„Es war sehr emotional und es ist mir eine Menge durch den Kopf gegangen“, sagte Mo Farah im TV-Interview mit der BBC nach dem Rennen. Im Bewusstsein, dass das Laufen ihn über so viele Jahre glücklich gemacht hat. „Laufen bedeutet mir alles. Es ist das, was mich gerettet hat.“ Und so ließ die Lauflegende erst gar keine Diskussionen darüber aufgekommen, ob es das mit dem Laufen war. Der Great North Run war der letzte Wettkampf Farahs als Spitzensportler. Aber er werde immer laufen, das liege in seiner DNA.
Eine Stunde, drei Minuten und 28 Sekunden lang dauerte der letzte Wettkampf des 40-Jährigen. Sein Körper erlaubte ihm in den letzten Jahren nicht, mit der Weltspitze mitzuhalten und so lief der aus Somaliland stammende Brite auch am Sonntag nicht um den Sieg. „Aber ich wollte unbedingt hier meine Karriere beenden, denn ich habe wundervolle Erinnerungen an diesen Event“, so Farah gegenüber der BBC. Der Britische Leichtathletik-Verband beschrieb Farah auf sozialen Medien als „the greatest“, der eine ganze Generation inspiriert habe. Der erfahrene Sportjournalist Sean Ingle zog in der britischen Tageszeitung „The Guardian“ ein zwiespältiges Fazit und erinnerte neben den glorreichen Erfolgen Farahs auch an dessen Beziehungen mit den umstrittenen Trainern Alberto Salazar und Jama Aden. In den letzten Jahren trainierte Farah unter Gary Lough, Ehemann der britischen Marathonlegende Paula Radcliffe.
Tola nach WM-Aus gut in Schuss
Den Sieg beim Great North Run, bei dem Farah nicht weniger als sechsmal triumphiert hat, holte sich der Äthiopier Tamirat Tola. Der 32-Jährige, der erst zwei Wochen zuvor den WM-Marathon in Budapest vorzeitig beendet hatte, zeigte sich davon gut erholt und erzielte eine Zeit von 59:58 Minuten. Rang zwei ging an den Marathon-Europarekordhalter Bashir Abdi, Dritter wurde Tolas Landsmann Muktar Edris. Beide wiesen aber einen großen Rückstand auf den überlegenen Sieger auf. Der sechstplatzierte Andrew Butchart hatte erst zwei Tage zuvor in Brüssel am Diamond-League-Meeting den 10.000m-Lauf bestritten (siehe RunAustria-Bericht), ebenso wie Abdi, der dort aber aufgab.
Starker Auftritt von Jepchirchir
Einen starken Auftritt legte Marathon-Olympiasiegerin Peres Jepchirchir hin. Die Kenianerin, die beim New York City Marathon am Start sein will (siehe RunAustria-Bericht), lief auf der Halbmarathon-Strecke von Newcastle nach South Shields bei hohen Temperaturen zu einer Zeit von 1:06:45 Stunden – trotz der nicht günstigen Laufbedingungen eine der schnellsten Siegerzeiten der Eventhistorie. Ihre Landsfrau Sharon Lokedi, 2022 Siegerin beim New York City Marathon, belegte mit einer knappen Minute Rückstand Platz zwei. Stark lief auch die beste Britin Charlotte Purdue mit Platz drei in 1:09:36 Stunden. Sie ist in Vorbereitung auf den Berlin Marathon in zwei Wochen.
Fast 60.000 Teilnehmende
Knapp 60.000 Läuferinnen und Läufer beteiligten sich an der 42. Ausgabe des Great North Run. Darunter auch der 102-jährige Bill Cooksey, der die Strecke gehend bewältigte, wobei ihn ein Begleiter gestützt hat. Keith Turner ist laut BBC der erste blinde Halbmarathonläufer, der ohne direkten Begleitläufer einen Halbmarathon absolvierte. Sein Guide lief neben ihm und wies ihm mit einer Glocke den Weg.
Ergebnisse Great North Run 2023
Männer
- Tamirat Tola (ETH) 59:58 Minuten
- Bashir Abdi (BEL) 1:01:20 Stunden
- Muktar Edris (ETH) 1:01:54 Stunden
- Mo Farah (GBR) 1:03:28 Stunden
- Efrem Gidey (IRE) 1:04:03 Stunden
- Andrew Butchart (GBR) 1:04:30 Stunden
- Yoshiki Oshiro (JPN) 1:05:16 Stunden
- Kiseki Shiozawa (JPN) 1:05:24 Stunden
- Adam Lipschitz (RSA) 1:05:44 Stunden
- Andrew Heyes (GBR) 1:05:46 Stunden
Frauen
- Peres Jepchirchir (KEN) 1:06:45 Stunden
- Sharon Lokedi (KEN) 1:07:42 Stunden
- Charlotte Purdue (GBR) 1:09:36 Stunden
- Sonia Samuels (GBR) 1:13:43 Stunden
- Jessa Hanson (USA) 1:14:11 Stunden
- Wakana Itsuki (JPN) 1:14:29 Stunden
- Amy-Eloise Markovc (GBR) 1:15:19 Stunden
- Ayaka Kato (JPN) 1:15:53 Stunden
- Becky Briggs (GBR) 1:17:23 Stunden
- Katie Olding (GBR) 1:18:45 Stunden
AJ Bell Great North Run