Bekanntlich lief die Leichtathletik-Saison 2022 beim österreichischen Nationalteam alles andere als nach Wunsch. Ganz im Gegenteil zum Wettkampfjahr 2023, das bisher tolle Erfolge brachte. Dass der ÖLV mit acht Athletinnen und Athleten in Budapest vertreten sein wird (mit Peter Herzog und Eva Wutti wären noch zwei weitere Athleten im Marathon nominierungsfähig gewesen, Anm.), ist im historischen Vergleich beachtlich. „Die Limits werden immer schwieriger, die Hürden einer WM-Qualifikation immer höher. Daher freuen wir uns umso mehr, acht Athleten in Budapest dabei zu haben“, zeigt sich ÖLV-Sportdirektor Gregor Högler, nicht nur beflügelt durch die jüngsten, tollen Resultate bei Nachwuchs-Kontinentalmeisterschaften, mit dem anstehenden Saison-Höhepunkt vor der Brust optimistisch. Die Zuversicht des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes (ÖLV) ist auch verbunden mit den teilweise beachtlichen Platzierungen im World Ranking der Qualifizierten. So hat sich die über das Direktlimit qualifizierte Speerwerferin Victoria Hudson (SVS Leichtathletik) bis zum Schluss auf Rang neun der Road to Budapest (Position fünf der Weltjahresbestenliste) gehalten. Besser platziert ist nur Diskuswerfer Lukas Weißhaidinger (ÖTB OÖ LA) als Vierter der Road to Budapest.
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Zweite professionelle Marathon-Vorbereitung
Spätestens seit dem Vienna City Marathon im April voll auf WM-Kurs lag Julia Mayer (DSG Wien). Ihr Lauf zum ÖLV-Rekord in 2:30:42 Stunden, kombiniert mit den Zusatzpunkten für den Gewinn des Staatsmeistertitels, brachte sie in eine hervorragende Position in der Weltrangliste, die letztendlich klar für die WM-Qualifikation für Budapest reichte und auch hinblicklich des Olympia-Qualifikationszeitraums Richtung Paris 2024 ein Trumpf im Ärmel der Niederösterreicherin sein könnte. Letztendlich rangiert die Österreicherin in der finalen Road to Budapest auf Position 65 bei 98 vergebenen Startplätzen, wie immer bei WM-Entscheidungen hat nicht die versammelte Marathon-Weltklasse gemeldet. Mayer wäre auch bei null Absagen sicher qualifiziert gewesen.
Das Programm für Julia Mayer:
- Samstag, 26. August um 7 Uhr: Marathon der Frauen
Die mehrfache ÖLV-Rekordhalterin wollte bei ihrer WM-Premiere die Lehren des Vienna City Marathon, ihr erster professionell vorbereiteter Marathon überhaupt, in ihren zweiten Marathon-Zyklus einfließen lassen. „Es ist erstaunlich, wie sehr sich der Körper bereits an die hohen und harten Trainingsumfänge gewöhnt hatte und wie das Leistungsniveau weiter nach oben gegangen ist“, erzählt die 30-Jährige. „Sehr motivierend waren auch viele Trainings mit meinen Trainingspartnerinnen wie Vize-Europameisterin Matea Parlov-Kostro.“ Nach der Regenerationsphase nach dem Wien Marathon ordnete Mayer alles dem Ziel WM-Marathon unter und verzichtete auf offizielle Wettkampfauftritte. Nach dem Trainingsauftakt in der Heimat und der Steiermark absolvierte sie in den letzten Wochen wie schon vor der EM im letzten Jahr ein Trainingslager in der Höhenlage von Livigno am nördlichsten Rand der italienischen Region Lombardei. „Ich bin auf alles vorbereitet, es geht eh um alles oder nix. Das heißt: Ich will das abrufen, was ich kann, und orientiere mich an den schnellsten Europäerinnen.“
Vincent Vermeulen, Julia Mayers Trainer, betonte, dass in Budapest nicht die Zeit, sondern die Platzierung die wichtigste Rolle einnimmt. „Deshalb haben wir im Training nicht primär auf die Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit geachtet, sondern auf eine gute Anpassung an die besonderen Umstände in Budapest. Besonders waren das die frühe Startzeit (7 Uhr, Anm.) und die zu erwartenden, steigenden Temperaturen während des Rennens“, so Vermeulen, der seinen Schützling mit riskanter Taktik erwartet. „Schlimmstenfalls hätten wir zumindest etwas für die Olympischen Spiele gelernt“, meint er.
Als Außenseiter das Halbfinale im Visier
Während es für Julia Mayer erst am nächsten Wochenende ernst wird, ist der zweite Läufer im rot-weiß-roten Aufgebot, Raphael Pallitsch (SVS Leichtathletik) bereits am ersten Wettkampftag mit seinem Vorlaufstart an der Reihe. Dass der Burgenländer, der mit 25 Jahren seine Karriere unter chronischen Schmerzen beendet und nach etlichen Jahren Pause eine zweite eröffnet hat, es überhaupt zur WM geschafft hat, ist schon eine Geschichte für sich und wird ihn sicherlich auf dem Weg zu seinem Haupttraum, an den Olympischen Spielen von Paris teilzunehmen, beflügeln. Auch die Zitterpartie in der Weltrangliste, die letztendlich mit Position 53 unter 56 Startplätzen (wobei zwei Athleten hinter ihm eine Wildcard haben) gut ausging, ist eine eigenen Story. Der Österreicher fiel auf die Butterseite des immer noch neu anmutenden und komplexen Systems, er hat die richtigen Wettkämpfe bestritten und dort verlässlich performt.
Das Programm für Raphael Pallitsch:
- Samstag, 19. August um 19:29 Uhr: vierter Vorlauf
- Sonntag, 20. August um 17:30 Uhr: Halbfinale (bei Qualifikation)
- Mittwoch, 23. August um 21:15 Uhr: Finale (bei Qualifikation)
„Die WM-Teilnahme ist natürlich ein toller Schritt Richtung Paris 2024. Das Niveau auf den 1.500m ist enorm hoch geworden. Ich muss in Budapest definitiv in der Lage sein, Bestleistung zu laufen, wenn ich dort im Vorlauf eine Chance auf das Halbfinale haben will. Meine aktuelle Topform und die Vorfreude auf den Wettkampf machen mich aber zuversichtlich, dieses Ziel angreifen zu können.“ Der Vorlauf für den 33-Jährigen steht am Samstagabend an. Er startet im vierten und letzten, was allerdings aufgrund der neuen Regeln für den Aufstieg (keine Zeitregel, ausschließlich die Positionen zählen), kein Vorteil mehr ist. Pallitsch ist karrenziert und kann sich gegenwärtig voll aufs Laufen konzentrieren, der Entschluss zum Comeback hat auch eine diametrale Veränderung seines Lebensstils mit sich gebracht, so der Autodidakt im Vorfeld der WM.
Österreichischer Leichtathletik-Verband
Leichtathletik-Weltmeisterschaften 2023 in Budapest