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Die Österreicherin Sophia Bell feierte in Astana den Olympiasieg im Marathonlauf. Das kann man sich gar nicht oft genug auf der Zunge zergehen lassen. Lesen Sie hier die olympische Erfolgsstory aus der Zukunft.
Die Österreicherin Sophia Bell feierte in Astana den Olympiasieg im Marathonlauf. Das kann man sich gar nicht oft genug auf der Zunge zergehen lassen. Lesen Sie hier die olympische Erfolgsstory aus der Zukunft.
„Das war kein Märchen. Das war ein Traum!“, sagte Sophia Bell auf die Frage, ob sie ihr Olympia-Sommermärchen schon realisiert habe. „Und was man macht, kann man auch träumen, nicht wahr?“ Damit war der Livereporter erst einmal schmähstad, und die 29-jährige Österreicherin genoss ihren sensationellen Sieg im Olympiamarathon von Astana 2028 umso mehr. Eine Spitzenplatzierung im olympischen Inspire-Ranking war ihr damit sicher. Es klingt immer noch unglaublich: Eine Marathon-Olympiasiegerin aus Österreich!
Jahrzehntelang hatten sich die Läufer außerhalb Afrikas damit abgefunden, gegen Kenia und Äthiopien chancenlos zu sein. Und dann das. RunUp beleuchtet erstmals im Detail, wie es zu diesem Erfolg gekommen ist.
Entscheidend waren die Irrwege der Sportpolitik, die Professionalität von „RunEurope“ und natürlich der Dickkopf von Sophia Bell. Vor vier Jahren war sie nahe daran, alles hinzuschmeißen, als Österreich den Langstreckenlauf aus der Spitzensportförderung eliminiert hatte. Deutschland und mehrere andere Länder hatten schon zuvor diesen Schritt gesetzt.
Der Marathon war in der Potentialanalyse des Ministeriums für Leistung und Exzellenz niemals in die Nähe der Medaillenränge gekommen. Auch ihr 16. Platz im Olympiamarathon 2024 änderte nichts daran. Ebenso wenig, dass „Laufen“ mit großem Vorsprung die Nummer eins aller aktiv ausgeübten Sportarten war. „Wir müssen weg von der Gießkanne“, sagte der Minister für Transparenz und Leistung Janus Guth, der diesen Satz bei seiner Amtsübernahme ganz oben auf einer ministeriumseigenen „How to speak about …“-Liste gefunden hatte.
Der Österreichische Olympiabund schickte zwar den Supervisor für Sportkultur in die Diskussion, um zumindest öffentlich die weitere Unterstützung des Marathonlaufens einzufordern. Die Chefs hatten sich mit dem Rauskick aber schon abgefunden. Man müsse mit der Zeit gehen. Alle Parameter sprächen gegen eine Förderung. Nur durch Konzentration auf die Stärken könne es Siege geben, schließlich wolle man Österreich wieder groß machen.
Die nach den Sommerspielen von London und Rio versuchte Neuaufstellung der österreichischen Sportpolitik erwies sich als mentale Verstaatlichung. Die Sportler wurden eng an den Fördergeber angebunden, es gab die Fokussierung auf Medaillengewinne und ein professionelles Re-Branding auch des Sommersports zum nationalen Wohlfühlfaktor. Konkret hieß das: Auftreten als Aufputz bei Medienterminen, Logos in X-Large, Duldung einiger Doping-Docs und das Nicht-Erscheinen auf der herbstlichen „Wiener Wiesn Sportalm“ nur bei wirklich guter Begründung.
Die nötige Selbstironie für manche dieser Anforderungen hätte Sophia Bell durchaus mitgebracht, aber in Wahrheit passte sie in dieses Konzept einfach nicht hinein. Der einzige Weg für sie, die Sportausübung zu finanzieren, hieß „MORE“. Sie musste ein „Member of RunEurope“ werden. Die Mitglieder des Projekts hatten ein bescheidenes Einkommen und ein großartiges Trainingsumfeld. Von Medaillen oder Rekorden war nicht die Rede. Natürlich wollte man Erfolge sehen. Aber die Hauptidee war, aus den vielen bzw. wenigen Einzelkämpfern, die es in Europas Langstreckenlauf gab, ein Team zu formen.
