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Sie ist die Dominatorin des europäischen Crosslaufs: Karoline Bjerkeli Grövdal. Zum dritten Mal in Folge sicherte sich die 33-jährige Norwegerin den Titel bei den Kontinentalmeisterschaften in dieser Spezialdisziplin des Laufsports. Inklusive des Junioren-Titels 2009 war es die vierte Crosslauf-Goldmedaille und die zehnte Medaille für die Norwegerin, der damit nur noch zweimal Edelmetall auf den Rekord der ukrainischen Crosslauf-Legende Sergej Lebid fehlen. 2014 ging die letzte Crosslauf-EM über die Bühne, bei der Grövdal nicht vom Siegerfoto lächelte – eine unglaubliche Serie für die Allrounderin, die auf der Bahn zwischen dem 3.000m-Hindernislauf und dem 10.000m-Lauf sowie im Straßenlauf bis hin zum Halbmarathon alles gut beherrscht.
Die erst zweite Läuferin nach Yasemin Can, die dreimal in Folge Crosslauf-Europameisterin wurde, wehrte sich nach dem Rennen gegen das Vorurteil, als Norwegerin oft unter diesen Bedingungen zu trainieren: „Schließlich bin ich eine Bahnläuferin und habe meine Wurzeln im Skilanglauf. Das möglicherweise ist eine gute Ausbildung für den Crosslauf.“ Sie kündigte an, 2024 in Antalya zu versuchen, den Vierfach-Erfolg der Türkin in den Jahren 2016 bis 2019 zu egalisieren, aber „bereits drei Titel in Folge fühlen sich erstaunlich an“. Grövdal mag in Brüssel nicht gegen die allerstärkste Konkurrenz im Vergleich zu anderen Jahren angetreten sein, was ausschließlich an der Abwesenheit anderer lag. Doch die Art und Weise, wie sie das Kommando vom ersten Meter weg übernahm und als Solistin einen Vorsprung von 45 Sekunden herausgelaufen ist, verdient Anerkennung. Auch wenn die Erhöhung der Distanz von 8.000 auf rund 9.000 Meter ihr als starker Halbmarathonläuferin und norwegischen Rekordhalterin im 10km-Lauf durchaus entgegengekommen sein dürfte.
Mit einer klaren Devise interessierte sich Grövdal für ein ruhiges, aber flottes Rennen, um die Spitzengruppe von Beginn an klein zu halten. Die Britinnen Abbie Donnelly und Jessica Warner-Judd, die Italienerin Nadia Battocletti und die Schwedin Sarah Lahti gingen anfänglich mit ihr mit. Nach einem Renndrittel fiel Lahti erst zurück, dann musste auch Warner-Judd abreißen lassen. Als dann auch die je zweifache U20- und U23-Europameisterin aus Italien dem Schritt nicht mehr folgen konnte, standen die Vorzeichen für Grövdal günstig. Am Anstieg in der dritten Runde kreierte sie einen leichten Abstand zu Donnelly, der Rest war ein Solo in beeindruckendem Ausmaß. Die Zeitnehmung stoppte nach 33:40 Minuten.
Spannend wurde es im Kampf um Platz zwei: Battocletti erreichte die Fersen Donnellys gerade, als die Glocke die letzte Runde ankündigte. Die 24-jährige Italienerin hatte sich das Rennen besser eingeteilt und gewann in einer Zeit von 34:25 Minuten die Silbermedaille, die sie damit feierte, dass sie sich im Ziel bereitwillig mit dem Rücken in den tiefen Schlamm fallen ließ. „Das war ein wunderschöner Kurs mit all dem Schlamm. Eigentlich mag ich das ja nicht, unter solchen Bedingungen zu laufen und war daher besorgt. Aber ich war mental heute sehr stark und daher habe ich die Medaille im Kampf gegen starke Läuferinnen gewonnen“, freute sich Battocletti bei ihrem ersten Antritt in der Allgemeinen Klasse. Donnelly sicherte sich in 34:42 Minuten überraschend die Bronzemedaille, es ist die erste britische in der Allgemeinen Klasse der Frauen seit 2015. Eine italienische Medaille in der Allgemeinen Klasse der Frauen ist bei der 29. Auflage übrigens eine EM-Premiere.
