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RAK Halbmarathon: Nicht immer gelingt ein Weltrekord

Eine der schnellsten Bahnläuferinnen der letzten Jahre, Ejgayehu Taye aus Äthiopien, lief den RAK Halbmarathon mit hohen Ambitionen. Es wurde kein Tag für die Annalen.
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Es ist nicht einmal eineinhalb Jahrzehnte her, da wäre eine Leistung von 1:05:52 Stunden Weltrekord gewesen. Heute reißt diese Zeit niemand mehr vom Hocker. Der angekündigte Weltrekordversuch von Ejgayehu Taye beim RAK Halbmarathon am Samstag misslang, drei ganze Minuten fehlten auf die Weltbestmarke. Der zweite Halbmarathon ihrer Karriere holte sie auf den Boden der Tatsachen zurück. Historische Ereignisse produzierte der Marugame Halbmarathon in Japan.

Der Halbmarathon-Weltrekord von Letesenbet Gidey (1:02:52) wirkt wie eine gewaltige Marke. Nur vier weitere Läuferinnen liegen innerhalb der nächsten Minute, drei davon sind ihre Bestleistungen erst vor wenigen Wochen in Valencia gelaufen. Doch laut Performance Score von World Athletics ist in keiner anderen Laufdisziplin bei den Frauen, in der Weltmeisterschaften ausgetragen werden, das Potenzial einer Weltrekordverbesserung so groß wie im Halbmarathon. Darauf zielte Ejgayehu Taye ab. Im Vorfeld hatte sie über ihren Manager ausrichten lassen, dass Basis ihrer Trainingsleistungen ein Weltrekord möglich sei. Im Oktober sei sie in Valencia mit ungenügendem Trainingsumfang schließlich eine Zeit von 1:04:14 Stunden gelaufen.

RAK Halbmarathon 2025

Doch am Renntag machten nicht einfache Bedingungen mit Wind und schwere Beine der 24-Jährigen ordentlich einen Strich durch die Rechnung. Am Ende fiel eine Zeit von 1:05:52 Stunden in die Wertung, immerhin eine Weltjahresbestleistung, aber nicht gemäß den Vorstellungen der von ihrem eigenen Tempomacher unterstützten Äthiopierin.

© Giancarlo Colombo / RAK Halbmarathon

Bremsender Wind

Dass offensive Weltrekordansagen zum Geschäft gehören, demonstrieren der Laufsport seit Jahren. Dass sie nicht realisiert werden, passiert gar nicht so häufig. Ruth Chepngetich im Marathon in Chicago 2024 oder Beatrice Chebet beim Silvesterlauf von Barcelona über fünf Kilometer sind junge Beispiele. Auch der Status der unerfahrenen Halbmarathonläuferin ist oft kein Hindernis: Letesenbet Gidey ist bis heute einen Halbmarathon gelaufen, den gültigen Weltrekord in Valencia 2021.

Ejgayehu Tayes 5km-Teilzeiten: 14:57 / 15:09 / 15:46 / 16:26 / 3:34 (1,0975 km) Minuten

Auf die Rekordmarke ihrer Landsfrau legte es die 25-Jährige auch an und absolvierte die ersten fünf Kilometer in einem Split unter drei Minuten pro Kilometer. Doch schon bei der Zwischenzeit bei Kilometer 10 (30:06) zeigte die Tendenz in die falsche Richtung. Dann konnte Taye ihr Tempo nicht mehr halten. „Es war so windig, dass es sich anfühlte, als würde mich jemand zurückhalten“, erklärte sie. Ein Missgeschick bei einer Labestation, als sie die falsche Flasche griff und stoppte, um den Fehler zu korrigieren, sorgte zusätzlich für einen Zeit- und Rhythmusverlust.

Immerhin der Vorsprung war groß genug: In einer Zeit von 1:05:52 Stunden, der „langsamsten“ Siegerzeit bei diesem prestigeträchtigen Halbmarathon seit 2016, siegte Taye vor den Kenianerinnen Judy Kemboi (1:06:34) und Jesca Chelangat (1:06:53). Ohne Zielankunft blieb die Äthiopierin Girmawit Gebrzihair, die vor drei Jahren gewonnen hatte. Die 23-Jährige hatte am Vorfeld unabhängig von Taye ebenfalls einen Angriff auf den Weltrekord angekündigt.

RAK Halbmarathon

10.500 Läufer*innen nahmen an den Bewerben des Ras Al Khaimah Halbmarathon, gerne als RAK Halbmarathon abgekürzt, teil. Damit gelang fast eine Verdopplung des Teilnehmerfeldes des letzten Jahres. Die Kleinstadt Ras Al Khaimah ist die Hauptstadt des gleichnamigen Emirats, eines von sieben der Vereinigten Arabischen Emirate. Für die Austragung auf der flachen Strecke auf der Al Marjan Insel ist der lokale Tourismusverband verantwortlich. Neben dem Halbmarathon wurden ein 10km-, ein 5km- und ein 2km-Lauf ausgetragen.

