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Machtdemonstration auf höchstem Niveau

Alle diejenigen, die an der überlegenen Stellung Mary Keitanys im Langstreckenlauf gezweifelt haben, sind in New York auf eine beeindruckende Art und Weise eines besseren belehrt worden. Denn als die entscheidende Phase des wichtigsten Marathons des Jahres einbrach, deklassierte die…

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Alle diejenigen, die an der überlegenen Stellung Mary Keitanys im Langstreckenlauf gezweifelt haben, sind in New York auf eine beeindruckende Art und Weise eines besseren belehrt worden. Denn als die entscheidende Phase des wichtigsten Marathons des Jahres einbrach, deklassierte die 33-Jährige ihre namhafte Konkurrenz nach Belieben und verteidigte ihren Titel sicher. Nach der überraschenden Niederlage beim London Marathon gegen die Äthiopierin Tigist Tufa, die auch in New York den Sprung auf das Treppchen schaffte, kehrt die Halbmarathon-Meisterin damit auch im Marathon wieder an den Platz an der Sonne zurück. „Ich wusste, dass meine Vorbereitung hervorragend abgelaufen ist. Mein einziges Ziel war es, den Titel zu verteidigen. Das Feld war großartig, aber ich hatte einen Klasse-Plan“, freute sich die Kenianerin, die das Rennen in einer Zeit von 2:24:25 Stunden gewann, und war damit über 40 Sekunden schneller als im Vorjahr.

