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Jakob Ingebrigtsen holt sich drittes Double in Folge

Jakob Ingebrigtsen hat zum dritten Mal in Folge bei den Hallen-Europameisterschaften sowohl den 1.500m- als auch den 3.000m-Lauf gewonnen.
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Die Titelsammlung von Jakob Ingebrigtsen ist am vergangenen Wochenende bei den Hallen-Europameisterschaften von Apeldoorn wie erwartet größer geworden. Der Norweger gewann wie schon 2021 in Torun und 2023 in Istanbul jeweils die Goldmedaillen im 1.500m- und 3.000m-Lauf und erweiterte seine Gold-Sammlung beim kontinentalen Winterhöhepunkt inklusive der Goldenen im 3.000m-Lauf von 2019 auf sieben – historischer Bestwert! In der dritten Laufentscheidung der Männer, dem 800m-Lauf, ließ eine Sensation das Publikum frenetisch jubeln.

Jakob Ingebrigtsens erster Auftrag in Apeldoorn war das Finale im 1.500m-Lauf am Freitagabend, für das er sich am Donnerstag souverän qualifizieren konnte – im Gegensatz zur österreichischen Hoffnung Raphael Pallitsch (Union St. Pölten), der trotz eines guten Auftritts knapp am neunköpfigen Finalfeld gescheitert ist (siehe RunUp.eu-Bericht).

RunUp.eu-Lesetipp: Die Laufentscheidungen der Frauen

Nicht einmal drei Wochen nach seinem neuen Hallen-Weltrekord über diese Distanz, als Durchgangszeit eines Meilenrennens, ging der Norweger als haushoher Favorit ins Rennen. Nach einer Anfangsphase als Schlusslicht in der Reihe ging Ingebrigtsen wie gewohnt nach vorne und kontrollierte den Wettkampf von der Spitzenposition aus. Auffallend häufiges Umblicken ließ Fragezeichen offen, wie souverän der Sieg über seine Spezialdistanz wirklich war, auch wenn das Tempodiktat überzeugend wirkte. Jedenfalls war Ingebrigtsens Erfolg in einer Zeit von 3:36,56 Minuten ungefährdet. Es ist die zweitschnellste Siegerzeit in der Geschichte der Hallen-Europameisterschaften hinter seinem eigenen Meisterschaftsrekord von vor zwei Jahren.

Europameisterschaften: Jakob Ingebrigtsen im 1.500m-Lauf

Europameister: 2018, 2022 und 2024
Hallen-Europameister: 2021, 2023 und 2025
Hallen-EM-Silber: 2019

Pech für Robert Farken

„So ein Wettkampf bringt immer viele Aufgaben. Ich habe mich entschieden, die erste Hälfte relaxed zu laufen und dann an die Spitze zu gehen, wenn das Tempo üblicherweise am langsamsten ist. Ich habe nie daran gezweifelt, dass ich dieses Rennen gewinnen würde“, sagte Ingebrigtsen nach dem Wettkampf.

In seinem Sog wollte Robert Farken zur Rennmitte ebenfalls nach vorne kommen. Während die Konkurrenz den Star bedingungslos vorbeiließ, drängte der Franzose Paul Anselmini den Deutschen rüde zur Seite. Dort konnte Neil Gourley nicht mehr ausweichen, schützte sich mit dem rechten Oberarm, Farken verlor das Gleichgewicht und stürzte. Pech für den 27-Jährigen, Anselmini wurde für sein Vorgehen völlig zurecht disqualifiziert.

Ergebnis 1.500m-Finale der Männer
Gold: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) 3:36,56 Minuten
Silber: Azzedine Habz (Frankreich) 3:36,92 Minuten
Bronze: Isaac Nader (Portugal) 3:37,10 Minuten

 
4. Neil Gourley (Großbritannien) 3:38,29 Minuten
5. Louis Gilavert (Frankreich) 3:38,84 Minuten
6. Samuel Pihlström (Schweden) 3:39,07 Minuten
7. Ruben Verheyden (Belgien) 3:41,70 Minuten
DNF Robert Farben (Deutschland)
DQ Paul Anselmini (Frankreich)
© Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

Medaillen-Premiere für Nader

So waren es letztendlich fünf Läufer, die hinter Ingebrigtsen um die Medaillen kämpften. Azzedine Habz und Isaac Nader erwiesen sich als die stärksten aus diesem Quintett und holten sich mit Leistungen von 3:36,92 Minuten und 3:37,10 Minuten die weiteren Medaillen, während Gourley im Gegensatz zu vor zwei Jahren als Vierter dieses Mal ohne Medaille nach Hause reisen musste.

