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Conner Mantz und Weini Kelati sind seit Sonntag die neuen US-Halbmarathonrekordhalter. Während sich der Halbmarathonrekord bei den Frauen in den letzten Jahren mehrfach veränderte, verbesserte der Olympia-Teilnehmer Mantz eine langjährige Rekordmarke, die noch aus der Zeit vor den Superschuhen stammt.
Tiefstapeln hat in der US-amerikanischen Sportlandschaft selten etwas zu suchen. Vielmehr zeichnen sich US-Sportheld*innen auch dadurch aus, dass sie große Ansagen in große Taten verwandeln. Conner Mantz, im letzten Jahr Sieger der US Olympic Trials im Marathon, vorzüglicher Achter beim Olympischen Marathon von Paris 2024 und starker Sechster beim New York City Marathon, hatte aufgrund dieser starken Leistungen in letzter Zeit durchaus die Berechtigung, den US-Rekord ins Visier zu nehmen. Auch wenn seine bisherige Halbmarathon-Bestleistung weit über eine Minute hinter dem alten US-Rekord von Ryan Hall lag.
Der 28-Jährige, der aus einer Kleinstadt in mittlerer Höhenlage im US-Bundesstaat Utah stammt, kündigte ihn angesichts des starken US-Starterfeldes in einem prominenten internationalen Feld vorsichtig an – vermutlich deshalb so vorsichtig, weil die Wetterprognose schlecht war – und betonte nach seinem Fabelrennen in einer Zeit von 59:17 Minuten, wie unbedingt er diesen nationalen Halbmarathonrekord übernehmen wollte.
Halls US-Rekord, gelaufen 2007 ebenfalls in Houston, hatte bereits Legendenstatus, als eine der denkwürdigsten Leistungen in der US-Laufsport-Geschichte. „Let’s Run.com“ erzählte seine Geschichte letzte Woche in weiser Voraussicht. Ryan Hall lebte damals mit seiner Frau Sara, die immer noch aktiv ist, im Traningszentrum in Mammoth Lakes in der Höhenlage Kaliforniens. Zwei Tage vor dem Houston Halbmarathon, als die gemeinsame Reise in die texanische Metropole anstand, schneite es am hoch gelegenen Big Bear Lake nahe Los Angeles, wo Hall seine Eltern auf dem Weg zum Flughafen besuchte. Hall zog die Schneeketten an seinem Auto auf und fuhr los, hinunter in die Ebene. In einer Kurve verlor er aufgrund des eisigen Untergrunds die Kontrolle über das Fahrzeug und setzte es in den Straßengraben.
Mit Hilfe eines anderen Autofahrers konnte Hall sein Fahrzeug zwar befreien, aber nicht weiterfahren. Eine Hotelnacht später brach das Paar doch noch gen Houston auf. Hall lief am Morgen darauf mit einer Zeit von 59:43 Minuten über die Ziellinie, dabei düpierte er Meb Keflezighi, damals Top-Favorit auf den US-amerikanischen Meistertitel. Bei seinem Debüt im Halbmarathon!
Die Leistung, selbstredend Wettkampfsieg, war für die damaligen Verhältnisse eine Sensation. Haile Gebrselassie hielt seinerseits den Weltrekord (58:55), Samuel Wanjiru rangierte auf Platz drei, zeitgleich mit Halbmarathon-WM-Rekordsieger Zersenay Tadese. Hall setzte sich auf Platz acht der damaligen Weltbestenliste. Seit Sonntag ist Hall außerhalb der Top-200 aller Zeiten zu finden.
Trotzdem bisschen sich seine Landsleute 18 Jahre lang die Zähne an dieser Marke aus – es war eine von zwei Leistungen Ryan Halls neben dem berühmten Rückenwindrennen des Boston Marathon 2011, die seine Karriere verewigen. Dathan Ritzenhein stürmte 2009 in Birmingham zu WM-Bronze, blieb aber 17 Sekunden hinter Halls Rekord. Leonard Korir schnupperte 2017 beim Neu Delhi Halbmarathon am Rekord, verfehlte ihn aber um neun Sekunden. Galen Rupp verpasste die damalige nationale Bestzeit als Sieger von Rom Ostia 2018 um vier Sekunden. Erst Conner Mantz konnte sie steigern – und wie!
