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Lukas Hollaus: ein Sieger, mit dem niemand rechnete

Lukas Hollaus beendete seinen zweiten Marathon erstmals als Sieger. Am Ende turbulenter letzter fünf Kilometer überraschte der Salzburger beim Graz Marathon alle.
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Erstmals seit 2016 gewann ein Österreicher den Graz Marathon der Männer und überraschte dabei nicht nur sich selbst, sondern alle. Lukas Hollaus, Olympia-Teilnehmer im Triathlon von 2021, ist im Marathon der nächste Schritt gelungen. Dass er als Sieger bei der Grazer Oper ins Ziel laufen sollte, konnte er selbst kaum glauben.

Die Dramaturgie, mit der der Graz Marathon am gestrigen Sonntag zu Ende gegangen ist, findet nicht so leicht eine Schablone oder Kopie. Lukas Hollaus (Union Salzburg LA) hätte die Bühne ohnehin mit großer Zufriedenheit verlassen. Ein halbes Jahr, nachdem er beim Vienna City Marathon sein Marathon-Debüt gegeben hat und nach einem leichten Einbruch im letzten Drittel eine Zeit von 2:20:17 Stunden auf die Uhr gebracht hat, war sein logisches Ziel, in Graz unter 2:20 Stunden zu bleiben. Dass er das erreichen sollte, war ihm bereits lange vor dem Ziel klar. Und wie: 2:17:38 Stunden, das ist Platz vier in der ÖLV-Jahresbestenliste und Platz 22 in der ewigen Bestenliste des österreichischen Marathonlaufs.

Kleine Zeitung Graz Marathon 2024

Unverhoffte Aufholjagd

Dass der Salzburger diese Leistung zum Sieg veredelte, das bekamen in Graz auch viele in hauptverantwortlichen Positionen nicht mit. Denn in der turbulenten Schlussphase, in den winklingsten Passagen der Altstadt, trabten die bis dato klar führenden Kenianer völlig erschöpft Richtung Ziel. Der Wettkampf in direkter Konkurrenz unter sich und ohne koordinierte Tempomacher hatte sie zermürbt.

Ganz anders Hollaus, der bei Kilometer 35 noch über vier und selbst bei der letzten Zeitnehmungsmatte 1,7 Kilometer vor dem Ziel fast zwei Minuten hinter dem vermeintlichen Sieger Gilbert Kipcoech lag. Der 38-Jährige hatte sich das Rennen bei nahezu idealen Laufbedingungen in Graz bestens eingeteilt. „Ich habe es gar nicht glauben können, als ich plötzlich einen nach den anderen überholt habe“, berichtete der Sieger. Hinter dem Hauptplatz lag er unerwartet in Front und lief noch eine Minute Vorsprung auf einen wehrlosen Gegner heraus, der wohl nicht einmal mitbekommen hatte, die Führung abgegeben zu haben.

15 Jahre lang war Hollaus Profi im Triathlon, seit seinem Abschied vom Profisport arbeitet er als Lehrer in einer Schule in Salzburg. „Laufen war immer meine Leidenschaft und meine Stärke. Ich gehe immer noch gern laufen“, berichtet er im Interview mit der Kleinen Zeitung. „Und jetzt hab ich einen der wichtigsten Marathons in Österreich gewonnen. Es ist kaum zu glauben!“

© Graz Marathon / GEPA

Von Sturz nicht zu stoppen

Gelungen ist Hollaus der Coup in einer Phase voller Adrenalin. Nur wenige Kilometer vor dem Ziel war seine Radbegleitung in der Enge der Teilnehmer*innenströme zu Sturz gekommen, Hollaus konnte nicht ausweichen und ging zu Boden. „Ich bin blitzschnell aufgestanden – und weiter!“, so Hollaus im ORF. Der Rest wird als herausragende Entscheidung in die Geschichte des Graz Marathon eingehen, der bereits zum 31. Mal über die Bühne gegangen ist.

In der ersten Hälfte hatte Hollaus eine Zeitlang Begleitung von seinem Salzburger Laufkollegen Peter Herzog (Union Salzburg LA). Dafür bedankte sich der gebürtige Pinzgauer im Interview mit der Kleinen Zeitung ausgiebig, es war in einer Phase des Alleinelaufens auch eine moralische Unterstützung. Herzog lief zwei Wochen nach seinem Berlin Marathon eine Hyundai-Staffel an und verbrachte diese Etappe in der Führungsgruppe mit den kenianischen Läufern. Dann wechselte er in Absprache mit dem Veranstalter in ein langsameres Tempo, um Richtung Zielgelände zu laufen und nahm wieder Schwung auf, als Hollaus ihn einholte.

Anmelderekord

Mit 11.657 angemeldeten Teilnehmerinnen feierte Graz den größten Marathon-Tag seiner Geschichte. Das Wochenende begann mit stimmungsvollen Kinder- und Jugendläufen am Samstagnachmittag mit über 2.000 Anmeldungen. Am Sonntag lief der Großteil des Feldes im Halbmarathon (3.742 Finisherinnen) und Viertelmarathon (1.567 Finisher*innen), 861 Laufbegeisterte überquerten die Marathon-Ziellinie. Angesichts dieser Zahlen sprach Veranstalter Michael Kummerer von einem gelungenen Graz Marathon Wochenende.

Ein besonderer Teilnehmer war Julius Holzer, der sich auch die 31. Auflage des Graz Marathon nicht entgehen ließ. Im Alter von 92 Jahren finishte er den Halbmarathon in 3:29:07 Stunden.

Rosenberger gewinnt Marathon der Frauen

Somit war der Lauftag in der steirischen Landeshauptstadt, bei der nach Jahren wieder auf der alten, neuen Strecke gelaufen werden konnte, ein Österreicher-Tag: Karin Rosenberger (Running Team Lannach) gewann den Marathon der Frauen in einer Zeit von 2:53:27 Stunden, immerhin die beste Siegerzeit seit der Pandemie. Im Halbmarathon wiederholte Markus Hartinger (LTV Köflach) seinen Vorjahressieg in 1:07:05 Stunden, gut drei Minuten später folgte Mahdi Sareban (Allgemeiner Turnverein Graz) ins Ziel. Der Sieg bei den Frauen ging an Barbara Bischof (team2012.at) in 1:21:41 Stunden. Sie hatte im Vorjahr den Marathon für sich entscheiden können.

© Graz Marathon / GEPA

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Graz Marathon / GEPA

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