Enter your email address below and subscribe to our newsletter

Nadia Battocletti: Ein Sieg für die Geschichtsbücher

Als erste Athletin überhaupt hat Nadia Battocletti Crosslauf-EM-Gold in allen drei Altersklassen gewonnen. Konstanze Klosterhalfen meldete sich mit Silber zurück.
Weiterlesen

Share your love

Nadia Battocletti hat ihr herausragendes Wettkampfjahr in Antalya mit einem weiteren großen Erfolg ausgeschmückt. Die Italienerin lief zu ihrem ersten Crosslauf-EM-Gold bei den Erwachsenen und ist nun amtierende Europameisterin nicht nur in dieser Spezialdisziplin des Laufsports, sondern auch im 5.000m- und 10.000m-Lauf. Die Bühne in Antalya war gleichzeitig auch jene der großen Comebacks: Konstanze Klosterhalfen meldete sich wie Lokalmatadorin Yasemin Can mit der ersten internationalen Medaille seit zwei Jahren zurück.

© Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

Nie zuvor hat eine Athletin in der Geschichte von Crosslauf-Europameisterschaften Goldmedaillen in den Altersklassen U20, U23 und der Allgemeinen Klasse gewonnen. Nadia Battocletti reiste mit jeweils zwei Goldmedaillen in den beiden Nachwuchsklassen nach Antalya an. Im Vorjahr, beim Debüt bei den Erwachsenen, musste sich die Italienerin noch klar hinter Karoline Bjerkeli Grövdal einordnen.

RunUp.eu-Lesetipp: Das Abschneiden des ÖLV-Teams

RunUp.eu-Lesetipp: Der Bericht über das Männerrennen

RunUp.eu-Lesetipp: Der Bericht über die Nachwuchsrennen und die Mixed-Staffel

Auf Lallis Spuren

7.832 Meter oder 25:43 Minuten nach dem Startschuss des Frauenrennens bei der Crosslauf-EM 2024 war das historische Triple komplett: Nadia Battocletti ist erstmals Crosslauf-Europameisterin bei den Erwachsenen. Dieses Triple scheint eine italienische Disziplin, bei den Männern gelang dieses Kunststück einzig Andrea Lalli. Wobei fairerweise erwähnt werden muss, dass ein gewisser Jakob Ingebrigtsen direkt von der Altersklasse U20 in die Erwachsenenklasse wechselte, ohne die Goldserie zu unterbrechen.

Die Medaillengewinnerinnen

🥇 Nadia Battocletti 🇮🇹 25:43 Minuten
🥈 Konstanze Klosterhalfen 🇩🇪 25:54 Minuten
🥉 Yasemin Can 🇹🇷 26:01 Minuten

Eine Traumsaison für Battoletti

„2024 ist eine Inspiration!“, wird Nadia Battocletti auf der Website des Italienischen Leichtathletik-Verbandes (FIDAL) zitiert. Die 24-Jährige ist die Aufsteigerin des Jahres im europäischen Laufsport und – weil Marathon-Olympiasiegerin Sifan Hassan schon seit Jahren bei Titelkämpfen auf kontinentaler Ebene nicht mehr an den Start geht – damit auch Europas Läuferin des Jahres. Dank eines gewaltigen Entwicklungssprungs feierte die Norditalienerin bei den Europameisterschaften von Rom vor heimischem Publikum die EM-Titel im 5.000m- und 10.000m-Lauf, jeweils mit neuem italienischen Rekord.

Beide italienischen Rekorde brach Battocletti bei den Olympischen Spielen: Im 5.000m-Lauf verpasste sie haarscharf eine Medaille, über 10.000m stürmte sie zur Silbermedaille noch vor Sifan Hassan. In Antalya fiel das Duell der Gigantinnen mit der zuletzt dreifachen Crosslauf-Europameisterin Karoline Bjerkeli Grövdal ins Wasser, weil die Norwegerin aufgrund einer Erkrankung nicht rechtzeitig fit wurde. Damit endete auch die Serie der Norwegerin von acht (!) Crosslauf-EM-Medaillen in der Folge, alle bei den Erwachsenen. Dennoch war das Feld in Antalya ein starkes: Mit Rekord-Europameisterin Yasemin Can und Konstanze Klosterhalfen, die zuletzt wieder mit guten Leistungen aufhorchen ließ, hatte Battocletti starke Gegnerinnen.

© Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

Doch die Italienerin agierte im Wettkampf souverän. Als die französische Marathonläuferin Manon Trapp gleich zu Beginn einen Alleingang wagte, achtete sie an der Spitze der Verfolgergruppe darauf, dass der Abstand im Rahmen blieb. „Ich mag das gar nicht, wenn sich ein Rennen so entwickelt. Ich will immer alles unter Kontrolle haben“, meinte sie.

