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Lehrstunde für Ingebrigtsen – Hocker übertrumpft Kerr

Jakob Ingebrigtsen ging im 1.500m-Finale sensationell leer aus. Josh Kerr besiegte ihn, musste aber dem furiosen US-Boy Cole Hocker den Vortritt lassen.
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Die US-Amerikaner mischten das große Duell zwischen Josh Kerr und Jakob Ingebrigtsen auf. Der 23-jährige Cole Hocker stürmte mit einem fabelhaften Schlussspurt zum Olympiasieg vor Kerr und Yared Nuguse. Dabei unterbot er den Olympia-Rekord des Norwegers vor drei Jahren auf eine Zeit von 3:27,65 Minuten. Ingebrigtsen selbst ging als Vierter sensationell leer aus, nachdem er das enorme Tempo verantwortet hatte. Ein Rennen für die Ewigkeit.

Es war die spannende Frage vor dem Finale über 1.500m der Männer: Mit welcher Taktik würde Jakob Ingebrigtsen versuchen, der Spurtstärke seines Erzrivalen Josh Kerr das Wasser abzugraben? Und damit auch den teilweise spöttischen Sticheleien des Schotten im Winter eine deftige Abfuhr zu erteilen. Mit einer sportlichen Antwort. Die Karten lagen auf dem Tisch, jeder wusste und weiß um die Stärken des anderen. Monatelang stand die Vorbereitung auf beiden Seiten, mit unterschiedlichen Trainingssystemen und -philosophien, auch unter dem Motto, sich gegen den Konkurrenten bestmöglich zu rüsten. Kerrs Coach Danny Mackey sagte vor den Spielen zu „Let’sRun.com“ provokant, Ingebrigtsen hätte die besten Chancen, in Paris von vorne 3:26 zu laufen. Also Europarekord ohne Tempomacher – ein fast absurder Gedanke.

Keine Medaille und bedeutende Erkenntnisse

Ingebrigtsen versuchte genau das, sein Griff in die Taktikkiste ging in die Hose und endete in der größten sportlichen Niederlage seiner Karriere – zumindest seit den Weltmeisterschaften 2019 in Doha, wo er als 18-Jähriger mit Übermut und nicht in Topform scheiterte. Der Norweger hatte sich etwas überlegt, nämlich das Rennen so hart wie möglich zu machen und die 1.500m so schnell wie möglich durchzuziehen. Diese Herangehensweise orientierte sich an seine Stärken.

Die bitteren Erkenntnisse im Nachhinein:
▶️ Erstens, ein Frontrun über 1.500m in eigentlich unglaublichen 3:28 Minuten reicht heute nicht mehr, um ein Rennen zu gewinnen.
▶️ Zweitens, Josh Kerr war stark genug, um recht problemlos mitzugehen und den Kick zu eröffnen.
▶️ Drittens, ein Frontrun in 3:28 Minuten reicht heute nicht einmal mehr für einen Stockerlplatz, wenn die versammelte Weltklasse die Topform zum Saisonhöhepunkt erfolgreich hinplant.
▶️ Viertens, eine Schlussrunde in 54,7 Sekunden ist deutlich zu langsam für den Sieg, obwohl Ingebrigtsen die Rennstrategie so wählte, dass fast das gesamte Feld unter Bestleistungsniveau angelaufen ist und somit eigentlich mit fortschreitendem Erschöpfungsgrad in die letzte Runde hätte gehen sollen.

Ergebnis Olympisches 1.500m-Finale der Männer, Paris 2024
Gold: Cole Hocker (USA) 3:27,56 Minuten (Olympischer Rekord)
Silber: Josh Kerr (Großbritannien) 3:27,79 Minuten (britischer Rekord)
Bronze: Yared Nuguse (USA) 3:27,80 Minuten (persönliche Bestleistung)

 
4. Jakob Ingebrigtsen (Norwegen) 3:28,24 Minuten
5. Hobbs Kessler (USA) 3:29,45 Minuten (persönliche Bestleistung)
6. Niels Laros (Niederlande) 3:29,54 Minuten (holländischer Rekord)
7. Narve Gilje Nordas (Norwegen) 3:30,46 Minuten
8. Pietro Arese (Italien) 3:30,74 Minuten (italienischer Rekord)
9. Stefan Nillessen (Niederlande) 3:30,75 Minuten (persönliche Bestleistung)
10. Neil Gourley (Großbritannien) 3:30,88 Minuten
11. Timothy Cheruiyot (Kenia) 3:31,35 Minuten
12. Brian Komen (Kenia) 3:35,59 Minuten

