Nachdem Patrick Kipngeno den letztjährigen Weltcup nach Belieben dominiert hatte, war sein Erfolg bei den Weltmeisterschaften im Stubaital irgendwie logisch. Es ist der zweite Titel für den 29-jährigen Kenianer, der für das kenianisch-österreichische run2gether-Team an den Start geht, nach jenem im vergangenen November in Chang-Mai. Im Gegensatz zu damals, als das Team aus Uganda aufgrund eines Fehlers den Start verpasst hatte, musste sich der Kenianer, der im Frühling eine längere Krankheitspause einlegen musste, wie Run2gether-Obmann Thomas Krejci erzählte, dieses Mal mit den Gegnern aus Uganda auseinandersetzen. Und tat dies nach einem schnellen Auftakt im Flachen äußerst souverän, indem er bald die Führung übernahm und den Vorsprung sukzessive vergrößerte.
Das Zuschauerspalier hinauf zur Elferhütte wurde zum Triumphzug für den einzigen kenianischen Berglauf-Weltmeister, der das Ziel nach 40:18 Minuten erreichte. Ganze 93 Sekunden vergingen, bis Levi Kiprotich aus Uganda als Silbermedaillengewinner das Ziel erreichte. Dritter wurde der lange Zeit auf Platz zwei laufende Kenianer Josphat Kiprotich in 42:04 Minuten. Für Uganda ist dieses Resultat eine Niederlage, denn die Berglauf-Weltmeisterschaften waren jahrelang eine Domäne der Ugander. Immer, wenn sie am Start waren, haben sie seit 2013 auch die Goldmedaille errungen, dazu kamen über die Jahre je vier weitere Silber- und Bronzemedaillen.
Gray und Osanz in der Verfolgerrolle
Die überlegenen Läufer aus Ostafrika am ehesten bedrängen konnte der zweifache US-Weltmeister Joseph Gray, der knapp eine halbe Minute hinter der Medaille das Ziel als Fünfter erreichte. Knapp hinter ihm platziert war der stärkste Europäer des Rennens, Daniel Osanz aus Spanien, im Vorjahr auf den Kanarischen Inseln EM-Bronzemedaillengewinner im Vertical. Eine starke Leistung lieferte auch Filimon Abraham aus Deutschland ab, der in einer Zeit von 43:08 Minuten als Neunter vor den beiden Schweizern Roberto Delorenzi und Dominik Rolli, im Vorjahr EM-Silbermedaillengewinner, ins Ziel kam. Gerade an Eindrücken, wie Rolli oder der auf Platz 23 einlaufende Europameister Cesare Maestri sich am steilen Zielhang mühten, demonstrierten die Strapazen, die die Läuferinnen und Läufer auf der 7,1 Kilometer langen Strecke von Neustift im Stubaital zur Elferhütte phasenweise überwinden mussten.
Innerhofer hadert mit der Strecke
Nicht in die Nähe einer Spitzenplatzierung kam Österreichs Bester Manuel Innerhofer (LC Oberpinzgau), der aufgrund von mehreren Erkrankungspausen im Spätwinter und Frühling nicht in optimaler Form für diese Disziplin zur WM anreiste. Er erreichte das Ziel in einer Zeit von 45:37 Minuten sichtlich angestrengt auf Platz 29, sagte aber im Anschluss, in Hinblick auf seinen zweiten Antritt am Samstag angesichts der Platzierung im Rennverlauf gerade muskulär nicht alle Kräfte verbraucht zu haben. „Es war schön, hier dabei gewesen zu sein und vor diesen vielen Fans zu laufen. Aber mir war bewusst, dass mir die Vertical-Strecke überhaupt nicht liegt. Entweder waren die Passagen zu flach für mich oder zu steil für mich. Gerade hier zum Schluss haben die Skibergsteiger einen wesentlichen Vorteil. Mir wären Bergaufpassagen mit flüssigem Laufen lieber gewesen“, erklärte der Pinzgauer, der prinzipiell nicht zufrieden war mit seinem Rennen. Des einen Leid ist oft der anderen Freud, das Gespräch mit Manuel Innerhofer im Zielraum endete mit seiner Prognose: „Auf dieser Strecke wird Andrea gewinnen.“ „Sicher?“ „Sicher!“ 45 Minuten später wussten alle, Innerhofer behielt recht (siehe RunAustria-Bericht des Frauenrennens)
Für den Salzburger selbst, dessen Zwillingsbruder Hans-Peter morgen beim Short Trail im Einsatz ist, liegt der Fokus nun auf den zweiten Wettkampf am Samstag. Denn für den Mountain Classic, dem ehemaligen Up & Down, sieht er sich trotz der suboptimalen Vorbereitung besser gerüstet, auch weil er spezifischer auf diesen Wettkampf hintrainert hat. Bei der EM 2022 belegte er im Up & Down den vierten Platz, nachdem er zwei Tage zuvor im Uphill im Kampf um Spitzenplätze chanchenlos war.