Habz verbesserte sich damit um eine Position im Vergleich zu vor zwei Jahren. Für Nader, 25-jähriger Vierter der letztjährigen Hallen-WM, war es die erste internationale Medaille bei den Erwachsenen, ein längst überfälliger Erfolg. Außerdem war es die erste portugiesische Medaille in dieser Disziplin seit Rui Silva, der in den Jahren 1998, 2002 und 2009 jeweils Hallen-Weltmeister in jener Disziplin wurde, in der er sowohl bei Olympischen Spielen (2004) als auch bei Weltmeisterschaften (2005) auf das Stockerl gelaufen ist.

Siebtes Hallen-EM-Gold

Zwei Tage nach Goldmedaille Nummer eins ging Jakob Ingebrigtsen im 3.000m-Lauf verhältnismäßig früh an die Spitze und schraubte die Tempogestaltung etwas nach oben. Ein Mitgrund, wieso er den Meisterschaftsrekord des Türken Ali Kaya aus dem Jahr 2015 um fünf Hundertstelsekunden verbessern konnte. Es ist auch ein Zeichen dafür, dass der Norweger das wohl stärkste Feld auf den Laufdistanzen bei diesen Titelkämpfen ernst nahm.

Europameisterschaften: Jakob Ingebrigtsen im 5.000/3.000m-Lauf

Europameister: 2018, 2022 und 2024 (5.000m)
Hallen-Europameister: 2019, 2021, 2023 und 2025 (3.000m)

Ingebrigtsen in Schlussrunde unantastbar

In einem Steigerungslauf kontrollierte der Norweger das Rennen lange Zeit im Rücken des Briten George Mills und in den letzten zweieinhalb Runden vor dem Briten. Dieser hatte der Schlussrunde des Norwegers nichts entgegenzusetzen, die anderen aus der Spitzengruppe hatten davor schon leicht den Anschluss verloren. Der 24-Jährige überquerte die Ziellinie in einer Zeit von 7:48,37 Minuten und feierte bereits zum siebten Mal eine Goldmedaille bei Hallen-Europameisterschaften.

„Das war ein gutes Rennen, ich habe mich richtig stark gefühlt. Es waren eine Menge guter Läufer im Wettkampf, das ist schön, dass so eine Qualität hier zusammengekommen ist“, kommentierte der Sieger. „Darum geht es in unserem Sport bei Meisterschaften: Racing, unsere Nationen repräsentieren und den Laufsport feiern!“ Ingebrigtsen hatte mit seinen beiden Goldmedaillen wesentlichen Anteil daran, dass Norwegen auf Platz drei des Medaillenspiegels kam – vor zwei Jahren hatte das skandinavische Land den Medaillenspiegel überraschenderweise sogar gewonnen.

Ergebnis 3.000m-Finale der Männer
Gold: Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) 7:48,37 Minuten (Meisterschaftsrekord)
Silber: George Mills (Großbritannien) 7:49,41 Minuten
Bronze: Azzedine Habz (Frankreich) 7:50,48 Minuten

 
4. Andreas Almgren (Schweden) 7:50,66 Minuten
5. James West (Großbritannien) 7:51,46 Minuten
6. Andrew Coscoran (Irland) 7:51,77 Minuten
7. Florian Bremm (Deutschland) 7:55,83 Minuten
8. Stefan Nillessen (Niederlande) 7:55,83 Minuten
9. Maximilian Thorwirth (Deutschland) 7:56,41 Minuten
10. Romain Mornet (Frankreich) 7:56,98 Minuten
11. Niels Laros (Niederlande) 7:57,18 Minuten
12. Miguel Moreira (Portugal) 7:59,81 Minuten

Mills wie in Rom mit Silber

George Mills, Europas Jahresschnellster in dieser Disziplin, übernahm viel Verantwortung für das Rennen und wurde wie schon beim 5.000m-Lauf der Europameisterschaften von Rom im vergangenen Sommer mit der Silbermedaille belohnt. Der 25-jährige Brite finishte gut eine Sekunde hinter dem Norweger und beendete damit eine sechsjährige Durststrecke der Briten in dieser Disziplin.

© Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

Die Bronzemedaille schnappte sich in einem engen Schlussspurt Azzedine Habz. Damit reist der Franzose mit zwei Medaillen aus Apeldoorn ab. Zuletzt hatte Bob Tahri 2009 in Turin für Frankreich eine Medaille auf der längsten Laufdistanz in der Halle gewonnen. Habz überflügelte mit den letzten Atemzügen des Wettkampfs noch den Schweden Andreas Almgren, der wie schon in Rom 2024, damals über 10.000m, den unglücklichen vierten Platz einnahm.

