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Der Laufsport und das menschliche Knie führen keine harmonische Beziehung. Dass regelmäßige Bewegung durchaus Abnützungserscheinungen des Kniegelenks zur Folge hat, ist bei allen positiven Effekten des Laufsports unvermeidlich. Dennoch gibt es nach wie vor Aktive, die dem Laufsport mit Besorgnis…
Der Laufsport und das menschliche Knie führen keine harmonische Beziehung. Dass regelmäßige Bewegung durchaus Abnützungserscheinungen des Kniegelenks zur Folge hat, ist bei allen positiven Effekten des Laufsports unvermeidlich. Dennoch gibt es nach wie vor Aktive, die dem Laufsport mit Besorgnis für die Gesundheit ihrer Knien begegnen. Seit Jahren versucht die Sportwissenschaft mit Argumenten aus neuen Erkenntnissen dagegen anzukämpfen. Zwei aktuelle Studien aus den USA könnten diese Bestrebungen erneut unterstützen.
Zwei Studien mit klarem Pro fürs Laufen
Wie die New York Times vor einigen Wochen berichtete, kamen Forscher der Bringham Young University in Provo im US-Bundesstaat Utah zur Erkenntnis, dass die biochemische Umgebung im Knie durch die fortlaufende Aktivität geschmeidiger arbeiten. Sie veröffentlichten ihre Studie Ende 2016 im Fachmagazin „European Journal of Applied Physiology“. Eine weitere Langzeit-Studie, veröffentlicht im Fachmagazin „Arthritis Care & Research“ zeigt auf, dass zwar rund 33% der Läufer unter regelmäßigen Knieschmerzen leiden. Dennoch sind die Läufer laut den Erkenntnissen der Studie des Baylor College of Medicine in Houston im Vergleich zur Gruppe der ehemaligen Läufer und zu den Nicht-Läufern um sechs bzw. 24% weniger anfällig für Symptome, die auf Arthrose hinweisen. 2.637 Menschen nahmen an dieser umfangreichen Beobachtungsstudie teil. Die Autoren gaben sich trotz der Studienergebnisse allerdings vorsichtig mit der Einschätzung, ob das Laufen als Aktivität faktisch bei der Reduzierung des Arthrose-Risikos hilft.
Wenig Synovialflüssigkeit im Knie
Die Forscher aus Utah lieferten in der erstgenannten Studie interessante Resultate. Sie führten ihre Studie an 15 Läuferinnen und Läufern durch, die maximal 30 Jahre alt waren und niemals Probleme mit Knieverletzungen oder Arthritis hatten. Die Forscher nahmen den Probanden vor dem Experiment Blut ab und sammelten auch eine kleine Menge an Synovialflüssigkeit, eine Schmierflüssigkeit, die die Reibung innerhalb des Gelenks verringert, aus ihren rechten Knien. Diese Maßnahme erlaubt eine präzisere Analyse über die Vorkommnisse innerhalb des Gelenks als eine Analyse des Bluts. Ungesunde und an Arthrose erkrankten Knie weisen in der Regel eine große Menge an dieser Flüssigkeit auf. Dieser Fakt brachte der Forschung auch ein großes Problem, weil gesunde Knien sehr wenig Synovialflüssigkeit aufweisen.
Anschließend durften sich die Probanden nicht bewegen und wurden in Rollstühlen ins Labor geführt. Während die Hälfte der Probanden eine halbe Stunde lang in absoluter Ruhe dasaßen, absolvierte die andere einen 30-minütigen Lauf am Laufband in der individuell bevorzugten Geschwindigkeit. Im Anschluss wurden ihnen erneut Blut und Synovialflüssigkeit abgenommen. Damit wollten die Forscher den Status der Entzündung untersuchen, denn ein geringer Entzündungsgrad im Knie wird mit dem Fortschritt von Arthrose assoziiert. Zellen und das Protein-Level wurden ebenfalls untersucht.
Einheitliches Ergebnis
Zwar konnten die Forscher nur sechs Analysen der Probanden präsentieren (da die anderen Analysen aufgrund der zu geringen Synovialflüssigkeit nicht einwandfrei verwertbar waren), dennoch kamen sie trotz der sehr geringen Representativität zu einem aussagekräftigen, weil einheitlichen Ergebnis. Alle Probanden wiesen nach der Laufsession weniger Zellen, die zu einer Entzündung der Synovialflüssigkeit führen, und weniger entzündete Moleküle im Knie auf als jene Probanden, die nur dasaßen. Die entzündlichen Moleküle schienen durch die Bewegung aus dem Knie in die Blutbahn gedrückt worden zu sein.
Dr. Robert Hydahl hob hervor, dass diese Studie aufzeigt, dass eine simple Bewegungszeit von 30 Minuten ausreicht, um das Innenleben im Knie auf positive Art und Weise zu verändern und Effekte erzielen, die Knien vor Langzeiterkrankungen schützen. Gemeinsam mit dem Forscherteam strebt er nun an, diese Studie an einer größeren Gruppe zu wiederholen und die Analyse auf einen längeren Zeitrahmen auszuweiten, „sobald wir einen Weg finden, wie wir auch sichere Weise mehr Synovialflüssigkeit abnehmen können“.
Uneinige Sportwissenschaft
Trotz der erhöhten Abnutzung der Knie, die bei jedem Laufschritt die Kraft des gesamten Körpergewichts mit abfedern, zeigen zahlreiche Langzeitstudien, dass Läufer seltener Arthrose entwickeln als Nicht-Läufer. Einige Forscher stellten sogar die nicht nachgewiesene These auf, dass Laufen die Knien sogar schützt, weil Laufen die Reduktion des Körpergewichts fördert. Dementsprechend sinke das Risiko, an Arthrose zu erkranken. Der schwere Stand der Sportwissenschaft ist damit zu erklären, dass fast jeder Läufer in irgendeinem Alter mit dem Laufen aufhören muss, weil das Knie schmerzt, es jedoch keinen Beleg gibt, dass diese Knieschmerzen auch ohne Laufkarriere zur gleichen Zeit oder früher oder später aufgetreten wären. Die beiden erwähnten Studien liefern allerdings neue Indizien, dass Laufen nicht schädlich fürs Knie ist.
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