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Kelvin Kiptum – junges Ausnahmetalent bleibt in Erinnerung

Traurige Nachricht im internationalen Laufsport: Der Marathon-Weltrekordhalter Kelvin Kiptum ist bei einem Autounfall tödlich verunglückt.
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Eine traurige Nachricht erreichte den internationalen Laufsport in der Nacht auf heute aus Kenia. Marathon-Weltrekordhalter Kelvin Kiptum ist bei einem Autounfall tödlich verunglückt. Er wurde nur 24 Jahre alt.

In seiner kurzen Laufkarriere hat Kelvin Kiptum so beeindruckt wie kaum ein anderer Marathonläufer in den vergangenen Jahrzehnten. Große sportliche Taten wurden dem Ausnahmetalent zugetraut. Beim Rotterdam Marathon am 14. April wäre ein ernsthafter Versuch gestartet worden, auf einem den Kriterien des Leichtathletik-Weltverbandes entsprechenden Marathonkurs eine Marathonzeit unter zwei Stunden zu schaffen und damit einen wichtigen Meilenstein der Sportgeschichte zu erreichen. In der Vorbereitung wollte der Läufer auch mit technisch innovativen Hilfsmitteln die Grenzen seiner Leistungsfähigkeit verschieben. Noch vor einigen Wochen sagte der 24-Jährige in einem Interview mit der italienischen Sporttageszeitung „La Gazzetta dello Sport“:

„Ich würde es lieben, in die Sportgeschichte einzugehen.“ Kelvin Kiptum

Mit Kelvin Kiptum verlässt ein außergewöhnlicher Läufer die Bühne, der beim Chicago Marathon 2023 in einer Zeit von 2:00:35 Stunden den aktuellen Weltrekord in der traditionsreichen Disziplin aufgestellt hat. Das RunUp hat drei besondere Charaktereigenschaften über den verstorbenen Weltrekordhalter recherchiert.

Ein Mann mit starkem Willen

Kelvin Kiptum wuchs auf einer Farm im kenianischen Rift Valley auf und entdeckte laut kenianischen Medienberichten sein Lauftalent bei der Arbeit mit den Tieren im Wald. Wie die Zeitung „The Star“ berichtete, riskierte der junge Kiptum sogar das Zerwürfnis mit seinem Vater, indem er die Schule abbrach, um sich auf das Laufen zu konzentrieren. Er fand einen Fürsprecher im erweiterten Verwandtenkreis, Geoffrey Kamworor, selbst dreifacher Halbmarathon- und zweifacher Crosslauf-Weltmeister. Dieser kaufte ihm ein Paar moderne Laufschuhe und animierte ihn damit, auf eine spitzensportliche Karriere hinzuarbeiten. Kiptum hatte sein Familienhaus in frühen Jahren verlassen, heiratete früh und war bereits in jungen Jahren zweifacher Familienvater. Erst nach seinen ersten Siegen beruhigte sich der Streit mit seinem Vater.

Ein Kilometerfresser

Für seine großen Ziele, neben dem sub-2-Marathon in Rotterdam auch die Olympische Goldmedaille in Paris im kommenden Sommer, spulte Kelvin Kiptum ein unvergleichliches Trainingsprogramm ab. Bis zu 270 Kilometer pro Woche, regelmäßig an die 250, absolvierte der junge Kenianer und damit deutlich mehr als selbst in Kenia üblich. Das alles ist erschwert durch die Höhenlage, denn Kelvin Kiptum trainierte auf einer Meereshöhe von 2.500m.

Auf Ruhetage verzichtete der Athlet in seinem Trainingszyklus beinahe gänzlich, seine Frau und seine beiden Kinder besuchte er maximal einmal pro Woche. Rund um den Chicago Marathon äußerte sich sein Entdecker und Langzeittrainer Gervais Hakizimana, der beim gestrigen Unfall ebenfalls ums Leben gekommen ist, skeptisch und meinte, er müsse aufpassen, Kiptum nicht zu verheizen.

Ein Mann ohne Schmerzen

Herausragend an den drei Marathonläufen, die Kiptum siegreich absolviert hat, ist eine Konstante: Obwohl er jeweils schnell angelaufen ist, steigerte er sich auf der zweiten Marathon-Hälfte deutlich. Beim London Marathon 2023 und auf dem Weg zum Weltrekord beim Chicago Marathon 2023 benötigte er von der Halbmarathon-Zwischenzeit bis ins Ziel weniger als eine Stunde. Das hat kein anderer Marathonläufer in der Geschichte auf einem regulären Kurs geschafft. Eliud Kipchoge absolvierte auf dem Weg zu seinem ehemaligen Weltrekord in Berlin die erste Marathon-Hälfte in unter einer Stunde.

Nach dem Chicago Marathon sagte Kiptum in einem Interview mit der US-amerikanischen Laufplattform „Let’s Run“, er habe bei einem Marathon noch nie Schmerzen verspürt. Was wie Hohn für jede*n, der schon einmal einen Wettkampf über 42,195 Kilometer an seiner persönlichen Leistungsgrenze gelaufen ist, klingen mag, könnte eine Ausnahmefähigkeit beschreiben, die nicht nur sein astronomisches Leistungsniveau im Wettkampf teil-erklären könnte, sondern auch die Tatsache, dass er derartig hohe Trainingsumfänge verträgt.

Autor: Thomas Kofler
Bild: © Bank of America Chicago Marathon / Kevin Morris

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