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Mit einer fantastischen Leistung von 3:36,34 Minuten hat Raphael Pallitsch am Samstagnachmittag in Metz nicht nur seinen eigenen ÖLV-Hallenrekord im 1.500m-Lauf um über eine Sekunde verbessert, sondern auch den Startplatz bei den Hallen-Europameisterschaften in Apeldoorn (6. bis 9. März) fixiert. So gut es bei ihm im Wettkampfjahr 2025 läuft, so wenig klappt bei seinem Schützling Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA), der aufgrund einer Erkrankung die Reise nach Frankreich absagen musste. Mit Lotte Seiler, Caroline Bredlinger und Marcel Tobler waren drei weitere ÖLV-Läuferinnen und -läufer in Metz dabei.
„Ich habe mich sehr gefreut!“, erinnert sich Raphael Pallitsch im Gespräch mit RunUp.eu an jenen Moment am Samstagnachmittag in der ostfranzösischen Kleinstadt Metz, als er im Ziel zum Stehen gekommen ist und seine Laufzeit realisiert hat. 3:36,34 Minuten, eine Sekunde und zwei Hundertstel schneller als vor einem Jahr in Ostrava!
Vom heiteren Himmel kam die Wahnsinnsleistung des 35-Jährigen freilich nicht. Bereits am Dienstag lief er in Ostrava trotz suboptimalen Rennverlaufs eine starke Meilenzeit von 3:55,94 Minuten (siehe RunUp.eu-Bericht). Die Basis, die der Burgenländer mit zwei längeren Trainingslagern in der Höhe von Südafrika gelegt hat, war und ist vielversprechend. „Die Leistung ist kein Zufall“, untermalt der Athlet und freut sich, auf deutlich höherem Niveau als im auch schon erfolgreichen vergangenen Jahr in der Wettkampfsaison angekommen zu sein. Und, dass es ihm hervorragend gelang, die Trainingsleistungen in den Wettkampf zu transferieren. „Ich nehme nicht nur den Rekord mit nach Hause, sondern auch die Erkenntnis, dass ich in Wettkämpfen sehr gut performe, bei denen ich in guten Positionen laufen kann und mich vom ersten Schritt an nach vorne orientiere. Ich brauche mich vor so schnellen Rennen nicht mehr zu fürchten!“
Pallitsch gibt zu, dass die Tatsache, leichter in hochkarätige Rennen zu kommen, die Jagd nach Spitzenzeiten und Spitzenresultaten erleichtere. Das Meeting Metz Modell Athlélor zählt zur World Athletics Indoor Tour Silber, in Ostrava war er sogar bei einem Gold-Meeting, der obersten Liga der Hallensaison, am Start. Erarbeitet hat er sich den Zugang zu diesem Niveau durch die hervorragende Wettkampfsaison 2024 selbst, gekrönt mit insgesamt drei ÖLV-Rekordläufen im 1.500m-Lauf sowie Platz sechs bei den Europameisterschaften. „Es ist eine glückliche Fügung, wenn im Training bestimmte Spitzenleistungen schon absehbar sind, dass man dann auch noch das passende Rennen dazubekommt. Je höher Meetings gereiht sind, desto größer ist diese Wahrscheinlichkeit. Vor allem, wenn man mental bereit ist. Auch, weil man die besten Tempomacher zur Verfügung hat.“
(Pallitschs Rennen ab ca. 39 Minuten)
Der Burgenländer erreichte in Metz den dritten Platz. Im Kampf um den Sieg hatte er keine Chance gegen den Marokkaner Anass Essayi, der in 3:33,55 Minuten, ein neuer Meetingrekord, ins Ziel kam, und Ruben Verheyden, der mit einem neuen belgischen Hallenrekord von 3:34,49 Minuten glänzte. Aber er knackte das begehrte Limit für die Hallen-EM (3:37,00) – und das war notwendig. 27 Startplätze gibt es beim kontinentalen Winter-Höhepunkt, 19 über die Hallenleistungen und vier weitere über die Outdoor-Leistungen 2024 (darunter auch ein gewisser Jakob Ingebrigtsen) sind schon fix gebucht.
Aber die Leistung verhilft dem Österreicher auch zu einem kräftigen Sprung in der Qualifikationsliste für die Hallen-Weltmeisterschaften in Nanjing. Das Hallen-Limit von 3:33,50 Minuten scheint außer Reichweite, doch nach der Leistung am Sonntag liegt er auf Platz 22 der 30 Startplätze versprechenden Liste. Und auch für die Qualifikationsbestrebungen für die WM in Tokio im September hat Pallitsch nun eine deutlich optimierte Ausgangsposition. Der Performance Score von Samstag von 1.208 Punkten plus die 70 Platzierungspunkte verbessern seinen Schnitt aus den fünf besten Leistungen im Qualifikationszeitraum deutlich – der EM-Vorlauf von Rom fiel endgültig aus der Rechnung.
Der Wettkampf in Metz lief perfekt ab. Pallitsch erarbeitete sich in der stressigen Anfangsphase eine Position im vorderen Mittelfeld, um „keinesfalls den Zug zu verpassen“. Folglich nahm er das Tempo auf, das auf eine Endzeit von 3:34,00 Minuten ausgelegt war. „Für mich war das eigentlich einen Tick zu schnell. Ich musste auf der letzten Rille laufen und habe deshalb auch eine kleine Lücke zu meinem Vordermann gelassen“, erzählt er aus dem Wettkampfgeschehen. Die Überlegung dahinter, dass sich ein Läufer in diese Lücke schieben würde, erfüllte sich nicht. Nach der 1.000m-Zwischenzeit von 2:22,60 Minuten an der Spitze ging es im letzten Renndrittel darum, durchzuhalten.
