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Premieren für Kipyegon und McSweyn in Doha

Fünf Jahre und zwölf Tage nach ihrem letzten internationalen Rennen über 800 Meter in Rieti hat 1.500m-Olympiasiegerin Faith Kipyegon in Doha mit einer glänzenden Leistung ihren ersten Diamond-League-Sieg über die kürzere Mittelstrecke gefeiert und dabei eine neue Weltjahresbestleistung aufgestellt. Im…

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Faith Kipyegon bei den Olympischen Spielen 2016. © Getty Images
Fünf Jahre und zwölf Tage nach ihrem letzten internationalen Rennen über 800 Meter in Rieti hat 1.500m-Olympiasiegerin Faith Kipyegon in Doha mit einer glänzenden Leistung ihren ersten Diamond-League-Sieg über die kürzere Mittelstrecke gefeiert und dabei eine neue Weltjahresbestleistung aufgestellt. Im 1.500m-Lauf gelang Stewart McSweyn mit einem stark herausgelaufenen australischen Landesrekord ebenfalls seine Siegpremiere in der höchsten und lukrativsten Meetingserie der Welt, deren kürzeste Saison seit Bestehen am Freitag in Doha ihren Abschluss fand. Es war der einzige nicht kenianische Sieg in vier Laufentscheidungen.
 

Fantastische zweite Runde

Der Sieg von Faith Kipyegon in Abwesenheit der besten 800m-Läuferin der bisherigen Saison war sicherlich keine Überraschung, dennoch konnte die Kenianerin Eindruck schinden, indem sie das Rennen nicht mit einem hohen Tempo über die Gesamtdistanz, wie es für eine Spezialistin einer längeren Strecke möglich gewesen wäre, dominierte, sondern mit einem langen Kick über die letzten 200 Meter. Und trotzdem in einer Endzeit, die in der Ära nach Semenya und Co. eine absolute Spitzenzeit ist.
Das Rennen entwickelte sich überraschend: Das Feld nahm das Tempo von Pacemakerin Emily Tuei nicht auf, so dass die zuletzt sehr starke Spanierin Esther Guerrero plötzlich forcierte und mit einer marginalen Lücke auf der Habenseite in etwa 58,5 Sekunden die erste Runde vollendete. Kipyegon postierte sich auf der Gegengerade im Windschatten der Europäerin und startete ihren langen Spurt eingangs der letzten Kurve, indem sie die Führung übernahm. Ab diesem Zeitpunkt war die 26-Jährige unnachahmlich und verbesserte in einer Zeit von 1:57,68 Minuten die bisherige Weltjahresbestleistung der Norwegerin Hedda Hynne um gut vier Zehntelsekunden. „Ein großartiges Gefühl!“, konstatierte die Siegerin, die sich überrascht zeigte und eine neue persönliche Bestleistung verbuchte. Kipyegon, die an dieser Stelle im Vorjahr Vize-Weltmeisterin im 1.500m-Lauf wurde, ist nun die Nummer fünf der ewigen kenianischen Bestenliste hinter Pamela Jelimo, Janeth Jepkosgei, Margaret Wambui und Eunice Sum, die dieses Rennen – ihr erstes 2020 – als Letzte finishte.
Hinter der überlegenen Siegerin hatte auch Esther Guerrero, die wie in Brüssel über 1.000m nur Kipyegon den Vortritt lassen musste, etwas zu feiern. Sie verbesserte ihren Hausrekord um über eine Sekunde und blieb erstmals unter zwei Minuten – eine Folge einer starken Saison mit stetigen Verbesserungen auf diversen Distanzen, die nun mit einem Quantensprung endete. 1:59,22 Minuten, seit zehn Jahren (Maria Teresa Martinez) hat keine Spanierin mehr die Marke von zwei Minuten im 800m-Lauf unterboten. Guerrero ist nun die Nummer drei der ewigen Bestenliste hinter Maite Zuniga und eben Martinez, die beide in ihren besten Zeiten unter 1:58 Minuten gelaufen sind. Rang drei in Doha ging an Adelle Tracey, die in ihrem besten Saisonrennen unter zwei Minuten blieb und sich vor Habitam Alemu und Winnie Nanyondo behauptete.
 