Das gelang in der zweiten Rennhälfte bestens: Ab der vierten von fünf Runden kontrollierte Battocletti eine namhafte sechsköpfige Spitzengruppe von vorne und sprengte die Gruppe mit einer spürbaren Tempoverschärfung in der ersten Hälfte des letzten Umlaufs. Der Rest der Distanz war ein Triumphzug, der nach 25:43 Minuten Wettkampfzeit endete. Mit nun sechs Medaillen bei Crosslauf-Europameisterschaften ist Battocletti in der historischen Hitliste die Nummer zwei hinter Grövdal, die bei zehn Medaillengewinnen hält. Die Italienerin hat insgesamt, alle Altersklassen zusammengerechnet, aber bereits eine Goldene mehr.

© Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

Silber mit Ausrufezeichen

Die lange Leidenszeit mit Beschwerden, Verletzungen und Erkrankungen hat für Konstanze Klosterhalfen in diesem Herbst ein vorläufiges Ende gefunden. Mit der Silbermedaille von Antalya schloss sich irgendwie ein Kreis mit der Crosslauf-EM 2022. Damals, ein knappes halbes Jahr nach der umjubelten EM-Goldmedaille im 5.000m-Lauf vor heimischem Publikum in München, musste sich die Deutsche auf der schweren Crosslauf-Strecke im Parco La Mandria vor den Toren Turins nur knapp der Norwegerin Karoline Bjerkeli Grövdal geschlagen geben.

Zwei Jahre später war Nadia Battocletti besser als Klosterhalfen, für die Deutsche nach dem Crosslauf in Alcobendas zwei Wochen zuvor, den die Italienerin überlegen gewinnen konnte, keine Überraschung. „Vor zwei Wochen konnte ich mit Nadia nicht mithalten. Daher wusste ich nicht, wo ich stehe und war sehr nervös“, erzählte sie. „Mit der Medaille bin ich überglücklich, es war ein großartiger Kurs und ich freue mich sehr, hier gewesen zu sein.“

© European Athletics / Sona Maleter

Rückkehr der Rekord-Europameisterin

Mit ihren vier Titeln, gesammelt von 2016 bis 2019, ist Yasemin Can Rekord-Europameisterin im Crosslauf. Zweieinhalb Jahre nach den Europameisterschaften von München, bei denen die 27-Jährige zuletzt erfolgreich in Szene trat, meldete sich die Türkin mit der Bronzemedaille zurück. Dazwischen musste sie bei der Crosslauf-EM 2022 und bei der Hallen-EM 2023 aufgeben und absolvierte nur wenige Wettkämpfe in der Türkei. „Ich bin wieder zurück!“, meinte die gebürtige Kenianerin, die sich für die Unterstützung des Publikums bedankte.

Zwei Sekunden fehlten der Rumänin Delvine Relin Meringor letztlich auf eine Medaille. Stark präsentierten sich die Belgierin Jana Van Lent, die sich schon vor einem Jahr in Brüssel als Talent im Crosslauf zeigte, die Portugiesin Mariana Machado, Tochter der ehemaligen Spitzenläuferin Albertina, die in den 80er Jahren zweimal in die Top-Ten von Crosslauf-Weltmeisterschaften lief, sowie die Schwedin Sarah Lahti auf den Plätzen fünf bis sieben. Die mutige Herangehensweise von Manon Trapp wurde nicht bestraft, sie war als Achte noch beste Französin. Für eine Teammedaille reichte es aber knapp nicht.

© Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

Historisches Team-Gold für Italien

In der Nationenwertung jubelte Italien zum allerersten Mal bei den Frauen über die Goldmedaille. Mit 33 Platzierungspunkten verwies das Team um die Europameisterin Großbritannien knapp (36) und Belgien (46) auf die weiteren Medaillenplätze. Elias Palmero (13.) und Ludovica Cavalli (19.) sicherten den Sieg. „Ich bin so stolz auf die Mädels“, jubelte Battocletti und erzählte, dass ihre ebenso jungen Teamkolleginnen und sie schon in Kinderjahren gegeneinander gelaufen sind und sich daher bestens kennen.

Die letztjährige Bronzemedaillengewinnerin Abbie Donnelly, war als 17. in einem ausgeglichenen britischen Team nicht unter den Top-Drei ihres Teams. Das stark besetzte deutsche Team ging als Sechstes leer aus. Neben Klosterhalfen fielen die Leistungen von Hanna Klein (20.), 2022 noch gemeinsam mit Klosterhalfen Team-Europameisterin, und Domenika Mayer (32.) in die Wertung.

© Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © European Athletics / Sona Maleter & © Maja Hitij / Getty Images for European Athletics

Share your love