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Im ausklingenden Herbst verschieben sich die Laufevents langsam in die wärmeren Gefilde des Mittelmeerraums. RunUp.eu berichtet von einem Marathon, der an die Geburtsstunde der Disziplin erinnert, und von einem, dessen Absage daran erinnert, dass der friedliche Laufsport, wenn auch nicht häufig, größeren Themen weichen muss.
An der Wiege des Marathonlaufs versammelten sich am vergangenen Wochenende knapp 50.000 Aktive. 17.029 Läufer*innen finishten die historische Marathonstrecke von Marathon nach Athen, etwas mehr absolvierten die 5km-Strecke, der Rest des Teilnehmerfeldes nahm die 10 Kilometer in Angriff.
In Abwesenheit von verpflichteten Athlet*innen aus dem Ausland absolvierte Charalampos Pitsolis in einer Zeit von 2:18:56 Stunden die Traditionsdistanz am schnellsten. Es ist der zweite Sieg für den 31-Jährigen beim Athen Marathon nach 2022 und mit Abstand seine bisher schnellste Marathonzeit, was angesichts der schwierigen, weil hügeligen Strecke beachtlich ist. Seinen zweitschnellsten Marathonlauf ist Pitsolis im April beim Vienna City Marathon gelaufen. Damals reichte eine Zeit von 2:20:22 Stunden zu Platz 28 wie auch beim Hamburg Marathon im Jahr davor. 2022 hat der Grieche ebenfalls in Wien teilgenommen und landete zehn Positionen weiter vorne, obwohl er auf die Sekunde genau drei Minuten länger auf der Strecke war als 2024.
Auch bei den Frauen gab es einen griechischen Sieg und zwar durch die 26-jährige Stamatia Noula. Auch sie lief eine persönliche Bestzeit von 2:40:20 Stunden und verbesserte sich gegenüber dem Vorjahr um drei Positionen. Noula hat nun im laufenden Kalenderjahr die beiden wichtigsten Marathonläufe in Griechenland gewonnen: Den nach Alexander dem Großen benannten Marathon in Thessaloniki im Frühling und den Athen Marathon im November. Bei den Siegerehrungen wurden die beiden Erfolgreichen von Landsleuten flankiert: Panagiotis Karaiskos und Georgos Menis bei den Männern, Gloria Priviletzio und Panagiota Vlachaki bei den Frauen.
Vom allgemeinen Teilnehmer*innen-Aufschwung in der Laufszene profitierte auch der Ravenna Marathon. Über 16.000 Laufbegeisterten hatten sich für die 25. Auflage des Marathons in der norditalienischen Kleinstadt mit ihrem reichen kulturellen und künstlerischen Erbe angemeldet. Auch sportlich gab es eine Premiere: Cynthia Kosgei und Vivian Jepkogei erzielten die ersten Halbmarathonzeiten unter 1:10 Stunden der Eventgeschichte. Die Marathonsiege gingen an die Kenianer Keiyo Kipchirchir (2:12:52) und Merci Kibor (2:44:55). Zum Programm gehörten neben dem Halbmarathon und dem Marathon mit einem Starterfeld von rund 1.300 Läufer*innen auch ein großer Kinderlauf sowie ein Hundelauf.
Nicht laufen konnten viele Tausende Menschen am vergangenen Sonntag in Beirut, der Hauptstadt des Libanon. Dort wäre der jährliche Marathon auf dem Programm gestanden, aber seit den kriegerischen Aktivitäten zwischen Israel und der Hisbollah, die die Sicherheit auf libanesischem Gebiet gefährden, haben die Verantwortlichen die Durchführung des Events auf unbestimmte Zeit verschoben.
May El Khalil, Gründerin und Präsidentin der durchführenden Organisation, betonte in einem Statement die friedliche und verbindende Essenz der Laufveranstaltung, die binnen zwei Jahrzehnten bis zu knapp 50.000 Aktive mit über 100 unterschiedlichen Nationalitäten auf friedvolle Art und Weise zusammenbrachte.
Die Veranstalter riefen zu einem globalen, virtuellen Lauf auf, um mit dem Claim „Together for Lebanon“ internationale Unterstützung für den Libanon mit einem Miteinander und einer Gestik der Solidarität für die libanesische Nation zu signalisieren.
Der Athen Marathon trägt den Übernamen „Der Authentische“ in der offiziellen Namensbezeichnung. Mit seinen 41 Auflagen hat der wichtigste Marathonlauf Griechenlands zwar eine Tradition, gehört aber nicht zu den ältesten jährlich durchgeführten Marathonläufen.
Authentisch ist der Athen Marathon, weil er die Legende des Marathon aufgreift und auf einer 42,195 Kilometer langen Strecke vom Städtchen Marathon über die Hügel in die griechische Hauptstadt führt. Die Erfindung, die maßgeblich auf die Idee des französischen Sportwissenschaftlers Michel Bréal zurückgeht und von IOC-Gründer Pierre de Coubertin maßgeblich vorangetrieben wurde, erinnert an die Legende von Pheippides, ein Soldat, der in der Antike barfuß nach Athen lief, um dem Volk vom Sieg im Krieg gegen die Perser zu berichten. Das sollen seine letzte Worte gewesen sein, bevor er tot umfiel.
Der Kurs ist dem Olympischen Marathonlauf von 1896 nachempfunden, die Geburtsstunde dieser heute so beliebten Disziplin. Bei den Weltmeisterschaften 1997 und bei den Olympischen Spielen 2004 wurde auf der heutigen Marathonstrecke gelaufen, die im historischen Panathinaiko Stadion, das erste Olympiastadion der Moderne (1896), ihre Ziellinie hat.
Autor: Thomas Kofler
Bild: © SIP / Johannes Langer – das Panathinaiko Stadion beim Athen Marathon 2025