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Kamworor is back: Marathon-Feste in Rotterdam und Paris

Der dreifache Halbmarathon-Weltmeister Geoffrey Kamworor meldete sich mit seinem Sieg beim Rotterdam Marathon zurück. In Paris siegte ein 22-Jähriger.
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Geoffrey Kamworor war das einstige Toptalent des kenianischen Langstreckenlaufs. Der intendierte Nachfolger seines Mentors Eliud Kipchoge. Dreimal wurde er Halbmarathon-Weltmeister, zweimal Weltmeister im Crosslauf, zweimal gewann er den New York City Marathon. Dann warf ihn ein Unfall zurück, als ihn ein Motorradfahrer bei einem Trainingslauf niederfuhr. Fünfeinhalb Jahre nach seinem letzten Marathonsieg erreichte der 32-Jährige beim gestrigen Rotterdam Marathon neuerlich den Platz an der Sonne. Beim Paris Marathon triumphierte ein Youngster, bei den Frauen wiederholte sich der Zieleinlauf des Dubai Marathon.

Letztendlich war es ein Favoritensieg und doch schrieb Geoffrey Kamworor bei der 44. Auflage des Rotterdam Marathon eine besondere Geschichte. „Ich habe im Vorfeld gesagt: Der Sieg ist mir das wichtigste. Ich wollte hier unbedingt gewinnen“, sagte der Kenianer nach dem Rennen. Für ihn spielte es keine Rolle, dass die Zeitnehmung bei einer Zeit von 2:04:33 Stunden stoppte – und damit zehn Sekunden über seiner vom London Marathon 2023 her stammenden persönlichen Bestleistung. Bedeutender war die Rückkehr auf die Siegerstraße. Und immerhin verzeichnete die Traditionsveranstaltung in der holländischen Hafenstadt noch die fünftschnellste Siegerzeit der Veranstaltungsgeschichte.

NN Rotterdam Marathon 2025

© Rotterdam Marathon / Bart Hoogveld

Alleingang in der Schlussphase

„Geoffrey ist ein Gewinner, auf den wir stolz sein können!“, sagte Renndirektor Marc Corstjens und wies auf die nicht ganz einfachen Wetterbedingungen beim Marathon in der windanfälligen Hafenstadt hin. In Abwesenheit des zweifachen Siegers und Europarekordhalter Bashir Abdi, der aufgrund einer Verletzung nicht aktiv dabei sein konnte, aber das Startsignal für die zweite Welle gab, lief die Spitzengruppe den ersten Halbmarathon in einer Zeit von 1:02:21 Stunden an. Die Spreu trennte sich erst spät vom Weizen: Kurz nach der Zwischenzeit bei Kilometer 35 war der Favorit alleine an der Spitze und vollendete sein Werk in einer Zeit von 2:04:33 Stunden.

Geoffrey Kamworor
Halbmarathon-Splits 1:02:21 / 1:02:12 Stunden
10km-Splits: 29:31 / 29:33 / 29:20 / 29:33 / 6:36 (2,195 km) Minuten

Ex-VCM-Sieger auf Platz zwei

Chala Regasa, im Vorjahr Sieger des Vienna City Marathon, war Kamworors härtester Kontrahent. Er belegte Platz zwei in einer persönlichen Bestleistung von 2:05:08 Stunden. Damit lief der 27-Jährige über eine Minute schneller als beim Rotterdam Marathon 2023, den er als Fünfter beendet hatte, und 1:27 Minuten schneller als im letzten Jahr bei seinem Wien-Triumph. Als Dritter platzierte sich der erst 21 Jahre alte Chimdessa Debele in einer Zeit von 2:05:26 Stunden, ein äthiopischer Landsmann von Regasa.

Bester Holländer war der zehntplatzierte Filmon Tesfu, der in einer Zeit von 2:09:45 Stunden als sechster holländischer Läufer der Geschichte die Marke von 2:10 Stunden unterbot. 14 Läufer blieben unter 2:10 Stunden, darunter auch die Europäer Samuel Barata (Portugal), Hiko Tonosa (Irland) und der Amerikaner Frank Lara.