Die wohl unglaublichste Leistung lieferte die ehemalige Crosslauf-Europameisterin Fionnuala McCormack ab. Nur eine Woche, nachdem sie in Valencia das Olympia-Limit für den Marathon erfüllt hatte, lief die dreifache Mutter auf der schwierigen Strecke von Brüssel zu Platz vier. Und das im Alter von 39 Jahren bei ihrer 18. EM-Teilnahme im Crosslauf, ein Rekord bei den Frauen. Kurz vor dem Ziel überholte sich noch Warner-Judd, die wie schon vor zwei Jahren in Dublin recht knapp eine Medaille verpasste. Trösten konnte die WM-Achte im 10.000m-Lauf von Budapest sich mit dem Sieg in der Nationenwertung gemeinsam mit Donnelly und der zehntplatzierten Izzy Fry, Spanien und das überraschend starke Belgien mit Lisa Rooms auf einem starken sechsten Platz und Chloé Herbiet auf Platz neun freuten sich über die weiteren Team-Medaillen.
Nicht in die Top-Ten laufen konnte die deutsche Meisterin Elena Burkard, die auf Rang 15 ins Ziel kam. Lisa Tertsch und Eva Dieterich sicherten dem kompakt agierenden deutschen Team Platz sechs in der Nationenwertung. Beste Schweizerin war Sibylle Häring auf Position 27, österreichische Teilnehmerin war keine am Start.
Vor einem Jahr musste Megan Keith sich in Turin noch Nadia Battocletti beugen, doch die 21-jährige Britin hat im Wettkampfjahr 2023 einen kräftigen Schritt nach vorne gemacht. Unter anderem wurde das bei der U23-EM in Espoo deutlich, wo sie den 5.000m-Lauf dominierte. Spätestens seit ihrem in beachtlicher Überlegenheit herausgelaufenen Titel bei den britischen Meisterschaften gegen die versammelte Konkurrenz der Allgemeinen Klasse ist die Tatsache, dass Keith in Brüssel in ihrer eigenen Liga agierte, nicht mehr überraschend.
Bereits Anfangs der zweiten Runde setzte sich die Schottin von der Konkurrenz ab, eine Zeit lang versuchte sich die Finnin Nathalie Blomqvist als Solistin in der Verfolgergruppe. Doch das Tempodiktat Keiths imponierte und ließ den Abstand zwischen sich und dem Rest der kontinentalen Elite in dieser Altersklasse sukzessive und schnell steigen. Eine halbe Minute Abstand entstand noch vor den Rennhälfte, kurz vor dem Ende waren es nahezu eineinhalb Minuten. Dieser Abstand wäre wohl noch größer ausgefallen, hätte die Britin ihren Erfolg nicht bereits mit mehreren Handschlägen mit Betreuern und Zusehern während der letzten Runde gefeiert. Sie konnte es sich leisten, der Jubel war trotz der Überlegenheit in einer Zeit von 83 Sekunden riesengroß und daher historisch.
