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Zum Erfolgsrezept gehören: ein Meeting, eine Zertifizierung für den Global Calendar von World Athletics, eine moderne Leichtathletik-Arena, die Tausenden Fans Platz bietet, ein Star und ein gigantisches Ziel. Hallen-Weltrekord im 800m-Lauf. Alles war für Samstag angerichtet, doch ausgerechnet der Star höchstpersönlich fehlte für die perfekte Szenerie. Ungeplant. Keely Hodgkinson hatte sich unmittelbar vor ihrem ersten Wettkampf-Auftritt, auf den sie nicht nur dank enormer PR-Maschine die ganze britische Leichtathletik Hinfiebern ließ, am Oberschenkel verletzt. Nicht in Athletinnen-, sondern in lässigem Freizeit-Outfit, wie immer modisch fein gewählt, war sie in der Utilita Arena von Birmingham irgendwie doch im Scheinwerferlicht und bewunderte die ein oder andere besondere Leistung.
„Bei diesem Event ging es nie nur um mich“, sagte Keely Hodgkinson im Rahmen der Bekanntgabe ihrer Verletzung gegenüber der britischen Tageszeitung „The Guardian“. Auch wenn es stimmt – es standen auch andere gut besetzte Bewerbe auf dem Programm und das Meeting war als solches konstruiert, dass es in den Global Calendar mit dem Wunsch der Kontinuität passte, fällt der 100ige Glaube daran nicht leicht. Der Angriff auf den Hallen-Weltrekord von Jolanda Ceplak aus dem Jahr 2002 (1:55,82 Minuten) durch den englischen Laufliebling war der angedachte Höhepunkt, auf den das Programm am Samstag in der Utilita Arena in Birmingham zugespitzt war. Dort, wo viele Jahre lang ein World Athletics Indoor Tour Meeting der Stufe Gold im Wechsel mit Glasgow stattgefunden hat – dieses prestigeträchtige Meeting verlor die britische Leichtathletik heuer.
Immerhin 4.000 Zuschauer*innen kamen, die Verletzung des Stars war sicherlich kein Rückenwind für den Last-Minute-Ticket-Verkauf. Die Absage war die zweite schlechte Nachricht für Keely Hodgkinson in dieser Woche. Zuvor überraschte, dass die BBC das „Keely Klassic“ nicht in ihrem Hauptprogramm übertragen wollte, sondern lediglich als Livestream anbot. Hodgkinson wurde 2024 als BBC Sportspersönlichkeit des Jahres geehrt, laut britischen Medien verfolgten über neun Millionen TV-Zuschauer*innen ihren Lauf zu Olympischem Gold in Paris 2024. In der BBC.
Normalerweise werden Meetings nach Athlet*innen benannt, die ihre Karriere bereits beendet haben. Daher waren die Scheinwerferlichter dennoch auf Keely Hodkinson gerichtet. Sie kam natürlich in die Arena, feuerte ihre Landsleute und Teamkolleginnen lautstark an, gab Interviews, sprach mit Fans, läutete die Glocke für die letzte Runde, tänzelte zur Musik in der Halle, zeigte sich gut gelaunt und gab alles, um mit dem Meeting die Attraktivität der Leichtathletik zu präsentieren. Das war das erklärte Ziel der Meetingidee.
Das Lauf-Highlight war in Abwesenheit ihrer selbst der Auftritt ihrer Trainingspartnerin Georgia Hunter-Bell im 1.500m-Lauf. Die 31-jährige Olympia-Bronzemedaillengewinnerin mit britischem Rekord, seit Dezember mit George Hunter verheiratet, wollte den britischen Hallenrekord von Laura Muir verbessern. Das Unternehmen scheiterte mit einer Zeit von 4:00,63 Minuten um ziemlich genau eine Sekunde. Dennoch war die Engländerin zufrieden und betonte auch, wie sehr ihr das Meeting gefallen hatte, weil der Anspruch, junges Publikum anzulocken, gelungen sei. „Da waren so viele junge Zuschauer*innen, insbesondere Mädchen, die zu Keely aufschauen. Heute war der Spaß im Vordergrund, weniger der Druck“, so Hunter-Bell gegenüber „Athletics Weekly“.
Hinter der Siegerin pulverisierte Sarah Healy ihren eigenen irischen Hallenrekord um über zwei Sekunden und überquerte die Ziellinie nach 4:01,62 Minuten. Es war der bereits dritte irische Hallenrekord binnen der letzten beiden Wochen für die seit wenigen Tagen 24-Jährige. Einen britischen Sieg genoss das Publikum auch im 800m-Lauf der Frauen durch Isabelle Boffey, die sich in 2:01,69 Minuten gegen die Finnin Eveliina Määttänen und Natoye Goule-Toppin aus Jamaika durchsetzte. Im 1.000m-Lauf der Männer brach Neil Gourley in einer Zeit von 2:16,74 Minuten zwar den britischen Rekord, musste sich aber hinter Samuel Chapple einordnen, der mit einer Zeit von 2:16,09 Minuten einen holländischen Uralt-Rekord für die Halle auslöschte.
Am Donnerstag war Hodgkinsons Stimmung noch nicht so gut wie am Samstag. Sie sei „angepisst“ und „am Boden zerstört“, die Premierenausgabe des „Keely Klassic“ zu verpassen, schrieb sie auf ihrem Instagram-Profil. Erst recht, weil ihr Team in den letzten Monaten hervorragende Arbeit geleistet hatte, um sie für dieses Höhepunkt-Rennen vor heimischem Publikum vorzubereiten. Gleichzeitig bedauerten britische Medien das verpasste Ereignis und berichteten von der besten körperlichen Verfassung, in der Keely Hodgkinson je gewesen sei („The Guardian“).
Nun beendete eine muskuläre Verletzung im hinteren Oberschenkelbereich die Hallensaison des 800m-Stars, bevor sie überhaupt begann. Eine befürchtete Pause von bis zu sechs Wochen macht weder einen Antritt bei den Hallen-Europameisterschaften noch einen bei den Hallen-Weltmeisterschaften, beides im März, realistisch. Gegenüber der „Daily Mail“ sagte die 22-Jährige: „Es war ein sehr, sehr schlechtes Timing mit der Verletzung. Aber sie wird keine Auswirkungen auf die Outdoor-Saison haben!“
Autor: Thomas Kofler
Bild: © Jakob Owens / Unsplash