
Newsletter Subscribe
Enter your email address below and subscribe to our newsletter
Es war ein beachtlich prominentes Elitefeld, das der Haspa Hamburg Marathon 2025 auf die Beine gestellt hat. Es hat sich gelohnt. Einer der beiden Starathleten, der ehemalige London-Sieger Amos Kipruto, verbesserte den Hamburger Streckenrekord auf eine Zeit von 2:03:46 Stunden. Es geschah zum ersten Mal, dass in der norddeutschen Metropole eine Siegerzeit unter 2:04 Stunden zustande kam. Bei den Frauen musste sich der Star des Rennens, die ehemalige Weltrekordhalterin Brigid Kosgei, mit Platz zwei hinter der äthiopischen Siegerin Workenesh Edesa zufrieden geben.
Auf dem Weg zum Sieg in der Zeit von 2:03:46 Stunden, 23 Sekunden schneller als sein kenianischen Landsmann Bernard Koech, fand sich Amos Kipruto nicht nur in einem schnellen Rennen wieder, sondern auch in einem spannenden. Nicht weniger als zwölf Läufer lagen bei der Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:01:47 Stunden noch gemeinsam an der Spitze, der Kurs Richtung Streckenrekord als Ziel stimmte. Dabei waren die angekündigten Emmanuel Mutai, Altstar mit einer Bestleistung von 2:03:13 Stunden, und der ehemalige Berlin-Sieger Guye Adola gar nicht am Start. Die große Spitzengruppe zerbrach erst nach einer Verschärfung kurz nach der Zwischenzeit bei Kilometer 30. Amos Kipruto setzte sich gemeinsam mit seinen Landsleuten Philemon Kiplimo, Erick Sang und Felix Kibitok ab.
Nachdem letztere beiden ebenfalls zurückfielen, war der Kampf um den Sieg eine Freundschaftsangelegenheit. Denn Kipruto und Kiplimo teilten sich in Hamburg sogar ein Zimmer. „Wir haben uns gegenseitig unterstützt und so zusammengearbeitet, wie wir es geplant hatten“, erzählte der spätere Sieger später. Kipruto erwies sich auf den letzten Kilometern als der Schnellste, der 32-Jährige blieb zum dritten Mal in seiner Karriere unter 2:04 Stunden. „Das war ein fantastischer Marathon. die Unterstützung der Zuschauer war eine großartige Motivation für mich!“
Der Hamburg Marathon ist nach Berlin und Frankfurt bereits die dritte Marathonstrecke in Deutschland mit einem Streckenrekord unter 2:04 Stunden. Das ist auf der Welt einzigartig. Zwei Marathonstrecken mit Siegerzeiten unter 2:04 Stunden gibt es außerdem in Spanien (Valencia und Sevilla) sowie in Holland (Rotterdam und Amsterdam).
Kiplimo blieb nur eine Sekunde über 2:04 Stunden, für den 26-Jährigen war es dennoch eine Steigerung seiner Marathon-Bestleistung um fast eine Minute. Im Vorjahr war er in Hamburg Dritter. Erick Sang rundete als Dritter in einer Zeit von 2:04:30 Stunden ein feines Ergebnis ab. Der 24-Jährige blieb über drei Minuten unter seiner bisher einzigen Marathonzeit im vergangenen Jahr in Amsterdam.
Eine besondere Leistung gelang dem 38-jährigen Elroy Gelant. Als Vierter unterbot er den – sage und schreibe – 26 Jahre alten südafrikanischen Marathonrekord von Gert Thys, damals Sieger des Tokio Marathon, um fast eine Minute und stellte ihn auf eine Zeit von 2:05:36 Stunden. Das Außergewöhnliche: Der bisher schnellste Marathon gelang dem Olympia-Elften von Paris 2024 vor gut einem Jahr in Sevilla mit einer Zeit von 2:08:56 Stunden.
Aus deutscher Sicht interessierte die Leistung von Richard Ringer, der in einer Zeit von 2:07:23 Stunden auf Platz sieben ins Ziel kam. „Aus Euphorie wegen der guten Wetterbedingungen ist meine Gruppe viel zu schnell ins Rennen gegangen“, klagte der 36-Jährige nach dem Rennen. Früh musste die Pace Richtung einer 2:05er-Endzeit etwas korrigiert werden. Nach einer Durchgangszeit von 1:03:03 Stunden bei der Halbzeit verlor der Europameister von München 2022 noch etwas an Zeit und finishte in der drittschnellsten Zeit seiner Karriere von 2:07:23 Stunden. Schneller war noch kein deutscher Marathonläufer beim Hamburg Marathon. Für Ringer war es die zweitbeste Platzierung in Hamburg nach Platz sechs vor zwei Jahren.
