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Raphael Pallitsch zielt bei Hallen-EM auf Finale ab

Raphael Pallitsch visiert bei den Hallen-Europameisterschaften in Apeldoorn auf die Finalqualifikation im 1.500m-Lauf ab. Caroline Bredlinger feiert ihre Premiere auf dieser Bühne.
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Neun Monate nach seinem beeindruckenden Auftritt bei den Freiluft-Europameisterschaften in Rom, der in einem starken sechsten Rang mündete, strebt Raphael Pallitsch das nächste Topresultat auf kontinentaler Bühne an. Bei den Hallen-Europameisterschaften von Apeldoorn hängen die Trauben aufgrund einer beachtlichen Dichte im 1.500m-Lauf hoch. Mit taktischem Geschick und einer Topperformance im richtigen Moment will der Burgenländer den Sprung aus dem Vorlauf ins Finale schaffen. Seine zwölf Jahre jüngere Burgenländer Laufkollegin Caroline Bredlinger hat sich zum ersten Mal für Europameisterschaften in der Allgemeinen Klasse qualifiziert und möchte unbekümmert an die Aufgabe herantreten.

Nach den Weltmeisterschaften 2023 in Budapest, den Europameisterschaften und Olympischen Spielen im vorigen Sommer sind die Hallen-Europameisterschaften von Apeldoorn das vierte internationale Großereignis für Raphael Pallitsch (Union St. Pölten) binnen eineinhalb Jahren. „Tatsächlich, ich fühle schon eine gewisse Meisterschaftsroutine“, lacht er im Gespräch mit RunUp.eu kurz vor der gestrigen Reise von Wien nach Amsterdam. Das äußere sich in einem geringeren Hinfiebern und größerer Abgeklärtheit. „Ich brauche weniger Energie, um den Fokus auf das Wesentliche zu behalten.“

„Am Tag X optimal performen“

Nach einer starken Hallensaison mit zwei nationalen Titeln und einem neuen ÖLV-Rekord im 1.500m-Hallenlauf stimmt das Selbstvertrauen des Burgenländers auch auf der Kurzbahn. Vor 14 Jahren nahm er als damalige Nachwuchshoffnung bereits einmal bei Hallen-Europameisterschaften teil. Seinerseits in Paris 2011 im 800m-Lauf – für Pallitsch lediglich eine Erinnerung aus einer anderen Zeit.

Mittlerweile ist er in seiner zweiten Karriere auf den 1.500m-Lauf spezialisiert. Die Herausforderung in dieser Disziplin ist eine enorme. 27 Teilnehmer haben sich qualifiziert, neun Plätze für das Finale stehen bereit. Aus drei Vorläufen qualifizieren sich jeweils die ersten Drei für dieses Finale. „Das Feld ist sehr eng“, gibt Pallitsch zu bedenken. Er selbst liegt genau in der Mitte der Entry List, auf Platz 14. „Ich bin dort platziert, weil ich einen phänomenalen Lauf in Metz hatte. Wenn man sich die Entry List anschaut, ist es hinter mir extrem eng.“

Da die Hallensaison eine kurze ist, seien die Leistungen hochaktuell und ein verlässlicher Indikator für die Formstände. „Die Dichte ist groß, das Niveau hoch. Daher wird auch in den Vorläufen sicherlich schneller gelaufen als bei früheren Hallen-Europameisterschaften. Es geht für mich wie für alle darum, am Tag X im richtigen Moment bestmöglich zu performen.“ Dafür hat der 35-Jährige nach den ÖLV-Hallen-Staatsmeisterschaften noch fünf Tage intensiv und hochvoluminös weiter trainiert und dann die unmittelbare Vorbereitung auf Apeldoorn eingeleitet.

RunUp-Tipp:
Die Hallen-Europameisterschaften werden zur Gänze in ORF Sport+ übertragen, teilweise ausschließlich im Livestream auf ORF ON.

„Alle wollen dorthin“

Pallitsch ist sich der schwierigen Aufgabe bewusst, die Zielsetzung ist aber eine Finalqualifikation – so wie bei den letzten Freiluft-Europameisterschaften im Juni 2024 in Rom, als er sogar Sechster wurde. „Wenn ich meine Position in der Entry List verteidige, fahre ich nach dem Vorlauf nach Hause“, gibt der 35-Jährige zu bedenken. Pallitsch hat aber das Finale im Blick, es wäre die Krönung einer rundum gelungenen Hallensaison mit entsprechend hochkarätiger Saisonvorbereitung inklusive zweier Trainingslager in Südafrika.

„Sobald ich Einfluss auf das Renngeschehen nehmen kann, werde ich das tun. Ansonsten ist die taktische Intuition in solch engen Rennen der Schlüssel“, blickt der Routinier voraus. Die erwartbare Situation: Da praktisch alle Teilnehmer sich zumindest eine leise Hoffnung auf eine Finalteilnahme machen können, sind alle bestrebt, gerade im Anfangsteil des Vorlaufs in einer guten, vorderen Position zu laufen. „Natürlich ist die Position wichtig. Was nicht passieren darf, ist, dass man in der Anfangsphase zu viel Energie in Positionskämpfen verschwendet. Ich werde versuchen, im richtigen Moment richtige Entscheidungen zu treffen und aktiv ins Rennen einzugreifen, um rechtzeitig Zugriff auf den Wettkampf zu haben.“ Pallitsch ist zuversichtlich, dass ihm das gelingt und dass er sich in Apeldoorn zweimal dem Publikum präsentieren kann.