Matatas größter Sieg

Im Männerrennen verzichtete der Veranstalter auf Tempomacher, was folgerichtig eine taktisch geprägte, erste Rennhälfte zur Folge hatte. Nach zehn Kilometern (28:34) lagen noch 15 Läufer in einer Gruppe vorne. Erst im Finale kam höchstes Tempo ins Feld. Auf dem 18. Kilometer sorgte Alex Matata aus Kenia mit einem Split von 2:39 Minuten für die Vorentscheidung. Der 27-Jährige (Jahrgang 2003 laut World Athletics Profil) verbesserte seine persönliche Bestleistung um 17 Sekunden auf eine Zeit von 59:20 Minuten und feierte den größten Erfolg seiner bisherigen Karriere.

Alex Matatas 5km-Teilzeiten: 14:15 / 14:19 / 13:59 / 13:50 / 2:587 (1,0975 km) Minuten

Wie bei den Frauen war die Siegerzeit letztmals 2016 so hoch. Als Belohnung strich er eine Siegprämie von 20.000 US-Dollar (das entspricht rund 19.500 Euro) ein. Das Stockerl komplettierten Gemechu Dida aus Äthiopien und der als Favorit eingeschätzte Isaia Lasoi aus Kenia. Bei den letzten acht RAK Halbmarathons kam der Sieger siebenmal aus Kenia.

© Giancarlo Colombo / RAK Halbmarathon

Weitere Straßenlauf-Highlights des Wochenendes

🇯🇵 Tomoki Ota und Kotaro Shinohara sind die ersten japanischen Läufer, die einen Halbmarathon in einer Zeit unter einer Stunde absolviert haben. Der 27-jährige Ota finishte den Marugame Halbmarathon in einer Zeit von 59:27 Minuten auf dem dritten Platz und damit drei Sekunden vor dem 22-jährigen Shinohara. Beide blieben damit deutlich unter dem auf den Tag exakt fünf Jahre alten japanischen Rekord von Yusuke Ogura (1:00:00). In der ewigen asiatischen Bestenliste ist Ota nun gleich auf mit El Hassan El Abbassi Zweiter hinter Kontinentalrekordhalter Abraham Cheroben (wie El Abbassi für den Bahrain), Shinohara ist Vierter. Die beiden Japaner trainieren gelegentlich gemeinsam.

Unterdessen hat London-Marathon-Sieger Alexander Mutiso sein Wettkampfjahr 2025 erfolgreich eröffnet. Der Kenianer gewann die 77. Auflage des Klassikers in einer Zeit von 59:16 Minuten und stellte damit eine neue Weltjahresbestleistung auf. Bei hoher Luftfeuchtigkeit und von langen Regenschauern nassen Straßen, aber besseren Bedingungen als befürchtet, setzte sich Mutiso mit drei Sekunden Vorsprung auf seinen Landsmann Emmanuel Maru durch und verbesserte seinen eigenen Streckenrekord um eine Sekunde. Der Australier Andy Buchanan (1:00:28) und der Kanadier Rory Linkletter (1:00:57) setzten sich mit Bestleistungen jeweils auf Rang zwei der nationalen Bestenlisten.

Das Frauenrennen gewann die Kenianerin Dolphine Omare mit einer Streckenrekordzeit von 1:06:05 Stunden. Die Britin Calli Hauger-Thackery wurde in 1:06:58 Stunden Zweite und verbesserte sich auf Platz drei der ewigen britischen Bestenliste im Halbmarathon hinter Eilish McColgan und Paula Radcliffe. Die drittplatzierte Australierin Isobel Batt-Doyle verbesserte in einer Zeit von 1:07:17 Stunden den 25 Jahre alten australischen Rekord von Kerryn McCann, ebenfalls auf japanischem Boden gelaufen, um 31 Sekunden!

🇯🇵 Vor dreieinhalb Jahren war Vincent Kipchumba Zweiter beim London Marathon, vor sechs Jahren hat er den Vienna City Marathon gewonnen. Seit London 2021 fehlte jegliches Marathon-Ergebnis, am gestrigen Sonntag gelang dem mittlerweile 34-Jährigen wieder ein Erfolg. Er gewann die bereits 73. Auflage des Beppu-Oita Mainichi Marathon in einer neuen Streckenrekordzeit von 2:06:01 Stunden und brachte Kenia nach 13 langen Jahren zurück auf die Siegerliste dieses Traditionsevents. Der zweitplatzierte Hiroki Wakabayashi hatte nur sechs Sekunden Rückstand auf den Sieger. Nie zuvor war ein japanischer Läufer bei seinem Marathon-Debüt schneller. Auch sein drittplatzierter Landsmann Shohei Otsuka blieb unter dem alten Streckenrekord.

Autor: Thomas Kofler
Bilder: © Giancarlo Colombo / RAK Halbmarathon

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