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Exakt drei Jahre lang hielt die Siegersserie von Jakob Ingebrigtsen in 1.500m-Rennen innerhalb der Diamond League. Doch in Zürich hatte Yared Nuguse im Finish das bessere Ende für sich. Im 5.000m-Lauf scheiterte Beatrice Chebet am Weltrekordwunsch, ihre kenianische Landsfrau dominierte die 800m.
Das Meeting „Weltklasse Zürich“ im legendären Letzigrund Stadion gehört zu den beliebtesten Leichtathletik-Meetings der Welt. Ob das auch Jakob Ingebrigtsen wirklich so sieht, ist nicht überliefert. Der norwegische Überflieger, der zuletzt auf der doppelten Distanz einen neuen Weltrekord aufgestellt hat (siehe RunUp.eu-Bericht), hat auf dieser Bahn erst einmal ein Rennen gewonnen. 2021 musste er sich wie 2024 mit Platz zwei zufrieden geben. In den drei dazwischenliegenden Jahren hat Ingebrigtsen sämtliche 1.500m-Läufe in der Diamond League mit eigener Präsenz gewonnen. Der zweite Platz hinter Josh Kerr zu Saisonbeginn ereignete sich bei einem Meilenrennen in Eugene.
Die Wanda Diamond League ist die wichtigste Meetingserie des Leichtathletik-Weltverbandes (World Athletics). 2024 besteht sie aus 14 Meetings in der Qualifikationsphase und dem zweitägigen Diamond-League-Finale von Brüssel am 13. und 14. September. „Weltklasse Zürich“ war die 14. Station.
Nur die beiden Silbermedaille bei den Weltmeisterschaften 2022 und 2023 sowie der vierte Platz bei den Olympischen Spielen trüben diese herausragende Mittelstrecken-Bilanz. Der norwegische Ausnahmekönner äußerte am gestrigen Abend aber keinen Groll, sondern führte seinen suboptimalen Auftritt auf seinen müden Körper zurück. Nach dem Weltrekordlauf von Chrozow hatte ihn eine Infektion geschwächt. Die Zeit bis zum Diamond-League-Finale in einer Woche in Brüssel reiche, um dort wieder in Vollbesitz seiner Kräfte zu sein, schickte er nach.
„Es war trotzdem die richtige Entscheidung, hierher zu reisen und anzutreten“, ließ Ingebrigtsen wissen. Vielleicht ein Seitenhieb auf seinen Dauerrivalen Josh Kerr, dem er vorwirft, sich abseits von globalen Meisterschaften selten auf der Wettkampfbühne blicken zu lassen. In Zürich war der Schotte dabei und blieb als Fünfter in 3:31,46 Minuten relativ blass. Nachdem er eine Lücke zum Spitzenduo eine Runde vor dem Ende nicht schließen konnte, wurde er nicht einmal zweitbester Europäer: Niels Laros gab als Vierter neuerlich eine eindrucksvolle Talentprobe ab.
Strahlender Sieger des 1.500m-Laufs in Zürich war Yared Nuguse, der seinen dritten Erfolg in der Diamond League feierte. Den bisher letzten heimste er übrigens vor einem Jahr ebenfalls im Letzigrund ein. „Ich bin glücklich, dass ich in der Lage bin, Rennen zu gewinnen. Es waren stressige Tage, aber ich war im Finale des Wettkampfs bereit“, so der seit der Olympia-Medaille besonders selbstbewusste US-Amerikaner. Es ist ein großer Triumph, denn der 25-Jährige konnte die komplette, versammelte Weltklasse besiegen.
In Paris hatte Nuguse vor einem Monat die Bronzemedaille gewonnen, in Zürich folgte er dem Tempodiktat Ingebrigtsens und spurtete auf der Zielgerade vorbei. Die Zeit blieb bei 3:29,21 Minuten stehen, 3:29,52 Minuten für Ingebrigtsen. Das Rennen hatte nicht superschnell begonnen und ihm fehlte besonders dann der Punch, als der Norweger an die Spitze ging. Das ist die Erklärung für seine langsamste Zeit seit drei Monaten, Meisterschaftsrennen und Vorläufe ausgeklammert. Ganz anders Nuguse, der auf der aufgrund eines Regenschauers davor nassen Laufbahn so schnell lief wie sonst in dieser Saison nur im Olympia-Finale und beim Diamond-League-Meeting in Monaco kurz davor.
