RunAustria ist dort gelaufen, wo der Mythos Marathon seinen Ursprung hat.
„Pame! Pame!“ Je näher es dem Marathonziel im alten Panathinaiko Stadion von Athen geht, umso häufiger treibt uns diese Anfeuerung der Fans voran. Die inhaltlich und klanglich passendste Übersetzung ins Österreichische dafür lautet wohl: „Gemma!“ Nicht nur die letzten 500 Meter, aber besonders hier, war die Atmosphäre großartig. Entlang des Nationalgartens bereits mit Sichtverbindung zum Stadion stehen auf beiden Seiten dicht gedrängt die Zuschauer. Zwischen Applaus, Musik und weiteren „Pame“-Rufen wollte und konnte hier wirklich niemand mehr stehen bleiben, auch wenn die hügelige Strecke den Läufern bis dahin schon einiges abverlangt hat.
„Athens Marathon. The Authentic“. Mit dieser seit einigen Jahren verwendeten Marke hat der Athen Marathon eine bemerkenswerte Entwicklung hingelegt. 18.500 Anmeldungen gab es dieses Mal für den klassischen Marathon, mehr als je zuvor. Fast 15.000 schafften es ins Ziel. Von der 40.000-Teilnehmer-Kategorie wie Berlin, London und Paris einmal abgesehen, zählt Athen damit zu den größeren Marathonläufen Europas. Der Hinweis auf die Einzigartigkeit und die Historie wirkt.
Marathonlaufen dort, wo mit der Schlacht von Marathon der Mythos begründet wurde.
Am Originalschauplatz, auf einer Strecke, die so voll von Geschichte und Sportdramen ist, dass fast jede Kilometermarkierung eine Story erzählen kann: Vom antiken Botenläufer Pheidippides, vom ersten Marathon-Olympiasieger Spyridon Louis, der sich bei halber Strecke in Pikermi mit einem Glas Wein gestärkt haben soll, von Weltrekordlerin Paula Radcliffe, die beim Olympiamarathon 2004 wie ein Häufchen Elend weinend am Streckenrand gesessen ist.
Also, Marathon in Marathon. Den wichtigsten Ratschlag für den Lauf habe ich in einem unspektakulären Buch gefunden. Das „Gleichgewicht zwischen Konzentration und Ausdauer“ sei entscheidend, schrieb der Autor Haruki Murakami darin. Der vielfache Marathon-Finisher, der jährlich als Nobelpreiskandidat gehandelt wird, hat vor vielen Jahren eine Reportage über seinen ersten „Marathon“ geschrieben. Er lief die Strecke in umgekehrter Richtung, von Athen nach Marathon, alleine und im Hochsommer. „Sowas würde nur ein Verrückter tun“, hat man ihm gesagt. Vor allem dieser einfache Hinweis von ihm gilt immer: „Konzentriere dich darauf, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Ein anderes Problem hast du im Moment nicht.“
Um spätestens 6:45 Uhr in der Früh muss man in Athen am Renntag in einen der zahlreichen Busse steigen, welche die Läufer vom Stadtzentrum nach Osten in den Ort Marathon bringen. Die Morgendämmerung hat gerade erst eingesetzt. Die Ausläufer des Athener Nachtlebens mischen sich mit dem Marathonvolk. Die Busse fahren genau jene Strecke entlang, die Murakami gelaufen ist und die wir alle, die darin sitzen und vor sich hin dämmern, wieder zurück laufen müssen. Es entsteht der Gedanke, dass es außer dem Mythos keinen vernünftigen Grund gibt, genau hier entlang zu laufen, zwischen Restaurants, Shops, Werkstätten und halbfertigen Geschäftslokalen, die allesamt „zu vermieten“ sind.
Vernunft ist eben kein Grund, einen Marathon zu laufen.
Der Transfer, die Gepäckaufgabe, das Aufwärmen, der Zugang in die Startblöcke – alles geht rund vor sich. Gleich nach fünf Kilometern läuft man am historischen Grabhügel der Schlacht von Marathon vorbei, wo am Vortag die Marathon-Flamme entzündet worden ist. Von der Laufstrecke ist diese Szenerie kaum zu sehen. Schon hier fällt auf: Zuschauer! Viele strecken uns Läufern Olivenzweige entgegen. Eingeklemmt in Getränkegurte, Kappen, Haargummis oder in Smart-Phone-Taschen wird die Flora über die Marathonstrecke getragen, als ganz privater Erfolgsbeweis. Unvermeidlich, wie kostümierte Mozarts in Wien oder Salzburg, sind Marathon-Teilnehmer, die im Stil des antiken Botenläufers Pheidippides verkleidet sind, manche barfuß, dafür mit Schild und Helm.