RunEurope wollte in erster Linie nur eines sein: ein Laufverein, in dem man sich wohl fühlte und seiner Leidenschaft nachging. Nicht alle hatten sich deshalb gleich furchtbar lieb. Manche durchaus, aber der bei solchen Projekten stets präsente Geruch des Labor- und Sektenartigen war hier doch stark überlagert vom Odeur menschlicher Aktivitäten.
Hinter der romantischen Darstellung als gewöhnlicher Club steckte eine große Portion Dreistigkeit, denn Geldgeber waren die Wanda Group aus China, bekanntlich Eigentümerin vieler großer Marathons, der Quantenspezialist Intel aus den USA und Fahrzeughersteller BMW. Das Projekt operierte hart an der Forschungsfront. Neuro-Chips, Vibe-Flows und Muscle-Control waren allgegenwärtig. Die Mensch-Maschine-Diskussion war längst gegessen.
Dazu kam der fachliche und organisatorische Support von European Athletics, wo einige Leute vor zehn Jahren der Meinung waren, dass Medaillengewinner im Kugelstoßen zwar die Erfolgsbilanz der europäischen Länder gewichtiger machte, aber nicht wirklich zur Popularität der kränkelnden olympischen Kernsportart beitrugen. Deshalb der Fokus aufs Laufen, die perfekte Verkörperung des Claims „Your Sport for Life“. Gesellschaftlich war diese Ausrichtung für Europas Leichtathletik naheliegend und zur Neuerfindung des Images galt Laufen als Königsweg. Frag nach bei den Bullen.
Am Start eines Rennens wussten die RunEurope Läuferinnen, dass sie mehr gemacht hatten, als alle anderen. Nicht ein Mehr an Training, aber ein Mehr an umfassender Vorbereitung. Sie fühlten eine tiefe Verbundenheit. Dass sie am 31. September 2028 beim Olympiamarathon von Astana in ihren unterschiedlichen Nationaltrikots dastanden, spielte dabei keine besonders große Rolle, auch wenn sie das nie gesagt hätten.
„Wir wussten, dass fünf RunEurope Läuferinnen eine Medaillenchance hatten“, schildert Sophia Bell. „Wir wussten, wie schnell man in bestimmten Abschnitten laufen durfte. Wir waren fünf Hirne, die das gleiche dachten und wollten, vermutlich aus freiem Willen heraus. Als die Brasilianerinnen auf der Gefällestrecke zwischen Kilometer 23 und 25 das Tempo verschärften, gingen wir nicht mit, sondern nutzten die darauffolgenden kurvigen Abschnitte, in denen die anderen muskulär schon müde waren. Es war die perfekte Ausführung eines Experiments. Aber dass ich ab Kilometer 34 in der Spitzengruppe dreimal attackiert habe, obwohl das Race Data Centre etwas anderes wollte, war das Ausschalten der Vernunft. Eine wilde Jagd. Und am Ende war ich es, die den Löwen erlegt hat.“
Auch Minister Guth war sehr flink und überreichte Sophia Bell bei der Medaillenfeier der Österreichisch-Kasachischen-Gesellschaf einen Satz Goldmünzen und das obligatorische Dirndl. Selbstverständlich wurde sie gefragt, worauf sie sich nach dem Olympiarummel am meisten freue. „Ernsthaft jetzt? Auf ein Schnapserl, einen Apfelstrudel und einen Malzkaffee bei der Mama!“, sagte sie und funkelte verschmitzt mit den Augen. Ganz sicher ist bei Sophia Bell aber nur, dass sie den Olympiamarathon von Astana 2028 gewonnen hat.
Autor: Andreas Maier
Bilder: © Foto von RUN 4 FFWPU von Pexels