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Rio 2016: 10.000m-Lauf der Herren, Vorschau: Kenianer offensiv gegen Farah
Die Liste der zweifachen Olympiasieger im 10.000m-Lauf liest sich wie ein „Who is Who“ des Laufsports: Die finnische Legende Paavo Nurmi (1920 und 1928), die tschechische Lokomotive Emil Zatopek (1948 und 1952), der unvergessene Finne Lasse Viren (1972 und 1976)…
Leicht ist die Zeit für Farah wahrlich nicht. Zwar brachte die angebliche Verbindung zu Starcoach Jama Aden, der in Spanien bei einer Dopingrazzia kurzzeitig inhaftiert wurde, keine derartig konkreten Doping-Anschuldigungen wie jene gegen seinen Vertrauenscoach Alberto Salazar im vergangenen Jahr, die er gemeinsam mit dem Amerikaner mühsam abwehren konnte. Auf diese lästigen Störgeräusche hätte er aber gut und gerne verzichten können. Ein historisches Ereignis in seinem Heimatland hat ihn aber mehr aufgebracht. Die Entscheidung für einen Austritt der EU hat ihn in einen Schockzustand versetzt. Farah ist für viele Briten ein Vorbild, seine Meinung zählt, auch in Bereichen, die nicht mit dem Sport zu tun haben. Der Star hat im Gegensatz zu Millionen Landsleuten nicht gewählt, weil er in den französischen Pyrenäen trainierte, er hätte klar für einen EU-Verbleib gestimmt. Führende Politiker, die ihm die emotionalen Höhepunkte bei den Olympischen Spielen 2012 ermöglicht hatten, machten Werbung für den Brexit – eine Art Gewissenskonflikt für den Sportstar, der in solchen Situationen Diplomatie in die Aussagen fließen lässt.
Natürlich haben sich nicht nur die Kenianer Gedanken gemacht, wie Mo Farah schlagbar wird, sondern auch Experten. Die große Stärke des Briten ist seine Lockerheit: Während seine Konkurrenz verbissen nach Möglichkeiten sucht, ihn zu gefährden, geht er mit klaren Kopf, viel Selbstbewusstsein und einer gewissen Portion Lockerheit ins Rennen. Auch weil seine Schlussphase unantastbar ist und er sich darauf verlassen kann. Daher erfolgt der Umkehrschluss: Wer Farah schlagen will, muss Mut zum Risiko zeigen und in der Frühphase attackieren. Denn wenn der große Farah eine winzige Schwäche hat, ist es jene, dass er keine absoluten Weltklassezeiten laufen kann. Aber wer kann das sonst in diesem Feld? Und wer geht dieses Risiko ein, in einem Wettkampf, der nur alle vier Jahre wiederkehrt und die größte Bedeutung im Sport genießt? Denn Risiko bedeutet auch eine große Gefahr des totalen Scheiterns. Und wer will mit leeren Händen da stehen, besonders, wenn es neben Farah noch zwei weitere Plätze am Stockerl zu vergeben gibt?
Jugend forscht
Wer über Olympische Entscheidungen im 10.000m-Lauf spricht, muss sich mit den Äthiopiern beschäftigen. Vier Goldmedaille bei den letzten fünf Olympischen Spielen sind eine unheimliche Erfolgsbilanz. Das Aufgebot der Äthiopier in Rio ist höchst interessant, weil keine großen Namen am Start sind. Die „No Names“ sind jung und unbekümmert und haben den Vorteil der Unberechenbarkeit. Nach dem Abtreten der großen Idole Gebrselassie und Bekele entstand ein leerer Raum und die lukrativen Straßenrennen zog viele äthiopische Lauftalente aus rein wirtschaftlichen Gründen von der Bahn weg. In diese Lücke ist nun ein junger Mann gestoßen, der vor vier Jahren bereits Junioren-Weltmeister geworden ist und viel Talent mitbringt: Yigrem Demelash ist äthiopischer Meister und in dieser Saison schneller gelaufen als Mo Farah. Doch die drei Äthiopier sind lediglich Außenseiter im Rennen, das gilt für Tamirat Tola und Ababi Hadis erst recht.
Große Fragezeichen hinter Rupp
Mit dabei ist auch der Olympia-Silbermedaillengewinner von London, Galen Rupp. Der US-Amerikaner hat sich in erster Linie aber für den Marathon qualifiziert, bei den US-Trials versuchte er sich dann auch über 10.000m und holte den Titel. Damit stehen aber Fragezeichen hinter der Leistungsfähigkeit des US-Amerikaners auf der Bahn, nachdem er im Herbst und Winter extrem viel Marathon-Ausdauer trainierte. Zuletzt übte 30-Jährige gemeinsam mit 1.500m-Läufer Matthew Centrowitz in Portland Intervalle, um an seiner Grundschnelligkeit zu schrauben, und hatte großen Spaß daran. „Ich habe eine Woche Regeneration und ein Doppelstart ist nun wirklich nichts Neues für mich“, zeigt sich der Amerikaner zuversichtlich, wollte sich aber nicht in die Karten blicken lassen, was den ersten Bewerb betrifft.
34 Läufer haben gemeldet, darunter befinden sich sechs Europäer. Was aber für ein Olympisches Finale bedenklich ist, ist die Anzahl der europäischen Nationen. Neben drei Briten ist der Belgier Bashir Abdi dabei und dazu noch die beiden kenianischen Türken Polat Kemboi Arikan, ein zweifacher Europameister, und Ali Kaya. Olympische Spiele 2016 in Rio de Janeiro
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