Ohne Medaillenchance blieben die Hoffnungen der Gastgeber. Weder Stefan Nillessen (Achter) noch Niels Laros (Elfter) konnten in Apeldoorn nachweisen, in Topform zu sein. Die kurze Zeit an der Spitze des Wettkampfs kurz vor der entscheidenden Phase von Nillessen heizte die Stimmung in der Halle zwar an, bedeutete aber nur ein kurzes Aufflackern.

© Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

Sensation durch Chapple

Eine umso größere Überraschung feierte das holländische Publikum in der Omnisport Halle von Apeldoorn im 800m-Finale der Männer gut eine halbe Stunde später. Samuel Chapple, der bis dato international noch keine nennenswerte Erfolge gefeiert hat, schnappte sich mit den letzten Schritten noch den lange führenden Belgier Elliot Crestan und feierte mit einem neuen holländischen Hallenrekord von 1:44,88 Minuten einen Sensationssieg.

„Das ist die Kirsche auf dem Kuchen. Der ganze Winter war ein Wahnsinn, viel mehr, als ich erwarten durfte. Es ist ein Traum“, jubelte der 800m-Läufer, der mit seiner Goldmedaille an einem sehr erfolgreichen Finaltag für die Holländer einen Beitrag dafür lieferte, dass die Niederlande von Platz eins im Medaillenspiegel grüßt. Auch im Placing Table, der einen besseren Eindruck von den besten Nationen einer EM gibt, liegt die Niederlande am Ende der vier Wettkampftage vor den Leichtathletik-Großmächten Großbritannien, Frankreich und Italien.

Ergebnis 800m-Finale der Männer
Gold: Samuel Chapple (Niederlande) 1:44,88 Minuten (holländischer Hallenrekord)
Silber: Elliot Crestan (Belgien) 1:44,92 Minuten
Bronze: Mark English (Irland) 1:45,46 Minuten

 
4. Catalin Tecuceanu (Italien) 1:45,57 Minuten
5. Elvin Josué Canales (Spanien) 1:45,88 Minuten
6. Ryan Clarke (Niederlande) 1:46,47 Minuten

Crestan knapp geschlagen

Es war der schnellste 800m-Lauf in der Karriere des 26-jährigen Chapple. Den bisherigen holländischen Hallenrekord von Bram Som aus dem Jahr 2003 hat Chapple bereits bei einem Meeting an selber Stelle vor gut einem Monat unterboten. Nun hat er ihn ein weiteres Mal verbessert und liegt auf Platz zehn der ewigen europäischen Hallen-Bestenliste.

Die Hallen-EM in Apeldoorn wurde also zur großen Bühne des Durchbruchs von Samuel Chapple. Sie hätte eigentlich die bisherige Karriere des 24-jährigen Crestan krönen sollen. Nach den Bronzemedaillen bei der Hallen-EM 2023 und bei der Hallen-WM 2024 schien der Weg zu seiner ersten Goldmedaille frei. Der Belgier übernahm auch das Kommando und führte den Wettkampf bis wenige Meter vor der Ziellinie an.

Die Bronzemedaille ging an den 31-jährigen Routinier Mark English. Der Ire stand in Apeldoorn bereits zum fünften Mal auf dem Stockerl von Europameisterschaften, zum dritten Mal in der Halle, zum vierten Mal gab es Bronze. Er hielt im Schlussspurt den spät aufkommenden Italiener Catalin Tecuceanu hinter sich. Europas Jahresschnellster, Elvin Josué Canales aus Spanien, musste sich mit Platz fünf zufrieden geben.

Fragezeichen hinter Hallen-WM

In einem engen Terminkalender waren die Hallen-Europameisterschaften von Apeldoorn nur der erste von zwei internationalen Höhepunkten in diesem Winter. Denn die 2020 abgesagte und anschließend mehrfach verschobene Hallen-WM von Nanjing muss noch nachgeholt werden und das passiert vom 21. bis 23. März. Aus der österreichischen Laufszene wird Raphael Pallitsch (SVS Leichtathletik) im 1.500m-Lauf der Männer dabei sein, der 35-Jährige behielt seinen 28. Platz im Qualifikationsranking, das 30 Startplätze in den Vorläufen vorsieht. Der Qualifikationszeitraum endete am gestrigen Sonntag.

