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Mit kleinen Schritten

Es gibt Phasen für sportliche Höchstleistungen. Und es gibt ruhige Zeiten, in denen wir uns bewusst zurücknehmen. Besonders, wenn der Körper selbst dabei ist, Wunderwerke zu vollbringen.

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Es gibt Phasen für sportliche Höchstleistungen. Und es gibt ruhige Zeiten, in denen wir uns bewusst zurücknehmen. Besonders, wenn der Körper selbst dabei ist, Wunderwerke zu vollbringen.

Die warmen Sonnenstrahlen scheinen mir ins Gesicht. Zum ersten Mal kann ich heuer im T-shirt laufen und genieße das schöne Frühlingswetter in vollen Zügen. Trotzdem sind meine Laufschritte langsamer als noch vor einigen Monaten. Ehrgeiz und Leistung habe ich für mich auf unbestimmte Zeit in den Hintergrund gedrängt. Ich höre nur auf meinen Körper und bewege mich in einem Tempo, das mich nicht außer Atem bringt. Sollte es mir zu anstrengend werden, gehe ich ein paar Schritte, bevor ich langsam wieder lostrabe. Ich habe keine Bestrebung mehr schneller und besser zu werden. Derzeit zählen für mich nur mein eigenes Wohlbefinden sowie die Freude am Laufen. Und mehr als alles andere: die Gesundheit meines ungeborenen Kindes.

Ich bin im fünften Monat schwanger und das Laufen ist wieder fixer Bestandteil meines Alltags. Mein noch kleiner Bauchansatz erschwert meine sportliche Tätigkeit kaum. Im Gegenteil: Ich fühle mich rundum wohl und kann mein Sportprogramm wieder wie gewohnt verfolgen.

Das war in den letzten Monaten nicht immer so. Meine ursprüngliche Annahme, ich könnte in den ersten Schwangerschaftsmonaten ganz normal meine Laufrunden drehen, erwies sich als falsch. Zwar war mein Körper noch fit und kein hinderliches Zusatzgewicht vorhanden, allerdings brachte ab dem zweiten Schwangerschaftsmonat die Schwangerschaftsübelkeit meinen Alltag durcheinander. Von der berüchtigten morgendlichen Übelkeit konnte nicht die Rede sein, stattdessen kämpfte ich von früh bis spät mit Unwohlsein.

Im dritten Schwangerschaftsmonat erreichte die Übelkeit ihren Höhepunkt und ich konnte mir einige Wochen lang unmöglich vorstellen die Laufschuhe zu schnüren. Stattdessen versuchte ich es mit Spaziergängen und Yoga-Übungen. Die Abneigung gegen Nahrungsmittel und die konstante Übelkeit führten zu Gewichtsverlust und einem niederen Blutdruck, der sich in Kreislaufproblemen und Frösteln bemerkbar machte. Auch in dieser schwierigen Zeit bemerkte ich, wie leichte sportliche Betätigung meinen Körper belebte und meine innere Balance wahrte.

Ab dem vierten Schwangerschaftsmonat begann ich wieder gemütlich zu laufen. Vorausgesetzt natürlich, dass ich mich in diesem Moment wohlfühlte. Die Erwartung das Laufen könnte mühsam sein, erwies sich als unbegründet. Nachdem ich die letzten Wochen außerhalb meiner Arbeitszeit fast nur zu Hause verbracht hatte, um mich von meinem anstrengenden Tag zu erholen, holte das Laufen wieder Energie in meinen Körper zurück. Die nächsten Wochen schaffte ich wieder mindestens zwei Laufrunden die Woche und konnte keinerlei Beschwerden erkennen. Im Gegenteil fühlte ich mich während und nach dem Lauf sehr gut.

Derzeit gibt es für mich keinen Grund mit meinem Sport aufzuhören. Stattdessen motivieren mich die gesunden Auswirkungen des Laufens in der Schwangerschaft. Laut Ratgebern kommen sportliche Schwangere besser mit der Schwangerschaftsübelkeit zurecht, fühlen sich emotional ausgeglichener, leiden weniger an Rückenschmerzen, haben statistisch gesehen eine kürzere Geburt und finden nach der Schwangerschaft wieder schneller in Form.

Gemäßigter Sport wie gemütliches Joggen wird Schwangeren sogar wärmstens empfohlen. Vorausgesetzt, dass es keine medizinischen Bedenken gibt. Nahegelegt werden Sportschuhe mit guter Dämpfung, ein Laufrhythmus im niedrigen Pulsbereich und ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Mein Frauenarzt hat gegen meine aktive Freizeitgestaltung keine Einwände, solange ich mir keine Höchstleistungen zumute und bewusst auf die Signale meines Körpers achte.

In meiner aktuellen Schwangerschaftsphase fühle ich mich körperlich sehr fit und habe gesteigerte Lust auf sportliche Aktivität. Der Frühlingsanfang macht neben dem Laufen auch andere Sportarten wie Wandern und Radfahren attraktiv. Wie lange und intensiv eine Frau in der Schwangerschaft Sport betreiben kann, ist vom persönlichen Empfinden abhängig. Mein Körper wird mir mitteilen, wann es für mich an der Zeit ist mich zurückzunehmen, meine Schritte zu verlangsamen oder auf schonendere Sportarten wie Schwimmen oder Walking umzusteigen. Bis dahin freue ich mich auf genussvolle Laufmomente und besonders darauf, mir und meinem Kind mit meiner sportlichen Aktivität etwas Gutes zu tun.

Autor: Doris Mair
Bilder: © SIP / Johannes Langer

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