Ringer zeigte sich mit der Leistung zufrieden, obwohl er eine Zeit unter 2:07 Stunden anvisiert hatte. Der Deutsche möchte unbedingt den WM-Marathon in Tokio laufen. „Da will ich die Top-Acht erreichen. Da gehe ich vorne mit, koste es, was es wolle“, wird er auf der Website des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) zitiert.
Vier Wochen nach Platz drei bei den Halbmarathon-Staatsmeisterschaften in Wels hat Dominik Hirczy (Lauftreff Nussdorf) in Hamburg sein Debüt im Marathon gegeben. Der 25-Jährige blieb bei seinem Deübt deutlich unter 2:20 Stunden und war als 16. in einer Zeit von 2:18:31 Stunden der drittbeste Europäer hinter Richard Ringer und Samuel Tsegay aus Schweden.
Im ebenfalls hochklassig besetzten Eliterennen der Frauen entwickelte sich das Duell zwischen Workenesh Edesa und Brigid Kosgei, als die Äthiopierin Sichala Kumeshi kurz nach der Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:08:39 Stunden das Tempo des Duos nicht mehr mitgehen konnte. Zwar hielt die 29-Jährige den Sichtkontakt lange aufrecht, in den Kampf um den Sieg konnte sie nicht mehr eingreifen. Nach einer Attacke ihrer Landsfrau Edesa kurz vor der Zwischenzeit bei Kilometer 35 war vorne die Vorentscheidung gefallen. Die 32-Jährige beendete das Rennen in einer Zeit von 2:17:55 Stunden und verbesserte damit ihre persönliche Bestleistung um fast eine Minute.
„Ich bin überglücklich. Ich hatte noch genügend Energie für das Finale und viel Selbstvertrauen, dass ich das Rennen gewinnen würde“, freute sich Edesa, die den größten Erfolg ihrer Karriere bejubelte, nachdem sie schon Marathons in Xiamen, Osaka und Prag gewonnen hat. Es war die zweitschnellste Siegerzeit in der Veranstaltungsgeschichte nach dem Streckenrekord ihrer Landsfrau Yalemzerf Yehualaw vor drei Jahren. Für die Siegerin war es der bereits zweite Marathonsieg im laufenden Kalenderjahr, drei Monate nach dem Osaka Women’s Marathon.
Kosgei, die die Olympischen Spiele von Paris aus gesundheitlichen Gründen verpasst hat und den ersten Marathon seit einem Jahr bestritt, musste sich mit Platz zwei in einer Zeit von 2:18:26 Stunden begnügen. Es war die viertschnellste Marathonzeit in der Karriere der 31-Jährigen, die bereits siebte Leistung unter 2:19 Stunden. Die Olympia-Zweite von 2021 wollte ursprünglich den Tokio Marathon vor knapp zwei Monaten laufen, war zu diesem Zeitpunkt aber nicht in der richtigen Form für eine Top-Performance. Den dritten Platz sicherte sich Sichale in einer Zeit von 2:19:53 Stunden, die ihre persönliche Bestleistung vom Sieg beim diesjährigen Houston Marathon im Jänner um 49 Sekunden steigerte und erstmals unter 2:20 Stunden blieb.
Die bekannteste europäische Läuferin im Feld war die amtierende Halbmarathon-Weltmeisterin Karoline Bjerkeli Grövdal, die ihren ersten Marathon anging. Nach einer Halbmarathon-Durchgangszeit von 1:10:05 Stunden auf Platz sieben und mit Aussichten darauf, den langstehenden norwegischen Marathonrekord und ehemals Weltrekord von Ingrid Kristiansen zu verbessern, stieg die Norwegerin nach knapp 30 Kilometern, geplagt von Blasen an den Füßen, aus. So wurde die Britin Natasha Cockram auf Platz sieben die beste Europäerin in einer Zeit von 2:27:12 Stunden, eineinhalb Minuten vor der Italienerin Rebecca Lonedo.
Cheforganisator Frank Thaleiser war sowohl mit der Qualität der Resultate im Elitefeld als auch mit den rund 15.000 Marathonläufer*innen als erheblicher Teil der insgesamt über 38.000 am Wochenende Aktiven sehr zufrieden. Der Hamburg Marathon fand bereits zum 39. Mal statt, im nächsten Jahr steht ein großes Jubiläum an.
