
Newsletter Subscribe
Enter your email address below and subscribe to our newsletter
Im Alter von exakt 80 Jahren und einem Monat endete vergangenen Montag in einem Krankenhaus von Toronto aufgrund von Komplikationen während einer Knie-Operation unerwartet das Leben einer kanadischen Marathon-Legende, wie die Plattform „Runner’s World“ berichtete. Jerome Draytons Erfolge machen ihn zu einem der erfolgreichsten Läufer, die das nordamerikanische Land je gesehen hat.
1977 gewann Jerome Drayton als bisher letzter Kanadier den traditionsreichen Boston Marathon im Duell mit der US-Marathon-Legende Bill Rodgers. Davor war er dreimal Champion beim Fukuoka Marathon. Beim Sieg 1975 lief er eine Zeit von 2:10:09 Stunden, damals nicht einmal eine Minute über dem Weltrekord. Zu jener Zeit galt der Fukuoka Marathon im Dezember als inoffizielle Weltmeisterschaft und zählte damit zu den am besten besetzten Marathonläufen der Welt.
Den wohl emotionalsten Wettkampf bestritt Jerome Drayton 1976 bei den Olympischen Spielen von Montreal auf heimischem Boden. Acht Jahre nach seiner Olympischen Premiere in Mexico City. Bei hohen Temperaturen erreichte der damals 31-Jährige, geschwächt von einer Erkältung, das Ziel 20 Sekunden hinter der finnischen Lauflegende Lasse Viren, ein vierfacher Olympiasieger auf der Bahn, das Ziel als Sechster.
Waldemar Cierpinski aus der DDR hatte den Kampf um die Goldmedaille mit einer Verbesserung des damaligen Olympischen Rekords um über zwei Minuten gegen den Amerikaner Frank Shorter und den Belgier Karel Lismont gewonnen. Zwei Jahre später gelang in der Heimat doch noch ein toller Erfolg: Bei den Commonwealth Games von Edmonton 1978 gewann Drayton die Silbermedaille hinter Gidamis Shahanga aus Tansania. Später in jenem Jahr wurde er in die Hall of Fame des kanadischen Sports aufgenommen.
Jerome Drayton hatte eine turbulente Kindheit. Eigentlich hieß er Peter Buniak. In den Wirren der Endphase des Zweiten Weltkriegs erblickte er am 10. Jänner 1945 in Kolbenmoor nahe Rosenheim in Bayern das Licht der Welt. Seine aus Russland und der Ukraine stammenden Eltern waren über Polen Richtung Deutschland entflohen. Die ersten Monate des Neugeborenen waren geprägt von absoluter Armut, seine Kindheit von der Trennung der Eltern. Seine Mutter wanderte 1956 mit Jerome nach Kanada aus und fand in Toronto eine neue Heimat. An der dortigen Schule wurde das Lauftalent des Elfjährigen entdeckt, die Basis für die spätere internationale Karriere.
1969 änderte er offiziell seinen Namen in Jerome Peter Drayton, um mit seiner deutschen Vergangenheit zu brechen, wie die kanadische Nachrichtenagentur „The Canadian Press“ in einem Nachruf schreibt. Es war eine selbstgewählte Namenskonstruktion. Drayton galt als harter Trainierer und blieb dem Sport nach der aktiven Karriere als Ministeriumsberater für Jugend, Kultur und Freizeit im Bundesstaat Ontario erhalten. Seinen ersten kanadischen Marathonrekord lief er im Jahr 1969.
Seine persönliche Bestleistung von 2:10:09 Stunden stand 43 Jahre lang an der Spitze der nationalen Bestenliste, ehe am Beginn des Zeitalters der Superschuhe Cameron Levins beim Toronto Marathon 2018 eine Zeit von 2:09:25 Stunden schaffte. Levins ist immer noch kanadischer Rekordhalter, nun mit der Leistung von 2:05:36 Stunden vom Tokio Marathon 2023.
Autor: Thomas Kofler
Bild: Pete Linforth / Pixabay (Symbolbild)