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Kampf um die letzten Finalplätze in der Diamond League
Exakt eine Woche nach dem letzten Wettkampftag bei den Weltmeisterschaften in London beginnt die entscheidende Phase in der diesjährigen, neu gestalteten Diamond League. Beim letzten Qualifikationsmeeting in Birmingham, wo nicht weniger als 59 frisch gebackene WM-Medaillengewinner sich die Klinke in…
Exakt eine Woche nach dem letzten Wettkampftag bei den Weltmeisterschaften in London beginnt die entscheidende Phase in der diesjährigen, neu gestalteten Diamond League. Beim letzten Qualifikationsmeeting in Birmingham, wo nicht weniger als 59 frisch gebackene WM-Medaillengewinner sich die Klinke in die Hand drücken, gibt es auch in drei Laufentscheidungen die letzte Chance, Punkte für eine Finalqualifikation zu holen. Die prall gefüllten Futtertöpfe erwarten die besten Läuferinnen und Läufer dann am Donnerstag in Zürich und eine Woche später in Brüssel. Bei den beiden Premium-Meetings gibt’s für den Sieger statt den üblichen 10.000$ 50.000$ zu verdienen und für die Top-Acht anstatt insgesamt 30.000$ summiert 100.000$ abzustauben. Die Startfelder für die vier Laufdisziplinen beim finalen Meeting in der Schweiz sind bereits fix, jene für drei der vier Entscheidungen beim finalen Meeting in der belgischen Hauptstadt noch nicht. Den Höhepunkt des Meetings bildet jedoch nicht der Kampf um Finalplätze, sondern der Abschied von Mo Farah von seinem britischen Publikum.
Obiri auf der Erfolgswelle
Hellen Obiris Lauf zur WM-Goldmedaille über 5.000m am vergangenen Sonntag im Londoner Olympiastadion war sehr beeindruckend. Im Alexander Stadium von Birmingham steht nun ihre Lieblingsdisziplin auf dem Programm, der 3.000m-Lauf. Rechnet man die Wunderzeiten chinesischer Läuferinnen aus den 90er Jahren heraus, ist die 27-Jährige die Schnellste aller Zeiten über diese nicht-olympische Distanz. Da ihre afrikanischen Hauptkonkurrentinnen in Birmingham fehlen, wäre alles andere als ein Sieg der dominanten Kenianerin ohnehin eine praktisch undenkbare Sensation. Qualifikationssorgen hat Obiri mit ihren Siegen in Shanghai, Rom (jeweils 5.000m) und Monaco (3.000m) ohnehin nicht, auch Letesenbet Gidey und Agnes Tirop, WM-Medaillengewinnerin über 10.000m, haben ihr Ticket für das Diamond League Finale bereits in der Tasche. Alle anderen neun Startplätze sind dagegen noch vakant.
Hassan rollt das Feld von hinten auf
Das Verfolgerfeld Obiris bilden ihre Landsfrauen Agnes Tirop, Lilian Rengeruk und Margaret Kipkemboi, die im Kampf um Bronze in London Sifan Hassan unterlag, und die Holländerin selbst. Die einzige europäische Medaillengewinnerin in London, was die Laufentscheidungen bei den Damen betrifft, hat noch keine Diamond-League-Punkte in dieser Disziplin gesammelt, mit einem Spitzenresultat in Birmingham ist der Sprung unter die Top-12 allerdings noch realistisch. Dass die 24-Jährige auch auf den längeren Distanzen konkurrenzfähig ist, liegt unter anderem an ihrem neuen Trainingsumfeld in den USA. Seit ihrem Wechsel ins Nike Oregon Project im Winter spult sie im Training mehr Kilometer ab als früher. Schafft Hassan die Finalqualifikation, kann sie frei entscheiden, ob sie in Brüssel lieber die 1.500m oder die 5.000m läuft (für das 800m-Finale in Zürich ist sie übrigens auch qualifiziert, Anm.).
Einzige starke Britin im Feld ist die WM-Finalistin Eilish McColgan, die erstmals unter 8:30 Minuten laufen möchte. Auch Konstanze Klosterhalfen übt sich über die 3.000m. Falls ihre Topform über den Sommer noch nicht verloren gegangen ist, ist eine Verbesserung der persönlichen Bestleistung von 8:46,74 Minuten durchaus realistisch. Interessant ist auch der Start von Emma Coburn. Die neue Weltmeisterin im 3.000m-Hindernislauf bestreitet zum ersten Mal in ihrem Leben einen 3.000m-Lauf ohne Hindernisse. Auch ihre Disziplin-Kolleginnen Courtney Frerichs, sensationelle Silbermedaillengewinnerin in London, und Couburns jamaikanische Trainingspartnerin Aisha Praught sind am Start. Überhaupt stellt die USA mit fünf Athletinnen gemeinsam mit Kenia das größte Kontingent in einem großen Starterfeld.
