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René auf Reisen online: Licht und Schatten im hohen Norden
Vier Tage lang blickte die europäische Leichtathletik gespannt nach Gävle. Gävle ist zweifelsohne eine schöne Stadt, aber leider zu klein, um so viele Athleten, Pressevertreter und Leichtathletik-Fans unterzubringen. Die österreichische Mannschaft beispielsweise war nicht am Austragungsort untergebracht, sondern eine halbe…
Vier Tage lang blickte die europäische Leichtathletik gespannt nach Gävle. Gävle ist zweifelsohne eine schöne Stadt, aber leider zu klein, um so viele Athleten, Pressevertreter und Leichtathletik-Fans unterzubringen. Die österreichische Mannschaft beispielsweise war nicht am Austragungsort untergebracht, sondern eine halbe Stunde außerhalb. Das finde ich sehr schade. Auch, weil damit der Kontakt zu Athletinnen und Athleten aus anderen Nationen eingedämmt ist.
Gävle: ein Geheimtipp auch während der U23-EM
Leider fand die U23-EM 2019 gefühlt unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das kleine Stadion war nur am Wochenende gut ausgelastet. Wenn man aber die Athleten vor Ort, ihre Familien und den Betreuerstab der Verbände abzieht, bleiben wenige Zuschauer übrig. Die Organisatoren und Volunteers waren sehr bemüht und sehr freundlich. Ich denke, für viele ausländische Leichtathletik-Fans war die Reise in eine Kleinstadt rund 170 Kilometer nördlich von Stockholm nicht so günstig. Dass das Wetter wechselhaft war, hat sicherlich auch nicht geholfen.
Erfolge in der Jugend
Die Europameisterschaften der Altersklasse U23 sind als letzter Schritt in Richtung große internationale Meisterschaften wie Europameisterschaften der Allgemeinen Klasse oder sogar Weltmeisterschaften und Olympische Spiele intendiert. Der ÖLV sendete stets Athletinnen und Athleten zu Junioren- und Jugend-Europameisterschaften bzw. Weltmeisterschaften dieser Nachwuchsklassen (Ausnahme die Jugend-WM 2017 in Nairobi, Anm.). Dabei erwies sich der Verband oft sehr großzügig, nicht nur, was die Entsendung der Sportler, sondern auch deren Heimtrainer betrifft. Wie gut diese Entscheidungen waren, zeigt die Tatsache, dass unsere besten Athleten der Jetztzeit Verena Preiner, Ivona Dadic, Sarah Lagger und Lukas Weißhaidinger bei diesen internationalen Nachwuchsmeisterschaften nicht nur Erfolg hatten, sondern wichtige Erfahrungen für ihre Karrieren gemacht haben.
Start in den Ernst des Sportlerlebens
Ich sehe allerdings einen deutlichen Unterschied zwischen internationalen Meisterschaften der Altersklassen U18 oder U20 und der U23-Europameisterschaften. Denn bei der U23-EM wird es leistungstechnisch ernst, das Niveau war auch hier in Gävle hoch. Mit Sarah Lagger (TGW Zehnkampf Union), Karin Strametz (SU Kärcher Leibnitz), Dominik Hufnagl (SVS Leichtathletik) und Philipp Kronsteiner (TGW Zehnkampf Union) waren erfahrene Kräfte im Team. Die Siebenkämpferin erzielte mit dem fünften Platz das beste Ergebnis und bleibt das Aushängeschild der Garde der österreichischen Nachwuchs-Leichtathleten. Die anderen Genannten konnten, aus welchen Gründen auch immer, ihr Potenzial in Gävle leider nicht voll abrufen. Leider hatten nicht alle nominierten ÖLV-Athleten das Niveau, das für eine U23-EM notwendig wäre. Die Rückstände von Katharina Pesendorfer (SVS Leichtathletik) und Ylva Traxler (ULC Riverside Mödling) im 3.000m-Hindernis-Finale bzw. im 5.000m-Lauf waren sehr groß. Als Rechtfertigung sei erwähnt, dass die beiden US-Studentinnen in Übersee eine lange Wettkampfsaison hinter sich hatten. Aber solche Rennen sind demotivierend für alle Beteiligten und nicht zuletzt für die Sportlerinnen selbst. Die Staffel-Teams konnten zwar auch nicht mit den Besten mithalten, ihren Auftritt in Gävle halte ich jedoch für die Zukunft der Sprinter wichtig.
Drei Zweifach-Goldmedaillengewinner
Sehr überzeugend war in Gävle das Niveau auf den Lauf-Distanzen. Trotz des dichten Wettkampfprogramms gewannen Jimmy Gressier (10.000m/5.000m), Anna Emilie Möller (5.000m/3.000m-Hindernislauf) und Jemma Reekie (800m/1.500m) jeweils zwei Goldmedaillen. Vor allen Dingen bei den Frauen gab es großartige Leistungen zu bewundern, dazu zählt auch der beeindruckende Erfolg von Alina Reh im 10.000m-Lauf. Über die halbe Distanz musste sie sich der Dänin geschlagen geben.
Deutschland erfolgreichste Nation
Überhaupt verliefen die Titelkämpfe für Deutschland traumhaft. Der DLV belegte sowohl im Medaillenspiegel als auch im Placing Table, in dem jede Top-Acht-Platzierung Punkte bringt, den Spitzenplatz. Dahinter platzierten sich die anderen großen Leichtathletik-Nationen des Kontinenten Polen, Frankreich und Großbritannien. Beachtlich ist der fünfte Platz der Schweiz im Medaillenspiegel, den drei Goldmedaillen sei Dank. Österreich blieb leider ohne Medaille, Laggers fünfter Platz brachte vier Punkte für den Placing Table.
Auf in den Süden
Abschließend möchte ich betonen, wie gut die Stimmung in der österreichischen Mannschaft in den Tagen von Gävle war. Diese Eindrücke nehme ich nun mit auf meine heutige Reise nach Boras, das rund 400 Kilometer Luftlinie, aber knapp 600 Fahrtkilometer südwestlich von Gävle liegt. Ganz in der Nähe von Boras liegt mit Göteborg eine echte schwedische Leichtathletik-Hochburg. 2006 fanden dort die Europameisterschaften statt, 1995 die Weltmeisterschaften. Und ich freue mich natürlich auch auf die nächsten U23-Europameisterschaften, die in zwei Jahren in Bergen in Norwegen stattfinden. Dann wird ein gewisser Jakob Ingebrigtsen vor heimischem Publikum am Start sein.
Placing Table der U23-EM 2019 1. Deutschland 218 Punkte
2. Frankreich 162,5 Punkte
3. Großbritannien 147 Punkte
4. Polen 129 Punkte
5. Spanien 103,5 Punkte
6. Italien 95 Punkte
7. Weißrussland 72 Punkte
8. Schweden 56,5 Punkte
9. Türkei 50 Punkte
10. Niederlande 48 Punkte
…
12. Schweiz 42 Punkte 35. Österreich 4 Punkte
Medaillenspiegel der Laufentscheidungen bei der U23-EM
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