Doppelsieg von Gaia Sabbatini und Marta Zenoni im 1.500m-Lauf vor der Britin Erin Wallace. Sabbatinis Triumph hatte sich durch eine starke Saison mit beachtlicher Steigerung gegenüber 2020 angekündigt, Zenonis Silbermedaille war im Bereich des Erwartbaren.
Ebenfalls zu den Medaillenkandidaten gehörte Simone Barontini im 800m-Lauf der Männer, der sich in einer Zeit von 1:46,20 Minuten gegen den einen Tick höher eingeschätzten Belgier Eliott Crestan und den Briten Thomas Randolph durchsetzte. Den Hattrick vollendete ein nach großen Steigerungen in den letzten beiden Jahren haushoher Favoritensieg von Nadia Battocletti im 5.000m-Lauf. Nach der Niederlage vor zwei Jahren in der Altersklasse U20 gegen die Slowenin Klara Lukan gelang ihr erwartungsgemäß die Revanche. Damit sammelten die Läuferinnen und Läufer nur eine Goldmedaille weniger als bei der bisherigen italienischen Bestleistung im Jahr 1997, das gesamte Leichtathletik-Team wohlgemerkt. Das Narrativ aus London hatten die Europameister ebenfalls übernommen. Von „einer außergewöhnlichen Mannschaft“ schwärmte Sabbatini, als „fantastisch“ bezeichnete Barontini das U23-Nationalteam und Battocletti sprach von einer „squadra bellissima“. Dabei ist die Leichtathletik im Urverständnis eine Einzelsportart, aber der mentale Spirit der Gruppe scheint auch hier immer bedeutender zu werden.
Die italienische Erfolgsbilanz auf den Laufdistanzen komplettierten die Silbermedaillen von Anna Arnaudo im 10.000m-Lauf der Frauen hinter der Holländerin Jasmijn Lau und von Eloisa Corio im 800m-Lauf der Frauen. Coiro musste sich lediglich der Britin Isabelle Boffey geschlagen geben, die zwei Jahre nach dem EM-Titel in der Altersklasse U20 nun einen auf der nächst höheren Stufe holte. Die Schweizerin Délia Sclabas konnte als Sechste dagegen nicht in den Kampf um Edelmetall eingreifen.
Für das deutsche Highlight bei den Laufbewerben der U23-EM 2021 sorgte Mohamed Mohumed, der als klarer Favorit den 5.000m-Lauf der Männer ebenso klar gewann. Lisa Oed wurde im 10.000m-Lauf Dritte und steuerte eine Bronzemedaille zur deutschen Gesamtbilanz bei. Gleich 14 Nationen holten in den zehn Laufentscheidungen Edelmetall, darunter auch die Exoten Andorra (Nahuel Carabana, 3000m-Hindernislauf) und Island (Baldvin Magnusson, 5.000m). Der Österreichische Leichtathletik-Verband, der in Tallinn ohne Medaillengewinn blieb, aber in einer positiven Bilanz vier Top-Ten-Platzierungen verzeichnen konnte, war mit nur zwei Läuferinnen vertreten. Lotte Luise Seiler (KSV Alutechnik) und Katharina Pesendorfer (SVS Leichtathletik) scheiterten in den Vorläufen des 3.000m-Hindernislaufs der Frauen (siehe RunAustria-Bericht).
800m-Lauf der Männer
Gold: Simone Barontini (Italien) 1:46,20 Minuten
Silber: Eliott Crestan (Belgien) 1:46,32 Minuten
Bronze: Thomas Randolph (Großbritannien) 1:46,41 Minuten *
800m-Lauf der Frauen
Gold: Isabelle Boffey (Großbritannien) 2:01,80 Minuten
Silber: Eloisa Coiro (Italien) 2:02,07 Minuten *
Bronze: Wilma Nielsen (Schweden) 2:02,29 Minuten*
1.500m-Lauf der Männer
Gold: Ruben Verheyden (Belgien) 3:40,04 Minuten
Silber: Maria Garcia (Spanien) 3:40,11 Minuten
Bronze: Isaac Nader (Portugal) 3:40,58 Minuten
1.500m-Lauf der Frauen
Gold: Gaia Sabbatini (Italien) 4:13,98 Minuten
Silber: Marta Zenoni (Italien) 4:14,50 Minuten
Bronze: Erin Wallace (Großbritannien) 4:14,85 Minuten
3.000m-Hindernislauf der Männer
Gold: Istvan Palkovits (Ungarn) 8:34,05 Minuten
Silber: Etson Barros (Portugal) 8:38,00 Minuten *
Bronze: Nahuel Carabana (Andorra) 8:39,17 Minuten
3.000m-Hindernislauf der Frauen
Gold: Flavie Renouard (Frankreich) 9:51,02 Minuten
Silber: Kinga Krolik (Polen) 9:52,59 Minuten
Bronze: Aude Clavier (Frankreich) 9:58,58 Minuten
…
im Vorlauf ausgeschieden: Lotte Luise Seiler und Katharina Pesendorfer (beide Österreich)
5.000m-Lauf der Männer
Gold: Mohamed Mohumed (Deutschland) 13:38,69 Minuten
Silber: Aaron Las Heras (Spanien) 13:43,14 Minuten
Bronze: Baldvin Magnusson (Island) 13:45,00 Minuten **
5.000m-Lauf der Frauen
Gold: Nadia Battocletti (Italien) 15:37,4 Minuten
Silber: Klara Lukan (Slowenien) 15:44,0 Minuten
Bronze: Diane van Es (Niederlande) 15:48,4 Minuten
10.000m-Lauf der Männer
Gold: Eduardo Menacho (Spanien) 29:14,92 Minuten *
Silber: Florian Le Pallec (Frankreich) 29:23,82 Minuten
Bronze: Valentin Goundouin (Frankreich) 29:24,40 Minuten
10.000m-Lauf der Frauen
Gold. Jasmijn Lau (Niederlande) 32:30,49 Minuten
Silber: Anna Arnaudo (Italien) 32:40,43 Minuten *
Bronze Lisa Oed (Deutschland) 33:35,99 Minuten *
* neue persönliche Bestleistung
** neuer isländischer Landesrekord