Zwei Crosslauf-Großereignisse sind in diesem Winter meine wichtigsten Destinationen: die EM im Dezember in Italien und die WM im März in Kampala, der Hauptstadt Ugandas. Es sind meine 27. Weltmeisterschaften in dieser wundervollen Laufdisziplin.
Cross rockt!
Die herausragende Bedeutung des Crosslaufs für Mittel- und Langstreckenläufer liegt in seiner Geschichte und seinem Charakter. Er zeichnet sich durch das Laufen auf unebenem Gelände und wechselnden Verhältnissen aus und bietet die optimale Schulung von Tempohärte und Willensstärke. Von dieser Basisarbeit profitieren Läuferinnen und Läufer die gesamte folgende Wettkampfsaison. Leider wird er immer häufiger von finanziell kräftigeren Straßenläufen im Winter bedroht.
Einer der größten Befürworter des Crosslaufs ist IAAF-Präsident Sebastian Coe. Zeit seiner Karriere schätzte der zweifache Olympiasieger den Crosslauf als wichtigen Teil seiner Jahresplanung. Nun verlieh der Brite einer eingerosteten Diskussion wieder Dynamik und schlug das Olympia-Comeback des Crosslaufs vor – bei Olympischen Winterspielen.
Der Crosslauf wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in Großbritannien an Schulen praktiziert. Noch heute ist er im Königreich fixer Bestandteil des Sportunterrichts. Dreimal zählte der Crosslauf zum Olympischen Programm (1912, 1920 und 1924), ehe er nach der Hitzeschlacht von Paris gestrichen wurde. 1973 entstanden aus dem ehemaligen Wettbewerb „Cross der Nationen“ die Crosslauf-Weltmeisterschaften.
Anfangs waren die Crosslauf-WM eine Domäne der Europäer. Doch als die Afrikaner den internationalen Laufsport eroberten, dominierten sie auch diese Disziplin und ließen den Europäern keine Chance. Deren Motivation an Weltmeisterschaften teilzunehmen, sank dramatisch. Daher installierte European Athletics 1994 die jährlich stattfindenden Crosslauf-EM. Hier sollten sich europäische Läufer unter Erfolgsaussichten miteinander messen.
Während einige südeuropäische Nationen und die Briten dem Crosslauf immer treu geblieben sind, weist Mitteleuropa keine große Tradition nach. In Deutschland ist man bemüht und feierte zuletzt zwei Junioren-EM-Titel durch Lauftalent Konstanze Klosterhalfen. Dasselbe gilt für die Schweiz, die 2003 die WM austrug. Der größte Erfolg Österreichs bei Weltmeisterschaften liegt durch einen vierten Platz von Dietmar Millonig bereits 42 Jahre zurück. Günther Weidlinger, der den Crosslauf als wichtigste Disziplin seiner Karriere bezeichnet, gewann Junioren-EM-Gold und verpasste 2002 eine EM-Medaille knapp.
Obwohl der Crosslauf ein wichtiger Teil der Leichtathletik bleibt, sind die dramatisch sinkenden Teilnehmerzahlen an Weltmeisterschaften eine Bedrohung für diese Disziplin. Es wäre schön, wenn bereits die Weltmeisterschaften in Kampala eine Trendwende einleiten.
Autor: René van Zee
Bilder: © SIP / René van Zee
René ist auch der kommende Ausgabe des RunUp wieder auf Reisen!
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