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Rio 2016: Nach Fabel-Weltrekord: Ayanas Leistung polarisiert

Nach dem ersten Wochenende der Leichtathletik-Bewerbe im Rahmen der Olympischen Spiele 2016 steht die Sportwelt im Zeichen zweier Fabel-Weltrekorde, die nach Jahrzehnten der Herrschaft aus den Geschichtsbüchern gelöscht wurden. Einen davon brach die Äthiopierin Almaz Ayana, die in ihrem erst…

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© Getty Images
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Nach dem ersten Wochenende der Leichtathletik-Bewerbe im Rahmen der Olympischen Spiele 2016 steht die Sportwelt im Zeichen zweier Fabel-Weltrekorde, die nach Jahrzehnten der Herrschaft aus den Geschichtsbüchern gelöscht wurden. Einen davon brach die Äthiopierin Almaz Ayana, die in ihrem erst zweiten 10.000m-Wettkampf mit einem unglaublichen Speed eine Runde nach der anderen abspulte wie ein Urwerk und den Uralt-Rekord der – wie man heute weiß – gedopten Wang Junxia aus dem Jahre 1993 verbesserte (siehe RunAustria-Bericht). Nicht verbesserte, pulverisierte. In einer Zeit von 29:17,45 Minuten war sie um 14,33 Sekunden schneller als die Chinesin damals bei Nationalspielen in Peking. Aber nicht nur Ayana begeisterte, in diesem Olympischen Finale wurden beinahe genau so viele Zeiten unter 30 Minuten markiert wie in der Leichtathletik-Geschichte davor insgesamt.

Leistungen, die polarisieren

Natürlich werden derartige Leistungen – gerade nach den weitreichenden Dopingproblemen in Osteuropa angefangen bei Russland und (mutmaßlich) auch in den ostafrikanischen Laufhochburgen – zu recht kritisch beäugt. Leistungen wie jene von Ayana polarisieren. Sie begeistern einerseits und erfordern riesigen Jubel und Anerkennung, weil sie für das so ersehnte Streben nach dem Maximum des Menschen-möglichen im Leistungssport stehen. Andererseits hängt der Schatten des Betrugsverdacht wie ein Damoklesschwert über ihnen. Denn dem Experten wie dem einfachen Fan ist klar, dass Betrug die wunderbare Welt des Sports zerstört. Und so begegneten viele der Leistung Ayanas, die auf der zweiten Streckenhälfte deutlich unter dem Olympischen Rekord im 5.000m-Lauf blieb (!), mit viel Skepsis und Zynismus. Ein repräsentatives Beispiel für eine haarige Gratwanderung, die der Sport gerade durch macht – wenn Spitzenleistungen derartig polarisieren.

Lahti traut Ayana nicht über den Weg

Insider wissen mit Sicherheit viel mehr, als öffentlich bekannt wird, auch weil die heile Welt des Spitzensports zusammengehalten werden soll. Nur selten dringen deutliche Unmutsäußerungen von Mitstreiterinnen nach außen, am Freitag war es aber wieder einmal so weit. Vielleicht liegt es auch an der Unerfahrenheit der jungen Schwedin Sarah Lahti. Aber sie, die gerade einen Landesrekord für die Skandinavier aufgestellt hatte, wurde ungewohnt deutlich: „Ich kann ihr nicht zu 100% glauben. Es war sichtlich zu easy für sie, eine derartige Leistung abzurufen. Wir sehen keine Regung im Gesicht, während der Rest von uns um das Leben kämpft. Und sie ist um so viel schneller.“ Verdachtsmomente wurden vom deutschen Anti-Doping-Experten Perikles Simon genährt, der in einem Interview mit dem deutschen Fernsehen klarstellt, dass es aktuell bedenkenlos möglich ist, regelmäßig zu dopen, ohne Gefahr zu laufen, bei ganzjährigen Kontrollen aufzufliegen.

„Training und Jesus“

Natürlich musste Almaz Ayana nach ihrer Wahnsinnsleistung Fragen zu diesem Thema beantworten. Und sie tat das mit einer entschiedenen Antwort: „Mein Doping ist mein Training und mein Doping ist Jesus. Sonst nichts. Ich bin absolut sauber. Ich bete zu Gott und Gott erteilt mit seinen Segen.“ Die Britin Jo Pavey, die sich „schockiert“ zeigte, dass sie in diesem Rennen mit einer frühen Runde deklassiert wurde („Das ist mir noch nie so früh passiert!“), findet es schade, dass eine negative Herangehensweise überwiegt. „Ich konnte die Zeit nicht glauben, als ich sie hörte. Aber es ist ein trauriger Tag, wenn jemand eine großartige Leistung abliefert und diese sofort hinterfragt wird. Ich habe keinen Grund, Ayana zu verdächtigen“, so die 42-Jährige nach ihrem letzten Olympia-Auftritt. Für eine bezeichnende Aussage nach diesem unfassbaren Rennen sorgte die Südafrikanerin Dominque Scott, die Rang 21 belegte und unmittelbar bei Ayanas Zieleinlauf zum zweiten Mal überrundet wurde: „Wir brauchen in Zukunft zwei Rundenzähler: einen für die Afrikanerinnen und einen für den Rest der Welt.“
Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro

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