Cheronos größter Erfolg

Ein flottes Rennen gab es auch bei den Frauen: Jackline Cherono aus Kenia siegte in einer persönlichen Bestleistung von 2:21:14 Stunden, auch das ist die fünftschnellste Siegerzeit der Veranstaltungsgeschichte. Die Siegerin verwies die Äthiopierinnen Aminet Ahmed (2:22:14) und Azmera Gebru (2:22:15 ) auf die weiteren Plätze. Die 25-jährige Ahmed schaffte im vierten Marathon ihrer Karriere erstmals den Sprung auf das Stockerl, blieb aber 50 Sekunden über ihrer Bestleistung. Gebru, Siegerin des Sevilla Marathon 2023, blieb zum bereits fünften Mal unter 2:23 Stunden.

Das Rennen war geprägt von einem für dieses Feld sehr schnellen Angangstempo von 1:09:14 Stunden für den ersten Halbmarathon. Die laut Papier favorisierte Tiruye Mesfin konnte wie ihre Landsleute der Tempoverschärfung Cheronos in der Schlussphase nicht folgen und musste sich im Kampf um die Plätze hinter ihr mit Rang vier in 2:22:27 Stunden zufrieden geben. Das Besondere: Mesfins Ehemann Bazezew Asmare lief bei den Männern als Siebter ebenfalls in die Top-Ten.

Jackline Cherono
Halbmarathon-Splits: 1:09:14 / 1:12:00 Stunden
10km-Splits: 32:50 / 32:47 / 32:49 / 34:31 / 8:15 (2,195 km) Minuten

Auch Cherono konnte ihr Tempo von den ersten 30 Kilometern nicht ins Ziel bringen und verlor besonders auf den letzten Kilometern viel Zeit, als auch der einst fast zwei Minuten große Vorsprung noch einmal deutlich zusammenschmolz. Dennoch gelang ihr eine persönliche Bestleistung um 26 Sekunden gegenüber ihren beiden Marathons im Jahr 2024 in Hamburg und Kosice, wo sie jeweils eine Zeit von 2:21:40 Stunden gelaufen ist.

© Rotterdam Marathon / Bart Hoogveld

Marathon-Debüt von Donnelly

Beste Europäerin war die Britin Abbie Donnelly. Die 28-jährige EM-Sechste im Halbmarathon von Rom 2024 und Crosslauf-EM-Bronzemedaillengewinnerin 2023 debütierte in einer guten Zeit von 2:26:21 Stunden auf Platz zehn und war damit vor der Amerikanerin Maggie Montoya die stärkste Nicht-Afrikanerin. Anne Lujiten belegte in einer Zeit von 2:31:17 Stunden Platz 13 und war damit stärkste Holländerin.

Sie schleppte zwei Probleme mit in das Rennen: Sie selbst hatte im direkten Vorfeld Beschwerden in der Oberschenkelmuskulatur, wollte die Atmosphäre des Rotterdam Marathon aber auch ohne Anspruch auf persönlicher Bestleistung genießen. Zweitens konnte ihr Tempomacher nicht wie intendiert durchlaufen, nachdem er bei einem der letzten gemeinsamen Läufe einem E-Scooter ausweichen wollte und dabei gegen einen Laternenmast prallte.

Nicht im Rennen war Österreichs Marathonrekordhalter Julia Mayer (DSG Wien), die einen Startplatz für den Rotterdam Marathon gehabt hätte, aber aus gesundheitlichen Gründen auf ihren ersten Marathon nach den Olympischen Spielen verzichten musste.

Über 50.000 Laufbegeisterte

Die 44. Auflage der zweitgrößten Sportveranstaltung in der Niederlande nach dem Amsterdam Marathon ging bei mit knapp 15°C nicht ganz optimalen Bedingungen, hoher Luftfeuchtigkeit und böigem Wind über die Bühne. 18.000 angemeldete Läufer*innen absolvierten die Marathon-Distanz, insgesamt registrierte die Veranstaltung 51.000 Anmeldungen.