Spannung produzierte daher nur der Kampf um die Plätze hinter Keith. Blomqvist wurde im Laufe des Rennens von der Verfolgergruppe eingeholt, immer wieder wechselte die Besetzung in der kleinen Gruppe, konstant dabei waren aber die Finnin, ihre Landsfrau Ilona Mononen und die Spanierin Angela Viciosa. Dieses Trio kämpfte um die Medaillen, wobei die Skandinavierinnen sich immer wieder durch gegenseitige Blicke motivierten. Mononen, vor einem Jahr Bronzemedaillengewinnerin in der Altersklasse U20, setzte sich anfangs der letzten Runde ab und sicherte sich in einer Zeit von 26:55 Minuten die Silbermedaille. Blomqvist belohnte ihren mutigen Auftritt mit der Bronzemedaille in 27:06 Minuten, während Viciosa zwei Sekunden später leer ausging. Die Spanierin zeigte sich aber als faire Verliererin und fiel den beiden Finninnen gleich um den Hals. Ihre Landsfrau Maria Forero, im Vorjahr Junioren-Europameisterin, belegte hinter dem litauischen Hindernislauf-Talent Greta Karinauskaite Platz fünf, Jana van Lent lief vor heimischem Publikum als starke Siebte ins Ziel.
Auch die Nationenwertung dominierte Großbritannien, Deutschland gewann dank der Positionen 14 für Lisa Merkel, 16 für Anneke Vortmeier und 20 für Mia Jurenka die Silbermedaille vor Spanien. Beste der zehntplatzierten Schweizerinnen war Shirley Lang (19.).
Mit einer fast genauso überlegenen Darbietung wie ihre Landsfrau Megan Keith etwas später hat Innes Fitzgerald, vor einem Jahr in Turin noch unglückliche Vierte, den chronologisch ersten Bewerb des Tages dominiert. Die erst 17-Jährige, die bereits im Vorfeld bei Rennen in ihrer Heimat aufgezeigt hat, kümmerte sich erst gar nicht um das 81 Konkurrentinnen starke Feld und ging sofort in Führung. Von da an startete die Britin einen Alleingang wie aus dem Schulbuch. Die anfänglich mitlaufenden Türkinnen Edibe Yagiz und Dilek Kocak, U20-Europameisterin im 1.500m-Lauf, konnten bald das Tempo nicht halten. So hielt nur die Französin Jade Le Corre eine Hälfte lang mit dem Diktat der jungen Britin mit, ehe sich Fitzgerald anfangs der ersten der beiden langen Runden von ihr absetzte und in ihrem locker wirkenden Laufstil mit großen Schritten souverän als Solistin ins Ziel lief. Sie erreichte nach 5.000 absolvierten Metern eine Zeit von 18:19 Minuten.
Ab Rennmitte gestaltete sich der Kampf um die weiteren Medaillen neu. Erst orientierte sich die Deutsche Kira Weis Ende der letzten der beiden kürzeren Runden zu Rennbeginn nach vorne, kurze Zeit später folgte ihr Sofia Thögersen, zweifache Junioren-EM-Medaillengewinnerin im Sommer. So bildeten die beiden ein Verfolgerduo, das anfangs der letzten Runde Le Corre erreichte. In den topografisch diffizilsten Passagen konnte die Dänin, die in der Trainingsgruppe von Niels Laros unter Thomasz Lewandowski in Holland trainiert, ihre Klasse ausspielen und sicherte sich in einer Zeit von 18:38 Minuten die Silbermedaille. Mit letzter Kraft rettete sich Le Corre in 18:49 Minuten zur Bronzemedaille, der unglücklichen Weis blieb somit nur der undankbare vierte Platz. Stark in Szene setzte sich besonders im Finale die Schweizerin Shirin Kerber, die in 19:30 Minuten hinter der Schwedin Elsa Sundqvist den sechsten Platz erreichte. Mit Franziska Drexler gelang einer zweiten deutschen Läuferin ein Top-Ten-Platz. Österreichische Teilnehmerinnen gab es in diesem Bewerb keine.
Für Großbritannien war es bereits der siebte Titelgewinn bei den Juniorinnen in dieser Disziplin der Leichtathletik. Angeführt von der phänomenalen Fitzgerald gewann das britische Team auch die Nationenwertung mit 22 Punkten deutlich vor Deutschland und Schweden.