Die Stars von den Amerikanern überrascht

Auch Josh Kerr, der die Goldmedaille angekündigt hatte, verließ die Laufbahn im Stade de France mit leichter Ernüchterung. Im schnellsten Rennen seines Lebens verlor der 26-Jährige Olympia-Gold gegen die Superfinishes der beiden Amerikaner. Cole Hocker, dessen Kick bekannt ist, nicht aber das Leistungsniveau von 3:27,65 Minuten (seine Siegerzeit ist eine Verbesserung seines Bestwerts um drei Sekunden, Anm.), stürmte auf der Innenbahn vorbei zum Triumph. Yared Nuguse konnte der Wahl-Amerikaner um eine Hundertstelsekunde noch hinter sich lassen.

So wählte Kerr im ORF-Interview Ausgewogenheit für die Analyse, ohne authentische freudige Regungen. Ähnliche Aussagen gab er ins Eurosport-Mikrophon: „Klar, ich wollte die Goldmedaille. Ich habe Silber, das ist besser als Bronze letztes Mal. Ich habe das beste Rennen meines Lebens absolviert, ich kann nicht kontrollieren, was die anderen drauf haben. Ich wurde von einem Besseren besiegt und kann erhobenen Hauptes die Arena verlassen.“ Dass eine Zeit von 3:27,79 Minuten für ihn nicht zum Titel reichen würde, das konnte Kerr sichtlich kaum glauben. Noch schlimmer erging es wohl seinem Erzrivalen: Fassungslos und fast paralysiert las Ingebrigtsen von der Anzeigetafel ab, zu welch Wunderzeiten er seine Gegner gezogen hat.

© Dan Vernon for World Athletics

Ingebritgsens Tempojagd

Es wäre zu leicht, Jakob Ingebrigtsen für seine Taktikwahl niederzuschreiben. Die Statistik gäbe Anhaltspunkte. Der vierte Platz ist in einem Mittelstreckenrennen die schlechteste Platzierung des 23-Jährigen seit fünf Jahren, als er bei der WM in Doha ebenfalls Vierter wurde. Aber, der Norweger lieferte sicher keine schlechte Leistung ab. Die Zeit von 3:28,24 Minuten ist die viertschnellste in einem 1.500m-Rennen seiner Karriere, schneller als bei seinem Olympiasieg in Tokio, schneller als bei diversen Diamond-League-Siegen mit Pacemaker-Unterstützung. Wohlgemerkt führte der Norweger in Paris das Rennen nach rund 80 Metern an und ununterbrochen bis eingangs der Zielgerade. Am Limit.

Zwischenzeitlich deutete sich an, dass der Plan aufgehen könnte. Doch Kerr konnte die Lücke hin zur Schlussrunde im Zehntelsekundenbereich halten und in der letzten Kurve schließen. Und die zweite Luft, die andere Kontrahenten bekamen, mit der hat Ingebrigtsen vielleicht nicht kalkuliert. Nur das Rennen bei den US-Trials in Eugene lieferte Anzeichen dafür, wie ausgezeichnet die US-Athleten in einem solchen Rennen abschneiden könnten. International hatte es nur Nuguse beispielsweise letztes Jahr beim Diamond-League-Finale in Eugene nachgewiesen, aber im Rückspiegel von Ingebrigtsen.

Zeit für Selbstkritik

Der Skandinavier ist bekannt dafür, voller Überzeugung zu sein, stets das Richtige zu tun und zu denken. Seine Konkurrenz sieht darin seine Schwäche, er wohl eine Stärke. Dieses Mal war der Norweger im Gegensatz zur WM 2023 bei bester Gesundheit, in Paris ließ er sich sicherheitshalber außerhalb des Stadions nur mit Mund-Nasen-Schutz blicken. Gestern gab sich der dreifache Europameister kleinlaut und selbstkritisch: „Ich habe mit einer 54-Sekunden-Runde eröffnet, das war überhaupt nicht der Plan. Das war mindestens zwei Sekunden zu schnell. Ich habe daran gedacht, zu verlangsamen, aber es ist mir nicht gelungen. Ich habe mich selbst mit diesem zu harten Rennen zerstört. Ich habe mich extrem stark gefühlt und mich im Laufe der Saison deutlich verbessert, so dass ich gar nicht realisiert habe, welche Pace das wirklich war.“

