Über Brenda Kiprono ist relativ wenig herauszufinden, sie ist eine komplette Newcomerin. Der Leichtathletik-Weltverband (World Athletics) ordnet ihrem Profil eine einzige Leistung zu, nämlich die von heute. Und die hatte es durchaus in sich. Die Debütantin zeigte im Windschatten des einzigen Tempomachers für die Frauenspitze eine konstant starke Leistung und musste erst im Finale ihr Tempo etwas reduzieren, da allerdings deutlich. In einer Zeit von 2:30:27 Stunden rettete sie 19 Sekunden Vorsprung auf den zehn Jahre alten Streckenrekord der Kroatin Lisa Christina Stublic ins Ziel. Sie habe immer geglaubt, den Streckenrekord knacken zu können, sagte die Siegerin im Interview mit dem ORF Oberösterreich. „Mit dem Sieg von Kiprono beginnt ab heute bei den Frauen eine neue Zeitrechnung. In den vergangenen Jahren lag in Linz der Fokus vor allem auf dem Männerrennen im Elitebereich. Diesmal haben wir ihn besonders auf die Frauen gelegt“, erklärte Rennleiter Günther Weidlinger.
Bei hervorragenden Marathonbedinungen mit klarem Himmel und Temperaturen von 7°C beim Start um 9:30 Uhr mussten sich die eigentlichen Siegkandidatinnen Urge Diro und Tigist Teshome in 2:34:47 Stunden bzw. 2:39:27 Stunden mit den Positionen zwei und vier zufrieden geben, dazwischen rutschte noch die Kenianerin Gladys Chemutai in 2:38:14 Stunden. Beste Österreicherin war die sechstplatzierte Teresa Feit (DSG Wien) in 2:54:32 Stunden.
Koech fängt Bere noch ein
Bei den Männern begann der Marathon harmonisch. Peter Herzog (Union Salzburg LA) ergänzte als Startläufer der Hyundai-Staffel die Marathon-Spitzengruppe und blieb als zusätzlicher Tempomacher noch etwas länger im Rennen, als nach etwa 17 Kilometern etwas unübliches passierte. Der als Tempomacher verpflichtete Äthiopier Masresa Bere sprengte mit einer Tempoverschärfung die Spitzengruppe. Er hielt sich damit weder an die Abmachung mit dem Veranstalter noch an die Handzeichen von Rennleiter Günther Weidlinger aus dem Auto.
Der Kenianer Ezekiel Koech fand den Anschluss an den Führenden. Wenige Kilometer vor dem Zieleinlauf am Linzer Hauptplatz begann ein Abtasten zwischen den beiden. Der Kenianer, der mit einer Bestleistung von 2:11:52 Stunden (Siena 2021) nach Oberösterreich angereist war, attackierte und entschied das Rennen auf dem 39. Kilometer vorzeitig für sich. Der Sieger der Marathons in Tel Aviv 2014 und Antwerpen 2018 siegte in Linz in einer deutlichen persönlichen Bestleistung von 2:09:43 Stunden. Es ist der 17. kenianische Sieg im Marathon der Männer bei der 19. Auflage des Linz Donau Marathon, zum bereits neunten Mal blieb die Siegerzeit unter 2:10 Stunden. Der 23-jährige Bere verpasste nicht nur sein augenscheinliches Ziel, das Rennen zu gewinnen, sondern auch seinen „Hausrekord“, den er vor sechs Wochen in Hamburg aufgestellt hat, um fünf Sekunden. Das Stockerl komplettierte der Kenianer Jonathan Yego in 2:13:33 Stunden, knapp zehn Minuten später kam mit dem Schweizer Elias Gemperli der erste Europäer ins Ziel.
Lange Zeit lag Georg Schrank nur zwei Wochen nach dem Graz Marathon als bester Österreicher im Rennen, musste dies aber wenige Kilometer vor dem Ziel aufgeben. Manfred Steger schlüpfte bei seinem ersten Marathon in diese Rolle und erzielte als Sechster eine Zeit von 2:29:25 Stunden.