Schweiz holt Bronze in der Nationenwertung
Als zweitbester Österreicher lag der Tiroler Martin Mattle (TrailMotion Tirol) auf Platz 34 nicht weit hinter dem sechsmaligen Berglauf-Staatsmeister, Florian Zeisler (IRL-Team Happy Fitness 24h) und Martin Enzenberger (TGW Zehnkampf Union) erreichten das Ziel auf den Positionen 56 und 66. In der Nationenwertung gab die Addition der drei besten Platzierungen Platz elf für Österreich, Gold ging an Kenia vor Uganda und dem ausgeglichenen Team aus der Schweiz. Neben Delorenzi und Rolli auf den Einzelpositionen zehn und elf fiel noch Jonas Soldini mit seinem 24. Platz in die Wertung. Damit behauptete sich die Schweiz vor Deutschland und Frankreich.
Ergebnis Vertical der Männer, WMTRC 2023
Gold: Patrick Kipngeno (Kenia) 40:18 Minuten
Silber: Levi Kiprotich (Uganda) 41:51 Minuten
Bronze: Josphat Kiprotich (Kenia) 42:04 Minuten
- Eliud Cherop (Uganda) 42:16 Minuten
- Joseph Gray (USA) 42:32 Minuten
- Daniel Osanz (Spanien) 42:41 Minuten
- Ombogo Kiriago (Kenia) 42:54 Minuten
- Joe Steward (Großbritannien) 43:02 Minuten
- Filimon Abraham (Deutschland) 43:08 Minuten
- Roberto Delorenzi (Schweiz) 43:31 Minuten
- Dominik Rolli (Schweiz) 43:38 Minuten
- Hillary Kimaiyo (Kenia) 43:44 Minuten
- Julius Ott (Deutschland) 43:50 Minuten
- Andrea Rostan (Italien) 43:53 Minuten
- Dismas Yeko (Uganda) 43:54 Minuten
…
24. Jonas Soldini (Schweiz) 44:43 Minuten
29. Manuel Innerhofer (Österreich) 45:37 Minuten
31. Maximilian Zeus (Deutschland) 45:43 Minuten
34. Martin Mattle (Österreich) 46:12 Minuten
35. Fabian Aebersold (Schweiz) 46:22 Minuten
56. Florian Zeisler (Österreich) 48:19 Minuten
66. Martin Enzenberger (Österreich) 49:20 Minuten
Nationenwertung (drei beste Platzierungen gewertet)
Gold: Kenia 11 Punkte
Silber: Uganda 21 Punkte
Bronze: Schweiz 45 Punkte
- Deutschland 53 Punkte
- Frankreich 54 Punkte
- Italien 56 Punkte
- Großbritannien 62 Punkte
- Spanien 76 Punkte
- USA 98 Punkte
- Norwegen 106 Punkte
- Österreich 119 Punkte
WMTRC 2023