Marathon-Talent gewinnt Paris Marathon

Ein halbes Jahr nach seinem siegreichen Debüt beim Frankfurt Marathon hat der 22-jährige Benard Biwott beim Paris Marathon seinen nächsten großen Erfolg eingefahren. Der talentierte Läufer, der mit tollen Halbmarathonzeiten in den Marathon eingestiegen ist, setzte sich beim größten Marathonlauf Europas gegen namhafte Konkurrenz durch und erreichte das Ziel in einer Zeit von 2:05:25 Stunden. Bei Kilometer 35 attackierte Biwott erfolgreich aus einer neunköpfigen Spitzengruppe und setzte sich mit 47 Sekunden Vorsprung auf Ibrahim Hassan aus Dschibuti und weitere sieben Sekunden Vorsprung auf Sila Kiptoo durch. Für den Erfolg kassierte der Kenianer umgerechnet rund 30.000 Euro.

Streckenrekordhalter Elisha Rotich musste sich mit Platz zwölf zufrieden geben. Der stärkste Franzose im Rennen, Hassan Chahdi, musste nach 34 Kilometern aufgeben, daher war Jason Pointeau aus Frankreich in einer Zeit von 2:13:36 Stunden der beste Europäer.

Schneider Electric Paris Marathon 2025

Déjà-vu bei den Frauen

Eine Kuriosität brachte das Endergebnis des Paris Marathon der Frauen, denn es war auf den ersten beiden Plätzen identisch mit jenem des diesjährigen Dubai Marathon. Bedatu Hirpa lief im Duell mit ihrer Landsfrau Dera Dida, Ehefrau von Marathon-Olympiasieger Tamirat Tola, in einer Zeit von 2:20:45 Stunden ins Ziel und erarbeitete sich im Endspurt einen Vorsprung von vier Sekunden – eine weniger als in Dubai. Damals waren die beiden aber gut zwei Minuten schneller gelaufen. Angela Tanui aus Kenia sicherte sich in einer Zeit von 2:21:07 Stunden den dritten Platz.

Tirunesh Dibaba, die kurzfristig überraschend als Star im Marathon angekündigt wurde, ist in den Ergebnislisten nicht auffindbar. Die Mutter dreier Kinder im Alter von zehn, fünf und drei Jahren wäre im Alter von 39 Jahren nach vielen Jahren auf die Marathon-Bühne zurückgekehrt. Paris wäre ein emotionaler Ort dafür gewesen, wie sie in einem Interview mit der „L’Équipe“ wenige Tage zuvor betonte. In Paris hatte sie mit dem WM-Titel im 5.000m-Lauf im Jahr 2003 ihren ersten internationalen Erfolg gefeiert.

Paris Marathon

55.499 Marathonläufer*innen überquerten beim gestrigen Paris Marathon die Ziellinie, knapp 57.000 waren ins Rennen gestartet. Das berichtet die französische Sportzeitung „L’Équipe“. Ein Drittel des Starterfeldes reiste aus dem Ausland an, 31% waren Frauen, gut die Hälfte feierte ihr Marathon-Debüt.

Dritter Sieg für Kiptoo in Zürich

Zum dritten Mal in Folge hat der mittlerweile 48-jährige Mark Kiptoo den Zürich Marathon gewonnen. Er erreichte eine für sein Alter beeindruckende Zeit von 2:09:16 Stunden. Eine Schweizer Überraschung gab es bei den Frauen: Ronja Hofstetter lief in ihrem erst zweiten Marathon in einer Zeit von 2:38:48 Stunden auf den zweiten Platz hinter der Kenianerin Monicah Jeptoo und stellte einen neuen Schweizer Rekord für die Altersklasse U23 auf. 15.897 Anmeldungen über alle Distanzen bedeuten einen neuen Veranstaltungsrekord.

Autor: Thomas Kofler
Bild: © Rotterdam Marathon / Bart Hoogveld

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