Es ist schon jetzt und wohl auch bis Dezember unumstößlich das Debüt des Jahres: Ein Jahr nach Letesenbet Gidey, als Weltrekordhalterin im 5.000m- und 10.000m-Lauf sein weibliches Pendant, gibt Joshua Cheptegei ebenfalls beim Valencia Marathon sein Debüt über die 42,195 Kilometer. „Ich fühle, dass der Zeitpunkt gekommen ist, meinen Horizont zu erweitern. Ich laufe nun seit zehn Jahren auf der Bahn, immer mit vollem Fokus darauf. Gleichzeitig wusste ich, dass der Marathon auf mich wartet“, sagte der 26-Jährige.
Eine erfolgreiche Karriere
Auf der Bahn hat Joshua Cheptegei alle seine Ziele bereits erreicht. Eine glorreiche Karriere begann bei den Junioren-Weltmeisterschaften 2014 am Hayward Field in Eugene, als er den Titel im 10.000m-Lauf gewann. Ein Jahr später holte er auch den Kontinentalmeisterschaftstitel in der Juniorenklasse. In der Allgemeinen Klasse feierte er sein Olympia-Debüt im Alter von 19 Jahren in Rio. Auf dem Weg an die Spitze stand ihm vorerst Mo Farah im Weg, hinter dem er sich bei den Weltmeisterschaften von London einordnen musste. So galt sein Fokus zwei Jahre später, nach dem Wechsel des Briten in den Marathon, ganz den 10.000m und er belohnte sich mit dem WM-Titel von Doha. Da er ein halbes Jahr zuvor bereits Crosslauf-Weltmeister in Aarhus wurde und damals die grandiose Siegesserie von Geoffrey Kamworor beendete sowie die Diamond-League-Gesamtwertung im 5.000m-Lauf gewann, ging der Ugander als Kandidat für die dominante Rolle auf den langen Strecken in die darauffolgenden Jahre. Bei den Commonwealth Games 2018 in Gold Coast war er weder im 10.000m- noch im 5.000m-Lauf zu schlagen.
Zwei Weltrekordläufe im Jahr 2020
Die Erfolgsserie wurde durch die Pandemie unterbrochen. Cheptegei nutzte das Jahr 2020 für den Weltrekordlauf über 5.000m in Monaco (12:35,36) sowie zwei Monate später den Weltrekordlauf im 10.000m bei einem eigens inszenierten Meeting in Valencia (26:11,00) und wollte Weltmeister im Halbmarathon werden, was in Gdynia mit Rang vier beim Triumph seines jüngeren Landsmanns Jacob Kiplimo allerdings misslang. In Tokio erfüllte sich Cheptegei seinen Traum von Olympiasieg, allerdings erst, nachdem er sich eine Delle abgeholt hatte. Als haushoher Favorit musste er sich über 10.000m dem Äthiopier Selemon Barega geschlagen geben. Eine Woche später holte Cheptegei Versäumtes nach und holte sich über die halbe Distanz Olympisches Gold. Im Sommer 2022 verteidigte er seinen WM-Titel in Oregon über 10.000m, auf der Distanz seines Olympiasiegs erlitt er beim Triumph von Jakob Ingebrigtsen als Neunter allerdings eine empfindliche Niederlage. 2023 verpasste er die Titelverteidigung bei den Crosslauf-Weltmeisterschaften und holte im australischen Bathurst die Bronzemedaille, neuerlich durfte er beim Triumph seines Landsmanns Kiplimo applaudieren.
Neue Challenge
Im Straßenlauf sind Cheptegeis Erfahrungen bisher, angesichts seiner Ausnahmestellung, gemischt. Der 26-Jährige hielt den Weltrekord im 5km-Lauf fast zwei Jahre lang, den Weltrekord im 10km-Lauf hatte er gut einen Monat lang inne. Die Weltbestleistung im 15km-Straßenlauf gehört noch ihm, aufgestellt hat er sie 2018 in Nijmegen. Im Halbmarathon ist Cheptegei erst zweimal angetreten: bei den Weltmeisterschaften 2020 und auf der schwierigen Strecke des New York City Halbmarathon im März 2023 – in beiden Fällen klar im Schatten von Kiplimo.
Aber auf den Marathon freut sich der 26-Jährige sehr: „Ich bin sehr ambitioniert und wirklich aufgeregt. Aber es wird eine neue Challenge.“ Valencia sei ein spezieller Ort für ihn, erinnert er sich an seine Weltrekordläufe über 10.000m und im 10km-Straßenlauf in der südostspanischen Hafenstadt. Bei den Olympischen Spielen 2024 in Paris will Cheptegei, der sich aktuell in einem guten Formaufbau für die Weltmeisterschaften in Budapest befindet, definitiv auf der Bahn antreten. „Ich hoffe, das Marathon-Debüt wird eine gute Erfahrung, die mir die Entscheidungsfreiheit über die weitere Karriere nach den Olympischen Spielen gibt.“
Valencia Marathon Trinidad Alfonso