Fakt ist: Seit seinem Olympiasieg von Tokio hat der Norweger alle vier globalen Endläufe bei Meisterschaften verloren. Diese Tatsache wird ernsthafte Überlegungen nach sich ziehen, wie Ingebrigtsen zukünftig bei Meisterschaftsrennen zum Erfolg kommen will. In der Diamond League, wenn Tempomacher zwei Runden lang die Pace bestimmen, ist er faktisch unbesiegbar. Bisher zumindest, denn das nächste Diamond-League-Rennen wird sicher hochspannend, weil nun auch die Medaillengewinner wissen, dass sie unter 3:28 Minuten laufen können.

Auf Instagram schoss Ingebrigtsen versöhnliche Töne nach: „Mein Team macht mich immer darauf aufmerksam: Weil ich eine große Klappe habe und der Mann bin, den es zu schlagen gibt, gibt es für mich in solchen nur zu verlieren. Heute haben Cole Hocker, Yared Nuguse und Josh Kerr mich überlistet. Sie waren die Besten, als es darauf ankam. Und ich möchte ihnen zu ihren großartigen Leistungen gratulieren.“ Die Besten schrieb er mit „the best guys“, ein Bezug auf seinen despektierlichen Sager mit „the next guy“ nach der WM 2023 in Richtung von Kerr. Interessant übrigens, in welcher Reihenfolge er die drei Olympia-Medaillengewinner auflistete.

Rekordflut

Die Zahlen zum Rennen sind erstaunlich: Cole Hocker unterbot den bisherigen Nordamerikarekord von Yared Nuguse um 1,37 Sekunden, Nuguse blieb selbst auch weit über eine Sekunde darunter (Bernard Lagats beste 1.500m-Zeit als US-Staatsbürger ist nun die Nummer drei, Anm.). Josh Kerr unterbot den britischen Rekord von Mo Farah um über eine Sekunde und ist nun die Nummer zwei in der ewigen europäischen Bestenliste hinter Jakob Ingebrigtsen.

Niels Laros verbesserte als Sechster seinen eigenen holländischen Rekord um 1,71 Sekunden, auch sein Landsmann Stefan Nillessen, in den Tagen von Paris in absoluter Hochform, blieb unter dem bisherigen. Pietro Arese verbesserte seinen eigenen italienischen Rekord um 1,39 Sekunden. Sie alle profitierten von der massiven Tempogestaltung. Wie Hocker gegenüber Let’sRun.com beschrieb: „Ich sagte mir, egal wie hart es ist: Bleib dran, sonst wirst du es dein Leben lang bereuen.“

Die Schlussrunden im Vergleich

  • 53,3 Sekunden – Cole Hocker (1.)
  • 53,7 Sekunden – Yared Nuguse (3.)
  • 53,8 Sekunden – Josh Kerr (2.)
  • 54,7 Sekunden – Jakob Ingebrigtsen (4.) & Stefan Nillessen (9.)
  • 54,8 Sekunden – Niels Laros (6.), Narve Gilje Nordas (7.) & Pietro Arese (8.)
  • 54,9 Sekunden – Hobbs Kessler (5.)
  • 55,7 Sekunden – Neil Gourley (10.)
  • 57,6 Sekunden – Timothy Cheruiyot (11.)
  • 59,4 Sekunden – Brian Komen (12.)

Enorme Teilzeiten

Ingebrigtsen verdrängte den Kenianer Brian Komen am Ende der Startgerade von der Führung und beendete die erste Runde in unter 55 Sekunden. Kerr lag an Platz drei knapp dahinter, Hocker hatte als Siebter sieben Zehntelsekunden Verspätung. Der kenianische Meister half allen Ingebrigtsen-Gegnern, weil er das enorme Tempo mitging und sich selbst so verausgabte, dass er am Ende hoffnungslos auf den letzten Platz zurückgereiht wurde. Die 800m-Durchgangszeit lag bei 1:51,5 Minuten, gleiche Abstände zu den späteren Medaillengewinnern. Auch Runde drei war unter 56 Sekunden. Während der dritten Runde hielt der Norweger einen Vorsprung von über zwei Sekunden im virtuellen Vergleich zum WM-Rennen vor einem Jahr in Budapest. Das zeigt seinen massiven Versuch, das Rennen über die Geschwindigkeit zu gewinnen.

