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Sie hätte gar nicht damit gerechnet, am gestrigen Sonntag eine Topleistung abliefern zu können. Das schrieb Carina Reicht wenige Stunden nach ihrem größten Erfolg im Straßenlauf bisher in sozialen Netzwerken. Beste Österreicherin beim Österreichischen Frauenlauf war die 23-Jährige, die neben Laufsport intensiv auch Triathlon betreibt, bereits. Vor einem Jahr fehlte ein Hauch zur nationalen Bestleistung. Nun ist sie die Schnellste Österreichs im 5km-Straßenlauf. 15:40 Minuten war sie am gestrigen Sonntag auf der Strecke und blieb sechs Sekunden unter dem bisherigen ÖLV-Rekord, den sich Julia Mayer mit Jennifer Wenth bisher geteilt haben.
Ein fünfter Platz im fünf Kilometer langen Elitelauf des Österreichischen Frauenlauf und eine Zeit von 15:40 Minuten: Der Frauenlauf-Tag war für Carina Reicht (OMNi-BiOTiC POWERTEAM) ein voller Erfolg. „Ich bin sehr, sehr happy!“, sagte die neue österreichische Rekordhalterin im ORF-Interview hinter der Ziellinie. Von Zurückhaltung war im Wettkampf keine Spur, die bald 24-Jährige drückte vom ersten Meter auf das Gaspedal und war die erwartungsgemäß mit Abstand schnellste heimische Läuferin im Rennen. „Ich habe heute voll auf Risiko gesetzt, bin richtig schnell angegangen. Wunderbar, dass es geklappt hat. Dank der vielen Zuschauer konnte ich mich auf den letzten Metern noch mehr puschen als normal.“ Das äußerte sich in einem richtig schnellen Schlusskilometer von 3:02 Minuten, der deutlich beste im Rennen der Steirerin.
Der neue österreichische Rekord im 5km-Straßenlauf war das sportliche Highlight aus rot-weiß-roter Sicht. Dem Österreichischen Frauenlauf gelang es neuerlich, den Großteil der Gruppe der besten heimischen Läuferinnen in einem Wettkampf zu vereinen. So schafften es neben Reicht noch drei weitere Österreicherinnen in die Top-Ten. Die Überraschung des Rennens aus heimischer Sicht war die Leistung der 20-jährigen Nicole Bauer (ULC Riverside Mödling), die eine Zeit von 16:11 Minuten erreichte. Damit war sie gleich um eine Minute schneller als vor drei Monaten beim VCM Winterlauf. Als Achte war Bauer noch vor Lotte Seiler (KSV alutechnik) zweitbeste Österreicherin, als Gesamt-Zehnte folgte Marie-Theres Gruber (Union Salzburg LA) mit einem neuen Salzburger Landesrekord von 16:14 Minuten. Die 22-Jährige unterbot ihre bisherige Bestleistung vom Vienna 5K Anfang April um exakt eine halbe Minute, das Steigerungspotenzial kündigte sie bereits mit einem deutlichen Streckenrekord beim Salzburger Frauenlauf eine gute Woche vorher an (siehe RunUp.eu-Bericht).
Nicht ins Spitzenfeld lief dieses Mal Julia Mayer (DSG Wien), die in einer Zeit von 16:26 Minuten als Zwölfte ins Ziel kam. Die 32-Jährige ist gegenwärtig weit weg von ihrer Topform und kämpft sich aus einer schwierigen Zeit zurück, weswegen sie im ORF-Interview Positives aus ihrem Abschneiden herauslas: „Innerlich will man sich natürlich immer an seinen Bestzeiten orientieren, aber mir ist voll bewusst, dass ich erst langsam ins schnelle Laufen zurückkehre.“ Nach den Olympischen Spielen von Paris ist die Marathonläuferin und mehrfache ÖLV-Rekordhalterin in ein mentales Loch gefallen. Nun nimmt sie sich genügend Zeit, um wieder Schwung aufzunehmen und sich an neue Ziele heranzutasten.
An der Spitze des 5km-Elitelaufs entwickelte sich ein spannender Wettbewerb zwischen zwei Afrikanerinnen und der Slowenin Klara Lukan. Nach zwei Kilometern konnte die beste Europäerin des Rennens nicht mehr mithalten, die Vorentscheidung im Kampf um den Sieg fiel auf dem vierten Kilometer. Caroline Gitonga stürmte mit einer deutlichen persönlichen Bestleistung von 14:56 Minuten zu ihrem zweiten Sieg beim Österreichischen Frauenlauf nach 2019 und zeigte sich im Interview mit dem ORF überglücklich mit ihrer Leistung. Gitonga, die für das österreichisch-kenianische Laufteam Run2gether startet, absolvierte die fünf Kilometer in einem Schnitt knapp unter drei Minuten pro Kilometer und erreichte somit eine Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp über 20 km/h.
Zweite wurde Esther Chebet in 15:05 Minuten, elf Sekunden später folgte Lukan als Dritte. Die 24-jährige Slowenin blieb dabei aber fast eine halbe Minute über ihrem eigenen Landesrekord, den sie im Februar in Monaco aufgestellt hat. Ein neuer belgischer 5km-Rekord gelang der viertplatzierten Juliette Thomas in einer Zeit von 15:21 Minuten. Die 24-Jährige blieb bei ihrem zweiten Frauenlauf-Start in Wien drei Sekunden unter der bisherigen nationalen Bestleistung von Jana van Lent. Die belgische Marathon-Meisterin von 2024 gewann vor eineinhalb Monaten die Silbermedaille bei den Straßenlauf-Europameisterschaften in ihrer Heimat – und zwar im Halbmarathon. „Ich konnte das Beste aus mir herausholen, die Atmosphäre war ein Wahnsinn!“, schwärmte die Belgierin.
Veranstalterin Ilse Dippmann hob nach einem gelungenen Lauf- und Walkingtag im Wiener Prater das Zusammengehörigkeitsgefühl im Teilnehmerinnenfeld hervor: „Ich bin sehr berührt von der Energie, die hier heute zu spüren war. All die Frauen und Mädchen, die an den Start gegangen sind, haben bewiesen, wie viel Kraft in einer persönlichen Entscheidung liegt. Genau das feiern wir heute gemeinsam: Denn aus einem ,I can’ wird ein starkes ,We can!’ Dieser Tag steht für Empowerment, Zusammenhalt und die Freude an der Bewegung.“
Beim Österreichischen Frauenlauf standen ein 5km-Lauf mit der Möglichkeit zu walken sowie ein 10km-Lauf auf dem Programm. Schnellste über die längere Distanz war die Italienerin Barbara Vasallo in einer Zeit von 36:16 Minuten. Schnellste Österreicherin war Tina Zeilinger in 38:28 Minuten als Sechste.
Die 37. Auflage des ASICS Österreichischen Frauenlauf, der zu den bedeutendsten seiner Art weltweit zählt, stand heuer unter dem Motto „Cause we can!“. Rund 29.000 Anmeldungen mit 105 verschiedenen Nationalitäten gingen beim Veranstalterteam ein. Eröffnet wurde das Rennen durch Frauenministerin Eva-Maria Holzleitner, die den Startgong schlug. Mit Anna Sporrer war eine weitere Ministerin dabei und lief sogar aktiv mit. Auch Wiens Bürgermeister Michael Ludwig besuchte die zweitgrößte Laufveranstaltung Österreichs nach dem Vienna City Marathon.
Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Agentur Diener