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Eine Leidenszeit sucht immer nach dem Wendepunkt, nach dem Ende, dem Ausstieg zurück zu besseren Zeiten. Im Spitzensport ist dies besonders der Fall, denn Geduld ist hier eine wenig gefragte und selten etablierte Tugend. Diese brauchte Konstanze Klosterhalfen im vergangenen Jahr aufgrund einer eigenartigen Infektionserkrankung. Sie gewann WM-Bronze 2019 und wurde Europameisterin 2022, jeweils im 5.000m-Lauf, war erfolgreich im Crosslauf und bei kontinentalen Meisterschaften. Sie gewann den Valencia Halbmarathon 2022 in einer beeindruckenden Zeit von 1:05:41 Stunden, nicht weit entfernt vom Europarekord. Doch in den letzten Jahren warfen Verletzungen und gesundheitliche Probleme die 28-Jährige immer wieder zurück. Die jüngsten Weltmeisterschaften und Olympischen Spiele fanden somit ohne die Deutsche statt.
Vielleicht war es bereits die Silbermedaille bei den Crosslauf-Europameisterschaften von Antalya im Dezember, als es keine Schande war gegen die gegenwärtig in der europäischen Laufszene dominierende Italienerin Nadia Battocletti das Nachsehen zu haben. Konstanze Klosterhalfen zeigte sich erleichtert, hätte nie daran gezweifelt, nach einer eigenartigen Infektionskrankheit, die ihr EM und Olympia gekostet haben, mit Stärke zurückzukehren.
Vielleicht stellt der deutsche 10km-Rekord vom Wochenende die Wende nach der schwierigen Periode in ihrer Karriere dar. Mit einer Zeit von 30:46 Minuten blieb Klosterhalfen 21 Sekunden unter ihrer bisherigen Bestleistung, aufgestellt im Vorjahr ebenfalls in Laredo, damals noch im März. Was noch viel wichtiger ist: Die Deutsche verbesserte nach einem gleichmäßigen Rennen über die gesamte Distanz den laut World Athletics bisherigen deutschen Rekord von Irina Mikitenko aus dem Jahr 2008 um elf Sekunden. Und sie blieb laut Informationen des Deutschen Leichtathletik-Verbandes auch knapp unter der Durchgangszeit von Melat Kejeta auf deren Weg zum deutschen Halbmarathonrekord bei den Weltmeisterschaften 2020 in Gdynia. Klosterhalfen ist nun Teil der Top-Ten der ewigen europäischen Bestenliste im 10km-Straßenlauf.
Klosterhalfen erreichte das Ziel in der Kleinstadt an Spaniens Nordküste, auf Halbweg zwischen Santander und Bilbao, als Siegerin. Hinter der Deutschen feierte Carla Gallardo einen zweiten Landesrekord und zwar für Spanien. Die 26-Jährige blieb in einer Zeit von zwölf Sekunden unter der bisherigen Rekordmarke von Paula Herrero, gelaufen vor zwei Jahren auf derselben Strecke. Es war mit Abstand der beste Wettkampf in der Karriere Gallardos. Eineinhalb Minuten später komplettierte ihre Landsfrau Cristina Ruiz das Stockerl.
Nach dem Zusammenbruch des Nike Oregon Project kurz vor Pandemiebeginn war Klosterhalfen aus den USA zurück nach Europa gekehrt und wechselte mehrfach Trainingsstandort und Betreuung sowie auch den Sponsor, zeitweise trainierte sie in Österreich. Nun ist Klosterhalfen zurück zu ihrem alten Trainer Pete Julian gewechselt und lebt wieder in den USA. Trainiert hat sie zuletzt laut Angaben der Plattform „Runner’s World“ in Boulder in der Höhenlage des US-Bundesstaats Colorado, offenbar ist Julian nicht mehr an Nike gebunden, wie Runner’s World mutmaßt.
Sieger bei den Männern war bei idealen Laufbedingungen der für das internationale Flüchtlingsteam antretende, aus dem Sudan stammende Jamal Eisa Mohammed, der sich in einer Zeit von 27:47 Minuten knapp vor dem Briten Emile Cairess, in Paris hervorragender Olympia-Vierter im Marathon, durchsetzte. Hinter dem Spanier Javier Guerra sorgte der Name Morhad Amdouni auf Platz vier für Aufsehen.
Der 36-Jährige, nicht erst seitdem er beim Olympischen Marathon von Sapporo an einer Verpflegungsstelle etliche Flaschen umgeschmissen hatte, eine polarisierende Persönlichkeit in der Laufszene, wurde im Februar vom Strafgericht in Meaux zu einer auf Bewährung ausgesetzten, zehnmonatigen Gefängnisstrafe verurteilt. Der französische Marathonrekordhalter soll in Anwesenheit des gemeinsames Kindes physische Gewalt an seiner Frau ausgeübt haben. Der 10km-Lauf in Laredo war bereits sein dritter Wettkampf seither, nach zwei Bahnrennen in Frankreich.
Gleich zwei Premieren gab es beim 10.000m-Europacup im französischen Pacé, einem jährlichen Höhepunkt für europäische Langstreckenläufer*innen. Efrem Gidey sorgte in einer Zeit von 27:40,47 Minuten für den allerersten irischen Sieg bei diesem Event. Der 24-Jährige, bei der Straßenlauf-EM 2025 Vierter im Halbmarathon, bestimmte das Renngeschehen und lief verdient als Sieger ins Ziel. Die Silbermedaille gewann Valentin Gondouin in 27:41,95 Minuten, der in der Schlussphase noch seinen Landsmann Felix Bour überholen konnte. Die Franzosen sicherten sich die Goldmedaille in der Nationenwertung. Österreichs einziger Teilnehmer, Timo Hinterndorfer (DSG Wien), konnte das Rennen nicht beenden.
Auch einen belgischen Sieg gab es noch nie, Jana van Lent führte als Siegerin in einer Zeit von 31:32,18 Minuten auch das siegreiche belgische Team an. Silber und Bronze gingen in der Einzelwertung an Alessia Zarbo aus Frankreich und Chloé Herbiet aus Belgien, die vor gut einem Monat Straßenlauf-Europameisterin im Halbmarathon wurde. Die Deutsche Eva Dieterich, bei der Straßenlauf-EM Zweite über 10 Kilometer, musste sich mit Platz vier zufrieden geben.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © European Athletics / Sona Maleterova – Konstanze Klosterhalfen bei den Crosslauf-Europameisterschaften 2024 in Antalya, wo sie die Silbermedaille gewann.