Doch irgendwie gelang es, Hocker einen Rückstand von sieben Zehntelsekunden auf den letzten 300 Meter in einen Vorsprung von sechs Zehntelsekunden umzumünzen. Kerr einen Rückstand von drei Zehntelsekunden in einen Vorsprung von vier Zehntelsekunden, Nuguse einen Rückstand von sieben Zehntelsekunden in einen Vorsprung von vier Zehntelsekunden. Dabei war Ingebrigtsens Schlussrunde in 54,7 angesichts des Tempos davor keineswegs schlecht.

Die der anderen fabelhaft: Hocker umrundete das Stade de France in 53,3 Sekunden! Auch Nuguse und Kerr waren im Finale eine Sekunde schneller als Ingebrigtsen. Kerrs Schlussrunde in Budapest 2023 war um gut eine halbe Sekunde besser als in Paris 2024, die 1.100 Meter davor damals aber um fast drei Sekunden langsamer. Das sind alles Anzeichen dafür, dass Ingebrigtsen gestern vor allem daran scheiterte, dass die Konkurrenz überperformte.

Die Top-Ten der ewigen Bestenliste

  • 3:26,00 Minuten – Hicham El Guerrouj (MAR) – Rom 1998
  • 3:26,34 Minuten – Bernard Lagat (KEN) – Brüssel 2001
  • 3:26,69 Minuten – Asbel Kiprop (KEN) – Monaco 2015
  • 3:26,73 Minuten – Jakob Ingebrigtsen (NOR) – Monaco 2024
  • 3:37,37 Minuten – Nourredine Morceli (ALG) – Nizza 1995
  • 3:27,64 Minuten – Silas Kiplagat (KEN) – Monaco 2014
  • 3:27,65 Minuten – Cole Hocker (USA) – Paris 2024
  • 3:27,79 Minuten – Josh Kerr (GBR) – Paris 2024
  • 3:27,80 Minuten – Yared Nuguse (USA) – Paris 2024
  • 3:28,12 Minuten – Noah Ngeny (KEN) – Zürich 2000

Ein Triumph für die Ewigkeit

Matthew Centrowitz gelang vor acht Jahren in Rio im langsamsten Olympischen Finale aller Zeiten seine Sternstunde: das erste Olympische Gold in dieser Disziplin für die USA seit 1908. Hockers Triumph von Paris 2024 ist gleichwertig, beide Schlussspurts aus der Märchenwelt, dennoch überstrahlt dieser Erfolg die Ereignisse von 2016 auch aufgrund der Qualität der Gegner.

Der 23-Jährige war mit einer persönlichen Bestleistung von 3:30,59 Minuten nach Paris gereist. Nun ist er drei Sekunden schneller und Nordamerika-Rekordhalter. Hocker ist ein Spezialist für Meisterschaftsrennen: Seine vier schnellsten Zeiten lief er bei den Olympischen Spielen von Paris (Gold), bei den Olympic Trials in Eugene 2024 (Sieg), als er Nuguse mit einem irren Finish übertrumpfte, bei den Weltmeisterschaften 2023 (7.) und bei den Olympischen Spielen 2021 in Tokio (6.). Bei einem Meeting ist er noch nie unter 3:32 Minuten gelaufen.

Mit Glauben an das Unglaubliche

„Es ist unglaublich. Ich habe mich gefühlt, als würde mich das ganze Stadion und göttlicher Beistand anschieben. Mein Kopf war da und mein Körper leistete Unwahrscheinliches“, kommentierte der neue Olympiasieger und sagte, Olympisches Gold sei sein großes Ziel gewesen. „Ich habe es auf einen Zettel geschrieben und immer wieder wiederholt, auch wenn ich nicht daran geglaubt habe.“ Hocker lief ein taktisch perfektes Rennen, blieb immer in einer Position, in der er alles unter Kontrolle hatte. Als Ingebrigtsen sich ausgangs der letzten Kurve tendenziell nach außen orientierte, um das Duell mit Kerr zu bestreiten, öffnete sich innen die Chance, die der US-Amerikaner wahrnahm.

