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„Komm, ich lauf mit dir!"

Vereint in Vielfalt – das ist die starke Message, die Inklusionsläufe ausstrahlen. Erich Artner kennt Inklusionsläufe in Österreich wie kaum ein zweiter und erzählt, wie durch gemeinsames Laufen gesellschaftliche Grenzen aufgeweicht werden.

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Vereint in Vielfalt – das ist die starke Message, die Inklusionsläufe ausstrahlen. Erich Artner kennt Inklusionsläufe in Österreich wie kaum ein zweiter und erzählt, wie durch gemeinsames Laufen gesellschaftliche Grenzen aufgeweicht werden.

Dem Startschuss folgt eine bunte Laufgemeinschaft verschiedenster Menschen. Kein Drängeln, kein falscher Ehrgeiz, kein Leistungsdruck. Ein Lauf, bei dem schnell klar wird: Hier ist der gemeinsame Weg das Ziel. Alte und junge Menschen, Menschen mit und ohne Beeinträchtigung, Special-Olympics-Athleten, Menschen aus verschiedenen Kulturen, mit verschiedenen Hautfarben und Glaubensrichtungen, Vater mit Sohn, Oma mit Enkelin, Rollstuhlfahrer mit Begleitung, engagierte Vereine – die unterschiedlichsten Menschen laufen hier miteinander. Seite an Seite. Statt aneinander vorbei.

Ein Inklusionslauf ist kein sportlicher Wettkampf. Kein Kräftemessen und Konkurrieren um die Bestzeiten. Sondern ein Statement für Inklusion, Integration und Freude an Bewegung. Eine Karawane aus gelebter Vielfalt, die ein gemeinsames Ziel hat: Gesellschaftliche Grenzen abzubauen und Berührungen entstehen zu lassen, wo noch keine sind.

Kein Lauf für Randgruppen. Sondern für alle!

Hier treffen Menschen aufeinander, die im Alltag nicht zusammenfinden. Dabei sind diese Berührungspunkte besonders wichtig, um Grenzen aufzuweichen und Ängste abzubauen, meint Erich Artner, der immer wieder betont wie schön und wichtig Inklusionsläufe sind: „Diese Vielfalt zu leben und zu zeigen, wie viel man davon profitieren kann und wie viel Spaß man gemeinsam haben kann – diese Euphorie und dieses Feuer prägen diesen Lauf.“

Erich Artner bestreitet regelmäßig Inklusionsläufe. Er läuft mit Beinprothesen. Nach einer Krankheit wurden ihm als Jugendlicher beide Unterschenkel amputiert. Berührungsängste zwischen Teilnehmenden erlebt er keine. Im Gegenteil: Er erinnert sich an unzählige schöne Momente. Wie der, als sein Neffe einen Athleten mit intellektueller Beeinträchtigung beim Coca-Cola Inclusion Run in Wien begleitet hat: „Er ging zu ihm hin und sagte ‚Komm, ich lauf mit dir! Ich bin neben dir, falls du was brauchst‘“. Von diesen Begegnungen bei Inklusionsläufen kann man viel mitnehmen, ist Artner überzeugt: „Dieses Gefühl, das man vom Inklusionslauf in den Alltag transferiert, ist ein sehr nachhaltiges. Es zeigt, dass man Menschen, die ein wenig anders sind, mit Offenheit begegnen kann.“

Den Teilnehmerinnen und Teilnehmern geht es bei Inklusionsläufen um diese Botschaft. Hier wird gesellschaftlicher Zusammenhalt großgeschrieben. Selbst wer nicht durch eigene körperliche Fähigkeit die Strecke bewältigen kann, wird nicht ausgegrenzt. Schwerstbehinderte werden von Begleitern in Rollstühlen geschoben, Kleinkinder von Müttern in Babyjoggern – man hält sich an den Händen und stützt sich gegenseitig, um gemeinsam ins Ziel zu kommen.

Um Momente des Miteinanders zu schaffen nehmen Erich Artner und sein Team viel Mühe auf sich. Sie wollen ein schönes und attraktives Event gestalten, um möglichst viele Menschen zu begeistern und zu motivieren daran teilzunehmen. Trotzdem wird ihm immer wieder die Frage gestellt, von Sportlern, die lange Wettkämpfe laufen „Warum soll ich nach Wien kommen um einen Kilometer zu laufen?“. Diesen erklärt er, wie wichtig es ist dieses Zeichen für Vielfalt zu setzen und dass es um kein Leistungslimit körperlicher Natur geht. Sondern um sehr viel mehr.

„Ich zeige auf, dass jeder Mensch wertvoll ist und dass man von jedem Menschen profitieren kann, wenn man ihm die Möglichkeit gibt sich zu entfalten und etwas für die Gesellschaft beizutragen.“ – Erich Artner

Das Thema Inklusion liegt Erich Artner besonders am Herzen. Er spricht in seinen Inklusionsvorträgen aus voller Überzeugung davon, dass Vielfalt schön ist und ermutigt Menschen mit Offenheit aufeinander zuzugehen: „Ich zeige auf, dass jeder Mensch wertvoll ist und dass man von jedem Menschen profitieren kann, wenn man ihm die Möglichkeit gibt sich zu entfalten und etwas für die Gesellschaft beizutragen.“

Er glaubt, dass jeder Mensch etwas zu Inklusion beitragen kann. Den Sport hält er für eine besonders gute Basis, um Menschen einander näher zu bringen, da Sport immer über Grenzen verbindet und unterschiedliche Menschen aus vielen Ländern zusammenbringt. Von festgefrorenen Grenzen hält Erich Artner ohnehin nicht viel. Grenzen sind für ihn da, um verschoben zu werden: „Mit meiner Einschränkung kann ich sehr gut zeigen, was alles möglich ist, obwohl man keine Beine hat“. Trotz Handicap absolviert er Marathons und Triathlons und versprüht deshalb eine besondere Inspiration und Glaubwürdigkeit, wenn er sagt: „Man muss wissen wohin man will in seinem Leben, was einen begeistert und was einem Spaß macht, dort liegt die Leidenschaft eines jeden Menschen. Diese ist ein ganz großer Motor, wenn es darum geht Grenzen zu verschieben. Nicht nur im Sport, das können 100.000 andere Dinge sein, wo man Grenzen aufbaut und sagt, das kann ich nicht machen! Und natürlich kann man!“

Autor: Doris Mair
Bild: Headerbild: © Salzburg Marathon / Uwe Brandl & Artikelbild: © VCM / Jenia Symonds

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