Die Strecke führt anfangs gut zehn Kilometer lang flach dahin. Dann beginnt ein fast durchgehender Anstieg bis zum höchsten Punkt der Strecke bei Kilometer 31,5. Man passiert mehrere Orte, überall mit prächtiger Stimmung, vielen Zuschauern, Musik und Sirtaki-Tänzen. In jeder Ortschaft wurden Kinderläufe veranstaltet, jeweils kurz vor dem Durchlauf der Marathon-Spitze. Die Kinder mit ihren Medaillen, deren Eltern und viele weitere Zuschauer blieben so zum Anfeuern. Noch vor zehn Jahren, schreiben die Veranstalter in einer Aussendung, beschwerten sich die Menschen über die Verkehrsbeeinträchtigungen, wenn sie zum Beispiel in der Nähe von Marathon mit dem Auto nicht zum Strand kamen. Davon kann keine Rede mehr sein. Von 100.000 Zusehern an der Strecke ist die Rede. Im Vergleich zu anderen Marathons, wo angeblich 500.000 oder gar 1-2 Millionen Fans vor Ort sein sollen, wirkt diese Zahl sehr realitätsnah.

Das von den Folgen der Finanzkrise gebeutelte Griechenland kann den Marathon als Erfolgsstory gut brauchen. Aus symbolischen Gründen und als wirtschaftlichen und touristischen Bringer. Der Athen Marathon hat die schwersten Zeiten der Krise durchtaucht. 2015 fand das Rennen ohne eingeladene Eliteläufer statt, weil die finanziellen Mittel fehlten. Mit der Veranstaltung ging es dennoch aufwärts. Die organisatorischen Abläufe funktionieren. Die Idee, einen Marathon an seinem Ursprungsort zu laufen, hat weltweite Strahlkraft. Limitierend ist im Moment der Startbereich. „Wenn wir die infrastrukturellen Möglichkeiten schaffen können, sind in der Zukunft Starterfelder mit 25.000 und mehr Läufern möglich“, sagt Kostas Panagopoulos, Präsident des griechischen Leichtathletik-Verbandes SEGAS, der den Marathon veranstaltet und organisiert. Fein wäre, wenn das Wasser bei den Getränkestationen in Bechern ausgegeben würde anstelle der unzähligen 0,5 Liter Plastikflaschen. Wiederverwertung hin oder her, der Materialverbrauch könnte geringer sein.
„Next stop: Finish“, sage ich bei Kilometer 40 zu einem griechischen Läufer, eigentlich mit dem Hauptzweck, mich selbst aufzumuntern. „On the last 500 metres you can see the stadium and it goes downhill. You will like it“, antwortet er. Yes, I liked it. Aber nicht, weil es nochmals bergab gegangen ist. Davon hatten meine Oberschenkel schon genug.
Der Zieleinlauf ins Panathinaiko Stadion zählt zu den Highlights der Marathonwelt.
Weiße Tribünen ragen steil nach oben. 80.000 Menschen finden bei voller Besetzung Platz. Hier wurden, an einem Ort, an dem schon in der Antike ein Stadion stand, die ersten Olympischen Spiele 1896 ausgetragen. Heute werden die Marathon-Finisher bejubelt. Und endlich muss man nicht mehr laufen.
Natürlich ist es noch nicht vorbei. Der Weg zurück vom Ziel zur Metro will geschafft werden. Alle 20 Meter laden Bänke zwischendurch zum Ausruhen ein. Als ich wieder aufstehe, sehe ich direkt daneben Statuen der drei großen antiken griechischen Dramatiker, Aischylos, Sophokles und Euripides. Aischylos hatte selbst in der Schlacht von Marathon gekämpft. Die drei Köpfe blickten auf das vorbeigehende Marathon-Volk. Was hätten sie wohl über das Marathonlaufen gedacht und geschrieben? Wäre es eine Tragödie? Wäre es eine Komödie? Wohl von allem etwas. Und der Ausruf „Pame!“ müsste darin vorkommen.
Facts: “Athens Marathon. The Authentic.“
Der Athen Marathon verläuft auf der Originalstrecke von der Kleinstadt Marathon nach Athen. Das Ziel befindet sich im Panathinaiko Stadion im Stadtzentrum, dem Schauplatz der ersten Olympischen Spiele der Neuzeit im Jahr 1896. In Summe gab es für die Veranstaltung am 12. November 2017 über 51.000 Anmeldungen, davon 18.500 für den Marathon. Neben dem sportlichen Programm mit Marathon, 10-km-Lauf, zwei 5-km-Läufen und mehreren Kinderläufen sind die Entzündung der Marathon-Flamme, das AIMS-Symposium und die Ehrung der „Marathonläufer des Jahres“ weitere fixe Programmpunkte.
Diese Berichterstattung wurde unterstützt von Discover Greece, AEGEAN und Crown Plaza Hotel Athen.
Autor: Andreas Maier
Bilder: © SEGAS-AMA | marathon-fotos.com | Andreas Maier
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