Hocker stammt aus Indianapolis und wechselte früh nach Oregon unter die Fittiche von Trainer Ben Thomas, mit dem er mitging, als dieser zur Virginia Tech University wechselte (vgl. letsrun.com). Seit Jahren wird er in US-Medien als Toptalent angeteasert. Nach den Spielen von Tokio wurde er Profi und unterschrieb einen Vertrag mit Nike. Er wechselte zwischen Mittel- und Langstrecke, im Fokus blieben letztendlich die 1.500m. Abgesehen von internationalen Meisterschaften lief Hocker bisher kaum in Europa, gegen Ingebrigtsen hatte der US-Boy bisher eine Bilanz von 0:7 – exakt wie sein Landsmann Nuguse.

Olympische Spiele 2024

Die Olympischen Leichtathletik-Bewerbe werden mit Ausnahme der Geh- und Marathonbewerbe im Stade de France in Saint-Denis in der Metropolregion von Paris ausgerichtet. Charakteristisch ist die in pink gehaltene Laufbahn. Die Wettbewerbe werden von einem bemerkenswerten Zuschaueraufkommen und großartiger Atmosphäre im Stadion begleitet.
Alle Ergebnisse findest du auf der offiziellen Website:

Historisches Resultat

Erstmals seit 112 Jahren, als die USA 50% des Finalfelds stellte, stehen zwei US-Amerikaner auf dem Stockerl eines 1.500m-Laufs. Auch für Yared Nuguse war die Bronzemedaille seine bisher erste bei globalen Meisterschaften unter freiem Himmel. Der Jubel war dementsprechend groß: „Es ist phänomenal. Ein sagenhaftes und verrücktes Rennen bis zur Ziellinie. Es war sehr, sehr schnell. Aber ich habe bekommen, was ich wollte. Diese Medaille bedeutet alles für mich!“ Hobbs Kessler komplettierte als Fünfter das grandiose US-Resultat und bezeichnete gegenüber „Let’sRun.com“ die USA als „gegenwärtig größtes Meilen-Land der Welt“.

Der Olympische Finallauf von Paris 2024 beschrieb nicht nur eine unmittelbare Revolution im Sinne davon, dass Ingebrigtsen keine Medaille gewann und in diesem Szenario nicht Josh Kerr der Sieger war. Sondern einen längerfristigen Wandel. Auf den ersten zehn Plätzen klassierten sich neben den drei Amerikanern sieben Europäer, das gab es zuletzt 1964 bei den Spielen in Tokio (die Spiele 1980, als die Kenianer und Amerikaner boykottierten, natürlich exklusive, Anm.). Zum Vergleich: 1996 und 2012 landeten nur zwei Europäer in den Top-Ten.

Ebenfalls letztmals erreichte in Tokio 1964 (1980 wieder exklusive) kein afrikanischer Läufer ein Olympia-Finale auf dieser Distanz. Schlechter als Timothy Cheruiyot, der seinen im Vorfeld geäußerten Ansprüchen nie gerecht wurde, und Brian Komen gestern als Elfter und Zwölfter schnitt Kenia seither bei Teilnahme nie wieder ab. Auch das gehört in die Schublade historisch!

Raphael Pallitsch Teil der Show

Der 1.500m-Lauf der Männer war die einzige Laufentscheidung im Stade de France im Rahmen der Olympischen Spiele mit österreichischer Beteiligung. Mit seiner Olympia-Qualifikation erfüllte sich Raphael Pallitsch (SVS Leichtathletik) seinen Karrieretraum im Alter von 34 Jahren. Knapp zwei Monate nach seinem großartigen sechsten Platz bei den Europameisterschaften von Rom verpasste er in Paris den Einzug ins Halbfinale im Vorlauf (siehe RunUp-Bericht) und in der Hoffnungsrunde (siehe RunUp-Bericht).

Damit schnitt Pallisch gemäß seiner Position in der Entry List ab, wenngleich beim zweiten Auftritt der Tank leer war und er etwas abfiel. Das internationale Niveau in dieser Disziplin äußerte sich in Paris erwartungsgemäß als extrem hoch. Im Halbfinale reichte dem Deutschen Robert Farken etwa eine Zeit von 3:33,35 Minuten nicht zum Finaleinzug. Auch Junioren-Weltmeister Reynold Cheruiyot, der zweifache Hallen-Weltmeister Samuel Tefera und George Mills, Teil des hochgelobten britischen Teams, verpassten das Finale. Neben Farken war mit Marius Probst ein zweiter deutscher Läufer am Start, der sich achtbar schlug, das Halbfinale blieb freilich außer Reichweite.

Autor: Thomas Kofler
Bild: © Dan Vernon for World Athletics
Stimmen: vgl. olympics.com

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