Mit der Entscheidung, die Teams die Besetzung der Staffeln frei wählen zu lassen, hatte European Athletics für neue Spannungsmomente in der 4×1.500m langen Mixed-Staffel gesorgt. Nur vier Staffeln, darunter Titelverteidiger Italien und Frankreich, entschieden sich, das Rennen mit Frauen zu eröffnen. Im Falle von Italien war dies die umjubelte Schlussläuferin von vor einem Jahr, 1.500m-Spezialistin Gaia Sabbatini. Das warf diese beiden mitfavorisierten Staffeln im ersten Rennviertel weit zurück, während der Belgier Ziad Audah unter dem Jubel zu Zuschauer für einen kurzen Führungsmoment vor der Übergabe vor der britischen Staffel sorgte. Ab da dominierte das britische Quartett mit Bethan Morley und Adam Fogg, denn der britische Verband setzte als einer der wenigen den zweiten Läufer auf die dritte Position und überließ Khahisa Mhlanga die bedeutende Stellung der Schlussläuferin.
Obwohl die 23-Jährige mit einem Vorsprung von fast einer Minute ins letzte Rennviertel ging, war damit eine dramatische Schlussphase gegeben. Denn der Holländer Bram Anderiessen, der von der starken Maureen Koster, schnellste Läuferin im dritten Viertel, übernahm, und Frankreichs Schlussläufer Alexis Miellet bildeten ein potentes Tandem, das Sekunde um Sekunde aufholte. Anderiessen führte Miellet just anfangs der Zielgerade an die nun trotz großen Kampfgeists chancenlose Britin heran, Miellet zündete in diesem Augenblick den Schlussspurt und sicherte Frankreich die Goldmedaille in einer Zeit von 19:44 Minuten vor der Niederlande und Großbritannien. Frankreich profitierte dabei vor allem von den beiden männlichen Läuferin Antoine Senard und Alexis Miellet, die jweils die Bestleistung in ihren Segmenten aufstellten. Titelverteidiger Italien agierte von Beginn an nie goldwürdig und musste mit dem enttäuschenden vierten Platz Vorlieb nehmen, noch weiter zurückgereiht wurden die nur achtplatzierten Spanier. Gastgeber Belgien, das mit der ehemaligen Hallen-Europameisterin im 1.500m-Lauf, Elise Vanderelst zur Halbzeit auf einem Medaillenrang lag, belegte Platz fünf vor Ungarn.
Allgemeine Klasse der Frauen (9.000m)
Gold: Karoline Bjerkeli Grövdal (Norwegen) 33:40 Minuten
Silber: Nadia Battocletti (Italien) 34:25 Minuten
Bronze: Abbie Donnelly (Großbritannien) 34:42 Minuten
Nationenwertung (drei beste Platzierungen summiert)
Gold: Großbritannien 18 Punkte
Silber: Spanien 37 Punkte
Bronze: Belgien 38 Punkte
U23 der Frauen (7.000m)
Gold: Megan Keith (Großbritannien) 25:32 Minuten
Silber: Ilona Mononen (Finnland) 26:55 Minuten
Bronze: Nathalie Blomqvist (Finnland) 27:06 Minuten
Nationenwertung (drei beste Platzierungen summiert)
Gold: Großbritannien 27 Punkte
Silber: Deutschland 50 Punkte
Bronze: Spanien 50 Punkte
U20 der Frauen (5.000m)
Gold: Innes Fitzgerald (Großbritannien) 18:19 Minuten
Silber: Sofia Thögersen (Dänemark) 18:38 Minuten
Bronze: Jade Le Corre (Frankreich) 18:49 Minuten
Nationenwertung (drei beste Platzierungen summiert)
Gold: Großbritannien 22 Punkte
Silber: Deutschland 34 Punkte
Bronze: Schweden 37 Punkte
Mixed Staffel (4×1.500m)
Gold: Frankreich 19:44 Minuten
Silber: Niederlande 19:46 Minuten
Bronze: Großbritannien 19:48 Minuten