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Es ist die Hiobsbotschaft in einer ansonsten vor Superstars prallvollen Liste der Elitestarter*innen beim diesjährigen London Marathon. Ruth Chepngetich hätte ihren ersten Marathon seit der Sternstunde von Chicago bestreiten sollen und sagte ihren Start wegen fehlender Topform ab. Auch ihre Landsfrau und Vorjahressiegerin Peres Jepchirchir kann am Sonntag nicht an den Start gehen. Trotzdem bleiben beide Elitefelder in London hochklassig.
Sie sei nicht in der Kondition, beim London Marathon in Topform an den Start gehen zu können. Daher verzichte sie auf ein Antreten, ließ Ruth Chepngetich vor einer Woche die Öffentlichkeit wissen. Gut sechs Monate später hätte sie ihre erste Bewährungsprobe nach dem phänomenalen Lauf zu einer Weltrekordzeit von 2:09:56 Stunden geben müssen. Neben der Weltrekordhalterin fällt noch ein zweiter großer Name aus: Peres Jepchirchir, Olympiasiegerin von Sapporo 2021. Die 31-jährige Kenianerin ist ein ebenso schmerzvoller Ausfall für den London Marathon, schließlich wäre sie als Vorjahressiegerin ins Rennen gegangen. Damals gewann sie den London Marathon in einer Spitzenzeit von 2:16:16 Stunden, das ist ein Weltrekord in Frauenrennen ohne männliche Tempomacher.
Beschwerden am Knöchel verhindern einen Start. „Der Sieg im Vorjahr war eines meiner Karriere-Highlights und ich hätte mich sehr gefreut, heuer wieder anzutreten. Unglücklicherweise ist das unmöglich. Ich konzentriere mich nun darauf, wieder fit zu werden“, ließ sie in einem Statement wissen. Es wäre der erste Marathon seit dem für sie enttäuschend verlaufenen Olympischen Marathon von Paris gewesen, als sie als Olympiasiegerin von 2021 nicht über Position 15 hinauskam. „Es ist ein Jammer, dass wir zwei der größten Marathonläuferinnen der Geschichte dieses Mal nicht in London begrüßen können“, sagte Hugh Brasher, CEO der London Marathon Events.
Im letzten Jahr hat sich eine wahre Jagd auf den Finisherrekord im Marathon unter den Großen der Szene entwickelt. Der New York City Marathon holte ihn sich am Jahresende mit 55.646 Finisher*innen zurück. Doch in seiner 45. Auflage spitzt auch der London Marathon darauf und hofft auf 56.000 Finisherinnen. Das würde dem britischen Klassiker, zumindest vorübergehend, die Stellung als Nummer eins bringen.
Für einen Startplatz beworben haben sich übrigens – und das ist kein Versehen – 840.000 Marathonläufer*innen – ein Anstieg von über 260.000 gegenüber 2024.
Trotz der prominenten Absagen ist das Elitefeld der Frauen beim diesjährigen London Marathon prominent. Angeführt wird es von Olympiasiegerin Sifan Hassan und der ehemaligen Weltrekordhalterin Tigst Assefa. Womit es unweigerlich zu einer Art Olympia-Revanche kommt. Damals, in Paris 2024, setzte sich die Holländerin mit einem entschlossenen Manöver in der Schlussphase knapp vor der Äthiopierin durch.
Hassan, die sich dieses Mal in Kenia auf den London Marathon vorbereitet hat, debütierte vor zwei Jahren im Marathon exakt bei diesem Event und lief nach einem denkwürdigen Rennen auf Anhieb als Erste durch das Ziel. Die zweifache Berlin-Siegerin Assefa musste sich im Vorjahr mit Rang zwei hinter Jepchirchir zufrieden geben und liegt somit in beiden Weltrekord-Wertungen mittlerweile auf Platz zwei. Beim heutigen Pressetermin in London zeigte sie sich optimistisch für Sonntag: Sie sei 100% vorbereitet, voll fokussiert, und besser in Form als bei ihrem Weltrekordlauf in Berlin 2023.
Zu den Mitfavoritinnen gehören auch die Vorjahres-Dritte Joyciline Jepkosgei, die den London Marathon im Jahr 2021 gewonnen hat, und die Vorjahresvierte Megertu Alemu, die den Valencia Marathon im Dezember für sich entschieden hat. Ein großer Name ohne realistische Siegchance ist Vivian Cheruiyot. Die 41-jährige Olympiasiegerin von Rio im 5.000m-Lauf hat den London Marathon 2018 gewonnen, konnte aber nach der Rückkehr aus ihrer zweiten Babypause nicht mehr an die Weltklasseleistungen anschließen.
Mindestens genauso hochklassig, wenn nicht nach den Absagen Chepngetichs und Jepchirchirs noch hochklassiger, besetzt ist der London Marathon der Männer. Mit Eliud Kipchoge und Jacob Kiplimo sind zwei hochspannende Athleten am Start (siehe separaten RunUp.eu-Vorbericht). Nicht minder große Spannungsmomente sollten die Präsenz von Olympiasieger Tamirat Tola, Valencia-Sieger und Halbmarathon-Weltmeister Sabastian Sawe, Titelverteidiger Alexander Mutiso, Berlin-Sieger Milkesa Mengesha und New-York-Sieger Abdi Nageeye ins Rennen bringen. Dazu kommt mit Timothy Kiplagat noch ein sub-2:03-Läufer. Als einziger großer Name weggefallen ist Kenenisa Bekele, der kurzfristig abgesagt hat.
Neben Nageeye sind einige weitere der besten europäischen Marathonläufer am Start: der neue deutsche Halbmarathon-Rekordhalter Amanal Petros, der italienische Halbmarathon-Europameister Yemaneberhan Crippa sowie der Norweger Sondre Nordstad Moen.
Im Kampf um den Sieg promotete der italienische Starcoach Claudio Berardelli am Donnerstag beim Medientermin in London seinen Schützling Sabastian Sawe, den er, selbst in der Reihe von Spitzenläufern, die er betreut hat, als Ausnahmeläufer bezeichnet. Der Kenianer hat übrigens das einzige direkte Duell mit Kiplimo beim Kopenhagen Halbmarathon im vergangenen September gewonnen, sein Marathon-Debüt in 2:02:05 Stunden in Valencia drei Monate später verblüffte die Laufwelt.
Der zweite wichtige Marathon neben dem London Marathon geht am Sonntag in Hamburg über die Bühne – und das mit bemerkenswert starken Elitefeldern. Angeführt wird dieses von der ehemaligen Weltrekordhalterin Brigid Kosgei, die die letztjährigen Olympischen Spiele aus Verletzungsgründen verpasst hat. Mit der Äthiopierin Worknesh Edesa hat sie eine starke Kontrahentin. Bei den Männern ist Amos Kipruto der Favorit. Er hat 2022 den London Marathon gewonnen. Aus europäischer Sicht fasziniert das Marathon-Debüt von Halbmarathon-Europameisterin Karoline Bjerkeli Grövdal aus Norwegen sowie der Auftritt des Deutschen Richard Ringer. Auch der Schweizer Halbmarathon-Europarekordhalter Julien Wanders ist am Start.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © Benjamin Davies / Unsplash