 

Australischer Landesrekord durch Stewart McSweyn

Stewart McSweyn hat zum Abschluss der Diamond-League-Saison 2020 seinem bisher mit Abstand stärksten Wettkampfjahr die Krone aufgesetzt und acht Tage nach seinem australischen Landesrekord im 3.000m-Lauf in Rom einen über seine Spezialdistanz von 1.500m in Doha folgen lassen. In Abwesenheit von Timothy Cheruiyot und Jakob Ingebrigtsen war er der große Name in diesem Rennen und er verhielt sich so, indem er die Pacemaker nach seinen Vorlieben instuierte und sich in ihren Windschatten sofort deutlich vom Rest des Feldes absetzte. Nach 800m, Durchgangszeit hervorragende 1:51,60 Minuten, hatte er bereits rund 25 Meter Vorsprung auf den Rest des Feldes. Nachdem der zweite Tempomacher Brimin Kiprono bis zum Glockenton, der die letzte Runde ankündigte und noch einige Meter mehr tapfer durchhielt, ohne an Geschwindigkeit zu verlieren, finalisierte der 25-Jährige sein Meisterstück die letzten 350 Meter in beeindruckender Manier, auch wenn der Weg entlang der Zielgeraden sichtlich hart war. Die Zeitnehmung stoppte bei einer Superleistung von 3:30,51 Minuten, neue persönliche Bestleistung um 0,97 Sekunden und Verbesserung des australischen Landesrekordes von Ryan Gregson um 0,55 Sekunden. „Ich bin überglücklich damit, wie das Rennen gelaufen ist. Ich wollte mit einem Highlight diese Saison beenden und werde dies nun mit einem netten Dinner feiern, bevor ich morgen nach Australien zurückfliege und einen kurzen Urlaub mache“, kommentierte McSweyn, der Anfang Oktober den australischen 10.000m-Rekord in Valencia attackieren könnte.
Dass ihm sein erster Diamond-League-Sieg ausgerechnet an jenem Ort gelang, wo er ein Jahr zuvor an seinen immensen Erwartungen gescheitert ist, hat irgendwie symbolischen Wert. Vor den Weltmeisterschaften in Doha hatte er selbstbewusst angekündigt, sowohl im 1.500m-Lauf als auch über 5.000m trotz der starken Konkurrenz aus Ostafrika und Norwegen eine Medaille gewinnen zu wollen. Mit den Rängen zehn und zwölf war er damals meilenweit davon entwarnt, die Saison 2020 demonstriert aber, dass zwischen Anspruch und Leistungsfähigkeit deutlich weniger liegt als während der WM 2019. Daher blickte er schon in die Zukunft: „Nächstes Jahr sind Olympische Spiele. Da gilt es erneut, die Topform zu erreichen!“ Schon jetzt, ohne großes Edelmetall, ist Stewart McSweyn der beste australische Läufer seit Craig Mottram.
 

