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Peter Bol läuft australischen Rekord bei Meisterschaften

Peter Bol verbesserte bei den nationalen Meisterschaften in Perth den australischen Rekord im 800m-Lauf. Cameron Myers gelang eine für ihn bedeutende Revanche.
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Es war ein denkwürdiges 800m-Finale im Rahmen der australischen Meisterschaften in Perth, der einzigen Metropole im westlichen Teil des riesigen Landes. Nicht nur, weil Peter Bol einen Landesrekord aufstellte. Die Art und Weise verblüffte, denn der 31-Jährige jubelte längst vor der Ziellinie über den Titel und hatte den Fuß die letzten Meter nicht mehr auf dem Gaspedal. Dennoch war er in einer Zeit von 1:43,79 Minuten um zwei Zehntelsekunden schneller als sein Trainingspartner Joseph Deng vor zwei Jahren. Diese Marke hätte auch beinahe ein 20-Jähriger unterboten.

Seine taktische Wahl sei einfach und klar gewesen: Vollgas von Anfang an, denn die jungen Wilden würden ihm versuchen zu folgen. So erklärte sich Peter Bol nach dem Rennen im australischen TV-Sender „9 News“. Das Überraschendste an der Leistung des 31-Jährigen ist, dass sie im Rahmen der nationalen Meisterschaften am vergangenen Wochenende gelang. Er selbst habe gar nicht daran gedacht, bei diesem Wettkampf.

Peter Bol hat im australischen Sommer schon einige Male seine Klasse aufblitzen lassen, unter anderem bei Siegen in Adelaide und Sydney. Er deutete an, auf einem höheren Niveau zu sein als in den letzten Jahren, als er bei den Weltmeisterschaften von Budapest und den Olympischen Spielen von Paris im Vorlauf gescheitert ist. Drei Jahre, nachdem er in Tokio als Vierter in damaliger australischer Rekordzeit nur knapp an einer Medaille vorbeigelaufen ist. Als erster australischer Olympia-Finalist in dieser Disziplin nach über einem halben Jahrhundert. Dazwischen ist viel passiert.

Aufsehen erregende Doping-Affäre

2022 glänzte Bol mit der Finalteilnahme bei den Weltmeisterschaften von Eugene und der Silbermedaille bei den Commonwealth Games von Birmingham, geschlagen nur vom Kenianer Wycliffe Kinyamal. Nach dieser erfolgreichen Saison begann für ihn eine Zeit des großen Zitterns. Denn er wurde Hauptprotagonist einer der spannendsten Doping-Affären der letzten Jahre.

Das Ergebnis eines Out-of-Competition-Tests von Peter Bol im Herbst 2022 ließ den Verdacht hochkommen, dass der Australier mit EPO betrügen würde. Sport Integrity Australia suspendierte den Athleten konsequenterweise, während dieser die Öffnung der B-Probe beantragte. Der Fall kam zu einem Zeitpunkt an die Öffentlichkeit, als dies noch nicht hätte passieren sollen. Der Athlet beteuerte öffentlich mehrfach seine Unschuld und bat die australischen Leichtathletik-Fans, ihm zu glauben.

Unterschiedliche Ergebnisse

Der Fall bekam Weltbekanntheit, als ein Team norwegischer Wissenschaftler die fehlende Genauigkeit bei EPO-Tests in WADA-akkreditierten Laboren kritisierte (siehe RunUp.eu-Bericht). Dies führe zu Fehlinterpretationen bei Analysen, bei denen Mikrodosen zum positiven Ergebnis führten, wie im Falle des australischen Mittelstreckenläufers. Tatsächlich unterschied sich der Befund der B-Probe von jenem der A-Probe, wodurch die Sanktionen fallen gelassen wurden und Peter Bol offiziell freigesprochen war – richtigerweise wegen Fehler im Testverfahren.

Brisanterweise berichtete die australische Tageszeitung „The Age“ im Mai 2024 davon, dass im Rahmen der Ermittlungen gegen Peter Bol auf dessen Handy ein Screenshot einer Information darüber, wie EPO zu mikrodosieren wäre, um Dopingtester*innen zu entkommen, gefunden wurde.

Ein Heimsieg

Der Erfolg bei den australischen Meisterschaften in Perth ist nicht nur aufgrund der Rekordleistung für Peter Bol ein Meilenstein in seinem Leben. Geboren wurde er 1994 in Khartum, der Hauptstadt des Sudan, als Sohn einer Sudanesin und eines Südsudanesen mit dem Vornamen Nagmedlin. Als Bol vier Jahre alt war, flüchtete seine Familie vor dem Bürgerkrieg in seinen Geburtsland nach Ägypten.

Vier Jahre später übersiedelte sie nach Australien und fand in Perth ihre neue Heimat. Dort förderte ein Lehrer Bols Lauftalent. Heute unterstützt der Athlet selbst sudanesische Kinder, die nach Australien kommen, beim Erlernen der englischen Sprache und folglich bei der Integration und geht mit ihnen laufen. Dafür erhielt der Profisportler 2022 eine bedeutende humanitäre Auszeichnung in seiner Heimat.