Ob alle europäischen Läufer auf beide Höhepunkte hinzielen, wird sich weisen. Für Ingebrigtsen waren die Auftritte bei den Hallen-Europameisterschaften in Apeldoorn, inklusive Vorläufe, die Wettkämpfe zwei bis fünf in diesem Winter. Zuletzt äußerte er sich in einem Interview mit der britischen Tageszeitung „The Telegraph“ abwertend gegenüber der Halle. Laufen sei kein Indoor-Sport, betonte er. Ob er bei den Hallen-Weltmeisterschaften in Nanjing startet, ist auch aus einem anderen Grund fraglich. Einen Tag nach deren Ende, am 24. März, beginnt am Bezirksgericht in Sandnes der Prozess gegen seinen Vater Gjert Ingebrigtsen. Der ehemalige Trainer der Ingebrigtsen-Brüder ist wegen des Vorwurfs von Anwendung psychischer und physischer Gewalt angeklagt, die Staatsanwaltschaft hat die Aussagen von Jakob Ingebrigtsen und seiner jüngeren Schwester Ingrid, die ihre Laufkarriere im Jugendalter beendet hat, als Anlass für die Anklage genommen.

30 Verhandlungstage

Es wird also ernst im Familiendrama Ingebrigtsen. Mette Yvonne Larsen, Anwältin der Ingebrigtsen-Geschwister, bestätigte gegenüber der norwegischen Zeitung „Verdends Gang“, dass Jakob bei den bis zu 30 Verhandlungstagen bis zum 16. Mai großteils anwesend sein wird. Die Ingebrigtsen-Geschwister haben auf einen öffentlich geführten Prozess gepocht, während die rechtliche Vertretung von Vater Gjert zur Wahrung der Privatssphäre der Familie für ein Verfahren unter Ausschluss der Öffentlichkeit gewesen sein soll. Dieser plädiert auf unschuldig und weist den Vorwurf des Missbrauchs zur Gänze zurück.

18 teils internationale Medien hätten sich laut norwegischen Medienberichten für das Verfahren akkreditieren lassen, darunter das ZDF. Ganz besonders ins Gewicht fallen dürften die Aussagen von Jakob und Ingrid Ingebrigtsen, die mittlerweile die Volljährigkeit erlangt hat.

Gjert Ingebrigtsen sieht sich schwersten Vorwürfen von seinen Kindern ausgesetzt. Ein Interview von Jakobs ältestem Bruder Kristoffer im September 2024 in der norwegischen Zeitung „Aftenposten“ hat zusätzliches Öl ins Feuer geschüttet.

© Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

„Meine Karriere ist meine Pflicht“

Jakob Ingebrigtsen, seit wenigen Monaten selbst Vater, hat zuletzt im Interview mit „The Telegraph“ ein eher schockierendes Bild seiner Kindheit und ein etwas verstörendes Verständnis von Spitzensport eröffnet. Bereits ab dem Alter von vier Jahren habe er mit dem Ziel einer Profikarriere trainiert, bereits mit zwölf spulte er über 100 Kilometer pro Woche ab.

„Besser und besser zu werden war für mich nie ein Privileg. Es ist die Pflicht. Ich bin nie motiviert oder nicht, weil das irrelevant ist“, sagt Ingebrigtsen in diesem bemerkenswerten Interview. Weiters: „Ich hab immer eine Verantwortung gespürt, alles mit 100% zu machen. Ich sehe es als meine Pflicht an, herauszufinden, wie weit ich gehen kann, wie schnell ich laufen kann. Das ist das Ziel. Es ist meine Verantwortung zu zeigen, was Menschen in Wettkämpfen leisten können.“ Spätestens Mitte Mai könnte die Laufwelt ein klareres Bild haben, welche Entwicklung zum Charakter Jakob Ingebrigtsen geführt haben mag.

Medaillenspiegel der Hallen-EM 2025

🥇🥇🥇🥇🥈🥈 – Niederlande
🥇🥇🥇🥈🥉🥉 Italien
🥇🥇🥇🥈🥉 Norwegen
🥇🥇🥈🥈🥈 – Schweiz
🥇🥇🥈🥉 Polen
🥇🥇 – Ukraine
🥇🥈🥈🥈🥉🥉🥉🥉 Frankreich
🥇🥈🥈🥉🥉 Großbritannien
🥇🥈 Rumänien

🥈🥈🥉🥉 – Deutschland

Placing Table der Hallen-EM 2025

Niederlande 91,5 Punkte
Großbritannien 87 Punkte
Frankreich 83 Punkte
Italien 73,5 Punkte
Spanien 73 Punkte
Deutschland 57,5 Punkte
Schweiz 45 Punkte
Polen 45 Punkte
Portugal 45 Punkte
Tschechien 41 Punkte

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Maja Hitij / Getty Images for European Athletics, European Athletics / Sona Maleterova

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