WM-Flair ohne Weltmeister
Das sehr gut besetzte Starterfeld im 800m-Lauf erinnert sehr an die Qualität bei den Weltmeisterschaften. Nur der wichtigste Protagonist des Rennens mit überraschendem Verlauf in London fehlt, Weltmeister Pierre Ambroise Bosse. Dafür sind der zweifache Vize-Weltmeister Adam Kszczot, Bronzemedaillengewinner Kipyegon Bett, der viertplatzierte Lokalmatador Kyle Langford, der WM-Fünfte Nijel Amos und der WM-Achte Brandon McBride dabei. Den Startplatz beim Finale in Brüssel haben Bett, Amos, der US-Amerikaner Donavan Brazier und Diamond-League-Vorjahressieger Ferguson Rotich bereits in der Tasche, Kszczot und der in Birmingham abwesende Kenianer Robert Biwott haben das Ticket so gut wie sicher. Um die beiden verbleibenden Plätze wird noch gefeilt, McBride und Asbel Kiprop stehen aktuell über dem Strich. Von den Athleten, die noch Chancen auf einen Sprung in die Top-Acht haben, sind der US-Amerikaner Erik Sowinski sowie die Briten Eliot Giles und Kyle Langford, der allerdings ein Top-Resultat braucht, am Start. „Es war bisher eine erstaunliche Saison. Das Erreichen des WM-Finals war ein Traum und ich hätte es mir nicht vorstellen können, dass ich ihn verwirkliche und sogar in die Nähe einer Medaille kommen würde. Somit habe ich in Birmingham auf jeden Fall einiges zu feiern. Es wäre fantastisch, wenn ich nach der starken Leistung in London auch hier ein gutes Rennen zeigen könnte“, wird der Kyle Langford, der junge britische Hoffnungsträger auf den Mittelstrecken, auf der Website des britischen Verbandes zitiert.
Und siehe da, auch Asbel Kiprop will die Chance nützen und ist in Birmingham eine Woche nach seinem enttäuschenden neunten Platz bei der WM über 1.500m dabei. In einem erwartungsgemäß ausgeglichenen Rennen, das durch den US-amerikanischen Olympia-Medaillengewinner Clayton Murphy, der bei den US-Trials im Sommer ordentlich mit Zitronen gehandelt hat, ergänzt wird, scheint vieles möglich. Bei seinen drei Diamond-League-Siegen hinter einem Pacemaker war Nijel Amos die dominante Figur. Das war allerdings, bevor er bei der WM in London eine weitere Enttäuschung erlebte und keine Medaille gewinnen konnte…
Stars fehlen im 1.500m-Lauf
Die Weltmeisterschaften in London haben klar aufgezeigt, dass die 1.500m der Damen die spannendste Laufdisziplin im Kalenderjahr 2017 darstellen. Davon ist in Birmingham allerdings nur sehr wenig zu sehen, denn viele der Stars lassen dieses Meeting aus. Übrigens auch die Schottin Laura Muir, die damit wohl auf eine Teilnahme beim Diamond-League-Finale verzichtet, da sie voraussichtlich aus den Top-12 der aktuellen Rangliste hinausrutschen wird. Die 24-Jährige ist die Vorjahressiegerin im Diamond Race. Durch weitere Abwesende könnte der Kampf um einen Startplatz in Brüssel eine spannende Dynamik aufnehmen. Nur die in diesem Jahr überraschend starke Polin Angelika Cichocka, Sifan Hassan, Winny Chebet, Rababe Arafi und Weltmeisterin Faith Kipyegon haben ihren Startplatz in Brüssel bereits sicher.
Noch auf den Zug nach Brüssel aufspringen möchte Vize-Weltmeisterin Jennifer Simpson, die die erklärte Favoritin auf den Sieg in Birmingham ist. Die 30-Jährige hat bereits fünfmal ein Diamond League Rennen gewonnen und 2014 die Gesamtwertung der prestigeträchtigsten Serie des Leichtathletik-Weltverbandes (IAAF). Die größten Herausforderinnen Simpsons sind die Kenianerin Winny Chebet, die Polin Angelika Cichocka, die in Rabat gewann und vier weitere Top-sechs-Plätze aufweisen kann, und die Äthiopierin Gudaf Tsegay, die bei der WM im Halbfinale gestürzt war. Neben den WM-Finalistinnen Laura Weightman, starke Sechste in London, und Meraf Bahta aus Schweden ist auch Hindernislauf-Spezialistin Colleeen Quigley am Start. Sie wurde in London im Vorlauf nicht unumstritten disqualifiziert und fehlte bei der US-Party im Finale des Hindernislaufs.