🇩🇪 Neben dem London Marathon gab es am vergangenen Wochenende einen zweiten „Women’s Only“-Weltrekord. Agnes Ngetich, die in einer Zeit von 28:46 Minuten bereits den allgemeinen Weltrekord hält, lief beim „adierzo Road to Records“ in Herzogenaurach einen 10km-Lauf in einer Zeit von 29:27 Minuten und ist somit die erste Läuferin der Geschichte, die in einem reinen Frauenrennen unter 30 Minuten blieb. Den bisherigen „Women’s Only“-Weltrekord hat die 2021 ermordete Agnes Tirop gehalten.
Starke Siegerzeiten produzierte auch das Männerrennen: Birhanu Balew mit neuem bahrainischen Landesrekord, Gemechu Dida aus Äthiopien und Rodrigue Kwizera aus Burundi, ebenfalls mit Landesrekord, erzielten allesamt eine Zeit von 26:54 Minuten. Kenias 800m-Olympiasieger Emmanuel Wanyonyi lief einen kenianischen Rekord in der Straßenmeile von 3:52,45 Minuten und liegt nun auf Position drei der ewigen Weltbestenliste in dieser Disziplin. Er verwies den amtierenden Weltmeister Hobbs Kessler auf den zweiten Platz. Äthiopiens Superstar Yomif Kejelcha gewann den 5km-Lauf in hochklassigen 12:54 Minuten. Timo Hinterndorfer verpasste in einer Zeit von 14:09 Minuten seine persönliche Bestleistung knapp.
🇮🇳 Ugandas Superstar Joshua Cheptegei hat wenige Stunden vor dem Marathon-Debüt seines Landsmanns Jacob Kiplimo in Bengaluru in Indien einen der prestigeträchtigsten 10km-Straßenläufe der Welt gewonnen. Der 28-Jährige setzte sich in einer Zeit von 27:53 Minuten knapp gegen Saymon Tesfagiorgis aus Eritrea und Vincent Langat aus Kenia durch, Tansanias Marathon-Rekordhalter Gabriel Geay musste sich mit Platz vier zufrieden geben. Auch bei den Frauen kam die Siegerin aus Uganda. Sarah Chelangat gewann in einer Zeit von 31:07 Minuten mit einer Minute Vorsprung auf Cintia Chepngeto aus Kenia und Guteni Shanko aus Äthiopien.
🇹🇷 Trotz eines Erdbebens zur Wochenmitte konnte der Istanbul Halbmarathon in seiner 20. Auflage über die Bühne gehen. Favorit Alex Matata gewann das Männerrennen mit über einer Minute Vorsprung in einer Zeit von 59:40 Minuten. Es war bereits sein vierter Halbmarathonsieg in diesem Jahr. Der Deutsche Aaron Bienenfeld finishte in einer Zeit von 1:02:14 Stunden auf dem sechsten Platz. Bei den Frauen ging der erste Platz an Miriam Chebet in einer Zeit von 1:06:07 Stunden. Sie hatte sechs Sekunden Vorsprung auf Vorjahressiegerin Sheila Chelangat, die bis 500 Meter vor dem Ziel noch in Führung gelegen ist.
🇩🇪 Nach sechs Jahren feierte der Düsseldorf Marathon sein Comeback. Rund 4.200 Teilnehmer*innen absolvierten den Marathon, rund 6.300 den Halbmarathon. Laura Hottenrott und Miriam Dattke belegten mit Endzeiten von 2:26:56 Stunden und 2:28:11 Stunden Spitzenplätze und mussten nur der Kenianerin Leah Cheruto den Vortritt lassen. Bei den Männern gewann Alex Maier aus den USA in 2:08:33 Stunden. Der Deutsche Erik Hille kam in 2:15:16 Stunden als Siebter ins Ziel.
Esther Pfeiffer bestritt in Düsseldorf ihren vierten Halbmarathon am vierten Wochenende hintereinander. Nachdem sie vor zwei Wochen bei den Straßenlauf-Europameisterschaften noch aufgeben musste, erzielte sie in Düsseldorf unterstützt von ihrem Ehemann Hendrik Pfeiffer eine Zeit von 1:09:43 Stunden und war damit die Beste in diesem Bewerb.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Haspa Hamburg Marathon / Michael Strokosch