Um ein Haar hätte Mantz als erster Amerikaner seit Leonard Korir im Jahr 2017 den Houston Halbmarathon gewonnen. Im Endspurt musste sich der 28-Jährige hauchdünn Addisu Gobena aus Äthiopien geschlagen geben. Beide wurden mit einer Zeit von 59:17 Minuten gestoppt, der 20-Jährige war um einen Winternschlag vorne und darf sich nun auch Streckenrekordhalter nennen (bisher Feyisa Lilesa aus dem Jahr 2012, 59:22). Gabriel Geay, ein Mann, der schon 2:03:00 Stunden im Marathon gelaufen ist, und Jemal Yimer, zweifacher Sieger bei diesem Rennen, konnte Mantz in einem atemberaubenden Vierkampf um den Sieg dieses spannenden Rennens hinter sich lassen und verdiente ein Preisgeld von summiert 18.000 US-Dollar (das entspricht gut 17.000 Euro). „Es war ein ganz besonderer Renntag“, sagte er und lobte seinen Trainer Ed Eyestone für eine „perfekte Vorbereitung“.
Seit einigen Jahren ist Conner Mantz, gewissermaßen als Nachfolger von Galen Rupp, die US-amerikanische Marathon-Hoffnung. Er ließ sich in Houston auch von unüblich kühlen Temperaturen um den Gefrierpunkt zum Zeitpunkt des Startschusses und spürbarem, kalten Wind nicht aufhalten. Im Gegensatz zu seinem Trainingspartner Clayton Young, bei den Olympischen Spielen in Paris hinter Mantz Neunter im Marathon, und Debütant Joe Klecker hielt er von Beginn an mit der Spitze mit, die die ersten zehn Kilometer in 28:01 Minuten absolvierte.
Klecker finishte beim Debüt in einer Zeit von 1:01:06 Stunden, Young war einer von insgesamt sechs US-Amerikaner, die zwischen 1:00:00 und 1:01:00 Stunden die Ziellinie überquerten – eine beachtliche Dichte. Bester Europäer war der in den USA studierende Brite Patrick Dever mit einer massiven Bestleistung von 1:00:11 Stunden, mit der er auf Platz fünf ins Klassement kam. Der Olympia-Teilnehmer im 5.000m-Lauf sprang auf Platz vier der von Mo Farah angeführten britischen Bestenliste im Halbmarathon.
Weini Kelati hat den US-Rekord im Halbmarathon bereits im letzten Jahr gebrochen – und zwar bei ihrem Debüt. Damals blieb sie in einer Zeit von 1:06:25 Stunden 14 Sekunden unter der alten Bestleistung von Keira D’Amato und schaffte die fünfte Steigerung des US-Halbmarathonrekords binnen nur zwei Jahren.
Zwölf Monate später ging die 28-Jährige, die in Eritrea geboren ist, neuerlich mit der Ambition ins Rennen, den Rekord zu verbessern. Es gelang trotz einiger Magenprobleme in einer Zeit von 1:06:09 Stunden, womit sie in der ewigen Weltbestenliste der Disziplin auf Rang 64 liegt – und damit deutlich weiter vorne als Mantz, der es gerade so in die Top-100 schaffte. „Das Ziel war, ein so hartes Tempo wie möglich so lange wie möglich zu laufen“, erklärte sie im Ziel gegenüber ABC13. Wie im Falle von Mantz ist Kelatis nationaler Rekord auch ein kontinentaler für Nord- und Mittelamerika.
Im Wettkampf musste sich Kelati einzig der erst 19 Jahre alten Senayet Getachew aus Äthiopien geschlagen geben – und das lediglich um vier Sekunden. Es wäre der erste amerikanische Sieg beim Houston Halbmarathon nach zehn Jahren gewesen. Die junge Siegerin markierte in kurzfristiger Abwesenheit ihrer favorisierten Landsfrau Yalemzerf Yehualaw in einer Zeit von 1:06:05 Stunden den dritten äthiopischen Erfolg beim Houston Halbmarathon in Folge, bei den Männern startete die Serie äthiopischer Erfolge bereits im Jahr 2019. Für Getachew, auch eine gute 5.000m- und 10km-Läuferin, ist es der größte Sieg ihrer noch jungen Karriere bei den Erwachsenen. 2023 war sie Junioren-Weltmeisterin im Crosslauf. Das Stockerl komplettierte die schon seit vielen Jahren in den USA lebende Äthiopierin Buze Diriba, die in einer Zeit von 1:06:48 Stunden 24 Sekunden über ihrer Vorjahresleistung an selber Stelle blieb.
