Am Samstag, 30. September findet in Steyr ein besonderer Lauf statt. Er erinnert an Otto Pensel, den ersten Österreicher, der die Marathon-Distanz in einer Zeit von unter drei Stunden absolviert hat. Das geschah am 27. September 1925, also vor fast genau 98 Jahren. Zeit seines Lebens war der Oberösterreicher ein bekennender Gegner des Nationalsozialismus und wurde 1945 im KZ Mauthausen auf grausame Weise umgebracht.
Nach dem sieben Kilometer langen Lauf, für den es kein Nenngeld gibt, wird der Steyrer Bürgermeister Markus Vogl gemeinsam mit Berufsschuldirektor Harald Ebenhofer eine Gedenktafel zu Ehren Otto Pensls im Eingangsbereich der Berufsschule Steyr in der nach Otto Pensel benannten Straße enthüllen. In der heimischen Laufgeschichte nimmt der Oberösterreicher ein wichtiges Kapitel ein. 1925 wurde er in Wien österreichischer Meister im Marathon, mit einer Laufleistung von 2:59:21 Stunden stellte er eine neue österreichische Bestleistung auf. Er war also der Erste hierzulande, der diese für viele Ambitionierte Sehnsuchtsmarke im Marathon unterboten hat.
RunUp Senior Editor Andreas Maier hat in einer Story „Erstmals 2:59“ in der Herbstausgabe 2019 an den Meilenstein des sub-3-Marathons von Otto Pensel erinnert, wenige Tage, bevor Eliud Kipchoge im Wiener Prater als erster Mensch weltweit eine Marathondistanz in unter zwei Stunden absolviert hat.
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Autor: Redaktion
Bilder: Archiv
Erstmals 2:59
Der Allroundsportler, Läufer und Alpinist Otto Pensl hat als erster Österreicher einen Marathon unter drei Stunden geschafft. Seine Geschichte verdient sich aus mehreren Gründen Bekanntheit.
Ein Marathon unter drei Stunden, das ist für Hobbyläufer eine ultimative Traumgrenze. Das große Ziele für alle, die ambitioniert ihrem Lieblingssport frönen. Eine Visitenkarte, mit der man kleinen Ruhm genießen kann, oder, je nach Sichtweise, bei manchen schon als ehrgeiziger Extrem¬sportler gilt. Doch es gibt wohl niemanden, der es bereut hat, diese Barriere durchbrochen zu haben. Im Gegenteil. Es gibt Freudentränen. Großen Jubel. Anhaltenden Stolz.

Etwas Vergleichbares muss der Steyrer Otto Pensl am 27. September 1925 gefühlt haben. Sein Rennen war schlichtweg eine Sensation. 2:59:21 Stunden ist er für die Marathondistanz in Wien gelaufen. Damit wurde er österreichischer Meister und verbesserte den österreichischen Rekord. „Niemand hätte daran geglaubt“, schrieben die „Wiener Neuesten Nachrichten“ am Tag darauf, „dass es in Österreich einen Menschen gibt, der die Strecke von 42,2 Kilometern unter drei Stunden zurücklegen könnte.“ Otto Pensl, 29, Mechaniker in den „Steyr-Werken“, vielseitiger Sportler, Turner, Alpinist, Bergretter, Skifahrer und Skispringer, hatte eine Premiere geschafft. Sein Ergebnis war auf Europa- oder Weltebene zwar wenig bedeutsam – der Weltrekord sollte bald darauf bei 2:29 Stunden liegen. Auch in Österreich dauerte es gerade einmal ein Jahr, bis Franz Tuschek den Marathonrekord auf 2:45:35 Stunden hochschraubte. Doch Otto Pensl bleibt für immer der Barriere-Brecher und damit auch so etwas wie der Vorläufer für alle Marathon-Begeisterten in Österreich, die sich an der Drei-Stunden-Marke versuchen.
Otto Pensl, der im Jahr davor bei seinen ersten Marathon-Meisterschaften den fünften Platz belegt hatte, betrieb den Sport intensiv und neben dem Beruf. Zum Marathontraining war er einige Male von Steyr nach Linz gelaufen. Für die Anreise zu den Meisterschaften schwang er sich aufs Rad und fuhr die rund 200 Kilometer nach Wien. Die Strecke seines Rekordlaufs war hügelig. Start und Ziel befanden sich am Sportklubplatz in Wien-Dornbach, wo bis heute Fußball gespielt wird. Der Marathon führte Richtung Süden bis ins Wiental und dort weiter nach Westen durch Auhof, Mariabrunn und Purkersdorf bis Untertullnerbach. Hier wurde gewendet und es ging wieder zurück Richtung Wien.
Der Marathonlauf wurde in den Medien als „glänzend organisiert“ bezeichnet. „Sogar eine telephonische [sic!] Verbindung mit einzelnen Punkten der Strecke war vorhanden.“ Veranstalter des Rennens war das damals sehr aktive „Marathonkomitee“. Dieser prominent besetzte Verein führte ab 1924 jährlich einen Marathonlauf in Österreich durch. Davor haben Rennen über diese olympische Langdistanz nur sporadisch stattgefunden, oft mit mehreren Jahren Pause zwischen den Veranstaltungen.
Die Lebensgeschichte von Marathonrekordler Otto Pensl beinhaltet aber mehr als das Durchbrechen einer sportlichen Grenze. Sie beinhaltet auch das Durchbrechen von menschlichen Grenzen im negativsten Sinn. Otto Pensl war als Kommunist ein entschiedener Gegner des Nationalsozialismus. Schon im Austrofaschismus wurde er 1934 für drei Monate inhaftiert. Er fand danach wieder Arbeit als Installateur. In einem zwanglosen Gespräch bei Reparaturarbeiten äußerte er sich kritisch über die Nazis und den Kriegsverlauf. Er wurde angeklagt und erhielt ein Jahr Gefängnis „wegen Vergehens gegen das Heimtückegesetz“. 1944 wurde er im Zuge einer Verhaftungswelle gegen Kommunisten erneut eingesperrt und kam ins Konzentrationslager Mauthausen. Eine Woche vor der Befreiung des KZs ordnete Gauleiter August Eigruber an, alle oberösterreichischen Kommunisten im Lager zu töten. Otto Pensl wurde am 28. April 1945 gemeinsam mit weiteren Menschen in der Gaskammer ermordet. Heute ist in seiner Heimatstadt Steyr eine Straße nach ihm benannt. In älteren Lauf- und Leichtathletik-Rückblicken ist manchmal in heiterem Ton von ihm die Rede, als erstem Sub-3 Läufer, der von Steyr nach Wien zum Marathon und wieder zurück geradelt ist. Er hat es sich aber verdient, dass die österreichische Laufszene seine gesamte Lebensgeschichte in Erinnerung behält.
Quellen:
Christian Angerer/Maria Ecker: Nationalsozialismus in Oberösterreich. Opfer – Täter – Gegner. Innsbruck u.a. 2014, S. 255-256.
Steyrer Zeitung, 1.12.1988, In Erinnerung an Otto Pensl
https://steyrerpioniere.wordpress.com/
Autor: Andreas Maier
Bilder: Archiv
Infobox:
Ausschreibung des Laufs zum Gedenken an Otto Pensel
Website des LAC Amateure Steyr
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