Spannendes 800m-Rennen für Büchel
Im Programm des Diamond League Meetings in Birmingham stehen noch drei weitere Laufentscheidungen, in denen es um keine Punkte für das Diamond League Finale geht. Im 800m-Lauf der Damen erwartet Selina Büchel eine „attraktive Startgelegenheit“, wie der Schweizer Leichtathletik-Verband auf seiner Website schreibt. In der Tat befindet sich Büchel in Birmingham in einem Feld, das ihren Ambitionen in der aktuellen Situation eher entspricht als die komplette Weltklasse bei den Weltmeisterschaften in London. Dort scheiterte die Schweizerin als insgesamt Elfte im Halbfinale unglücklich, nur zwei Läuferinnen im Starterfeld von Birmingham haben das WM-Finale in London erreicht. Charlene Lipsey und Lynsey Sharp belegten dort die Ränge sieben und acht und sind die Favoritinnen für Birmingham. Nach einer kleinen Kollision im Schlussspurt des WM-Halbfinals könnte dieses Duell für das Salz in der Suppe sorgen. Neben Lipsey, Sharp und Büchel haben auch die US-Amerikanerin Kate Grace, bei der WM über 1.500m in Einsatz, die Äthiopierin Habitam Alema, bei der WM nicht in Form, und die Norwegerin Hedda Hynne in diesem Jahr die Zwei-Minuten-Marke bereits unterboten. Auch Renée Eykens und Anita Hinriksdottir, Gold- und Silbermedaillengewinnerinnen bei den U23-Europameisterschaften in diesem Sommer, sind dabei.
Eine Qualifikation für das Diamond-League-Finale hat Selina Büchel übrigens knapp verpasst (punktegleich mit Hassan und Alemu). Sowohl die Schweizerin als auch ihr Verband haben aber einen Start bei ihrem Heim-Meeting angekündigt, was zwei mögliche Schlüsse zulässt. Entweder kann der Veranstalter eine Wildcard vergeben oder zwei der vor ihr platzierten Läuferinnen verzichten auf einen Start…
Großbritannien gegen USA über die Meile
Natürlich darf bei einem Meeting in Großbritannien ein Meilenrennen nicht fehlen. Den britischen Teilnehmern bietet sich ein interessantes Starterfeld, das durchaus mit einem Heimsieg für Jake Wightman oder Chris O’Hare enden könnte. Mitbewerber um den Sieg sind der Australier Ryan Gregson und die US-Amerikaner Robby Andrews, Ben Blankenship und Evan Jager. Jager? Der Sunnyboy aus den USA ist zwar ein Hindernislauf-Spezialist und hat in dieser Disziplin auch in London eine Medaille gewonnen, hat aber bereits öfters bewiesen, in 1.500m- oder Meilenrennen sehr schnell sein zu können.
Abschied vom britischen Publikum
Höhepunkt des Meetings ist die letzte Entscheidung des Sonntagnachmittags, der 3.000m-Lauf der Herren. Zum letzten Mal startet Mo Farah bei einem Bahnrennen vor heimischem Publikum. „Die Chance zu bekommen, vor dem britischen Publikum ,Goddbye’ zu sagen, bedeutet mir sehr viel. Ich hoffe, ich kann meinen Beitrag zu einem gelungenen Sonntag leisten. Ich habe im Alexander Stadium über die ganzen Jahre viele tolle Rennen absolviert, es ist der perfekte Ort für mein letztes Rennen auf heimischem Boden“, sagt Farah, um den sich Gerüchte drehen, er könnte nach der Saison seinen Lebensmittelpunkt zurück nach Großbritannien verlegen.
Der Brite will die Emotionen natürlich für sich nutzen, um acht Tage nach seiner Niederlage im 5.000m-Finale gegen Muktar Edris mit einem Sieg von seinen Landsleuten zu verabschieden. Wie so oft in dieser Saison ist das Feld so zusammengestellt, dass ein Sieg Farahs durchaus realistisch ist. Die US-amerikanische Läuferplattform „Let’s Run“ hat herausgefunden, dass keiner der versammelten Mitstreiter jemals vor Mo Farah eine Ziellinie erreicht hat (bei insgesamt 41 Versuchen). Die stärksten Konkurrenten, diese Flaute zu beenden, sind Landsmann Andrew Butchart, der Spanier Adel Mechaal, bei der WM Vierter im 1.500m-Lauf, der US-Amerikaner Hassan Mead und der Australier Patrick Tiernan. IAAF Diamond League Meeting in Birmingham
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