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Mit großer Zufriedenheit blickt Kevin Kamenschak auf seinen ersten Wettkampf seit fünf Monaten zurück. Der 20-Jährige lief beim Warandecross in Tilburg auf den fünften Platz und lieferte eine beachtenswerte Bewährungsprobe für einen wahrscheinlichen EM-Start in Antalya ab. Viel mehr verleihen ihm aber die Lehren aus dem Wettkampf, dem ersten unter der Leitung seines neuen Trainers Raphael Pallitsch, Rückenwind. Schließlich steht Kamenschak, der die vergangene Wettkampfsaison aus Verletzungsgründen abbrechen musste, am Beginn eines neuen Zyklus.
Eine gewisse Unsicherheit spürte Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA), als er am Freitag via Düsseldorf direkt aus dem Trainingslager in Südafrika nach Tilburg im Süden Hollands anreiste. Nicht nur der lange Trip und auch nicht nur die Tatsache, dass ein erstes Trainingslager mit einem neuen Trainer immer Spannungsmomente vor einem ersten Wettkampf bringt, nährten sie. Sondern auch die Tatsache, dass der junge Oberösterreicher seit fünf Monaten keinen Wettkampf mehr gelaufen ist und dann gleich vor einer Distanz stand, die Neuland bedeutete.
Zehn Kilometer – und dass nicht bretteben und leicht, sondern im Gelände und anspruchsvoll – standen bei der Crossgala der Männer im Rahmen des traditionsreichen Cross-Events in Tilburg auf dem Programm. „Eine halbe Stunde Vollbelastung im Wettkampf – das war tatsächlich eine neue Erfahrung für mich. Meine bisher längsten waren bei der Crosslauf-EM 2022 in Turin damals über sechs Kilometer sowie der Silvesterlauf in Peuerbach“, gab der Linzer zu bedenken. Seine Erkenntnis: „Ich habe mich die ersten fünf Kilometer richtig locker gefühlt und auch dann, als es begonnen hat, weh zu tun und ich den Kontakt zur Spitzengruppe verloren habe, bin ich den Wettkampf noch gut zu Ende gelaufen.“
Nach 29:56 Minuten erreichte Kamenschak das Ziel auf Platz fünf, nur allzu gerne hätte er noch den Spanier Younes Kniya im Endspurt um den vierten Platz hinter sich gelassen. Was aber Mut macht, war der verhältnismäßig gerine Rückstand von 21 Sekunden zum holländischen Sieger Niels Laros. Der 19-Jährige gilt als das Ausnahmetalent im europäischen Laufsport seit Jakob Ingebrigtsen und erreichte mit dem sechsten Platz im Olympischen 1.500m-Finale seinen bisherigen Karriere-Höhepunkt – in europäischen Nachwuchsklassen ist der holländische 1.500m-Rekordhalter und frisch gebackene Europas Nachwuchs-Leichtathlet des Jahres 2024 sowieso seit vielen Jahren absolut ungefährdet.
Dass Laros ihm nicht allzuweit davonlief, ist für Kamenschak ein wichtiger Indikator für seine positive Leistungseinschätzung. Denn die beiden kennen sich nicht nur von gemeinsamen Siegerehrungen bei der Junioren-EM 2023 in Jerusalem gut, sondern trainierten in den letzten beiden Jahren häufiger gemeinsam. „Insgesamt war der gestrige Wettkampf auf vielen Ebenen eine sehr wertvolle Erfahrung für mich. Sowohl für den Körper als auch für den Kopf“, fasst Kamenschak im Gespräch mit RunUp.eu zusammen.
Die Belastung des Wettkampfs spürte er beim heute morgendlichen Lauftraining zurück in der Heimat deutlich. Das erste Mal seit Monaten in den Spikes quittiert die Wadenmuskulatur entsprechend, die Wettkampfdistanz und die damit verbundene Belastungsdauer fügt ihr Zutun bei. Crosslauf ist bekannterweise aber auch dazu da, die Resilienz zu fördern. Und angesichts der anstehenden Crosslauf-EM am 8. Dezember in Antalya, für die der Österreichische Leichtathletik-Verband (ÖLV) Kamenschak nach dem gestrigen Auftritt wohl nominieren wird, war der gestrige Wettkampf eine gute Generalprobe.
In der Türkei stehen „nur“ sechs Kilometer auf dem Programm. Kamenschak wird dort seinen ersten kontinentalen Meisterschaftsauftritt in der Altersklasse U23 bestreiten. Gestern war der Österreicher zweitbester U23-Athlet hinter Laros. Der holländische Ausnahmeläufer lief gestern in der Altersklasse U23, um im Eliterennen integriert zu sein – in Antalya ist Laros noch für die Altersklasse U20 startberechtigt und dort der haushohe Favorit.
Siegerin bei den Frauen, die 8.000m zu bestreiten hatten, war die Schwedin Sarah Lahti in einer Zeit von 26:58 Minuten. Die Schweizerin Shirley Lang überzeugte mit Gesamtrang zehn und war damit drittbeste U23-Athletin. Cordula Lassacher (Atus Knittelfeld) erreichte das Ziel in einer Zeit von 29:17 Minuten auf Platz 17, als Nummer sechs der U23-Rangliste.
Der Warandecross in Tilburg ist traditionell eine sehr beliebte Crosslauf-Veranstaltung bei mitteleuropäischen Läufer*innen, die sich auf dem Weg zu den Crosslauf-Europameisterschaften befinden. Die Eliteläufe sind eingebettet in ein zweitägiges Crosslauf-Programm für Jung und Alt. Der Warandecross ist Teil der World Athletics Cross Country Tour des Leichtathletik-Weltverbandes und eines von acht Events mit dem Silber-Label. Das ist die zweithöchste Stufe hinter den 16 Gold-Events.
Einen Tag vor dem Crosslauf in Tilburg gingen in Riesenbeck unweit der Grenze zu Holland die deutschen Crosslauf-Meisterschaften über die Bühne. Hanna Klein sicherte sich im sieben Kilometer langen Frauenrennen den Titel in einer Zeit von 22:33 Minuten vor Eva Dieterich und Marathon-Olympiastarterin Domenika Mayer.
Bei den Männern verteidigte Markus Görger seinen Titel aus dem Vorjahr dominant. Nach 27:08 Minuten hatte er die 9,4 Kilometer lange Strecke hinter sich gebracht. Im 4,3km-Kurzbewerb feierte Jens Mergenthaler in 12:36 Minuten den dritten Titel in Folge. Berglauf-Riesentalent Julia Ehrle dominierte das 4,3 Kilometer lange Rennen in der Altersklasse U18. Sie strebt einen EM-Start in der Altersklasse U20 an.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © SIP / Johannes Langer