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„Bei besserem Wetter wäre ich eine 2:03er-Zeit gelaufen“, haderte Birhanu Legese nach dem Rennen etwas. Dabei war ihm trotz der schwierigen äußeren Bedingungen mit strömendem Regen, störendem Wind und kühlen Temperaturen eine grandiose Leistung gelungen. In einer Zeit von 2:04:48…
„Bei besserem Wetter wäre ich eine 2:03er-Zeit gelaufen“, haderte Birhanu Legese nach dem Rennen etwas. Dabei war ihm trotz der schwierigen äußeren Bedingungen mit strömendem Regen, störendem Wind und kühlen Temperaturen eine grandiose Leistung gelungen. In einer Zeit von 2:04:48 Stunden markierte er die zweitschnellste Siegerzeit beim einzigen World Marathon Major auf asiatischem Boden hinter dem Streckenrekord von Wilson Kipsang (2:03:59) und blieb nur gut eine halbe Minute über seiner persönlichen Bestleistung. Diese hatte er bei besten Marathon-Bedingungen auf der schnellen Strecke von Dubai 2017 erzielt. „Die Strecke in Tokio ist ebenfalls sehr schnell“, bestätigte der 24-Jährige. Mit exakt zwei Minuten Rückstand feierte Bedan Karoki sein bestes Marathon-Resultat und wurde vor Titelverteidiger Dickson Chumba Dritter.
Frühes Ausscheidungsrennen
Trotz der schlechten Bedingungen startete das von Tempomachern angeführte Spitzenfeld mit hohem Tempo ins Rennen. Nach dem schnellsten 5km-Abschnitt des Tages passierte das Elitefeld die Zwischenzeit bei Kilometer zehn in einer Zeit von 29:09 Minuten. Auch die Halbmarathon-Zwischenzeit von 1:02:02 Minuten ließ einiges verhoffen. Doch in der Gruppe befanden sich etliche Läufer, die dieses Niveau an diesem Tag nicht abrufen konnten. Folgerichtig wurde die Spitzengruppe früh gesprengt. Aus zehn Läufern wurden auf den nächsten Kilometern drei, kurz vor der Zwischenzeit bei Kilometer 30 hatte auch Chumba bereits 14 Sekunden Rückstand auf das Duo Legese / Karoki.
Erster Marathon-Sieg für Legese
Vorne zog Legese nun die Zügel an, löste sich rund acht Kilometer vor dem Ziel von Karoki und hielt das Tempo bis zum Schluss hoch. Angesichts der schwierigen Bedingungen ist die Leistung von 2:04:48 Stunden sehr hoch einzuschätzen. Legese feierte in seinem dritten Marathon seinen ersten Sieg und ist der erste äthiopische Sieger in der japanischen Hauptstadt seit Feyisa Lilesa 2016, der wenige Monate später Olympisches Edelmetall gewann. Seine Klasse hat der 24-Jährige jedoch bereits bei diversen Halbmarathonläufen unter Beweis gestellt. So triumphierte er 2015 und 2017 beim Neu Delhi Halbmarathon sowie 2016 beim RAK Halbmarathon – das sind zwei der prestigeträchtigsten Halbmarathonläufe der Welt.
Zweites WMM-Podest für Karoki
Als Halbmarathon-Größe war bisher auch Bedan Karoki bekannt, der zu den schnellsten Halbmarathonläufern der Geschichte gehört. Nebenbei feierte der seit Jahren in Japan lebende Kenianer auch tolle Erfolge im Crosslauf und im 10.000m-Lauf, wo er gleich zweimal WM-Vierter war. Der Durchbruch im Marathon war ihm trotz eines dritten Platzes beim London Marathon 2017 noch nicht wirklich gelungen. Der zweite Platz in Tokio, sein sechster Marathonlauf, ist ein Schritt in die richtige Richtung. In einer Zeit von 2:06:48 Stunden verbesserte der 28-Jährige seine persönliche Bestleistung um knapp eine Minute. Eine besondere Leistung vollbrachte auch Dickson Chumba: Der zweifache Tokio-Sieger landete bereits zum fünften Mal bei diesem Event in den Top-3.
Osako wirft das Handtuch
Aufgrund des hohen Tempos von Beginn an mutierte der Tokio Marathon 2019 zu einem Festival namhafter Aufgaben. Als erster Top-Athlet verließ Gideon Kipketer das Rennen kurz nach der Halbmarathon-Zwischenzeit, wenig später folgte sein Landsmann Norbert Kigen. Der japanische Liebling und aktuelle Landesrekordhalter Suguro Osako warf bei Kilometer 29 entnervt das Handtuch. Viele hatten durchaus realistische Hoffnungen auf einen historischen Heimsieg durch den 27-Jährigen gehegt, dieser litt aber unter den niedrigen Temperatuen. Als letzte der großen Namen gingen der Äthiopier Seifu Tura und der bahrainische Asien-Rekordhalter El Hassan El Abassi kurz vor dem Ziel aus dem Rennen. Der gebürtige Marokkaner hatte bereits bei Halbzeit leichte Verspätung und fiel im Finale deutlich zurück. Neun Minuten Rückstand auf den Sieger bei Kilometer 40 machten eine Zielankunft unattraktiv.
Außenseiter mit Qualifikation für Ausscheidungsrennen
Auch einige japanische Top-Athleten hatten sich in der Tempogestaltung vergriffen und zahlten einen teuren Preis dafür. Shogo Nakamura und Yuki Sato strebten eine Zeit von 2:06:30 Stunden an und gingen mit der Top-Gruppe über die Zwischenzeit beim Halbmarathon. Schlussendlich büßten sie und kamen auf den Rängen 15 und 16 ins Ziel. Besonders dramatisch war der Tempoeinbruch von Sato, der bei Kilometer 30 nur eine Minute hinter Legese und Karoki lag und danach entkräftet minutenweise Rückstand kassierte.
Und so nutzten unbekannte Japaner die Gunst der Stunde. Debütant Kensuke Horio landete in einer Zeit von 2:10:21 Stunden als bester Lokalmatador auf dem fünften Platz. Hinter ihm kamen Masato Imai und Takuya Fujikawa ins Ziel. Da alle die Kriterien einer Zeit unter 2:11 Stunden und eines Top-3-Platzes der bereinigten japanischen Ergebnisliste erreichten, haben sie die Qualifikation für das große Olympia-Ausscheidungsrennen im September 2019 in der Tasche. Daichi Kamino verpasste sie als Achter um eine halbe Minute. Nakamura und Sato sind wie viele andere japanische Top-Athleten bereits qualifiziert. Interessanterweise konnte keiner der Japaner in Tokio eine Zeit unter 2:10 Stunden anbieten – im abgelaufenen Kalenderjahr hatten das gleich 14 Läufer geschafft.
Keine Bestleistung für Berni
Wie gut das Starterfeld beim Tokio Marathon 2019 war, zeigte die Dichte im erweiterten Spitzenfeld. Trotz der widrigen Bedingungen knackten nicht weniger als 47 (!) Läufer die Marke von 2:20 Stunden. Nicht dazu gehörte der Schweizer Marcel Berni, der angesichts des Wetters rückblickend wohl lieber auf die Reise an den Olympia-Austragungsort des nächsten Jahres verzichtet hätte. In einer Zeit von 2:21:27 Stunden belegte der 30-Jährige den 59. Platz und blieb gut zwei Minuten über seiner persönlichen Bestleistung.
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