„Es fühlt sich großartig an, eine Weltmeisterin zu sein. Ich bin überglücklich. Es ist der größte Tag meines Lebens“, strahlte die 22-jährige Peres Jepchirchir, nachdem ihr eine Leistung gelungen war, die ihr nur wenige zugetraut hatten. Klar, zum erweiterten Kreis…
„Es fühlt sich großartig an, eine Weltmeisterin zu sein. Ich bin überglücklich. Es ist der größte Tag meines Lebens“, strahlte die 22-jährige Peres Jepchirchir, nachdem ihr eine Leistung gelungen war, die ihr nur wenige zugetraut hatten. Klar, zum erweiterten Kreis der Medaillenkandidatinnen hatte man sie gezählt – diesen Status können Läuferinnen und Läufer aus Kenia bei Halbmarathon-Weltmeisterschaften auch schwer von sich weisen. Zu sehr hatte man sich auf ihre Landsfrauen Cynthia Limo und Mary Wacera fokussiert, die mit Vorleistungen zum mit der Zunge schnalzen und vor Selbstvertrauen strotzend nach Cardiff kamen. Jepchirchir, die bereits im vergangenen Jahr bei einigen Rennen in Tschechien auffiel, aber zeigte mit Rang vier in Ras Al Khaimah, dass sie schnell laufen konnte. Außenseiterin war sie gewiss keine, aber vielleicht war es genau diese Rolle abseits des Rampenlichts, die ihr so behagte und die ihr just beim wichtigsten Rennen des Jahres die beste Leistung abrufen ließ. Und ihre Darbietung besonders im Finale war so stark, dass die beiden Favoritinnen am Ende mit Silber und Bronze zufrieden sein mussten – und zufrieden sein konnten.
Teamwork
Erst einmal in der Geschichte von Halbmarathon-Weltmeisterschaften ging der gesamte Medaillensatz an eine Nation und zwar vor zwei Jahren in Kopenhagen. Um dieses Glanzstück zu wiederholen, setzte das von Catherine Ndereba betreute kenianische Quintett in Cardiff von Beginn an auf Teamwork. Gemeinsam wollten sie die Konkurrenz von Beginn an müde laufen und das gelang, als die rein afrikanische Spitzengruppe zwischen Kilometer 10 und Kilometer 15 mit einer Zeit von 15:40 Minuten den schnellsten Abschnitt des Rennens einlegte. Hier wurde die Basis für Erfolg und Nicht-Erfolg gelegt. Denn nacheinander fielen erst die beiden Kenianerinnen Pascalia Kipkoech und Gladys Chesir zurück, dann die erste der beiden stärksten Äthiopierinnen Genet Yalew. Es sollte an Netsanet Gudeta liegen, den kenianischen „Sweep“ zu verhindern, aber knapp eine Stunde nach dem Start war klar, dass sie es nicht konnte und Halbmarathon-WM Gold zum siebten Mal nach Kenia gehen würde.
Erfolgreicher Konter
Es entwickelte sich ein hochspannendes Finale zwischen den drei Medaillengewinnerinnen. Einen guten Kilometer vor Schluss konnte Wacera das Tempo nicht mehr mitgehen und fand sich mit Bronze ab, ihre zweite Medaille nach Silber vor zwei Jahren. Limo, die Siegerin des Ras Al Khaimah Halbmarathon, dem hochkarätigsten Halbmarathon der bisherigen Saison, warf als Erste den Federhandschuh hin und setzte sich etwas von ihrer Konkurrentin ab. Kein Kilometer war mehr zu absolvieren, doch die 22-Jährige Herausforderin hatte noch nicht aufgesteckt und kämpfte sich zurück. Sie sicherte sich in der letzten Kurve die bessere Position und sprintete in einer Zeit von 1:07:31 Stunden ins totale Glücksgefühl. Die junge Peres Jepchirchir, die nicht nur aufgrund ihrer eigenwilligen Haarpracht nun alle Blicke auf sich zog, hatte ihren ersten Auftritt bei internationalen Meisterschaften in Gold verwandelt. Dass bei der Siegerehrung nicht die Sonne auf ihr Gesicht lachte, sondern – standesgemäß für britischem Boden – strömender Regen einprasselte, war maximal ein Schönheitsfehler.
Team Kenia dominiert
Bereits nach drei Läuferinnen im Ziel war auch die Teamwertung, die mit 15.000$ halb so gut prämiert wurde wie der Einzeltitel, zu Gunsten Kenias entschieden. Zweitstärkste Nation war ebenso im Rahmen der Erwartungen Äthiopien mit den Rängen vier für Netsanet Gudeta und fünf für Genet Yalew in der Einzelwertung. Beste Nicht-Kenianerin und Nicht-Äthiopien war auf Rang neun Gladys Tejeda aus Peru, die eine historische Leistung ablieferte. In einer Zeit von 1:10:14 Stunden verbesserte sie den 13 Jahre alten Südamerikarekord der Kolumbianerin Yolanda Beatriz Caballero um 16 Sekunden. Ebenfalls in die Top Ten kam mit Yuka Ando die beste Japanerin. Japan holte in der Teamwertung die Bronzemedaille vor Australien, das mit Eloise Wellings und Milly Clark hinter der besten US-Amerikanerin Janet Cherobon-Bawcom die Ränge 12 und 13 in der Einzelwertung belegte.
Europa spielt untergeordnete Rolle
Dagegen zeigten die Halbmarathon-Weltmeisterschaften deutlich auf, welche Rolle Europa auf der Weltbühne im Langstreckenlauf spielt. Zahlreiche starke Läuferinnen fehlten aus verschiedenen Gründen. Diejenigen, die da waren, bekamen die Quittung serviert. Die Italienerin Veronica Inglese (16.) schaffte es als einzige in die besten 25. Lokalmatadorin Alyson Dixon war als beste Britin drittbeste Europäerin auf Rang 27. In der Teamwertung schaffte es einzig Italien unter die besten Zehn, wo neben den beiden afrikanischen Laufgrößen eine asiatische, eine ozeanische, zwei nordamerikanische und drei südamerikanische Nationen verweilen.
1. Kenia 3:22:59 Stunden 2. Äthiopien 3:22:59 Stunden 3. Japan 3:32:25 Stunden
4. Australien 3:32:48 Stunden
5. USA 3:34:26 Stunden
6. Kanada 3:36:54 Stunden
7. Italien 3:38:44 Stunden
8. Mexiko 3:39:07 Stunden
9. Kolumbien 3:39:23 Stunden
10. Peru 3:39:46 Stunden Halbmarathon-Weltmeisterschaften 2016 in Cardiff
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