Yared Nuguse ist der Sohn äthiopischer Einwanderer und ist in Louisville im US-Bundesstaat Kentucky geboren. Sein Vater ist als politischer Flüchtling in den 80er Jahren in die USA gekommen, seine Mutter stammt aus der Region Tigray, zuletzt jahrelang eine Kriegsregion.
Mit dem Übergang von seiner Collegezeit zum Dasein als Profi gelang ihm 2023 ein riesiger Leistungssprung. Nuguse trainiert im On Athletic Club in Boulder in Colorado unter Startrainer Dathan Ritzenhein. Er ist Inhaber diverser US-Rekorde, seine ersten starken Leistungen als Profi lieferte er über die Meile ab: Bei den Millrose Games in New York 2023 und 2024 jeweils in der Halle sowie beim Diamond-League-Finale 2023 in Eugene, wo er den US-Rekord verbesserte.
2024 gelang ihm mit Olympia-Bronze die erste globale Medaille, nachdem er bei den Weltmeisterschaften 2023 als Fünfter noch leer ausgegangen war. In Paris lief er seine persönliche 1.500m-Bestleistung von 3:27,80 Minuten. Der Sieg im Diamond-League-Rennen in Zürich ist aufgrund der anwesenden Konkurrenz sein größter Erfolg abseits der Olympischen Spiele.
Olympiasieger Cole Hocker konnte in Zürich nicht in den Kampf um den Sieg eingreifen und musste sich in einer Zeit von 3:30,46 Minuten mit dem dritten Platz zufrieden geben und gab anschließend zu, sich in Rennen mit Tempomachern schwerer zu tun als in Rennen ohne – offensichtlich aufgrund seiner Ergebnishistorie. „Man sieht, wie eng es an der Spitze zu geht. Ich bin sehr stolz, meinen besten Tag in Paris gehabt zu haben“, wird der 23-Jährige auf der Website des britischen Leichtathletik-Magazins „Athletics Weekly“ zitiert. Mit Robert Farken war auch ein deutscher Teilnehmer am Start. Der 26-Jährige schlug sich als Achter in 3:32,95 Minuten achtbar.
Kerrs fünfter Platz hatte übrigens Folgen: Der Olympia-Silbermedaillengewinner konnte seinem Sieg in Eugene (8 Punkte) nur vier weitere Zähler hinzufügen und hat den Sprung in das zehnköpfige Finalfeld für das lukrative Diamond-League-Finale in Brüssel verpasst, so lange es nicht zu Absagen oder Startverzichts kommt. Rivale Jakob Ingebrigtsen geht als klarer Sieger der Qualifikationsphase vor Timothy Cheruiyot, in Zürich wie bei den Olympischen Spielen kein Faktor, hervor.
Im 5.000m-Lauf der Frauen nahm Olympiasiegerin Beatrice Chebet den Weltrekord von Gudaf Tsegay (14:00,21 Minuten) ins Visier. Sieben Runden lang lag die Kenianerin auf Kurs, dann verlor sie jedoch entscheidende Sekunden und begründete die nicht erfolgreiche Weltrekordjagd mit den Wetterbedingungen und dem frühen Ausstieg der letzten Tempomacherin. In einer Zeit von 14:09,52 Minuten verbesserte sie aber den Meetingrekord von Vivian Chepkirui aus dem Jahr 2011 um 21 Sekunden und siegte mit 19 Sekunden Vorsprung auf Ejgayehu Taye. Dritte wurde die Weltjahresschnellste Tsigie Gebreselama, ebenfalls aus Äthiopien.
Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Mary Moraa, die zuletzt beim ISTAF in Berlin die 600m-Weltbestleistung von Caster Semenya auf eine phänomenale Zeit von 1:21,63 Minuten verbessert hat, gewann den 800m-Lauf der Frauen in einer Zeit von 1:57,08 Minuten mit einem dominanten Auftritt. Die Britin Georgia Bell stürmte im Finale noch vor Addison Wiley aus den USA und Landsfrau Jemma Reekie auf den zweiten Platz. Das Schweizer Trio landete im Hinterfeld: Rachel Pellaud als Neunte, Valentina Rosamilia als Elfte und Audrey Werro als Zwölfte.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Diamond League AG for Diamond League AG