Physisch und psychisch in Form

Zum Studium ging Bol nach Melbourne und begann dort, unter dem bekannten Trainer Justin Rinaldi zu trainieren. Dreimal nahm Bol an Olympischen Spielen teil, Rinaldi ist weiterhin sein Coach, wenngleich Bol wieder in Western Australia zu Hause ist. Er wäre gerne auch in den letzten beiden Jahren auf diesem Niveau gelaufen, deutete Bol an, dass die Unterbrechung durch die zwischenzeitliche Suspendierung nicht nur physische, sondern auch mentale Spuren hinterlassen habe. Die „Canberra Times“ zitierte ihn in Berufung auf die australische Presseagentur wie folgt: „Ich bin fitter denn je, schneller denn je. Ich bin gut in Form – physisch und psychisch!“

Nun hat Bol mit der zweitschnellsten Zeit des Jahres hinter Josh Hoey (Halle) ein internationales Ausrufezeichen gesetzt. Er hat dies stimmungsvoll mit seinem Heimpublikum im Stadion geteilt. Aber nicht nur seine Leistung ist bemerkenswert. Der 20-jährige Peyton Craig stürmte zur Silbermedaille in einer leichten neuen persönlichen Bestleistung von 1:44,07 Minuten, Rang drei der ewigen australischen Bestenliste. Bronzemedaillengewinner Luke Boyes, ebenfalls mit 21 Jahren ein junger Athlet, erfüllte auf die Hundertstelsekunde genau in 1:44,50 Minuten als dritter Athlet des Rennens das WM-Limit für Tokio – Platz acht der ewigen australischen Bestenliste.

Die 800m-Bestenliste Australiens der Männer

  • 1:43,79 Minuten – Peter Bol (Perth 2025)
  • 1:43,99 Minuten – Joseph Deng (Decine 2023)
  • 1:44,07 Minuten – Peyton Craig (Perth 2025)
  • 1:44,35 Minuten – Charlie Hunter (Vida 2021)
  • 1:44,40 Minuten – Ralph Doubell (Mexiko City 1968, Olympiasieger)
  • 1:44,40 Minuten – Alexander Rowe (Monaco 2014)
  • 1:44,48 Minuten – Jeffrey Riseley (Lignano Sabbiadoro 2012)
  • 1:44,50 Minuten – Luke Boyes (Perth 2025)
  • 1:44,78 Minuten – Peter Bourke (Brisbane 1982)
  • 1:45,03 Minuten – Brendan Hanigan (Lappeenranta 1994)

Revanche

Ein besonderer Titelgewinn gelang dem 18-jährigen Shootingstar Cameron Myers im 1.500m-Lauf der Männer. Der Junioren-WM-Medaillengewinner setzte sich in einer Zeit von 3:34,57 Minuten gegen Adam Spencer und Oliver Hoare durch, die auch unter 3:35 Minuten blieben. Noch im Vorjahr hatte Spencer bei den australischen Meisterschaften das große Talent besiegt, was letztlich ausschlaggebend dafür war, dass der 23-Jährige den dritten Olympia-Startplatz der Australier neben Hoare und Stewart McSweyn erhielt.

„Manchmal braucht es im Sport eine enttäuschende Erfahrung, um den nächsten Schritt zu machen“, sagte der Teenager nach dem Titelgewinn laut australischen Medien. „Die Niederlage im letzten Jahr war ein wichtiger Entwicklungsschritt für mich.“ Myers trat in Perth auch im 5.000m-Lauf an und gewann die Silbermedaille. Der Wettkampf endete mit dem Überraschungssieg von Seth O’Donnell in einer Zeit von 13:49,30 Minuten. Der klare Favorit, Hallen-WM-Medaillengewinner Ky Robinson, musste mit der Bronzemedaille Vorlieb nehmen.

Doppelsieg für Hull

Bei den Frauen setzte sich Abbey Caldwell im 800m-Lauf in einer Zeit von 2:00,51 Minuten gegen die junge Claudia Hollingsworth durch, die im Rahmen der nationalen Meisterschaften ihren 20. Geburtstag feierte. Jessica Hull, Olympia-Silbermedaillengewinnerin, siegte im 1.500m-Lauf vor Sarah Billings, Georgia Griffith und Linden Hall, die als Vierte ohne Medaille blieb. Hull, die direkt vom Grand Slam Track Meeting auf Jamaika nach Perth angereist war, siegte auch im 5.000m-Lauf vor Griffith, Davies und Hall – beide Entscheidungen waren taktisch geführte, klassische Meisterschaftsrennen ohne Spitzenzeiten. Nach dem Finale im 1.500m-Lauf sprach die Favoritin von einem „sehr eigenartigen Rennen“.

Die Titel in den 3.000m-Hindernisläufen gingen an Cara Feain-Ryan, die in 9:29,19 Minuten 20 Sekunden Vorsprung auf Amy Cashin hatte, und Matthew Clark, der sich in 8:34,75 Minuten gegen Ben Buckingham durchsetzte.

Autor: Thomas Kofler
Bild: © Free Photos / Pixabay

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