Die kenianische Tageszeitung „The Standard“ spricht von einem „Epic Clash“. Und tatsächlich sind Superlative nicht ganz aus der Welt, denn das Memorial Agnes Tirop in Eldoret, Station Nummer zwölf der 15-teiligen World Cross Country Tour (Gold) am kommenden Samstag in Eldoret, sollte der best besetzte Crosslauf seit den Weltmeisterschaften vor drei Jahren in Aarhus sein. Der wichtigste Crosslauf auf kenianischem Boden seit den Weltmeisterschaften 2007 von Mombasa und der wichtigste auf afrikanischem Boden seit den Weltmeisterschaften 2017 in Kampala, der Hauptstadt Ugandas, zieht die Laufprominenz Kenias und einige wenige Gäste aus benachbarten Laufhochburgen von verschiedensten Spezialdistanzen zu einem Wettkampf an. 550 Aktive, verteilt auf mehreren Bewerben, zählt der Veranstalter.
Multitalent Gidey gegen Kenias Elite
Für das Rennen der Frauen hat Letesenbet Gidey zugesagt, die – falls das ohne Olympische Goldmedaille aus Tokio gesagt werden darf – stärkste Läuferin der letzten beiden Jahre weltweit. Bei den ganzen Weltrekorden, die die 23-jährige Äthiopierin in letzter Zeit aufgestellt und/oder pulverisiert hat – der eindrucksvollste sicherlich jener im Halbmarathon mit einer Zeit von 1:02:52 Stunden – darf nicht vergessen werden, dass Gidey auch eine exzellente Crossläuferin ist. Zweimal gewann sie den Junioren-WM-Titel, 2019 die WM-Bronzemedaille in der Allgemeinen Klasse. Senbere Teferi ist die zweite starke Äthiopierin im Rennen. Die Vize-Weltmeisterin von 2015 betonte im Vorfeld, erstmals überhaupt nach Kenia zu reisen.
Die kenianische Spitze im Rennen bilden die Superstars Hellen Obiri, amtierende Weltmeisterin, Faith Kipyegon, die als zweifache Junioren-Weltmeisterin in den Jahren 2011 und 2013 eine beachtenswerte Crosslauf-Vergangenheit hat, und Marathon-Weltmeisterin Ruth Chepngetich. Dazu kommen Norah Jeruto, Margaret Kipkemboi, beide Topläuferinnen auf ihren Bahndistanzen, Junioren-Weltmeisterin Beatrice Chebet und weitere bekannte Namen.
Platzhirsch Kamworor
Der große Name im Männerrennen ist der zweifache Crosslauf-Weltmeister Geoffrey Kamworor, der von einer Reihe junger Landsleute herausgefordert wird: Rhonex Kipruto, Edward Zakayo, Michael Kibet. Auch Kibiwott Kandie, Rodgers Kwemoi und Nicholas Kimeli hoffen auf eine Siegchance. Der kenianische Türke Aras Kaya, zweifacher Crosslauf-Europameister, muss sich in einem starken Feld behaupten. Mit den Deutschen Hendrick Pfeiffer und Nic Ihlow oder dem Spanier Antonio Abadia sind auch einige gebürtige Europäer im Rennen.
Historischer Event für die kenianische Leichtathletik
Für die kenianische Leichtathletik und den kenianischen Sport im Gesamten ist dieser Event eine Prestigesache. Sportministerin Amina Mohamed ließ im Vorfeld keine Gelegenheit aus, in Verbindung mit dem World Cross Country Tour Termin im positiven Licht zu erscheinen. Sie sprach den Organisatoren und den Athleten vollste Unterstützung zu. Sie wie auch weitere Prominente, darunter Marathon-Weltrekordhalter Eliud Kipchoge und zahlreiche weitere kenianische Lauflegenden, werden anwesend sein, das nationale Fernsehen überträgt live. Der Veranstalter erwartet rund 20.000 Zuschauer an der Strecke.
Gelaufen wird am Gelände des Kapseret Centres auf halbem Weg zwischen dem Stadtzentrum und dem Flughafen, rund 15 Minuten außerhalb Eldorets. Sowohl die Männer als auch die Frauen bestreiten am Samstagnachmittag ein zehn Kilometer langes Rennen auf einem Kurs, der bei den kenianischen Meisterschaften durch ein extrem tiefes Geläuf an manchen Stellen zur großen Herausforderung geworden ist. „Wir schauen uns die schlammigen Passagen an und passen sie eventuell an, so dass niemand seinen Schuh verliert“, sagte Barnaba Korir von Athletics Kenya.
Erinnerung an Agnes Tirop
Der Kenianische Leichtathletik-Verband (Athletics Kenya) widmete in einer gemeinsamen Entscheidung mit der Politik den ersten kenianischen Crosslauf, der Teil einer internationalen Serie ist, der im Oktober mutmaßlich ermordeten Topläuferin Agnes Tirop, die im Dunstkreis der Veranstaltung omnipräsent ist. Sowohl in diversen Medienterminen im Vorfeld, als auch der Website. Unter den Teilnehmerinnen und Teilnehmern sind am Samstag auch viele enge Freunde ihrer ehemaligen Wegbegleiterin. Bekanntgegeben wurde die Veranstaltungsbezeichnung „Memorial Agnes Tirop“ übrigens am 23. Oktober, dem Tag, an dem Agnes Tirop beerdigt wurde und ihren 26. Geburtstag gefeiert hätte.
Die Familie von Agnes Tirop hat sich offiziell für die Benennung des Events nach ihrer Tochter bedankt und wird am Samstagnachmittag die Rennen vor Ort verfolgen. Tirop war eine leidenschaftliche Crossläuferin und gewann 2015 im Alter von nur 19 Jahren die Goldmedaille bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften in China.
Memorial Agnes Tirop
World Cross Country Tour