„Mir war schon bewusst, dass ich ,nur’ mehr vernünftig zu Ende laufen musste, dann würde eine Superzeit dastehen. Die letzten ein, zwei Runden waren hammerhart. Mit ging der Saft aus. Ich habe mich voll auf meinen Schritt konzentriert“, so Pallitsch. Dieser Wettkampfverlauf „stahl“ ihm, durch das hohe Tempo von Anfang an, seine Stärke in der letzten Runde, da er wegen der fortgeschrittenen Erschöpfung nicht mehr zulegen konnte. Für ihn sei es leichter, eine 3:36er-Zeit zu laufen, wenn das Tempo in der ersten Rennhälfte geringer wäre und er am Schluss noch Reserven für Vollgas habe, so Pallitsch. Nach so einem Rennverlauf jedoch eine Zeit von 3:36,34 Minuten auf der Visitenkarte eintragen zu können, bedeute eine enorme Motivationsspritze für ihn.
Ein kleiner Fortschritt ist Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt) gelungen, die im B-Lauf über 800m nach 2:03,41 Minuten ins Ziel kam und damit ihre Saisonbestleistung leicht verbesserte – trotz eines suboptimalen Rennverlaufs besonders am Beginn. Die 23-Jährige lief beim von Junioren-Weltmeisterin Sarah Moraa (2:01,69) angeführten Wettkampf auf Platz sechs ins Ziel. Marcel Tobler (ULC Riverside Mödling) konnte den B-Lauf über 1.500m nicht beenden.
Lotte Seiler (KSV Alutechnik) war im B-Lauf über 3.000m am Start und beendete diesen in einer Zeit von 9:14,89 Minuten auf dem dritten Platz, klar distanziert von der italienischen Siegerin Valentina Gemetto. Mit dieser deutlichen persönlichen Bestenleistung schob sich die junge Steirerin auf Position der ewigen ÖLV-Bestenliste in der Halle und ist neue Inhaberin des steirischen Hallenrekords in dieser Disziplin.
Für Pallitschs Schützling Kevin Kamenschak (ATSV Linz LA) läuft die Hallensaison weiterhin nicht nach Wunsch. Nach seinem verkorksten Wettkampf-Auftakt zu Monatsbeginn in Gent, der laut Pallitsch konträr zu den Trainingsleistungen war, warf ihn eine Erkrankung zurück. Ein Wettkampfstart in Metz über 3.000m war somit unsinnig. „Kevin ist richtig gut drauf, hat hervorragend trainiert und unsere Erwartungen an die Hallensaison waren daher hoch“, versicherte Pallitsch, der hofft, dass der Linzer bis zu den ÖLV-Staatsmeisterschaften in zwei Wochen wieder in Schuss ist.
Der 800m-Lauf der Frauen brachte das Revival des spektakulären Duells bei den Hallen-Weltmeisterschaften 2024 in Glasgow. Damals stahl die bis dahin unbekannte Äthiopierin Tsige Duguma Lokalmatadorin Jemma Reekie vor deren Publikum die Show. Auch in Metz kontrollierte Duguma, mittlerweile Olympia-Silbermedaillengewinnerin, das Rennen von vorne. Reekie attackierte in der Schlussrunde, doch die Afrikanerin hielt sich vorne und siegte auch dank schneller letzter Schritte mit einer tollen Zeit von 1:58,97 Minuten vor der Schottin (1:59,72). Einen beachtlichen dritten Platz feierte die Schweizerin Rachel Pellaud in 2:02,19 Minuten, während ihre Landsfrau Valentina Rosamilia in einem stark besetzten Feld Neunte wurde.
Im 600m-Lauf der Männer attackierte der Franzose Yanis Meziane die eben erst vor zwei Wochen aufgestellte Hallen-Europabestleistung von Eliott Crestan und verpasste diese mit einer Zeit von 1:15,09 Minuten um nur 0,17 Sekunden, steigerte jedoch die französische Bestleistung von Benjamin Robert aus dem Vorjahr um vier Zehntelsekunden. Über 800m widerstand Slimane Moula, der das Rennen von vorne diktierte, den Attacken des Kenianers Noah Kibet und rettete sich mit einer Zeit von 1:45,11 Minuten, ein neuer algerischer Hallenrekord, mit 0,08 Sekunden Vorsprung ins Ziel. Elliot Giles aus Großbritannien wurde Dritter.
Im 3.000m-Lauf der Männer fiel bereits früh im Rennen eine Vorentscheidung. Der 19-jährige Äthiopier Kuma Girma siegte in einer Zeit von 7:31,78 Minuten und verpasste nur knapp das Hallen-WM-Limit für Nanjing. Lokalmatador Yann Schrub wurde in 7:35,11 Minuten starker Zweiter vor dem Schweizer Dominic Lobalu (7:41,72), beide haben das Hallen-EM-Limit nun in der Tasche. Im 3.000m-Lauf schafften die Italienerin Ludovica Cavalli und die Belgierin Lisa Rooms das Hallen-EM-Limit von 8:48,00 Minuten. Rooms verbesserte dabei ihren eigenen belgischen Hallenrekord, im Vorjahr ebenfalls in Metz aufgestellt, um eine Viertelsekunde.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Hervé Derule