Kurz bevor Mary Keitany zur entscheidenden Attacke ansetzte, lagen gemeinsam mit ihr drei weitere Läuferinnen an der Spitze: Aselefech Mergia (l.), Tigist Tufa (r.) und Priscah Jeptoo (verdeckt). © New York City Marathon
Kurz bevor Mary Keitany zur entscheidenden Attacke ansetzte, lagen gemeinsam mit ihr drei weitere Läuferinnen an der Spitze: Aselefech Mergia (l.), Tigist Tufa (r.) und Priscah Jeptoo (verdeckt). © New York City Marathon
Demonstration der Überlegenheit
Der Kampf um die besten Plätze begann rund elf Kilometer vor dem Ziel, als sich eine Vierergruppe um Mary Keitany vom Rest der bis dato neunköpfigen Spitzengruppe absetzte. Ab diesem Zeitpunkt hielt die kenianische Favoritin das Heft des Geschehens fest in der Hand und forcierte weiter. Erst verpasste die Äthiopierin Aselefech Mergia den Anschluss, wenig später verlor auch die Kenianerin Priscah Jeptoo den harten Kampf, dranzublieben. So waren es wie in der finalen Phase des London Marathon wieder Mary Keitany und Tigist Tufa, die sich von allen anderen abhoben. Doch im Gegensatz zum Frühjahrs-Höhepunkt hatte die kleine Äthiopierin diesmal keine Chance. Bei Kilometer 34 attackierte Keitany erneut und das Rennen war vorentschieden. „Ich hatte die Geduld und habe auf den richtigen Moment gewartet. Als ich angegriffen habe, habe ich gesehen, dass keine so stark war, mir zu folgen und das hat mein ohnehin großes Selbstvertrauen noch gestärkt“, erzählte die routinierte Läuferin aus Eldoret von der entscheidenden Phase. Schnell wuchs der Vorsprung Keitanys auf die Konkurrenz auf über eine Minute an, auch in der welligen und äußerst selektiven Schlussphase im Central Park geriet die Vorjahressiegerin nicht mehr in Probleme. Umhüllt von einer kenianischen Nationalflagge ließ sich die zweitschnellste Marathonläuferin aller Zeiten verdientermaßen vom begeisterten Publikum im Zielbereich feiern.
Lob für Moreira
Wenn ein Marathon die Hoffnungen europäischer Chancen nährte, dann ist es der New York City Marathon 2015 und Sara Moreira. Bereits im Vorjahr bei ihrem Marathon-Debüt war die Portugiesen sensationell auf den dritten Platz gelaufen, in diesem Jahr schaffte sie die große Herausforderung bravourös, ein derartig phänomenales Resultat zu bestätigen. Und vor allem die Art und Weise erstaunte. Von Beginn an setzte sich die 30-Jährige an die Spitze des Feldes und vertraute ungeachtet der Umfeldes mit hohem Starfaktor auf ihr eigenes Tempo. Erst nach Halbzeit ließ sie sich erstmals für wenige Momente in den Windschatten zurückfallen, verfolgte aber nach wie vor strikt ihrem Rennplan. Als Keitany vorne attackierte, verlor Moreira den Anschluss, blieb aber weiterhin ruhig. In der Schlussphase holte sie erst Aselfech Mergia ein, überholte dann gemeinsam mit der Äthiopierin Priscah Jeptoo und schaffte den Anschluss zu Tigist Tufa. Ein Podestplatz schien erneut in Reichweite, am Ende musste sich die Portugiesin nach einer starken Leistung mit Rang vier begnügen – demonstrierte aber erneut ihr großartiges Potenzial. In einer Zeit von 2:25:53 Stunden hatte sie auf dieser schwierigen Strecke und ohne Pacemaker ihre persönliche Bestleistung lediglich um gut eine Minute verpasst.
Mergia besiegt Landsfrau Tufa
Im Finale fehlten Moreira die entscheidenden Körner und schlussendlich vielleicht die entscheidende Portion fehlender Erfahrung, um die beiden äthiopischen Gegnerinnen zu besiegen. Am besten hatte sich Aselefech Mergia die Kräfte eingeteilt und rang im Kampf um Platz zwei noch Tigist Tufa nieder. Während Mergia jubelnd den zweiten Platz feierte, war für die 28-jährige Siegerin des London Marathons dieser verlorene Zweikampf insbesondere mit Blick auf die Gesamtwertung der World Marathon Majors ärgerlich. Mit 34 Punkten liegt sie dort auf einem geteilten dritten Rang, während New York Siegerin Mary Keitany mit 41 Punkte zu Weltmeisterin Mare Dibaba aufschloss und gemeinsam mit ihr die Führung vor dem finalen Rennen, dem Tokio Marathon 2016, übernahm. Wäre Tufa in New York Zweite geworden, würde sie nun ebenfalls punktegleich an der Spitze liegen.
Ein großer Fight und zwei unterschiedliche Debüts
Man kann Christelle Daunay vieles vorwerfen, aber nicht, dass sie nicht mit der richtigen Einstellung den New York City Marathon bestritt. Überraschend lange hielt sich die 40-jährige Europameisterin in der Spitzengruppe auf. Als sie bei einer Bergauf-Passage entlang der Queensboro Bridge den Anschluss an die Spitzengruppe um ein paar Meter verlor, begann ein faszinierender Kampf. Kilometerlang lief die Französin einige Meter hinter den führenden Läuferinnen, steckte aber nie auf und schaffte noch einmal den Sprung nach vorne. Diese tolle Leistung gab Auftrieb. Als vorne die Post abging, wählte der Routinier ein angemessenes Tempo und belohnte sich mit einem tollen fünften Platz. Im Central Park überholte sie sogar noch die ehemalige Siegerin Priscah Jeptoo.
Mit großer Spannung wurde das Marathon-Debüt der in den USA lebenden Kenianerin Sally Kipyego erwartet: Es wurde eines mit Enttäuschung. Erst patzte die 29-Jährige bei einer Verpflegungsstation, als sie stehen bleiben musste, um noch einmal nach ihrer Flasche zu greifen, wenig später warf sie das Handtuch. Deutlich erfolgreicher verlief das Marathon-Debüt der US-Amerikanerin Laura Thweatt, die nach einer tadellosen Leistung in einer Zeit von 2:28:23 Stunden auf Rang sieben einlief. „Es ist überraschend gut gelaufen. Ich war super vorbereitet“, jubelte die 26-Jährige, die in der US-Trainingshochburg in Boulder, Colorado lebt und trainiert. Für diesen gelungenen Auftritt und dieses hervorragende Erlebnis verzichtet sie nun auf die US-Trials im Februar.
Hinter ihr platzierte sich die zweifache New York Siegerin Jelena Prokopcuka. Die mittlerweile 39-jährige Lettin hatte vom Start weg ihr eigenes Tempo gewählt, wurde im Laufe des Rennens immer stärker und sammelte noch einige hoch eingeschätzte Läuferinnen wie die am Ende zehntplatzierte Boston-Siegerin Caroline Rotich ein. Mit Rang acht verfehlte sie beim sechsten Start am Big Apple erstmals eine Top-5-Platzierung.
 
Ergebnis New York City Marathon der Damen
1. Mary Keitany (KEN) 2:24:25 Stunden
2. Aselefech Mergia (ETH) 2:25:32 Stunden
3. Tigist Tufa (ETH) 2:25:50 Stunden
4. Sara Moreira (POR) 2:25:53 Stunden
5. Christelle Daunay (FRA) 2:26:57 Stunden
6. Priscah Jeptoo (KEN) 2:27:03 Stunden
7. Laura Thweatt (USA) 2:28:23 Stunden
8. Jelena Prokopcuka (LAT) 2:28:46 Stunden
9. Anna Incerti (ITA) 2:33:13 Stunden
10. Caroline Rotich (KEN) 2:33:19 Stunden
New York City Marathon

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