Die Hallen-Europameisterschaften 2025

Die Hallen-Europameisterschaften von Apeldoorn sind die 38. in der Geschichte der europäischen Leichtathletik und die dritten auf holländischem Boden. Die Wettkämpfe gehen im Omnisport Apeldoorn östlich von Amsterdam über die Bühne. Die Halle wurde mit einer brandneuen Wettkampfbahn ausgerüstet, wobei über die bestehende eine neue Deckschicht gezogen wurde.

In der Halle finden rund 5.000 Zuschauerinnen Platz. 606 Sportlerinnen aus 45 Nationalverbänden kämpfen in 27 Disziplinen um Gold, Silber und Bronze. OK-Chefin ist die ehemalige niederländische Top-Leichtathletin Dafne Schippers.

Zitterpartie mit Happy End

Die zweite österreichische Läuferin im siebenköpfigen Team des Österreichischen Leichtathletik-Verbandes (ÖLV) ist Caroline Bredlinger (LT Bgld Eisenstadt), die im 800m-Lauf der Frauen an den Start geht. Im Gegensatz zu Pallitsch hat sich die Burgenländerin nicht direkt qualifiziert, sondern ist über die Europarangliste und auch dank einiger Absagen und Verzichte doch noch ins Feld gekommen. „Ich konnte meine Freudentränen nicht unterdrücken, als es festgestanden ist“, erzählt sie im Gespräch mit RunUp.eu.

Wenige Tage zuvor dominierten bei den Österreichischen Hallenmeisterschaften Tränen der Enttäuschung. In einem beispiellosen Frontrun griff Bredlinger bei der letzten Gelegenheit das Direktlimit von 2:02,00 Minuten, nur knapp über ihrer Bestleistung, an und verfehlte die Sehnsuchtsmarke um lediglich 0,11 Sekunden. „Wäre ich nur zwölf Hundertstelsekunden schneller gelaufen, wäre ich wahrscheinlich sehr zufrieden gewesen. Aber so überwog in der Leistungsbetrachtung das Bittere“, schilderte sie. Gott sei Dank kostete sie dieser Wimpernschlag letztendlich nicht den anvisierten Saison-Höhepunkt.

Das ÖLV-Team tritt in Apeldoorn erstmals im neuen Nationaldress des neuen Ausrüstungspartners PUMA an.

„Ich hab mehr drauf“

Die Hallensaison 2025 war für Bredlinger keine so geschmeidige wie etwa jene im Vorjahr. „Grundsätzlich war ich mit keinem Wettkampf zufrieden, weil ich bei keiner Gelegenheit zeigen konnte, was ich drauf habe. Entweder ich bin selbst nicht schlau gelaufen oder ich wurde in Positionskämpfen im falschen Moment behindert oder der Rennverlauf war generell suboptimal“, blickt die 23-Jährige auf die vergangenen Wochen und Monate zurück. Sie weiß, dass sie mehr drauf hat, als die Statistik es verrät. „Auch wenn es die Ergebnisse nicht zeigen: Mein Niveau ist besser als im letzten Jahr. Ich bin immerhin zweimal 2:02er Zeiten gelaufen und bei beiden Gelegenheiten wusste ich, es geht noch mehr. Insbesondere in der Phase zwischen 400 und 600 Meter habe ich mich weiterentwickelt, da agiere ich jetzt mutiger als früher.“

Auch ihre Trainerin und Mutter Ursula, früher ebenfalls aktive Läuferin (u.a. Sieg beim Salzburg Marathon 2009), schildert gegenüber dem ÖLV die Fortschritte, die ihre Tochter in den letzten Monaten gemacht hat. „Caroline ist sehr gut drauf und ich bin überzeugt, dass sie noch mehr kann als die 2:02,11 in Linz. Bei einem optimalen Rennverlauf ist vielleicht das Semifinale drin.“

© ÖLV / @wolf.amri

Außenseiterrolle im Feld

Zuletzt lief Bredlinger bei den Hallen-Balkanmeisterschaften und bei den Hallen-Staatsmeisterschaften jeweils in der Rolle der klaren Favoritin. Das wird im Vorlauf über 800m in Apeldoorn gänzlich anders sein. In der nach Saisonbestleistungen gereihten Entry List liegt die Österreicherin auf Platz 18 der 30 Startberechtigten und damit deutlich besser als in der für die Qualifikation entscheidenden Reihung der „Road to Apeldoorn“. Dennoch ergibt sich daraus eine Außenseiterrolle. „Mir ist bewusst, dass ich fast nichts zu verlieren habe. Wenn ich es ins Halbfinale schaffe, ist das super. Wenn nicht, auf keinen Fall die totale Enttäuschung.“ Daher wolle sie möglichst unbekümmert und ohne Nervosität in den wichtigsten Wettkampf ihrer bisherigen Karriere gehen.