Kosgei mit Heimsieg im Halbmarathon
Einen Linzer Heimsieg produzierte der Halbmarathonlauf dank Isaac Kosgei (TGW Zehnkampf Union), der innerhalb der letzten sechs Wochen bester in Österreich Lebender beim Vienna City Marathon war und den Sparkasse Drei Länder Marathon gewinnen konnte (siehe RunAustria-Bericht). Zwei Wochen nach diesem tollen Erfolg am Bodensee mit persönlicher Marathon-Bestleistung hatte der seit vielen Jahren in Linz lebende, gebürtige Kenianer wieder frische Beine. Die brauchte er in der Anfangsphase laut eigenen Schilderungen im ORF-Interview für zahlreiche Überholmanöver. Erst dann konnte er richtig Tempo aufnehmen und finishte in einer guten Zeit von 1:07:13 Stunden. In der ÖLV-Jahresbestenliste übernimmt der 40-Jährige damit den siebten Platz.
Ebenfalls zufrieden aus Linz abreisen konnte der Pinzgauer Andreas Stöckl (SC Leogang). Sechs Wochen nach seinem Sieg beim Halbmarathon des Vienna City Marathon schaffte der 27-Jährige sein persönliches Saisonziel, einen Halbmarathon unter 1:10 Stunden zu laufen um drei Sekunden. Eigentlich wollte er dieses Ziel vergangenes Wochenende in Barcelona erreichen, Reiseumstände ließen ihn zu Plan B greifen. Den Halbmarathon der Frauen gewann die Deutsche Verena Cerna in 1:20:11 Stunden.
Comeback geglückt
Zweieinhalb Jahre nach der letzten Ausgabe des Linz Donau Marathon beteiligten sich laut Veranstalter 8.408 Läuferinnen und Läufer aus 60 Nationen, womit man sich in der oberösterreichischen Landeshauptstadt beim Restart nach der Coronapause zufrieden gab. 5.143 Läuferinnen und Läuferin, davon 650 über die Marathon-Distanz, finishten bei den vier Hauptbewerben am Sonntag, wobei der Borealis Halbmarathon der teilnehmerstärkste war. Tausende Zuschauer entlang der Strecke sorgten für hervorragende Marathonstimmung.
Ergebnisse Oberbank Linz Donau Marathon
Marathon der Männer
- Ezekiel Koech (KEN) 2:09:43 Stunden *
- Masresha Bere (ETH) 2:11:00 Stunden
- Jonathan Kiptoo (KEN) 2:13:33 Stunden
- Elias Gemperli (SUI) 2:23:14 Stunden
- Tobias Gröl (GER) 2:24:04 Stunden
- Manfred Steger (AUT) 2:29:25 Stunden
- Wycliffe Juma (KEN) 2:30:09 Stunden
- Marius Steng (GER) 2:31:14 Stunden
- Lorenz Adler (GER) 2:31:49 Stunden
- Felix Adler (GER) 2:31:49 Stunden
Marathon der Frauen
- Brenda Kiprono (KEN) 2:30:27 Stunden **
- Urge Diro (ETH) 2:34:47 Stunden
- Gladys Chemutai (KEN) 2:38:14 Stunden
- Tigist Teshome (ETH) 2:54:32 Stunden
- Anna-Katharina Plinke (GER) 2:54:32 Stunden
- Teresa Feit (AUT) 2:54:45 Stunden
- Carola Bendl-Tschiedel (AUT) 2:56:15 Stunden
- Anna Panholzer (AUT) 3:05:47 Stunden
- Sandra Vlasich (AUT) 3:07:08 Stunden
- Andrea Haslinger (AUT) 3:08:04 Stunden
Borealis Halbmarathon der Männer
- Isaac Kosgei(KEN) 1:07:13 Stunden
- Andreas Stöckl (AUT) 1:09:57 Stunden
- Lukas Gärtner (AUT) 1:11:02 Stunden
Borealis Halbmarathon der Frauen
- Verena Cerna (GER) 1:20:11 Stunden
- Natalie Thompson (CAN) 1:26:55 Stunden
- Verena Jax (AUT) 1:28:18 Stunden
Linz AG Viertelmarathon der Männer
- Christian Guttenbrunner (AUT) 35:36 Minuten
- Dominic Armold (GER) 35:38 Minuten
- Gerald Lahmer (AUT) 35:41 Minuten
Linz AG Viertelmarathon der Frauen
- Kerstin Springer (AUT) 38:33 Minuten
- Bernadette Schuster (AUT) 38:42 Minuten
- Pia-Maria Thoma (AUT) 40:12 Minuten
* neue persönliche Bestleistung
** neuer Streckenrekord
Oberbank Linz Donau Marathon