Hindernisläufer mit gutem Saisonabschluss

Der Tasmanier war in Doha konkurrenzlos, hinter ihm gab es einen spannenden Kampf um Platz zwei, den 5.000m-Vize-Weltmeister Selemon Barega mit einer neuen persönlichen Bestleistung von 3:32,97 Minuten für sich entschied. Dahinter landeten mit Soufiane El Bakkali und Lamecha Girma, ebenfalls persönliche Bestwerte von 3:33,45 bzw. 3:33,77 Minuten, zwei Hindernislauf-Stars, die ihre Saison positiv beendeten. Die 3.000m-Hindernisläufer waren in dieser kurzen Saison definitiv zu kurz gekommen, aus zwei Gründen: Erstens weil sie mit ihren Disziplinen aus dem Diamond-League-Programm geflogen sind und zweitens, weil das Sportprogramm aufgrund von COVID-19 in diesem Sommer erheblich reduziert wurde. Das Saisonhighlight der Hindernisläufer findet daher am kommenden Samstag beim World Athletics Continental Tour Meeting in Nairobi statt. Dort möchte auch Weltmeister Conseslus Kipruto angreifen, der in Doha bei seinem Comeback nach einem positiven COVID-19-Test im August nicht ins Ziel kam.
Persönliche Bestleistungen in diesem schnellen 1.500m-Rennen von Doha verbuchten auch die Briten James West (3:34,07) und Piers Copeland (3:35,32) auf den Positionen fünf und acht sowie der Katari Adam Ali Mousab in einer Zeit von 3:35,60 Minuten auf Platz neun.
 

 

Obiri gewinnt schnelles 3.000m-Rennen

Im einzigen international gut besetzten 3.000m-Rennen des Jahres – weshalb die Verbesserung der Weltjahresbestleistung von Shannon Rowbury um fast 18 Sekunden kein Aufreger ist – hat der kenianische Superstar Hellen Obiri ein weiteres Mal bewiesen, warum sie die Nummer eins der Szene ist. Die 30-Jährige kontrollierte das von Beginn an der Qualität der Besetzung entsprechend schnelle Rennen mit Kilometer-Durchgangszeiten von 2:48,46 bzw. 2:51,24 Minuten und ließ sich auch von einem Angriff von Hindernislauf-Weltrekordhalterin Beatrice Chepkoech in der vorletzten Runde nicht aus dem Konzept bringen. Sie konterte eingangs der letzten Runde und siegte in einer Zeit von 8:22,54 Minuten. „Doha ist wie eine zweite Heimat für mich“, stellte die Kenianierin fest, die in der katarischen Hauptstadt vor einem Jahr Weltmeisterin im 5.000m-Lauf wurde und wie im Vorjahr im Rahmen des Diamond-League-Meetings den 3.000m-Lauf gewann. Beim kenianischen Fünffachsieg liefen die nächsten fünf im Ziel ankommenden Läuferinnen, darunter die Hindernislauf-Spezialisten Chepkoech und Kiyeng, allesamt persönliche Bestleistungen, was aufgrund der Temperaturen weit über 30°C bemerkenswert ist. Laura Weightman verpasste ihren „Hausrekord“ um einen Wimpernschlag, konnte als Siebte aber überzeugen. Besonders spannend war das Duell um Rang zwei, in dem Agnes Tirop gefühlte zehn Zentimeter vor der Ziellinie ihre Brust noch einen Millimeter vor jener von Chepkoech schob, um die Zeitnehmung einen halben Augenblick früher auszulösen als ihre Landsfrau. Beide wurden mit einer Zeit von 8:22,92 Minuten gewertet.
Einen anvisierten australischen Landesrekord gab es für die zehntplatzierte Jessica Hull, die in einer Zeit von 8:36,03 Minuten um zwei Sekunden unter der 17 Jahre alten Marke von Benita Willis-Johnson blieb. Es ist ihr dritter nationaler Rekord in diesem Jahr! Den Ozeanienrekord der Neuseeländerin Kimberley Smith verfehlte die 23-Jährige um 0,72 Sekunden.
 

 