Das Programm der Laufentscheidungen

  • Donnerstag, ab 19:10 Uhr – 1.500m-Vorläufe der Frauen
  • Donnerstag, ab 19:55 Uhr – 1.500m-Vorläufe der Männer
  •  

  • Freitag, ab 10:15 Uhr – 800m-Vorläufe der Frauen
  • Freitag, ab 11:05 Uhr – 800m-Vorläufe der Männer
  • Freitag, 21:00 Uhr – 1.500m-Finale der Frauen
  • Freitag, 21:15 Uhr – 1.500m-Finale der Männer
  •  

  • Samstag, ab 10:20 Uhr – 3.000m-Vorläufe der Frauen
  • Samstag, ab 12:45 Uhr – 3.000m-Vorläufe der Männer
  • Samstag, ab 19:53 Uhr – 800m-Halbfinalläufe der Frauen
  • Samstag, ab 20:13 Uhr – 800m-Halbfinalläufe der Männer
  •  

  • Sonntag, 16:33 Uhr – 800m-Finale der Frauen
  • Sonntag, 16:50 Uhr – 3.000m-Finale der Männer
  • Sonntag, 17:27 Uhr – 800m-Finale der Männer
  • Sonntag, 17:36 Uhr – 3.000m-Finale der Frauen

Ingebrigtsen greift nach Rekord

Insgesamt sechs Laufdisziplinen stehen auf dem Programm, zwei Drittel davon ohne österreichische Beteiligung. Laufstar der Titelkämpfe ist der Norweger Jakob Ingebrigtsen, der nach nur einem Hallenrennen in dieser Saison, bei dem er einen neuen Meilen-Hallen-Weltrekord aufgestellt hat und auf dem Weg dorthin auch seinen eigenen 1.500m-Hallen-Weltrekord verbesserte, nach zwei Titel greift. Bereits 2021 in Torun und 2023 in Istanbul triumphierte der Skandinavier sowohl im 1.500m- als auch im 3.000m-Lauf, dazu kommt der Titel im 3.000m-Lauf von Glasgow 2019.

Ingebrigtsen ist im 1.500m-Lauf klar favorisiert, dasselbe gilt für den 3.000m-Lauf, wo er im Sommer outdoor einen Fabel-Weltrekord gelaufen ist. Gewinnt er beide Rennen, würde er den sowjetischen Sprinter Valeriy Borzov einholen, der mit sieben Hallen-EM-Titel Rekordträger ist – allerdings aus einer Zeit, als die Hallen-Europameisterschaften jährlich ausgetragen wurden. Auf der Mittelstrecke sind der Franzose Azzedine Habz und der Portugiese Isaac Nader ihm in dieser Saison bisher am nächsten gekommen, im 3.000m-Lauf der Brite George Mills mit einem fantastischen britischen Hallenrekord von 7:27,92 Minuten.

Die Augen der holländischen Fans werden auf Niels Laros gerichtet sein. Das 19-jährige Supertalent startet nur im 3.000m-Lauf, wo er in einem starken Feld zu den Medaillenkandidaten gehört. Nicht nur aufgrund des Aufeinandertreffens von Ingebrigtsen und Laros, sondern aufgrund der Gesamtqualität im Feld könnte der 3.000m-Lauf der Männer eines der Highlights der vier Tage in Apeldoorn werden.

Hodgkinson fehlt verletzt

Obwohl der Spanier Elvin Josué Canales die Entry List anführt, ist wohl der Belgier Eliott Crestan der Favorit im 800m-Lauf der Männer. Seine bisherigen Saisonleistungen waren durchgehend und konstant top. Im 800m-Lauf der Frauen mit Bredlinger haben die Schweizerin Audrey Werro und Lore Hoffmann sowie die Deutsche Majtie Kolberg gute Medaillenchancen. Der Topstar dieser Disziplin, Keely Hodgkinson fehlt nach ihrer Oberschenkelverletzung und musste damit ihrem Wunsch, als erste Athletin dreimal hintereinander Hallen-Europameisterin im 800m-Lauf zu werden, aufgeben. Ihre Landsfrau Jemma Reekie, im Vorjahr Hallen-WM-Medaillengewinnerin, hat ihre Hallensaison bereits abgebrochen.

Im 1.500m-Lauf der Frauen ist Olympia-Bronzemedaillengewinnerin Georgia Hunter-Bell, Trainingspartnerin von Hodgkinson in der Gruppe um Coach Trevor Painter und Jennifer Meadows, die Favoritin. Im 3.000m-Lauf führen die Britin Melissa Courntey-Bryant, die Irin Sarah Healy und Lokalmatadorin Maureen Koster das starke Feld an.

Autor: Thomas Kofler
Bilder:
© ÖLV / @wolf.amri

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