Neben Kelatis Rekordlauf gab es aus amerikanischer Sicht noch ein starkes Resultat: Amanda Vestri, eine gute 10.000m-Läuferin, lief in ihrem erst zweiten Halbmarathon zu einer Zeit von 1:07:35 Stunden und Platz vier.
Nach zwei schwierigen Jahren mit Erkrankungen und Verletzungen hat sich Miriam Dattke beim Houston Halbmarathon zurückgemeldet. Die 26-Jährige, die zum siegreichen EM-Marathon-Team 2022 in München gehörte, verbesserte ihre persönliche Bestleistung auf eine Zeit von 1:09:09 Stunden und sorgte damit für eine beachtliche Rückkehr nach acht Monaten ohne Wettkämpfe. „Ich bin mega zufrieden. Ich war ja lange verletzt und habe den Trainer und das Team gewechselt“, zitierte sie der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) auf seiner Website. Dattke hat sich dem PUMA-Profi-Team von Amy und Alistair Craig in North Carolina angeschlossen und liegt nun auf Position acht der ewigen deutschen Bestenliste im Halbmarathon. „Es geht in die richtige Richtung. Nach dieser langen Verletzung wieder schmerzfrei rennen zu können, macht sehr viel Spaß“, so Dattke weiter.
Bei den Männern schaffte Johannes Motschmann das deutsche Topergebnis in einer Zeit von 1:01:03 Stunden und ist nun sogar viertschnellster deutscher Halbmarathonläufer aller Zeiten. „Ich hatte bis fast ganz zum Schluss eine gute Gruppe und bin sehr zufrieden mit dem Rennverlauf und der Bestleistung“, berichtete der 30-Jährige.
Der Houston Marathon gehört zu den traditionsreichsten Laufveranstaltungen mit Marathon als Hauptdisziplin in den USA. 7.562 Läuferinnen nahmen am Marathon teil, 13.914 Läuferinnen absolvierten den seit 2002 im Programm befindlichen Halbmarathon. Im Teilnehmerinnenfeld lief eine Gruppe von Familienangehörigen und Freundinnen der am 13. Dezember in Houston bei einem Lauf angefahrenen Lilia Vazquez. Die 61-Jährige, die sich auf den Houston Marathon vorbereitet hat, überlebte den Unfall nicht. In ihrem Gedenken trug die Gruppe eigens kreierte Startnummern. Die beiden Töchter hatten diese Initiative laut Canadian Running Magazine vorangetrieben.
Die unübliche Kälte für die Metropole am Golf von Mexiko stellte die Organisatoren vor eine große Herausforderung. Die Stadt öffnete zehn Indoor-Locations, in denen sich die Teilnehmer*innen vor und nach ihren Renneinsätzen wärmen konnten.
Bereits zum 52. Mal ging der Houston Marathon über die Bühne. Erstmals seit 28 Jahren gab es einen Sieger, der für einen europäischen Verband antritt. Haimro Alame, ein für Israel startender Äthiopier, feierte den größten Sieg seiner Karriere. In einer Zeit von 2:08:17 Stunden setzte sich der 34-Jährige, Schnellster laut Vorleistungen im Elitefeld der Männer, knapp gegen Yemane Haileselassie aus Eritrea (2:08:25) und Shadrack Kimining aus Kenia (2:08:29) durch. Der Franzose Hugo Taupiac überzeugte mit einer Zeit von 2:08:50 Stunden und Platz vier.
Aus deutscher Sicht konnte der Houston Marathon keine Versprechungen halten. Hendrik Pfeiffer, der hier im letzten Jahr eine Zeit von 2:07:14 Stunden gelaufen ist, und Haftom Welday wollten an der Spitze mithalten, mussten sich schlussendlich mit den Positionen elf (2:11:14) und zwölf (2:11:27) zufrieden geben. Beide mussten kurz nach dem Halbmarathon den Kontakt zur Spitzengruppe abreißen lassen.
Pfeiffer hatte bei der Pressekonferenz in Houston ein neuerlich schnelles Rennen angekündigt: „Hier habe ich im letzten Jahr den besten Marathon bisher gezeigt. Ich habe großartige Erinnerungen an diesen schnellen Kurs und die beeindruckende City.“ Nach dem Rennen klang er nicht so wohlwollend: „Leider gab es bei dieser Kälte und einem schneidenden Wind keine Chance auf eine gute Zeit. Das Rennoutfit war schon absurd – und trotzdem bin ich erfroren!“, zitierte die Website des DLV den 31-Jährigen. Seine Ehefrau Esther Pfeiffer gab den Halbmarathon auf.