Fünfter Saisonsieg für Rotich

Aufgrund der Einreisebeschränkungen kenianischer Staatsbürger nach Europa anfangs dieser Leichtathletik-Saison war es für kenianische Läufer nicht einfach, in Starterfelder bei europäischen Meetings zu kommen. Das hat sich im Laufe der Monate verbessert und so nahm auch Ferguson Rotich zuletzt vermehrt an internationalen Wettkämpfen teil. Dabei verbesserte sich der 30-Jährige stetig und siegte zuletzt viermal bei Continental-Tour-Meetings, nun zum ersten Mal in der Wanda Diamond League. Der kenianische WM-Bronzemedaillengewinner überholte den führenden Briten Elliot Giles nach 450 Metern mit einer Tempoverschärfung und rettete sich auf der Zielgerade ins Ziel. Die Leistung von 1:44,16 Minuten war seine schnellste im laufenden Kalenderjahr. Der starke Engländer Giles, EM-Medaillengewinner von 2016, freute sich als Zweiter in einer Zeit von 1:44,56 Minuten über eine persönliche Bestleistung um 0,12 Sekunden. Dreimal hat der 26-Jährige im laufenden Monat bereits die Zeit von 1:45 Minuten unterboten. Rang drei sicherte sich mit Respektabstand der Kenianer Wycliffe Kinyamal vor dem Australier Peter Bol und Bryce Hoppel aus den USA. Keine große Rolle spielte 1.500m-Star Timothy Cheruiyot, der nur als Achter ins Ziel kam und eine Zeit von 1:46,78 Minuten verbuchte.
 

 

Ergebnisse Wanda Diamond-League-Meeting in Doha 2020

800m-Lauf der Frauen
1. Faith Kipyegon (KEN) 1:57,68 Minuten * / **
2. Esther Guerrero (ESP) 1:59,22 Minuten *
3. Adelle Tracey (GBR) 1:59,87 Minuten
4. Habitam Alemu (ETH) 2:00,11 Minuten
5. Winnie Nanyondo (UGA) 2:00,49 Minuten
6. Angelika Cichocka (POL) 2:01,06 Minuten
7. Kaela Edwards (USA) 2:01,49 Minuten
8. Shelayna Oskan-Clarke (GBR) 2:02,22 Minuten
9. Eunice Sum (KEN) 2:02,42 Minuten
 
800m-Lauf der Männer
1. Ferguson Rotich (KEN) 1:44,16 Minuten
2. Elliot Giles (GBR) 1:44,56 Minuten *
3. Wycliffe Kinyamal (KEN) 1:45,68 Minuten
4. Peter Bol (AUS) 1:45,74 Minuten
5. Bryce Hoppel (USA) 1:45,74 Minuten
6. Guy Learmonth (GBR) 1:46,25 Minuten
7. Wesley Vazquez (PUR) 1:46,44 Minuten
8. Timothy Cheruiyot (KEN) 1:46,78 Minuten
 
1.500m-Lauf der Männer
1. Stewart McSweyn (AUS) 3:30,51 Minuten ***
2. Selemon Barega (ETH) 3:32,97 Minuten *
3. Soufiane El Bakkali (MAR) 3:33,45 Minuten *
4. Lamecha Girma (ETH) 3:33,77 Minuten *
5. James West (GBR) 3:34,07 Minuten *
6. Ignacio Fontes (ESP) 3:34,74 Minuten
7. Jesus Gomez (ESP) 3:35,31 Minuten
8. Piers Copeland (GBR) 3:35,32 Minuten *

12. Ryan Gregson (AUS) 3:37,75 Minuten
 
3.000m-Lauf der Frauen
1. Hellen Obiri (KEN) 8:22,54 Minuten **
2. Agnes Tirop (KEN) 8:22,92 Minuten *
3. Beatrice Chepkoech (KEN) 8:22,92 Minuten *
4. Margaret Kipkemboi (KEN) 8:24,76 Minuten *
5. Hyvin Kiyeng (KEN) 8:25,13 Minuten *
6. Gudaf Tsegay (ETH) 8:25,23 Minuten
7. Laura Weightman (GBR) 8:26,31 Minuten
8. Tsehay Gemechu (ETH) 8:33,42 Minuten
9. Lemlem Hailu (ETH) 8:35,78 Minuten
10. Jessica Hull (AUS) 8:36,03 Minuten ***
 
* persönliche Bestleistung
** neue Weltjahresbestleistung
*** neuer australischer Landesrekord
 
 
Diamond-League-Meeting in Doha
Wanda Diamond League

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