Im Marathon der Frauen mischte sich Erika Kemp aus den USA ins äthiopische Spitzenfeld. Kemp absolvierte ihren zweiten Marathon, nachdem ihr Debüt beim Boston Marathon 2023 ein schmerzvolles und enttäuschendes war, wie Race Results Weekly vor einigen Tagen rekapitulierte. Sie finishte in einer beachtlichen Zeit von 2:22:56 Stunden auf Platz zwei, gut zwei Minuten hinter Siegerin Kumeshi Sichala und gut zwei Minuten vor der drittplatzierten Tsige Haileslase, beide aus Äthiopien. Die 29-jährige Kemp gehörte in den vergangenen Jahren zur nationalen Spitze im 5.000m- und 10.000m-Lauf, die Leistung beim Houston Marathon ist laut Performance Score von World Athletics ihre bisher beste in der Karriere. Mit den kühlen Temperaturen kam die im äußersten Nordosten der USA lebende Läuferin wohl besser zurecht als die Afrikanerinnen.
Die 29-jährige Kumeshi mag nicht zu den bekanntesten Namen in der Marathonszene gehören, weist aber eine große Erfahrung nach. Der Houston Marathon war der zwölfte Auftritt über die Traditionsdistanz für sie und mit Abstand der schnellste: Mit einer Zeit von 2:20:42 Stunden blieb sie fast fünf Minuten unter ihrem bisherigen Bestwert vom Gold Coast Marathon 2024, wo sie Zweite war. Gewonnen hat sie bereits den Warschau Marathon 2016 und den Kosice Peace Marathon 2019. Die Siegesprämie für den Sieger und die Siegerin beim Houston Marathon betrug 50.000 US-Dollar (das entspricht rund 48.000 Euro).
🇮🇳 Berhanu Tesfay aus Eritrea und Joyce Chepkemoi aus Kenia sicherten sich beim 20. Tata Mumbai Marathon nicht nur die Siege, sondern auch das bemerkenswerte Preisgeld von 50.000 US-Dollar. Tesfay hielt sich anfangs der zweiten Hälfte im Duell zwischen Titelverteidiger Lemi Berhanu und Timothy Kibet zurück und übernahm erst drei Kilometer vor dem Ziel die Initiative, um in einer Zeit von 2:11:44 Stunden als Erster ins Ziel zu laufen. Berhanu, ehemaliger Boston-Sieger, musste sich nach zwei Siegen in Folge in Mumbai dieses Mal mit Rang sechs zufrieden geben. Chepkemoi, die im Oktober den Ljubliana Marathon gewonnen hatte, siegte in einer Zeit von 2:24:56 Stunden vor Shitaye Eshete, die mittlerweile für Bahrain startet, und Medina Armino aus Äthiopien.
🇪🇸 Ben Connor (1:01:54) aus Großbritannien und Maria Urena aus Spanien (1:13:48) waren die schnellsten Europäer bei der 33. Auflage des Halbmarathons im spanischen Santa Pola. Connor blieb zum vierten Mal unter 1:02 Stunden, allerdings sind die Leistungen aus Santa Pola nicht offiziell bestenlistentauglich. Die Siege gingen an Vincent Langat aus Kenia (59:55) und Kidsan Alema aus Äthiopien (1:07:07).
🇶🇦 Bereits am Freitag fand in der katarischen Hauptstadt der Doha Marathon statt. Ezra Tanui aus Kenia setzte sich im Kampf um den Sieg gegen etliche äthiopische Kontrahenten durch und finishte in einer Zeit von 2:07:28 Stunden. Die ersten neun Läufer waren gerade einmal 70 Sekunden „langsamer“ als der Sieger. Der ehemalige Europarekordhalter Kaan Kigen Özbilen beendete das Rennen auf dem achten, der ehemalige London-Sieger Shura Kitata auf dem neunten Platz. Bei den Frauen wurde Ethlemahu Sintayehu ihrer Favoritinnenrolle gerecht. In einer Zeit von 2:21:43 Stunden führte die 23-Jährige einen äthiopischen Sechsfachsieg an.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © Pixabay